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Dresdner Journal : 31.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-31
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1893
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qabe der in dem Reichsseuchengesetze enthaltenen Vorschriften erforderlichen Maßregeln zu er greifen. Ein Einschleppungsfall ist schon dann als vorhanden zu erachten, wenn an eingesührten Thieren eine übertragbare Krankheit überhaupt festgestellt ist. Der Nachweis, daß eine Ueber- tragung der Krankheit von den eingesührten Thieren auf andere staltgefunden hat, erscheint hierbei nicht erforderlich. VI. Der Weideverkehr zwischen Sachsen und Böhmen ist unter der Bedingung gestattet: I) daß die Eigenthümer der Heerden beim Grenz übertritte ein Berzeichniß der Thiere, welche sie ani die Weide bringen wollen, mit der An gabe der Stückzahl und der charakteristischen äußeren Merkmale derselben zur Prüfung und Beglaubigung vorlegen, und 2) daß die Rückkehr der Thiere nur nach Feststellung ihrer Identität bewilligt werden kann. Bricht während der Weidezeit eine für die betreffende Thiergattung ansteckende Krankheit unter einem Theile der Heerden, oder auch nur an einem weniger als 20 Kilometer von dem Weideplätze entfernten Orte oder auf jener Straße, auf welcher die Rückkehr der Heerde zur Grenzstation erfolgen fall, aus, so ist die Rückkehr des Viehes nach Sachsen bez. Böhmen untersagt, sofern nicht zwingende Verhältnisse (Futtermangel, schlechte Witterung n. s. w.) eine Ausnahme erheischen. In solchen Fällen darf die Rückkehr der von der Seuche noch nicht er griffenen Thiere nur unter Anwendung von durch die zuständigen Behörden zur Verhinder ung der Seuchenverschleppung vereinbarten Sicherheitsmaßregeln erfolgen. VII. Die Bewohner von nicht mehr als 5 Kilometer von der Grenze entfernten Ortschaften dürfen die Grenze in beiden Richtungen zu jeder Stunde mit ihren eigenen, an den Pflug oder an ein Fuhrwerk gespannten Thieren über schreiten, jedoch nur zum Zwecke landwirthschaft- sicher Arbeiten oder in Ausübung ihres Ge werbes und unter Beobachtung der bestehenden Zollvorschriften. Dresden, den 30. Januar 1803. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Nichtamtlicher Teil. Jetegraphische und telephonische Nachrichten. Breslau, 3l. Januar. (Tel. d.Dresdn.Journ.) Der Präsident des preußischen Herrenhauses Her zog von Natibor ist gestern abend gestorben. Halle a. S„ 3l. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Nietleben sind der „Hall. Ztg." zu folge weder Neurrkrankungen noch Todesfälle er folgt, dagegen in Kröllwitz mehrere Mitglieder einer Familie erkrankt. Bei einem derselben ist die asiatische Cholera festgestellt worden. Weitere Erkrankungen und Todesfälle wurden auS dem Saalekreise nicht gemeldet. Wien, 31. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Neuen Freien Presse" zufolge lieferte die Kreditanstalt auf Grund eines Übereinkommens der Rothschildgruvpe mit der Regierung den Kauf- schilling für die Uedernahme von 30 Millionen nominell vierprozrntige österreichische Goldrente in effektivem Golde ein. Im ganzen verfügen die öffentlichen Kassen Österreich - Ungarns über 257,3 Millionen Goldbeträge einschließlich der Goldwechsel, wovon auf die österreichisch-ungarische Bank 134 Millionen, die österreichische Regierung annähernd 35 Millionen, die ungarische Regierung 55 Millionen kommen. Die Goldbeschaffung der Kreditanstalt beträgt 33,6 Millionen. Paris, 36. Januar. (W. T. B.) Die Pa- namauntersuchungSkommission prüfte beute die Krage, ob eö nötig sei, einen Berichterstatter zu ernennen. Die Mitglieder der Rechten und der äußersten Linken betonten nachdrücklich, daß die Aufgabe der Kommission noch nicht vollendet, uno daß es daher nicht angängig sei, einen Berichter statter rn ernennen. Die Kommission verwarf gegen das große Fenster zurückwich. Einen Augen blick war sie erglüht und nun stand sie wieder hoch- aufgerichtet, aber so blaß, wie am gestrigen Abend und am heutigen Morgen den Beiden gegenüber. „Dn mußt ihm verzeihen — mußt ihn hören, Erika!" rief Christine. „Ich habe Dich ja feit Jahren gekannt, längst, ehe ich Deinen Namen gehört — warst Tu mir die schöne Unbekannte, die Heinrich wiederzusehcn verlangte und die er gesucht hat, mehr und treuer, als Du ahnen kannst I — Noch in vori ger Woche und unmittelbar vor dem Weihnachtsfeste ist er ausgezogen, um Deine Spuren in Schlesien wiederzufindcn!' „Christine sagt dies alles nur, um es gegen meine jüngste Schuld in die Wagfchale zu legen," nahm Heinrich wieder das Wort, der mit Bestürzung wahr nahm, wie ter Ausdruck von Erikas schönem Gesicht immer düsterer und starrer wurde. „Ich habe kein Recht, Fräulein Erika, augenblickliche Verzeihung zu hoffen. Aber das Leben ist so arm und kurz, daß ich dem Schicksal dankbar bin, Ihnen schon heute sagen zu dürfen: Wenden Sie sich nicht ab von mir, ohne den Versuch, mich kennen zu lernen Christine hat Ihnen verraten, daß Ihr Bild seit Jahren in mir lebt, daß die Erinnerung an Sie nicht erlischt — nnd run fleh ich Sie an, geben Sie mir die Mög lichkeit und Gelegenheit zu erweisen, daß ich es wert war, mich Ihrer zu erinnern!" „Sie sprechen umsonst, Herr Hagen —," sagte Erika leise. „Regen Sie sich und mich nicht schmerz lich aus — ich bin nur hierher gekommen, um Christine zu sagen, daß ich mich dem alten Freunde meine» Vater-, dem Oberforstmeister v. Lestwitz, sodann den Antrag auf Ernennung eines General- berildterstattrrS mit 15 gegen 10 Stimmen, deS- lleichen drnAntrag aufErnrnnurg eines Spezial- berichterstatterS, ter Delahaye dazu anbalten sollt, für seine Beschuldigungen den vollen Beweis zu erbringen. Die Kommission beschloß, zwei neue Subkommisfionen zu ernennen mit dem Auftrage, die Rolle besonders zu unteriuchen, welche die Parlamentsmitglieder und die Presse in der Pa- namaargelrgenheit gespielt haben. London, 30. Januar. (W T. B) Dem Ler- nehmen nach wird die Thronrede, mit welcher morgen daS Parlament eröffnet wird, betonen, daß die Beziehungen zwischen Großbritannien und allen auswärtigen Mächten friedliche seien. Die Thronrede werde als erste Vorlage für die bevor stehende Session die Bill betreffend Homerule für Irland ankündigen und gleichzeitig auf die Ab nahme verbrecherischer Handlungen und die Besser ung der Lage in Irland Hinweisen. Die Thron rede werde bezüglich Ägyptens die Erklärung ent- halten, daß die Entsendung der Truppenverstärk- uvgen nach Ägypten keinerlei Änderung der Politik bedeuten solle. Dem Parlament würde der amtliche Schriftwechsel bezüglich Ägyptens und Ugandas vorgelrgt «erden. Schließlich werde eine parlamentarische Enquete über die landwirt schaftliche Krisis angekündigt werden. Nach einer Meldung deS „Bureau Reuter" auS Chicago sind die auswärts verbreiteten Nach richten über den Einsturz von AuSstellungögtbüulich. keiten lediglich darauf zu beschränken, daß daS Gebäude, in dem die industrielle Abteilung unter- gebracht ist, infolge deS Durchbruchs der auf dem Dache angehäuften Schneemassen beschädigt wurde und daß einige andere Abteilungen durch Regen unwesentliche Beschädigungen erlitten. London, 3l. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das „Reutersche Tcl.-Bur." meldet aus Buenos-Ayres: Der Präsident bot das Porte feuille des Innern dem Präsidenten der nationalen Hypothekenbank Eöcalante an. Noch ist aber nichts Definitives entschieden. Verschiedene Blätter meinen, Romero werde das Ministerium dcS Inneren übernehmen und Eöcalante daS der Finanzen. Washington, 31. Januar. (Tel. d.Dresdn. Journ.) Im Senat brachte Chandler gestern einen Antrag ein, welcher den Präsidenten ersucht, Unterhandlungen mit der provisorischen Regierung Hawais einzuleiten behufs Annektierung der Inseln. Die Beratung darüber wurde vertagt. Wie es heißt, beauftragte die englische Regierung den Gesandten Paurcefote gegen die Haltung der amerikanischen Regierung gegenüber Hawar und gegen die beabsichtigten Annektierung zu prote stieren. — Heute fand dir Beisetzung der Leiche BlaineS statt, welcher Feierlichkeit sämtliche Mit glieder des diplomatischen Corps beiwohnten. Dresden, 31 Januar Rußland und Bokhara. Seit einer Woche weilt als Gast am russischen Kaiferhofe der Emir von Bokhara. Der Aufenthalt dieses mittelosiatifchen Despoten in St. Petersburg, der nicht weniger als volle vier Wochen dauern soll, giebt der russischen Presse Anlaß, die Wahrscheinlich keit von wichtigen Veränderungen in den bisherigen Beziehungen dieses Landes zu Rußland in Erwägung zu ziehen. Darnach wür^e der Emir für sich und seine Nachkommen gegen eine bare Zahlung von 5 Millionen Rubel und einen Jahresgehalt für sich und seine Thronerben von 100000 Rubel zu Gunsten des russischen Herrscherhauses auf die Herrschaft in Bokhara Verzicht leisten. Diese vorläufig noch als bloße Mutmaßungen der russischen Preßpolitiker in Umlauf gesetzten Gerüchte fanden Beachtung in einem Teile der westeuropäischen Presse, die auch schon Miene machte, ihren Lesern das allmähliche Auftauchen einer neuen Frage — der Bok- Harafrage — im politischen Vordergründe als bevorstehend anzukündigen. Es ist indessen kaum anzunehmen, daß die Beratungen zwischen den ihren Herrscher beglei tenden bokharischen Ministern und den russischen Diplomaten der gänzlichen Einverleibung dieses asia tischen Reiches gelten, da in den leitenden Kreisen Rußlands selbst das bisherige Verhältnis jenes Landes zum Zarenreiche nach jeder Richtung für vorteilhafter angefehen wird, als daS formelle Ausgehen desselben in dem Länderbesitze des Beherrschers aller Reußen, und weil Rußland zu der Einverleibung BokharaS durch die derzeitige Lage der Dinge in diesem mittel asiatischen Staate augenscheinlich nicht gedrängt wird. Bokhara, der letzte Rest deS ehemals so mächtigen Transoxaniens, fristet seit dem Jahre 1868, in welchem es zu Rußland in das seitdem ununterbrochene „innige Freundschaftsverhältnis"trat, das Dasein eines nur schein bar selbstthätigen und unabhängigen Staatswesens. In Bokhara, der Hauptstadt des Landes, regiert nur dem Namen nach der Emir, in der That geschieht dort nichts ohne Wissen und Genehmigung der russischen politischen Agentie. Angeblich auf Wunsch des jetzt regierenden Emirs im Jahre 1886 errichtet, um die Entwickelung dieses vor einem Vierteljahrhundert noch ganz barbarischen Landes zu fördern, hatte diese oberste politische Behörde in Bokhara vollkommen freie Hand in allen Fragen der inneren Verwaltung und vertrat Bokhara nach außen in dessen Beziehungen zu dem unter englischem Einflüsse stehenden afghanischen Nach barreiche. Der jetzt regierende Emir scheint allerdings es als seine größte und wichtigste Regierungsaufgabe zu betrachten, daß sein Land immer mehr auf die Be deutung einer russischen Gubernie heruntergebracht werde. Seine Bewunderung alles Russischen kennt seit dem Jahre 1883, als er von seinem Vater, dem im Jahre 1885 verstorbenen Emir Seid Mozafar-Edin, zur Kaiserkrönung nach Moskau entsandt worden war und in der alten Zarenstadt zum ersten Male mit der euro päischen Kultur in Berührung trat, keine Grenzen. Er betrachtet alles, was die russische Negierung zur Festigung des Vasallenverhältnisses Bokharas zu Ruß land unternimmt, als besondere Gnade und Fürsorge für das Wohl seines Landes. Das Volk von Bokhara, welches durch die fanatische Geistlichkeit ge ängstigt und aufgereizt, anfänglich gegen die Errichtung des russischen Telegraphennetzes und dann gegen den Bau der transkaspischen Eisenbahn durch das bokha- rische Territorium aufgebracht war, fand sich bald in die neue Lage, und der Emir konnte nicht ohne Grund in seinem an den Zaren im Jahre 1888 gerichteten Dankschreiben darauf Hinweisen, daß alle seine Unter- thanen einig sind mit ihm in der Anerkennung der großen Wohlthaten, welche die russische Negierung seinem Lande bereits erwiesen hätte. In Bokhara haben die Russen wiederum bewiesen, daß sie mittelasiatische Länder nicht allein zu kulti vieren, sondern auch an sich zu fesseln verstehen. Auf der ganzen Linie des von den Russen gelegten Schienen stranges, der Bokhara durchschneidet, entstanden in den letzten Jahren überall, fast auf jeder Haltestelle, in dustrielle Unternehmungen, wo die Roherzeugnisse Bokharas verarbeitet und dem Handel zugeführt werden. Zahlreiche russische Handelshäuser gründeten in Bokhara ihre Zweiggeschäfte, welche den Handel zwischen Rußland uns Bokhara unterhalten und ver mitteln und die russischen Fabriken mit bokharischer Baumwolle und Seide versehen. Eine Abteilung der russischen Neichsbank, die in Bokhara errichtet wurde, erleichtert den Handel mit diesem Lande. In Neu- Bokhara, neben der Eisenbahnhaltestelle, m deren Nähe das neue Gebäude der russischen Agentie er richtet worden ist, entstand bereits ein russisches Städtchen, in welchem eine russisch-orthodoxe Kirche, die erste russische Schule, russische Magazine, ein russisches Gasthaus und ein russischer — Spielklub erbaut und eröffnet worden sind. Die bokharifche Armee, welche nach dem Friedens- schluß im Jahre 1868 in ihrem Bestände auf 13000 Mann Fußvolk, 800 Mann Artillerie mit 155 Ge schützen und 2000 Reiter herabgesetzt worden war, steht unter Befehl in russischen Kriegsschulen gebildeter Generäle und ist ganz nach dem Muster der russischen Armee organisiert. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die russische Regierung über die sämtlichen Hilfsmittel und Kräfte Bokharas ebenso ungehindert verfügt, wie über die Hilfsmittel im russischen Reiche selbst. Zieht man außerdem in Betracht, daß die seit den sechziger Jahren von Rußland gemachten Eroberungen in Mittelasien sich für den russischen Staatsschatz als unterstützungsbedürftige und im übrigen die Macht des Zarenreiches in Asien kaum erheblich fördernde Erwerbungen erwiesen haben, so wird es klar, daß die russische Regierung wohl schwerlich die Einreihung des bokharischen Emuats in den russischen Länderbesitz planen dürfte. Es ist allerdings kaum glaubhaft, daß der Emir zur rauhen Winterszeit die Reise nach der russischen Metropole lediglich zu dem Zwecke unter nommen hätte, um dem Zaren für den ihm am 2. Januar d. I. verliehenen Orden seinen persönlichen Dank abzustatten. Wenn somit feinem NeujahrS- besuche in St Petersburg politische Motive zu Grunde liegen, so dürften sie in der Absicht der russisten Regierung zu suchen sein, anläßlich der bevorstehknden Abgrenzung der russischen und englischen Einfluß sphäre in den Pamirländern mit dem Beherrscher des angrenzenden mittelasiatischen Reiches in persönliche Berührung zu treten, um ihm fein Verhalten für alle Fälle klar vorzuzeichnen. Tages geschuhte. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König und Se. König!. Hoheit der Prinz Georg habe« Allerhöchst- und Höchstsich heute früh 6 Uhr 8 Min. in Begleitung Sr. Excellenz des Generaladjutanten Generallieutenant Frhr. v. Hodenberg, des Flügel adjutanten Oberstlreutenaut Wilsdorf und des per- fönlichen Adjutanten Rittmeisters Frhr. v. Müller mit Sonderzug nach Leipzig begeben, um auf Ehren berger Revier eine königliche Jagd abzuhalten. Zu derselben sind eine Anzahl Herren aus Leipzig und Umgebung geladen, unter denen sich befinden: Ihre Excellenzen General der Kavallerie v. Carlowitz, Reichs- gerichtepräsident v. Oehlschläger und Generaladjutant Generallieutenant v. Minckwitz, ferner Generalmajor Müller v Berneck, Oberst Preußer, die Kammer- Herre« Graf v. Hohenthal auf Dölkau und Graf v. Hohenthal auf Püchau, Geh. Negierungsrat Amtshauptmann Or. Platzmann u. a. m Nach Schluß der Jagd werden Se Majestät der König und Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg mit den Herren des Gefolges das Diner, zu dem auch Ihre Excellenzen General der Kavallerie v. Carlowitz und Generallieu tenant v. Minckwitz, sowie Oberforstmeister Nitzsche geladen sind, auf den: Dresdner Bahnhofe in Leipzig einnehmen und abends gegen 7 Uhr die Rückreise nach Dresden antreten. * Dresden, 31. Januar. Wir sind in der erfreu lichen Lage mitzuteilen, daß das Befinden Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August dauernd ein durchaus zufrieden stellendes ist. Die hohe Frau erholt sich schnell und vermag das Bett auf mehrere Stunden täglich zu ver lassen. Auch der junge Prinz, an Körpergewicht zunehmend, erfreut sich einer fortschreitend günstigen Entwickelung. Berlin, 30. Januar. Im „Reichsanzeiger" wird nachstehender Erlaß Sr. Majestät des Kaisers ver öffentlicht: Im Anschluß an die freudige Feier der Vermählung Meiner geliebten Schwester, der Prinzessin Margarethe von Preußen, hat sich Mein diesjähriger Geburtstag durch die Anwesenheit vieler, Meinem Herzen nahestehenden Erlauchten Fürstlichkeiten zu einem besonders srohen Feste gestaltet. Die herrlichste Freude aber, welche Mir aus Anlaß dieser festlichen Tage geworben, bilde» die Kundgebungen der Treue und An hänglichkeit Meines Volkes, welche Mir in den mannigsaltigsten Formen und in ungewöhnlich großer Fülle auS allen Sauen des Reichs und auch von außerhalb wohnenden Deutschen zu gegangen sind. Vor allem hat es Meinem Herzen wohlgecha», so häufig dem Ausdruck einer rpserberciten Vaterlandsliebe und des Vertrauen; in Meine aus deS Vaterlandes Sicherheit ge richteten Bestrebungen begegnet zu sein, wodurch Meine Zuversicht bestärkt wird, daß dielen Meinen Bemühungen untre Gotte- gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen werde. Ich bezeuge daher gern auf diesem Wege Allen, welche Meiner an Meinem Geburtstage so liebevoll gedacht haben, daß der Zweck ihrer Aufmerksamkeiten, Meine Festesfreude zu erhöhen, in v»ll- kommener Weife erreicht worden ist und Ich Mich zu wärmstem Danke verbunden fühle. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Berlin, den 30. Januar lbSZ. Wilhelm I. tt. An den Reichskanzler. — Bei dem Festmahl, welches zu Ehren des Her zogs von Edinburg am 24. d. Mts. bei Sr. Ma jestät dem Kaiser im Königl. Schlosse gegeben wurde, haben Se. Majestät der Kaiser, wie der „Weser-Ztg." berichtet wird, in einem Trinkspruche folgendes aus geführt: „Die englische Flotte sei für die deutsche nicht nur ein Muster vom technischen und wissenschaft lichen Standpunkte, sondern auch die Helden der briti schen Flotte, Nelson u. s. w, wären stets gewesen und würden immer sein die Leitsterne für die Offiziere ..z,,i?-..«äi«,iäi » verlobt habe!" Sie barg ihr Gesicht in den Händen und der Blick, den Heinrich und Christine wechselten, entging ihr. Aber da die Thür des Wintergartens sich wiederum öffnete und in der Thür die Gestalt des Oberforstmeisters erschien, eilte Erika ohne nach Vetter und Base zu sehen, ihm ent gegen, legte ihre Hand in die seine und rief: „Gut, daß Sie kommen, Lestwitz — Sagen Sie diesen, daß ich Ihre Braut bin — daß —" „Gewiß, gewiß will ich's sagen," versetzte Lestwitz, mit einem Gesicht, dessen Stirn und Augen von hohem Ernst zeugten, während es um den Mund wieder wie von gutmütigem Spotte zuckle: „Ich will es versichern, und mein Glück festhalten, wenn Sie, liebe Erika, mir nach allem, was Ihnen dieser junge Mann gestanden hat und weiter gestehen wird, feier lich versichern können, daß jede Neigung zu ihm aus Ihrem Herzen geschwunden ist." „Lestwitz, ich gab Ihnen mein Wort, eine Graven- reuth hält immer ihr Wort", unterbrach ihn Erika mit halberlöschender Stimme. (Schl-ß so'g'.) Die Notwendigkeit der Begründung einer historischen Kommission für sächsische Geschichte. Unter dieser Überschrift brachte die wissenschaftliche Beilage der „Leipziger Zeitung" vom 24. Januar 1893 einen Aufsatz, in welchem der Begründung einer histo rischen Kommission für sächsische Geschichte eindringlich das Wort geredet wird und den wir um der guten Sache willen im nachfolgenden unter Weglassung des dem Aufsatz angesügten Statutenauszugs der württem- brrgischcn Kommission wiedergeben: Die kürzlich erfolgte Bekanntmachung der Statutcn der neu begründeten historischen Kommission für württcmbergische Landesgeschichte erweckt von neuem den lebhaften Wunsch, daß für das Königreich Sachsen eine ähnliche Institution begründet werde, welche die wissenschaftliche Bearbeitung der bisher sehr stief mütterlich behandelten vaterländischen Geschichte durch Ouellenpublikationen und Veröffentlichung darstellen der Arbeiten in die Hand nähme. Es ist leider wahr, daß es eine einigermaßen zuverlässige Geschichte un seres Vaterlandes nicht giebt; was bisher darüber er schienen ist, entspricht, von wenigen älteren Werken und einige r neueren Spezialuntersuchungen abgesehen, modernen Anforderungen nicht im geringsten und ist auch wohl meist nur zu Unterrichtszwcckeu heraus- gegeben worden. Auch das Wettinfest, welches eine so große Fülle von Litteratur uns gebracht hat, hat diesem Mangel keineswegs in befriedigender Weife ab geholfen. Der Grund liegt zunächst in der großen Inter esselosigkeit für unfere vaterländische Geschichte im all gemeinen, welche auch in solchen Kreisen wahrzuneh men ist, die eigentlich gerade dazu berufen wären, die Hebung des Interesse- sür dieselbe zu betreiben. Die Programme unserer höheren Schulen enthalten nur selten Arbeiten auS der sächsischen Geschichte, bewegen sich vielmehr meist auf Gebieten, die allerdings, weil zum Teil schon angebaut, viel leichter zu bearbeiten sein mögen. Freilich hängt dies wiederum mit dem Umstande zusammen, daß weder an der Leipziger Uni versität, noch am Dresdner Polytechnikum eine ge nügende Gelegenheit zum Studium der sächsischen Ge schichte durch Vorlesungen geboten ist und daß dem entsprechend auch e-ne spezielle Prüfung der Schul - amtskandidaten in diesem Fache nicht stattfindet Neben dieser Gleichgiltigkeit findet man aber auch die Anschauung weit verbreitet, daß wir uns unserer Vergangenheit zu schämen hätten und daß es infolge dessen ratsamer sei, über das heikle Gebiet mit Still schweigen hinwegzugehen. Es beruht dies aber zum größten Teil auf direkter Unkenntnis der Thatfachen. Es ist ja nicht zu leugnen, daß zu gewissen Zeiten die sächsische Politik keine eben glänzende Rolle gespielt hat; dafür giebt es aber auch wieder Perioden, die eine Helle Beleuchtung nicht zu scheuen brauchen. Selbst die Regierungszeit Augusts des Starken, die immer nur sehr einseitig beurteilt wird, gehört, namentlich in wirtschaftsgeschichtlicher Hinsicht, dahin. Und die Geschichte weiches Volkes hätte nicht einzelne weniger erfreuliche Bilder aufzuweisen? Ferner aber ist zu berücksichtigen, daß daS Arbeiten auf dem Gebiete der Lande-geschichte durch den Mangel an grundlegenden Vorarbeiten, namentlich an Quellen- Publikationen, sehr erschwert ist. Wir stehen hier weit hinter anderen deutschen Staaten zurück. Die Großherzogl. badische Regierung hat schon vor langer Zeit eine bistorische Kommission begründet, welche eine fruchtbare Thätigkrit durch Veröffentlichung wichtigen Materials entfaltet; in Preußen wird, von der Thatig- keit einzelner Kommissionen für Provinzialgefchichte
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