Sächsische Dorfzeitung : 03.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189209037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18920903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18920903
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-03
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- Sächsische Dorfzeitung : 03.09.1892
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Uxped. u. Redaklum Dre»»en-Neuftavt kl. Meitzner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Tanncrftag und Eounabend früh. NhonuemeutS- Preis: »terteljährl. M. 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- »nstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS Haus erhebt dir Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. Sächsische D ocheilmS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und tandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt," für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und tosten: dielipalt.Zeile 15Psg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Inscraten- rlunahnicstellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haajenstei» L Vogler, Rudolf Mosse, G L. Taube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., S. Kohl, Ncsselsdorf u. s. w. Sonnabend, den 3. September 1892. 54. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorszeitung" für dm Monat September nehmen alle kaiserlichen Postauftatteu und Postexpeditioneu, sowie auch alle Landbrtefträgkr gegen Vorausbezahlung von 50 Pf. entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit möglich, vachgeliesert. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Beziehungen der Reichs- regierung zur Prcsse lassen augenblicklich Mel zu wünschen übrig. Weit häufiger denn früher werden über die wichtigsten Angelegenheiten Nachrichten verbreitet, deren Zuverlässigkeit nicht verbürgt ist und oft genug den be gründetsten Zweifeln unterliegt. Verschiedene Blätter gefallen sich darin, die weitgehendsten Erörterungen und Schlußfolgerungen auf einem Fundamente aufzubauen, dessen wichtigsten Bestandtheile sich hinterher häufig ge nug als falsch erweisen. Inzwischen ist aber eine hoch gradige Beunruhigung und Erregung im Volke ganz unnöthiger Weise erzeugt worden. Kaum eines der Blätter, die gegenwärtig Nachrichten über wichtige Maaß- nahmen, welche angeblich seitens der Regierung geplant sein sollen, zu veröffentlichen pflegen, kann völlige Glaub würdigkeit beanspruchen, da der Ursprung jener Mel dungen fast durchweg zu wenig erkenntlich und verbürgt ist. Das osficiöse Preßwesen hatte auch früher Aus wüchse aufzuweisen, aber über die Absichten der Re gierung wurde die Welt frühzeitiger und in authentischerer Form aufgeklärt wie heute. Dle Veröffentlichung einer so hochwichtigen Rede z. B. wie die ist, welche der Kaiser jüngst über die Militärvorlage gehalten hat, dürfte nicht der privaten Berichterstattung überlassen bleiben; die Publikation einer derartigen Rede hat unter allen Um ständen in erster Linie durch den „Reichsanzeiger" zu erfolgen. Mit unverbürgten, halbwahren Angaben wird mehr geschadet als genutzt. Viel aufregendes Gerede könnte die Regierung vermeiden, wenn sie sich entschlösse, ihre Ansichten kurz und klar auSzusprechen; aber ver gebens sucht man nach einer von maaßgebender Seite ausgehenden Kundgebung, welche den löblichen Zweck verfolgt, der Verwilderung und Ausartung der Preß erörterungen durch zuverlässige Aufklärung und Beleh. rung entgegenzuwirken. Der „Reichsanzeiger" ist seit Wochen öde und inhaltslos wie noch nie. Die Ab neigung deS leitenden Staatsmannes gegen daS osficiöse Preßwesen darf doch nicht so weit führen, daß er nun mehr ganz darauf verzichtet, sich mit der öffentlichen Meinung in Verbindung zu setzen und der politischen Diskussion rechtzeitig eine sachliche Unterlage zu geben. Sensationssucht, Effekthascherei und willkürliche, leichtfer tige Kombinationen treten in einem Theile der deutschen Presse heute drastischer denn je zu Tage und zwar all dem einfachen Grunde, weil eS an zuverlässigen In formationen fehlt. Se. Majestät der Kaiser hat beschlossen, den beab sichtigten Ausflug zur Elchjagd in der Umgegend von Goten bürg aufzugeben und ist von diesem Entschlusse der König von Schweden bereits in ttenntniß gesetzt worden. Der junge Kaiser will gerade jetzt, da dre Cholera ihren Einzug in Deutschland gehalten hat, da- Reich nicht verlassen. Die Meldung, der Kaiser beabsichtige die im nächsten Jahre in Cmkago stattfindende Weltausstellung zu be suchen, bestätigt sich nicht; der Monarch hat bislang , auch niemals eine in diesem Sinne auszulegende Aeuße. rung fallen lassen. Dagegen meldet man aus Chikago, daß unter den dortigen Deutschen Unterschriften zu einer diesbezüglichen Einladung an den deutschen Kaiser ge. sammelt werden. Auch darf man annehmen, daß Kaiser Wilhelm — so wird hierzu von Berlin aus geschrieben — persönlich gar nicht abgeneigt wäre, dieser Ein ladung Folge zu leisten. Da er aber als Privatmann nicht gut nach den Bereinigten Staaten reisen kann, so würde diese Fahrt einen politischen Charakter anneymen. ! ES erscheint jedoch ausgeschlossen, daß die verantwort- ! lichen Rathgeber des Kaisers unter solchen Umständen ' einer derartigen „Exkursion" des Monarchen zustimmen i würden. Allerdings wurden auch gegen die Reise deS > deutschen Kaiserpaares nach Konstantinopel gewichtige politische Bedenken geltend gemacht, die jedoch seitens deS letzteren keine Berücksichtigung fanden. Aber gegen eine „Amerikafahrt" des deutschen Kaisers sprechen noch weit schwerer wiegende Bedenken, über welche kaum ! hinwegzukommen sein dürfte. Anläßlich deS Auftretens der Cholera im deutschen Reiche wird — so schreibt man von amtlicher Seite aus . Berlin — vielfach die Frage aufgeworfen, ob sich nicht ! durch Einführung einer allgemeinen strengen Ueberwachung des Personen- und PostverkehreS eine Verbreitung der Seuche in wirksamer Weise verhüten lasse. Dem gegen über ist zu bemerken: Die einmalige ärztliche Unter suchung einer Person beim Besteigen oder Verlassen eines Eisenbahnwagens oder Dampfschiffes rc. kann nur höchst selten darüber Gewißheit verschaffen, ob die betreffende Person den Ansteckungsstoff in sich trägt oder nicht. Derjenige, welcher cholerakrank, aber noch reisefähig ist, wird Alles daran fetzen, dem untersuchen den Arzte sein Leiden zu verheimlichen, um nicht von seinem Reiseziele zurückgehalten zu werden. Tine Ver schleppung der Seuche ist auch weit weniger durch solche Personen zu befürchten, welche in erkennbarer Weise cholerakrank sind, als vielmehr durch solche, welche ent weder erst an einem leichten, selbst für den Arzt schwer zu erkennenden Unwohlsein leiden oder welche eben ge nesen sind, aber den übertragung-fähigen Krankheit-- keim in ihren Wäsche- und Kleidungsstücken rc. mit sich führen. Die andere Frage, ob eine DeSinsektion deS Gepäckes aller verdächtigen Reisenden Aussicht biete, die Weiterverbreitung der Krankheit zu verhüten, ist ebenfalls in verneinendem Sinne zu entscheiden. Soll die Desinfektion wirksam sein, so muß unbedingt eine Oeffnung der Gepäckstücke stattfinden und der Inhalt der Einwirkung eines deSinficirenden Agens, etwa strö menden Wasserdampfes, längere Zeit ausgesetzt werden, was eine erhebliche Beschädigung mancher Gegenstände zur Folge haben kann, ohne daß dadurch die Gewähr für eine völlige Vernichtung deS etwa vorhandenen Krankheitskeimes gegeben würde. Die gleichen Beden ken, welche gegen die Desinfektion der Gepäckstücke vorliegen, gellen auch betreffs der Post, und Fracht stücke. Die seitens der Post, und Eisenbahn behörden vorgeschriebene Art der Verpackung solcher Sendungen schließt eine Gefahr für das mit der Be förderung derselben betraute Personal im Allgemeinen auS; eine Gefahr für den Empfänger ließe sich aber nur dann mit einiger Wahrscheinlichkeit verhüten, wenn die Desinfektion des Inhaltes staatlicherfeits stattfände. Derartige Maaßnahmen sind aber bei dem Umfange, welchen der Verkehr heutzutage erreicht hat, undurch führbar; auch erscheint ein so schwerer Eingriff in die Rechte des Absenders und Empfänger- ungerechtfertigt. Die Desinfektion von Briefschaften ist aber ebenfalls unnöthlg und unzulässig, da erstens eine Verschleppung des Cholerakeimes durch solche Sendungen noch nie festgestellt wurde und weil zweitens eine wirksame Desinfek tion den Inhalt der Schriftstücke unleserlich machen würde. Frau Frohnert und ein Arbeiter mit Namen Krumrey, welche infolge Erkrankung an der Cholera im Lazareth zu Moabit untergebracht worden wuren, find, wie man aus Berlin meldet, am Dienstag Abend bez. Mittwoch Morgen ihren Leiden erlegen. Dagegen befindet sich der gleichfalls an der Seuche erkrankte Kaufmann Karpen auf dem Wege der Besserung. — Am Donnerstag wurde der 40jährige Arbeiter August Pettke als choleraverdächtig in das Moabiter Kranken- Feuilleton. Der Roman einer Kunstreiterin. Von R. Eckert. Nachdruck verboten. (13. Fortsetzung.) „Nach dem bei Ihnen gefundenen Atteste stand eine Louise Waller freilich in Diensten von Lora Vermont", nahm er nach kurzem Zögern das Verhör wieder auf; „wenn Sie nach Ihrem überraschenden Geständniß diese Waller sind, so ist cs doch höchst auf- fallend, daß Sie, die Dienerin, Ihrer Herrin gleichen, wie ein Ei dem andern. Sollten Sie auch um eine Deutung dieses Umstandes nicht verlegen sein?" „Das ist einfach erklärt, Herr Richter", erwiederte Louise, ohne sich auch nur einen Augenblick zu besinnen. „Fräulein Vermont sah mich in Begleitung der Gräfin d'Estrse, meiner ersten Dienstgeberin, auf der Promenade. Ueberrascht, in mir ihr Ebenbild zu finden, blitzte ihr der Gedanke durch den Kopf, Vortheil aus dieser Aehnlich- keit zu ziehen. Fräulein Vermont, die trotz ihres Künstler lebens vestalische Grundsätze besaß, litt viel unter der Zudringlichkeit derer, die nach ihrer Gunst strebten. Um nun einen Ableiter für diese Zudringlichkeiten ru haben, machte Sie mir den Vorschlag, in ihre Dienste zu treten und wußte die mir winkenden pikanten Aben teuer so bestechend zu schildern, daß ich mein Verhält- niß zur Gräfin löste, um bei ihr einzutreten." Die seltsame, wenn auch nicht unmögliche Erklärung wurde so bestimmt, mit so natürlichem Redefluß ab- geaeben, daß Sie bei andern als den beiden Zuhörern Glauben hätte erwecken können. Aber das Auge der Liebe und der juristische Scharf blick lasten sich so leicht nicht täuschen. Der Graf wie der Richter glaubten kein Wort jener Angabe, aber während ersterer vergeblich den Schlüssel zu diesem räthselhaften Verhalten des Mädchens suchte, glaubte Lichterschmidt ihre Motive verstanden zu haben. Er fühlte Theilnahme, ja Achtung und um so mehr entsetzte er sich vor dem gefährlichen Spiele, das sie mit sich und ihrem Rufe wagte. Beharrte sie bei ihrem Geständnisse, so mußte sie die ganze Strenge deS Gesetzes treffen. Sie zu warnen und ihr die bösen Folgen ihres Systems vor Augen zu führen, wendete er sich deshalb in der menschenfreundlichsten Absicht an die Angeklagte und sagte: „Ich muß von Ihrem Geständnisse Notiz nehmen, mache Sie jedoch darauf aufmerksam, daß es Ihnen immer noch freisteht, es in Bezug auf den Schmuck zu modificiren. Zwar wird Sie wegen dieses Verbrechens hier zu Lande keine Strafe treffen, allein nach Ver- büßuna Ihrer Haft wird man Sie der französischen Polizei ausliefern und dann werden Sie dort abermals eine schwere Strafe zu bestehen haben. Also überlegen Sie sich die Sacye ernstlich, ehe Sie Ihr Geständniß wiederholen." Diese Warnung bewegte sich -war nicht ganz inner- halb deS Rahmens, der die Juristen-Pflichten begrenzt, allein, auch ein Richter kann dem Zuge des Herzens folgen, wenn e- von Mitleid und Theilnahme bewegt ist. Doch wirkungslos prallte die Mahnung an dem festen Entschlusse des Mädchens ab. „Ich verstehe Sie nicht, Herr Richter", sagte sie und schüttelte ernst das Haupt; „erst quälen und drängen Sie mich durch ein Dutzend banger und peinlicher Ver höre, weil ich nicht gestehen will und nun ich meine Schuld eingestanden habe, wollen Sie mich veranlassen, mein Geständniß zurückzunehmen." Das war eine Zurechtweisung, die um so peinlicher auf Lichterschmidt wirken mußte, als er sich bewußt war, sie verdient zu haben. Das Wohlwollen schwand aus seinem Gesichte, die Amtsfalte furchte wieder seine Stirn und seine Stimme klang trocken und hart, als er die Frage stellte: „So bekennen Sie sich also schuldig der Ihnen zur Last gelegten Verbrechen?" „Ich bekenne mich schuldig, meiner Dienstgeberin Lora Vermont einen Schmuck, der Frau von Linden aus einer geschloffenen Briefmappe eine Fünfhundert thalernote, der Gesellschafterin von Frau von Linden Schmuck- und Putzsachen veruntreut —" „Halten Sie ein, Wahnsinnige", tönte plötzlich eine fremde Stimme dazwischen, „Sie freveln indem Sie eine Schuld auf sich nehmen, die Sie nicht begangen haben !" In der geöffneten Thür stand Frau von Linden. Sie hatte im Vorzimmer keinen sie dem Richter an meldenden Boten gefunden, ihr Klopfen war überhört worden und so hatte sie geräuschlos die Thür geöffnet und war Zeugin der Selvstanklage ihrer Dienerin ge worden. Sie eilte auf das junge Mädchen zu, schloß eS mütterlich in die Arme und rief:
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