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Dresdner Journal : 15.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-15
- Monat1887-10
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 15.10.1887
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LIM«'» ^sac^/oi-««,' L»»»or«: 0. s«^»t«aar, L»u« ». t.: <s Laret W 0» t LSvisl Nrp«1itioQ ü«, l>r»»<1o«r 4<mra»l», l)r««1«L, LHrio^«r»tr. »0. r«n»,pr»vtl : Nr. 1^» In Schwerpunkt der parlamentarischen Mehrheit nach chen Konflikt das Schicksal des Ministerium- wieder Paris, 14. Oktober, abends. (W. T. B.) der heutigen Sitzung der Budgetkommisfion kon Uicktamtliltm Leit. HeleszvctpZiscHe WacHvichten. statierte der Berichte, statter Cavaignac, daß im letztvergangenen Dezember und Januar der da- malige Krieg-Minister Boulanger eine Ausgabe von 8 Millionen für die Bekleidung der Reserve der Territorialarmee angeordnet habe, die ohne Geuehmigung der Kammer erfolgt und deshalb ungesetzlich sei. — In der Hochschule für Medizin kam es heute wegen Zulassung einer Dame zur Prüfung zu einem tvmultuarischen Zwischenfall Die Studierenden protestierten unter Schreien und Pfeifen und unter dem Rufe: „VS lebe Boulanger" (?!) gegen die Zulassung der Dame, so daß die Prüfung auSgesetzt werden mußte. Clermont-Ferrand, 15. Oktober. (Tel. d Dresdn. Journ.) Boulanger trat gestern die über ihn verhängte Arreststrafe an. Amtlicher Teil. Dresden, 15. Oktober. Se Majestät der König sind heute s üh von Wien in der König!. Villa zu Strehlen eingetroffen rechts zu verschieben. Die- heuchlerische und schielende Verfahren, erklärt er, sei von d,m Lande im Laufe der Kammerferien so entschieden gemißbilligt worden, daß von seiner Fortsetzung nicht die Rede sein könne. Er will also die Rückkehr zu jener republikanischen Konzen» trierung, welche ihm bekanntlich schlecht genug gelungen. Ferry sprach in Saint-Diö die Überzeugung au-, daß eine neue Kabinettskrise die Auflösung der Kammer zur Folge haben werde; Goblet schmeichelt sich mit dem Gedanken, es lasse sich ein Ministerium bilden, welche- im stände sei, die ganze republikanische Partei um sich zu scharen. Er gesteht freilich, daß zu diesem Be- Huse eine Kleinigkeit erforderlich: die Kammer müßte vollständig ihre Gewohnheiten ändern, und die ver schiedenen republikanischen Gruppen hätten sich in eine Disziplin zu fügen, von welcher sie bisher nichts wissen wollten. Dies Thema gab Gobet zu einigen hübschen, wenn auch nicht ganz originellen Varia tionen Anlaß. Rouvier- Gegner spenden der Goblet'schen Rede großen Beifall, aber letztere würde höheren Wert haben, wenn sich in ihr eine Andeutung dafür fände, daß jenes kleine Erfordernis heute leichter al- vor drei Monaten zu erfüllen wäre. In der That, eS reduziert sich alles auf diese Frage: Ist noch zu hoffen, daß die Radikalen und die Gemäßigten unter dem Eindruck der Ereignisse, die sich seit den letzten allge meinen Wahlen und besonders in diesem Jahre abge spielt haben, einander die Hände reichen werden? Ferry sag': Nein, Goblet sagt: Ja; man hat nur die Augen zu öffnen, um zu sehen, daß die absolute Wahrscheinlichkeit für Ferrys Ansicht ist. Unleugbar war das Manifest des Grafen v. Paris danach ange- than, die Versöhnung unter Republikanern zu er leichtern, unleugbar auch machten nach seinem Erscheinen die Gemäßigten Miene, sich den Ra dikalen wieder zu nähern; aber diese nahmen den Versuch mit verschärften Angriffen nicht nur gegen das Ministerium, sondern auch gegen alle die jenigen, die sich „opportunistischer" Tendenzen schuldig machen, auf. Die Elömenceausche Presse legte deut licher als jemals die Anmaßung an den Tag, die Re gierung für ihre eigene Partei zu konfiszieren, und sie weigerte sich, ein Jota von ihrem Programm der sogenannten Reformen, die Goblet selber für „gegen wärtig unausführbar" hält, aufzugeben. Die gegen seitige Erbitterung hat daraufhin eher zugenommen, und sie kommt zur Stunde in den Erörterungen über den Eaffarelschen Skandal in wahrhaft erbaulicher Weise zum Ausdruck. Frau Limousin-kann sich rüh men, von ihren anderen intelligenten Leistungen ab gesehen, die eine Hälfte der republikanischen Partei gegen die andere gehetzt zu haben. Die Intransigen ten sind nicht weit mehr davon entfernt, den armen Caffarel als das Opfer einer schimpflichen ministeriellen und opportunistischen Jntrigue zu bedauern. Sie sagen es laut: „Diesen Skandal haben Ferron und Rouvier absichtlich hervorgerufen, um Boulanger und dessen Freunden zu schaden und so ihre eigene Stel lung zu verbessern. Aber wir rächen uns. Ah, ihr wollt unserem Boulanger und unserem Thibaudin eins anhängen? nun, so schlagen wir aus eure Freunde los und ziehen euren Präsidenten Grevy selber durch seinen Schwiegersohn Wilson in den Skandal hineinI Das Ministerium wird dann sehen, ob eS sich zu sei nem schlauen Streiche zu beglückwünschen hat"'... Das alles sieht, wie jman gestehen muß, wenig nach Versöhnung im republikanischen Lager aus, nach jener Eintracht, von welcher Goblet schön geredet hat: und diese Zänkereien können nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung der parlamentarischen Situation bleiben. Die monarchistische Rechte sieht dem erquicklichen Schauspiel schadenfroh zu; wird doch durch einen sol- Dretden. 15. Oktober. Die Aussichten und Gefahren für das französische Ministerium. Wir haben schon früher in einer längeren Be- trachtung darauf hingewiesen, daß die Zukunft de» KabinettS von Frankreich gerade in keinem rosigen Lichte erscheint und nach verschiedenen Seiten hin ernsie Parieikämpfe in Aussicht stellt. Seitdem ist Unerwartete» geschehen, bewegte Tage sind eingetreten und wenn auch die dunklen Schatten derselben nicht unmittelbar auf da- Ministerium fallen, so ist doch dadurch eine allgemeine Erregung der Gemüter ent standen, welche, wie jede Verstimmung, die Wirkung der kommenden Stürme verstärken wird. In Bezug auf die Beleuchtung dieser inneren Lage, die als eine an sich rein politische von den neuesten persönlichen Vorgängen beeinflußt wird, schließen wir unS im folgenden einer Darlegung an, welche die „H. N." aus Paris soeben erhalten. Nach den Reden, in welchen Ferry die Beschwich tigungspolitik des Rouvierschen Kabinetts in der ihm eigenen streitbaren Manier, d. h. durch scharse Aus fälle gegen den Radikalismus zu verteidigen suchte, läßt sich nun Goblet, Rouviers Vorgänger, in anderem Sinne über diese Politik vernehmen. In einer Rede, welche er vorgestern zu Woincourt gehalten, tritt Goblet nicht gerade als Feind des Ministeriums auf; er spricht vielmehr den Wunsch aus, dasselbe möge fortöauern, um die hochwichtige Aufgabe, die eS frei willig unternommen, die Herstellung eines wirklichen Gleichgewichts im Budget, zu erfüllen. Gleichwohl zielt seine Darstellung der Lage darauf ab, den Glau ben zu erwecken, daß Rouvier die Schwierigkeiten, die ihn in der bevorstehenden Session bedrohen, nicht überwinden werde. Goblet verurteilt das Bestreben, durch eine versöhnliche Haltung den Monarchisten gegenüber, durch eine Bekämpfung der Radikalen den Feuilleton. Der Komödianten-Ratz. Wine Grfchichte au» den bayerischen Bergen. Bon Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) Kuni erzählte jetzt dem Alten auch noch, daß der Tannensepp den Vitus vor einiger Zeit auf dem Kühzagel in Gesellschaft einiger verdächtiger Männer getroffen hatte und der alte Mann erschrak förmlich bei dieser Mitteilung und versank in tiefes Nachsinnen. Lange konnte er sich aber mit seinen unbehaglichen Gedanken nicht beschäftigen; denn er mußte wieder hinaus auf die Bühne, um für den nächsten Akt die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Nach einer ziemlichen Pause, die von den Musikan ten mit allerlei Tänzen und Märschen auSgefüllt wurde, hob sich der Vorhang wieder. ES zeigte sich den Augen der Zuschauer ein freier Waldplatz, auf dem die Wildschützenbande ihr Lager aufgeschlagen hatte. Nachdem die Raubschützen eine Zeit lang mit einander disputiert hatten, erschien plötzlich der Klein- häusler Röthling mitten unter der Schar und stellte ihr seinen Begleiter, der kein anderer, als Hiesel war, vor. Derselbe wurde mit Freudengeschrei empfangen und man schlug ihm, nachdem er eine Er- frifchung genossen, vor, sich der Bande anzuschließen. Hiesel weigerte sich, da er, wie er sagte, wieder ein rechtschaffener Mensch werden wolle. Röthling lachte saut auf und rief mit eigentümlicher Betonung: „Ein rechtschaffener Mensch? Hahaha! Probier's nurl Ich hab's auch probieren wollen, aber kein Mensch hat mir 'glauvt und alle haben's mich auf die Seiten gestoßen, wie einen Aussätzigen ." Vitu» sprach diese Worte mit so bitterem Hohne und schmerz- verzerrtem Gesicht, daß ihn viele von den Mitspielen den verwundert und befremdet anblickten. Al- dann in der nächsten Scene Gundel, die treue Pflegerin HieselS, erklärte, daß sie den Hauptmann nicht wieder verlassen wolle und Röthling sie hierauf in eifersüch tiger Wut mit Gewalt fortreißen wollte, erzählte Gundel flüsternd dem Hauptmann die Verbrechen Röth ling». Dieser aber rief in immer heftiger werdender Wut: „Was soll das heimliche Wispern? Gundel, laß' den Verdacht net in mir auskommen, der schon in mir aufg'stieg'n iS, wie Du den Hiesel gar so auf merksam 'pflegt und betraut hast — laß' ihn net auf kommen — ich rat' Dir'S! Du kennst mich noch net!" Vitus sprach die letzten Worte mit so drohendem Tone und heftete seine Augen mit so unheimlichem Aus drucke auf die beiden, daß Kuni erbebte und selbst den mutigen Sepp ein Schauer überlief. Jetzt kam die Scene, in der Röthling von den Wildschützen mißhan delt und fortgejagt wird; Röthling-Vitu- hob zum letzten Male drohend die Faust gegen die beiden und n>s mit heiserer und seltsam klingender Stimme: „Wart', wir kommen schon noch zusammen und Ihr sollt dann an mich denken!" Diese aufregende Scene hatte auch ihre Wirkung auf da» Publikum nicht verfehlt. Auf dem ersten Platze sagte ein behäbiger Bauer leise zu seinem Rach- bar. während er ihm eine Prift bot: ,Hätt' meiner Lebtag' net glaubt, daß der Vitu» seine Sach' so ganz in ihre Hand gegeben. Will sie sich sofort mit der Elsmenceauschen Gruppe gegen Rouvier vereinen? Aus diese Frage wäre noch schwer eine bestimmte Ant wort zu geben Einen Augenblick schien Cassagnac, den man als den Wortsührer der Partei betrachten kann, nicht übel geneigt, dem Kabinett ohne Verzug den Krieg zu erNären. Er beklagte sich darüber, daß seine Freunde für die Nachsicht, die sie der Rouvier schen Regierung gezeigt, nicht im geringsten belohnt worden seien: daß im Gegenteil die Politik der Ver folgung und Verweltlichung in der Provinz fortgesetzt worden, daß bei den Wahlen die monarchistischen Kan didaten von den Beamten nach wie vor grimmig be kämpft werden u. s. w. Seither indessen hat Cassagnac wieder einen gelinderen Ton angeschlagen, und über haupt behandeln jetzt die monarchistischen Organe das Kabinett nicht mit auffallender Feindseligkeit, so daß sich erwarten läßt, die Rechte werde vorläufig nicht da» Feuer gegen Rouvier eröffnen. Sie will offen bar für den Au-bruch einer Krise nicht die Verant wortlichkeit übernehmen Viel ist jedoch für Rouvier damit nicht gewonnen, denn ein Teil der gemäßigten Republikaner wird ihn antreiben, offen gegen die Rechte zu agieren und so selber den Bruch mit den Monarchisten und Koalition mit den Radikalen her- beizusühren. Die Session kündigt sich demnach recht ungünstig an Inmitten der allgemeinen Unsicherheit ersinnt man allerlei Kombinationen, welche eine Kata strophe abwehren sollen. Der alte Vorschlag einer Umgestaltung de- Kabinetts noch vor Beginn der Session ist wieder auf's Tapet gebracht worden. Frrycinet würde an die Spitze treten, Rouvier das Finanzportefeuille behalten; einige andere Minister noch würden auf ihrem Posten bleiben, namentlich Flourens, der eine so große Popularität erworben hat, daß ihm auch die Radikalen nichts mehr anzu haben wagen. Auf alle diese Gerüchte ist nicht viel zu geben; sie beweisen einstweilen nur, daß alle Welt neue parlamentarische Wirren für unvermeidlich hält. Lagesgeschichte. * Berlin, 14. Oktober. Se. Majestät der Kaiser wohnte gestern abend mit den Großherzogl. badischen Herrschaften, dem Fürsten von Hohenzollern und den Prinzen Hermann und Gustav von Sachsen-Weimar de» m dem Konversation-Haus« veranstalteten Wagner- Konzerte bei. Heute vormittag nahm Se. Majestät die regelmäßigen Vorträge entgegen, heute nachmittag unternahm Allerhöchstderselbe eine längere Spazier fahrt. Zum Diner waren der Prinz Gustav von Sachsen-Weimar, der Gesandte v. Elsendecher, die Gräfin v. Fürstenberg und Frau v. Guaita geladen. — E» verlautet, daß Se. Majestät der Kaiser am Montag, den 24. Oktober einer Einladung des Grafen Stolberg zur Jagd Folge gebend, in Wernigerode ein treffen und dort bis zum 25. abends verweilen werde. Dem Bundesrate ist eine Kaiferl. Verordnung zur Beschlußfassung zugegangen, durch welche die für das Unfallversicherungsgesetz bestehenden Vorschriften über das Verfahren vor den Schiedsgerichten, sowie die Formen des Verfahrens und den Geschäftsgang des Reichsversicherungsamtes auf das Gesetz betreffend die Unfallversicherung der in land- und forst wirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen und das Gesetz betreffend die Unfallversicherung der See leute und anderer bei der Seeschiffahrt beteiligter Personen ausgedehnt werden. Zu gleicher Zeit wer den einige Bestimmungen der diesbezüglichen Verord nung vom 5. August 188.5 einer Abänderung unter worfen. Wir heben hervor, daß die Erledigung in den Sitzungen auf wichtige oder solche Angelegenheiten beschränkt wird, für welche das Gesetz es vorschreidt, während alle einfacheren Sachen durch Dekretur der natürlich machen könnt'! Er thut g'rad' so, als ob's ihm Ernst wär' mit seiner Rederei und die Augen, die er gegen den Hiesel macht! G'rad', als ob er ihn umbringen und mit Haut und Haar verschlingen wollt'!" „Völlig zum Fürchten," bestätigte der Nachbar kopfnickend. Dann verhielt er sich wieder vollkommen unbeweglich und horchte, die Augen und den Mund weit dabei aufreißend, aufmerksam auf das, was sich weiter auf der Bühne begab. Die Vorstellung nahm ihren Verlauf, Bild folgte auf Bild und die Zuschauer nahmen den lebhaftesten Anteil an den Schicksalen HieselS und seiner Genossen. Ein neuer Akt begann. Die Bühne stellte das Innere eines Dorfwirtshauses vor, wo der dicke Mit soeben eine Tafel für eine zu erwartende Gesellschaft deckte. Röthling trat ein al- ungarischer Metzger verkleidet und sprach mit dem Wirte; bald darauf kam Gundel, die al- Hausiererin verkleidet in der Gegend umher streifte, um Nachrichten für Hiesel zu sammeln. Letz terer erscheint nach wenigen Minuten selbst und drang mit seinen Gesellen in- Wirtshaus ein. Röthling er kennt Gundel aus den ersten Blick; die Maske Rötb- lings aber ist so täuschend, daß Gundel in dem so harmlos aussehenden Menschen nicht den Todfeind HieselS zu erkennen vermag. Er beschließt, sich Gun dels zu bemächtigen und Hiesel an die Soldaten, die nach ihm fahnden, zu verraten. Hiesel küßt Gundel in Röthling» Gegenwart und letzterer bricht, durch diesen Anblick fast zur Raserei gebracht, in die Worte auS: „Da» t'seh'n! — oh! — ich könnt' —!" — Er greift nach seinem Messer, beherrscht sich aber noch zur rechten Zeit und flüstert, indem er zur Seite mit ihrer Bearbeitung beauftragten Mitglieder zu er- ledigen sind. Statt zweier Berichterstatter soll für die Sitzungen in der Regel einer genügen; dagegen sollen statt der bisher vorgeschriebenen zwei richterlichen Bei sitzer solche „in der erforderlichen Anzahl" ernannt werden. Um aber auch für vorübergehenden Bedarf, insbesondere bei außergewöhnlicher Anhäufung von Rekurse,., richterliche Beamte in ausreichender Anzahl heranziehen zu können, ohne dieselbe „für die Dauer ihres Hauptamts" anzustellen, wird der Reichskanzler zur zeitweisen Heranziehung weiterer richterlicher Kräfte ermächtigt. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Die Reise, welche der Hr. Staatsminister v. Böt ticher heute auf Einladung des Hrn Reichskanzlers nach Friedrichsruh angetreten hat, bezweckt ohne Zweifel das Einverständnis des Hrn. Reichskanzlers mit der im Reichsamt des Innern in Aussicht ge nommenen weiteren Behandlung der Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter herbeizusüh- ren. Die bis auf einzelne Ausnahmen eingegangenen durchweg sympathischen Äußerungen der Bundesregie rungen sind im Reichsamt des Innern geprüft und die ,m einzelnen geschehenen Erinnerungen, soweit an gänzlich, berücksichtigt worden. Der entsprechend modifizierte Entwurf der Grundzüge wird jedenfalls den Gegenstand der Erörterung in Friedrichsruhe bilden. Bei dieser Lage der Dinge entziehen sich die Einzelheiten des letztern selbstverständlich der Mit teilung. Das aber darf schon jetzt als sicher an genommen werden, daß die Errichtung der Alters- und Invalidenversicherung für den ganzen Umfang der arbeitenden Klassen in Aussicht genommen wird. Soweit diese von der Gesetzgebung über die Unfall versicherung nicht berücksichtigt werden, fehlt es für dieselbe an einer korporativen Organisation, an die sich u. a. die Einrichtung einer genossenschaftlichen Versicherungsanstalt anknüpfen könnte. Es wird daher, wenn der Gedanke, sofort alle Arbeiter in die Alters- und Invalidenversicherung einzubeziehen, fest gehalten wird, spätestens zugleich mit der Gesetzgebung über die Alters- und Jnvalidenversorgung die Aus füllung dieser Lücke zu erfolgen haben. Der dieser halb in der Ausarbeitung begriffene Gesetzentwurf bezieht sich daher nicht auf d,e Handwerker allein, sondern umfaßt alle jene arbeitenden Kreise, für welche bisher die Unfallversicherung reichsgesetzUch nicht angeordnet ist. Dazu zählen u. a. die nicht zu den unfallversicherungspfllchtigen Betrieben gehörigen Tagearbeiter, die Apothekerlehrlinge, Dienstboten u. a. in. Für diese wird mindestens die Möglichkeit einer ge nossenschaftlichen Organisation gesetzlich zu sichern sein. Aber nicht blos über die Sozialgesetzgebung dürsten in Friedrichsruh Bestimmungen getroffen werden. Ohne Frage wird für die gesamte bevorstehende parlamen tarische Kampagne im Reich nach der materiellen wie nach der formellen Seite, Zeit der Eröffnung rc„ die Direktive gegeben werden." Das Domkapitel hat sich von dem Fürstbischof Kopp durch eine Ad reffe verabschiedet, in welcher des Bischofs Bemühungen und Erfolge in Beilegung des Kulturkampfes in folgender Weise gedacht wird; „Wenn wir der aufreibenden Kämpfe und Mühen gedenken, denen sich Ew. Fürstbifchösliche Gnaden für das Gesamtwohl der Kirche Preußens und Deutschlands unterzogen, so wird eS ewig ein Ruhmesblatt in der Geschichte .der Kirche Fulda- bleiben, wie ihr Oberhirt, vom Heiligen Vater und dem erhabenen LandeSsürsten berufen, Urheber ward, daß Stück um Stück jene unselige Kulturkampfgesetzgebung niedergelegt wurde, welche die Kirche unseres Vaterlandes in so drückende Fesseln geschlagen hatte. Sehen wir die weiten schönen Räume unsere-Seminars wieder von Zöglingen der eigenen und selbst fremder Diözesen bevölkert — es ist das Werk Bischofs Georgi Sehen wir die Seelsorge wieder in regelmäßige Bahnen nach den kanonischen Gesetzen geleitet — es ist das Werk Bischofs Georgi Und diese besondere Begeisterung Ew. Fürstbischöslichen Gnaden für da- schleicht: „Aber nein, jetzt net! Meine Zeit kommt erst!" Später lockt er Gundel unter dem Vorwande, sie zu dem verwundeten Hiesel führen zu wollen, mit sich fort und versuchte, sie an einem einsamen Orte zu umarmen. Gundel wehrt sich verzweifelt und außer sich vor Wut und Grimm stößt er ihr sein Messer in die Brust. Kurze Zeit darauf, nachdem der Vorhang über diesem Bilde gefallen, schlich sich Vitus in die Gar derobe, um sich seiner Maske zu entledigen, denn feine Rolle war zu Ende. Während er sich wieder in seine gewöhnlichen Kleider warf, trat der alte Natz in die Garderobe, legte ein größeres Geldstück vor den Burschen hin und sagte mit ernstem Gesicht: „Da hast Dein Spielgeld, Vitus, damit Du gleich geh'n kannst, wenn Du Dich angezogen hast.' „Fürcht'st Dich vielleicht, ich könnt' mich noch länger da herumtreiben?" brummte Vitus. „Hätt'st keine Angst haben dürfen, ich wär' keine Minuten länger dageblieben. Ich hab' so schier gemeint, ich müßt ersticken vor Gift und Gall' während der ganzen Komödie. Das Geld da nehm' ich! Das reicht g'rad, daß ich mir ein paar Maaß Bier kaufen und meinen Zorn hinunterspülen kann!" „So?" sagte kalt der alte Natz. „Könnt'st eS auch besser anwenden, lnein' ich!" „Ich weiß schon selber, was ich zu thun hab'", brummte VituS ärgerlich, „und brauch' Deinen Rat net. Oder meinst vielleicht, weil Du heul' einen Pfarrer gespielt hast, Du hast deshalb ein Vorrecht zum Predigen?" „Das wär' sreilich eine vergebliche Müh', wenn ich Dir predigen wollt'", sagte der Alte ruhig, „dcun
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