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Sächsische Dorfzeitung : 11.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189302117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-11
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 11.02.1893
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Exped u. Nedattion rre4de»-«e»ftadt «. Meitzner «ässe 4. Die Zeitrmg erscheint Dte»fta>, Dmmersta, und Gounadend früh. M»»«e»e>t»- Preis l »ierteljL-tt. «. 1,S0. 8« betiehen durch die kaiserlichen Post. »Astalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in« Hau» trhrbt die Post noch eine Le» dühr von LS Pfg. Sächsische VochelluV Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrm«»« Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.Zeile ISPfg. Unter Eingesandt: NPsg- Inseraten- Annahmeftelenr Die Arnoldische Buchhandluna, Jnvalld^ndank, Haasenstein L Bogles Rudolf Moste, L. L. Daube « E». in Dresden, Leipzig, Franksuri a/M., L. Sohl, SrsselSdor- u. s. w. Mr. 18. Sonnabend, den 11. Jebruar 1893. 55. Jahrgang. An das inserirende Publikum! Vei Ausgabe von kleineren Inseraten ersuche« wir dir geehrte« Besteller von hier und auswärts, de« Betrag dasür (pro 1-spalttge Zeile —12 Silbe« 15 Pf.) gesälltgst gleich zu entrichten oder in Vriesmarken einsenden zu wollen. — Die Inserate müsse« am Tage vor Erscheinen dcS Blattes bis L» Uhr mittags in unserer Expedition sein. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Zahlreiche ReichStagSabge- ordnete legen wieder einmal auch den wichtigsten Vor lagen gegenüber eine unerhörte Gleichgiltigkeit an den Tag. So fand die erste Lesung des Gesetzentwurfes über die Abzahlungsgeschäfte vor fast leeren Bänken statt, so daß ein Ausländer, der zufällig in daS Haus getreten wäre, auf den Gedanken hätte kommen müssen, eS handele sich um eine ganz nebensächliche Gesetzes- Vorlage. Dieselbe rst aber gerade dazu berufen, einen weitreichenden Einfluß auf bedeutende Zweige des Handels und des Gewerbes auSzuüben. Auch bei der ersten Lesung deS Wuchergesetzes war daS HauS über, au- dünn besetzt, obwohl doch Interessen verschiedenster Art von dieser Vorlage berührt werden. Man könnte zur Entschuldigung der durch Abwesenheit glänzenden Abgeordneten vielleicht anführen, daß es sich bri diesen Vorlagen um rechtswissenschaftliche Fragen handele, die nur von Juristen entschieden werden können. Indessen kommen neben den specifisch juristischen Fragen doch auch volkSwirthtchaftliche Interessen dabei in Frage. So z. B. werden die Nähmaschinenfabrikanten nicht besonders erfreut darüber sein, daß so mancher Abge ordneter, auf dessen Theilnahme an den Verhandlungen über den Gesetzentwurf, betreffend die Beschränkung der Abzahlung-, Geschäfte, sie rechneten, eS nicht ein mal der Mühe für Werth gehalten hat, den Debatten auch nur zuzuhören. Eine derartige Gleichgiltigkeit eines großen TheileS der ReichStagSabgeordneten trägt wahrlich nicht dazu bei, das Ansehen deS Parlamente- zu erhöhen. Unsere Volksvertreter werden doch nicht lediglich zu dem Zwecke gewählt, damit sie sich nur an den „interessanten" und „sensationellen" Verhandlungen betheiliqen. Es ist vielmehr die Pflicht der Abgeord neten, jeder Gesetzgebungsfrage ihr Interesse zuzuwenden und dies zum Mindesten dadurch zu bekunden, daß sie sich zu den Sitzungen einfinden. Immer und immer wieder muß darauf hingewiesen werden, daß durch eine derartige Interesselosigkeit, wie fie viele unserer Abge ordneten jetzt wieder an den Tag legen, der Reichstag mehr und mehr die Fühlung mit der Bevölkerung wie mit der Regierung verliert. Berlin ist ja ein sehr an genehmer Aufenthaltsort und eS fehlt nicht an Zer streuungen und Vergnügungen aller Art; die Abgeord, neten werden aber nicht deS Amüsements halber nach der ReichShauplstadt geschickt, sondern sie sollen sich an der ernsten Arbeit betheiligen, welche der Ausbau deS deutschen Reiches erfordert. Wem diese Arbeit zu viel i,,, der sollte auf das Mandat eines Abgeordneten über, Haupt verzichten. Aber auch die Wähler werden in Zukunft gut daran thun, sich bei jeder Neuwahl darüber zu unterrichten, ob ihr bisheriger Veitreter im Reichs- tage mehr durch Anwesenheit oder durch Abwesenheit geglänzt hat. Daß Abgeordnete, die dem Präsidenten wie den Thürhütern nicht einmal von Ansehen bekannt sind, ihren Beruf als Parlamentarier verfehlt haben, liegt auf der Hand; leider zählt der Reichstag auch solche Herren zu seinen Mitgliedern. Man schreibt von officiöser Seite auS Wren: Be- kanntlich haben die Maaßregeln, welche anläßlich deS AuftretenS der Cholera im Herbste vorigen Jahre- von den verschiedenen Regierungen ergriffen wurden, auf den ganzen wirthschaftlichen Verkehr höchst lähmend ge wirkt. Da wir nun im nächsten Frühjahre mit der Möglichkeit deS WiederauftretenS der Cholera rechnen müssen, so ist allgemein der Wunsch laut geworden, eS möge die Einberufung einer internationalen Konferenz erfolgen, damit durch gemeinsame Vereinbarungen dafür gesorgt werde, daß die Regierungen bei dem Erlasse von Maaßregeln gegen die Verbreitung der Seuche ein möglichst gleichmäßiges Vorgehen beobachten und namentlich Alles unterlassen, was unnöthige VerkehrS- deschränkungen verursachen könnte. Die öster reichische Regierung hat denn auch bei den anderen europäischen Staaten die Einberufung einer internatio, nalen Konferenz zur Berathung dieser Frage in An regung gebracht und eS steht zu erwarten, daß Ende Februar eine solche Konferenz und zwar in Dresden zusammentreten wird. Im Reichstage ergriff, wie bereits kurz erwähnt, am Dienstag der focialdemokratische Abg. Liebknecht daS Wort, um die Vorwürfe, welche von den Führern anderer Fraktionen gegen seine Partei erhoben worden waren, nach Möglichkeit zu entkräften. Unsere Leser würden von der mehrtägigen ReichstagSdebattc kein richtiges Bild erhalten, wollten wir die Ausführungen de- Abg. Liebknecht völlig ignoriren. Wir geben daher auS dieser Rede das Nachstehende wieder. „Unsere Gegner meinen" — so begann der Abgeordnete — „daß die deutsche Eocialdemokratie durch diese viertägige Debatte moralisch vernichtet worden sei. Das deutsche Bürgerthum liebt eS nun einmal, sich für seine Nieder, lagen durch erdichtete Siege zu revanchiren. Fürst Bismarck wurde auch von der Fortschrittspartei angeb lich solange moralisch besiegt, bis er Herr der Situation war. WaS hat nun — so frage ich — diese ganze Debatte, welche unS während der letzten Tage be schäftigte, für einen Sinn gehabt? Wie kamen Sie dazu, dieselbe in einem solchen Momente vom Zaune zu brechen? Die Entscheidung über die Militärvorlage wird systematisch verzögert und die Verhandlungen über die Socialdemokratie find nur herangezerrt worden, um Ihr Spiel hinter den Kouliffen bezüglich der Militär- Vorlage zu verdecken. (Sehr richtig! bei den Social demokraten, Lachen recht-.) Diese ganze Debatte bildet nur eine Komödie zur Vorbereitung eine- Kompromisse-. WaS in den letzten Tagen hier gesprochen wurde, ist schon hundert Mal und zr^ar weit bester gesagt worden. Der Reichstag scheint mir überdies gar nicht der Oct zu sein, derartige Fragen zu erörtern, denn soweit sie wissenschaftlich sind, kann auch nur die Wissenschaft darüber entscheiden. An dem Auftreten deS Abg. vr. Bachem hat man so recht gesehen, wie sehr dem Centrum sein Wiodthorst fehlt. Unter besten Führung wäre eine solche Debatte einfach nicht möglich gewesen; er hätte gesagt: daS schickt sich nicht, der Reichstag ist kein Debattirklub. Der Abg. Frhr. v. Stumm sprach vom Zuchthause, das wir angeblich schaffen wollen; er braucht aber nur einmal drei Monate lang als Arbeiter ia seine eigene Fabrik zu gehen und er wird die Lust des Zuchthauses zu spüren bekommen. Der Abg. Böttcher betonte ferner die Sittlichkeit deS SparsinnS. Sehr schön! Einige Arbeiterfamilien erübrigen auch etwa-, aber was ist ihr LooS? In einer Korrespondenz der „Frankfurter Zeitung" auS Sachsen heißt eS: „Auch der schlecht bezahlte sächsische Arbeiter spart, aber hungert sich vielfach mit Weib und Kind seine Spargroschen förmlich ab." (Sehr richtig! bei den Socialdemokraten.) WaS nun den socialdemokratischen ZukunstSstaat be trifft, so ist die- Sache der Phantasie; jeder hat seme Ideale, jeder will nach seiner Fayon selig werden. Die Partei als solche hat damit ga. nichts zu thun. Sie sagen, wir wollen daS Familienleben zerstören, von dem der Abg. Richter noch ein Stück entdeckt zu haben glaubt. Er sollte nur einmal unter die Arbeüer gehen und er würde sich davon überzeugen, daß ein Familienleben unmöglich ist, wenn Mann und Frau den ganzen Tug außer dem Hause arbeiten wüsten. Wie eS in dieser Beziehung steht, kann man in den Feuilleton. Der Gerichtsthurm. Kriminal-Erzählung von L. Gothe. (4. Fortsetzung.) Johanna schwieg und ich wußte nicht, wovon ich mit ihr reden sollte. Langsamen Schrittes wandelten wir die Allee entlang, bis Johanna das Schweigen unterbrach, indem sie mich über meine Herreise befragte. Von dieser gab es nicht eben viel zu berichten. Die königlich preußische Schnellpost hatte mich mit ge wohnter Pünktlichkeit und ohne das geringste Fährniß an meinen Bestimmungsort gebracht und die Mitreisenden waren gewöhnliche Menschen gewesen. „Der Zufall hat es wirklich recht sonderbar gefügt, Kousine, indem wir unS in sieben Jahren nicht wieder sahen." „Ja, waS hat der böse Zufall nicht Alles schon verschuldet", versetzte Johanna und ich glaubte auS einem Beiklange ihrer silberhellen Stimme ein Etwas wie leichten Spott herauszuhören; in ihr Antlitz konnte ich nicht blicken, da sie neben mir ging und das Köpfchen ein wenig gesenkt hielt. „Aber", fuhr sie fort und jener Beiklang schien mir verschwunden zu sein, „um so größer ist daS Vergnügen, welche- mir daS endliche Wieder sehen gewährt." Und jedt blickte sie zu mir empor. „Jedoch Ihre Sehnsucht nach diesem Wiedersehen ist unmöglich lebhaft gewesen, da Sie dasselbe einer Gratulationsvisite wegen um fast einen halben Tag ver zögerten." Johanna senkte wieder den Blick zu Boden. „Die Arme!" sprach sie leise. „Sie fühlt sich so vereinsamt unter den Leuten, von denen sie als bezahlter Miethling betrachtet wird und ihre nächsten Bluts verwandten sind ihr fremd, so daß ihr jedes Zeichen wirk, licher Theilnahme die größte und auch wohl einzige Freude bereitet! Die häuslichen Pflichten aber verboten mir ein früheres Ausgehen am heutigen Tage." „Verzeihen Sie mir, Kousine!" bat ich, „Sie müssen ja begreifen, wie wehe es mir gethan, die Jugend, freundin auch heute wieder bei meinem Kommen zu vermissen und zwar, wie es mir scheinen mußte, dies mal um einer sehr trivialen Veranlassung willen. Darum Verzeihung!" DaS Herbeikommen der alten Christine enthob Johanna, indem sie leise meine Hand drückte, der münd lichen Antwort. Jene kündete den Besuch einiger alten und auch mir wohlbekannten Freunde der Familie an, die schon heute den neuen Herrn Justitiar begrüßen wollten und welche ihr auf dem Fuße folgten. Wir brachten den Abend in ungetrübtem Frohsinn zu. ES verstand sich von selbst, daß vorläufig, bis zu meiner ordentlichen und festen Einrichtung, die gegen wärtige, obwohl in ihrem Umfange bescheidene, aber angenehm wohnliche Behausung meiner älterlichen Wohl- thäter mir ein trauliches Daheim gewährte Man hatte für mich ein freundliches Zimmer hergerichtet und ich schlief nach der zwar nicht anstrengenden, aber ab spannenden Reise bis in den Hellen, lichten Tag hinein. Die alte Christine brachte mir das Frühstück. , Ich hatte mit der wackeren HauSmagd stets auf ! vertrautem Fuße gestanden und so plauderte ich auch i jetzt mit ihr. Unser Gespräch kam bald auf Johanna , und die Alte war des Lobe- der Pflegetochter ihrer Herrschaft voll. ES drängte mich hierbei zu der Frage, woher e- komme, daß Johanna noch frei — ein Um- stand, der seit dem gestrigen Abende allerdings mich höchlich befremden mußte. „O, glauben Sie nur nicht, daß es unserem lieben Fräulein an paffenden Bewerbern gefehlt hat, Herr Justitiar", erhielt ich zur Antwort. „Um nur einige zu nennen: da war ein Herr Bergner aus M., der einzige Sohn eine- wohlhabenden Kaufmann-, der zu seiner eigenen Ausbildung für daS Geschäft seines Vaters reiste. Er besuchte auch den Herrn Rathsherrn, als wir noch am Marklplatze wohnten, lernte unser Fräulein kennen, kam bald wieder und immer wieder, wurde als unser Gast angesehen und hielt endlich um Fräuleins Hand an, wobei er auch einen Brief seines Vaters abgab, worin dieser schrieb, daß er sich sehr freuen würde, wenn Fräulein Selbig seine Schwiegertochter werden wollte, denn er habe von glaubwürdigen Personen nur Gute- und Schönes von rhr gehört. Der junge Herr Bergner war gewiß ein liebenswürdiger und achtbarer Herr, die Herrschaft sprach ihm daS Wort und das Fräulein hatte ihn auch stet- gut leiden gemocht. Aber er erhielt doch von ihr ei« Körbchen, indeß auf eine solche Art, daß er nicht darüber böse sein konnte und obgleich er weiß, daß er sich keine Hoffnung auf unser Fräulein machen darf, besucht er uns noch immer in alter Freundschaft, so oft er in diese ; Gegend kommt. Dann war auch der Rentkammer-
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