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Dresdner Journal : 25.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-25
- Monat1893-02
- Jahr1893
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- Dresdner Journal : 25.02.1893
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später veranstalteten etwa 1999 Personen auf der Straße Kundgebungen; es fanden kleinere Zu sammenstöße mit der Polizei statt, wobei letztere gezwungen war, die Waste blank zu ziehen. Zwei Personen wurden verhaftet. Rom, 24. Februar. (W. T. B.) Der „Tri- Kuna" zufolge hofft die Regierung, da die In spektion sämtlicher Emissionsinstitute beendigt ist, dir Ergebnisse derselben dem Parlamente zu An fang de« künftigen MonatS vorlegen zu können; die Regierung dürfte bis dahin euch in der Lage sein, einen Gesetzentwurf, betreffend die Organi sation der Emissionsinstitute mit einem vollständig flüssigen Kapital, einzubringrn. Dan Sebastian, 24. Februar. (D. B. Hd.) Ein schwerer Sturm tobt an der spanischen Nord küste, mehrere große Dampfer sind in Gefahr; die Flüsse Kastiliens sind ausgetreten und die Städte deö Dourothale« bedroht. Lissabon, 25. Februar. (Tel d. Dresdn. Journ.) Wie verlautet, wird am nächsten Montag rin De kret veröffentlicht, durch welches die CorteS auf sieden Wochen vertagt werden, um dem Kabinett die Ausarbeitung neuer Gesetzvorlagen zu er möglichen. London, 24. Februar. (D. B. Hd) Die „TimeS" begrüßen die Kandidatur Ferrys für dat Präsidium deS Senats in sympathischer Weise und bezeichnen Ferry als den brdentendsten Politiker Frankreichs, als einen entschlossenen Gegner der Klerikalen und alS den weitsichtigsten Kolonial- Politiker. Halifax, 25. Februar. (Tel. d. DreSdn Journ.) Oer Dampfer „Moravia" der Hamburg-Amerika nischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft ist mit er schöpftem Kohlenvorrat und durch Sturm erheblich beschädigte« Lerbeck sowie beschädigten Schrauken- dlättern hier eingrtroffen. Der Dampfer setzt seine Reise nach New-Aork fort. Gateshead (Grafschaft Durham), 25. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Für den zum Pair er nannten Gladstonraner JameS wurde der Glad- stoneaner Allan mit 6434 Stimmen gewählt; der Unionist Ralli erhielt 5566 Stimmen. Kopenhagen, 24. Februar. (D. B. Hd.) DaS LandSlhing hat den Gesetzentwurf, betreffend die Einführung einer Einheitszeit (M. E Z), indritter Lesung angenommri; derselbe wird jetzt dem Folke- thing vorgelegt werden. Der Hafen von Nesö auf Bornholm ist nach einer telegraphischen Meldung jetzt auch durch einen Eisgürtrl geschlossen. Seit 13 Tagen hat Bornholm keine Postsendung erhalten. Der Dampfer „Olympia" aus Hamburg ist in der AarhuSbucht vom Eise zerschnitten worden und gesunken, die Mannschaft wurde gerettet, (s. Verm.) Stockholm, 24. Februar. (D. B Hd.) Der Notstand in den nördlichen Provinzen nimmt zu; im Westerbotten allein sind 9584 Personrn wäh- revd der nächsten Monate auf öffentliche Kosten zu verpflegen. Der Bankauöschuß dcS Reichstages beantragt, von dem vorjährigen Gkwinn der ReichSbank 2 Mill. Kronen der Staatskasse zu überweisen und 8916W Kronen der ReichSbank zu belassen. EKristiania, 24. Februar. (D. B. Hd.) Lom 10. bis 20. d. Mtö. sii d 440 ErkrankungS-, aber keine Todesfälle an Influenza angemeldrt worden. St. Petersburg, 24. Februar. (D. B Hd) Die sichtbarenWeizenvorräte werden auf 9570000 d l, die Roggrnvorräte auf 2250000 bl geschätzt; in Odessa befinden sich 1812500 lil Weizen. St. Petersburg, 24. Februar. (W. T. B.) Generallieutenant Hahn, der Inspektor der Grenz- wache, ist zum KonseilSmitglird im Finanzmini sterium ernannt worden. Sein Nachfolger wird Generallieiitenant Swinjin, der Kommandeur deS GordeartilleriecorpS, werden. Lie Grenzwache wird in ein selbständiges EorpS umgrwandelt werden. Belgrad, 24. Februar. (D. B. Hd.) ES sind insgesamt 25000 Wahlscheine auSgegeben worden. Die Radikalen beschweren sich darüber, weil bei den letzten Wahlen 185000 Stimmen abgegeben waren, darunter 157000 für die Radikalen. San Francisco, 24. Februar. (W. T. B.) H-nt, schoß ein 73jäbriq,r Mann, namenS Rat- machte er fünf Schritte vorwärts und fchoß, ohne zu zielen; wie er erwartet, war der Schuß fehl gegangen, denn Heissenstein trat unmittelbar darauf vor, zielte mit Bedacht und die Kugel streifte Marcels linken Arm, doch so leicht, daß er kaum die Berührung fühlte und nur die Spur am Ärmel bemerkte, von dem ein Stück aufgerissen war. „Sie sind getroffen?" sagte Cloßmann heran- kommend. „Weniger ich, al- mein Rock. Hat der Herr Gegner genug oder —" „Ich fürchte nein; ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß erst die Kampfunfähigkeit des einen oder beider der Sache ein Ende machen soll." „Sehr erfreulich!" versetzte Marcel aufgebracht. „Also beginnen wir die unangenehme Unterhaltung noch einmal; schließlich wird man sich auch an das gewöhnen," bemerkte Marcel in einem Anfalle von Galgenhumor. Nach wenigen Minuten standen sich die Kämpfenden wieder gegenüber. Nochmals schoß Marcel planlos vor sich hin, und nochmals bewies der andere, daß eS ihm ernst sei, denn da- Geschoß schwirrte pfeifend an Marcels Ohr vorbei. Das brachte sein Blut ins Wallen: „Er giebt sich redlich Mühe, mir den GarauS zu machen!" murmelte er. „Und er kommt immer näher; beim dritten Male wird er die Stirn kaum verfehlen." Die Zeugen kommandierten: „Noch einmall" „Wenn ich feinen rechten Arm treffen könnte oder feine rechte Hand, dann wäre er wenigstens kämpfe unfähig und die ekelhafte Geschichte hätte ein Ende," dachte er bei sich, und wieder vortretend, gab er sich cliffe, den bekannten Millionär John Mackay in den Rücken; Ratcliffe schoß sich sodann in die Brust; deS letzteren Zustand ist gefährlich. Die Wunde MackayS ist nicht tödlich. Der Beweg- grund zu dem Attentat blieb bisher unbekanut. Dresden, 25. Februar Die Übermacht in der Schlacht. Von den Gegnern der Militärvorlage wird viel' fach vorgebracht, daß es in der Schlacht nicht auf die Menge, sondern auf die Tüchtigkeit der Soldaten an komme, um den erwünschten Sieg zu erringen. DaS Unzutreffende dieser Behauptung in ihrer unein geschränkten Fassung ist bereits wiederholt von maß gebendster Seite hervorgehoben worden und geht erneut hervor aus einer rückblickenden Betrachtung, welche die „Post" auf die Slärkeverhältnisfe in den wichtigsten Entscheidungsschlachten dieses Jahrhundert- und den einzelnen Kämpfen deS deutsch-französischen Krieges richtet, indem sie folgendes ausführt: Als die wichtigsten Entscheidungsschlachten dieses Jahrhunderts haben die von Leipzig, Belle-Alliance, Königgrätz und Sedan zu gelten. Am ersten Schlacht tage voll Leipzig zählten die Verbündeten etwas über 200000 Mann, Napoleon 176000 Jene dursten auf das Eintreffen von Bernadotte und Bennigsen mit 125000 Mann rechnen, die Franzosen nur auf das ReynielS mit 14000 Mann, welche dlirch den Übergang der Sachsen ausgeglichen wurden. Focht Napoleon mithin schon am ersten Tage in der Minder heit, so wurde er am dritten von der Übermacht ge radezu erdrückt. Wenden wir uns der zweiten Ent- scheidungSschlacht zu. Quer vor der großen Brüsseler Straße stand Wellington bei Mont St. Jean mit 68000 Mann, Napoleon griff ihn mit 72000 Mann an, überlegen namentlich an Geschütz und Reiterei. Diese Vorteile kamen aber nicht zur vollen Entfaltung, denn bald nach Beginn des Kampfes erkannte Napo leon den Anmarsch der Preußen in seiner rechten Seite, und jemehr sich dieser entfaltete, desto stärkere Truppenmassen mußte er dagegen abgeden. Schon die bloße Annäherung der Preußen veränderte da- Zahlenverhältnis zu Gunsten der Engländer, und er möglichte überhaupt erst das Standhalten gegen die Gewaltstöße deS Feindes. Mit dem eigentlichen An griffe BlücherS drängte die kompakte Übermacht auf die Franzosen ein und warf sie über den Haufen. Anders bei Königgrätz. Hier befanden sich die Öster reicher, 222000 Mann stark, in vortrefflicher Stellung beisammen gegen 221000 Mann Preußen, die erst allmählich aus dem Schlachsselde eintrafen. Hier lag also das Schwergewicht der Zahl mehr auf österreichi scher Seite, wurde aber ausgeglichen durch das bessere Gewehr der Preußen. Die Entscheidung bewirkte dann wesentlich der Ungehorsam von zwei österreichischen CorpSführern, welche die ihnen angewiesene Stellung verlassen und dadurch den Rücken ihrer Armee ent blößt halten; sie liegt mithin außerhalb der Zahlen- erwägung. Mit voller Wucht zeigt sich diese wieder bei Sedan. Hier hatte die umsichtige deutsche Heeres leitung 133500 Mann Infanterie, 21350 Reiter und 701 Kanonen zusammengezogen, denen nur 90000 Franzosen und 408 Geschütze gegenüber standen. Und nicht bloß das, die Armee Mac Mahons war durch erlittene Niederlagen und Mut losigkeit bereits so erschüttert, daß die Deutschen ihre ganze Macht gar nicht mehr einzusetzen brauchten. Ziehen wir daS Ergebnis: Neben der Überzahl kommt deren richtige Benutzung in Betracht, aber in der Regel bleibt der Mehrheit der Sieg. Dieselbe Lehre gewährt der unserer Zeit zunächst liegende deutsch-französische Krieg. In der ersten Hälfte derselben, der gegen das kaiserliche Frankreich geführt wurde, erwies sich das Fußvolk auf beiden Seiten ziemlich gleichwertig, die Reiterei und Artillerie auf deutscher Seite leistungsfähiger, dafür besaßen die Franzosen das überlegene Gewehr und durchweg bessere Stellungen, die Deutschen tüchtigere Führung. Bei gleicher Zahl durfte demnach die Siegeszuversicht hüben und drüben ziemlich die nämliche sein, etwa mit geringer Neigung zu Gunsten der Deutschen. Treten wir nach dieser Vorbemerkung an die Zahlen. Bei Weißenburg ließen sich 5300 Franzosen von 50950 Deutschen angreifen, also einer von fast 10. Ta genügte natürlich, eine bloß fünffache Übermacht wirklich ins Feld zu führen. Mühe, seine Absicht auszuführen; bedächtig zielte er nach der Stelle, die er zu treffen hoffte und drückte los. Er sah sehr gut, wie Heissenstein seine linke Hand nach vorn führte, und er hörte, wie er rief: „Da!" Dann stürzte der Gegner gerade wie ein ge fällter Baum zu Boden. Alles drehte sich vor seinen Augen, als er die Mordwaffe fallen ließ, und seine Beine zitterten, daß er nicht im stände war, sich zu bewegen; er sah nur wie im Nebel zwei Gestalten, welche auf den Ge fallenen zusprangen und sich um denselben zu schaffen machten. WaS war geschehen? Hatte er ihn getötet? Kraftlos taumelte er auf einen Holzklotz hin, um dort niederzusinken. Endlich erhob er wieder das Haupt und sah Ehtzing, der rasch auf ihn zukam. „Mausetot!" tönte es wie der höhnische Ruf eines Satans an Marcels Ohren und jetzt schien es ihm einen Augenblick, wie wenn derjenige, der sich für seinen Freund auSgegeben, da« gerade Gegenteil wäre, aber als Heissensteins Sekundant näher kam, bemerkte Marcel doch einige Verstörung in seinem Äußern „Schrecklich!" rief Eytzing unter einem schweren Seufzer. „Er ist mitten ins Herz getroffen! . . . . Mein armer, armer Freund, wie sehr bedauere ich den traurigen AuSgang!" und er legte die Hand teil nehmend auf Marcels Schulter. „Ich denke mich in Ihre Lage", fuhr Eytzing fort, „ich fühle, daß e» Ihnen fast lieber wäre, an seiner Stelle dort zu liegen * Er stockte und ließ einige stöhnend« Laute vernehmen, dann schien er sich aus- zuraffru: „Man muß daS Schlimmste nehmen wie eS Auch bei Wörth gelang eS der deutschen Leitung 96 750 Mann und 342 Geschütze für den Kampf be reit zu halten, vor denen Mac Mahon mit 48550 Mann und 167 Geschützen hielt, also kaum mit der Hälfte. Weil er diese überdies nicht rechtzeitig vereinigt hatte, so besaß er für den wirklichen Kampf nur 36850, die von 75750 Deutschen angegriffen wurden. In der Schlacht bei Spichern trafen die deutschen Truppen sehr ruckweise ein, brachten eS aber schließ lich doch aus 34 600 Mann mit 108 Geschützen. Der feindliche General Froissard besaß 27 600 Mann und 90 Geschütze in trefflicher Stellung. Sein Ver- halten wurde wesentlich durch die Erwartung großer in der Nähe befindlicher Verstärkungen bestimmt. Wären diese eingetroffen und hierdurch die Mehrheit auf französische Seite gekommen, so würden die Deut schen unzweifelhaft geschlagen worden sein. Die Schlacht bei Gravelotte—St. Privat war von beiden Seiten vorbereitet, wobei es die Deutschen auf 187600 Mann und 732 Geschütze, die Franzosen es auf 112800 Mann und 520 Geschütze gebracht hatten, also wieder in bedeutender Minderheit geblieben waren. Auf die Belagerung von Metz und die Ausfall schlacht bei Noissrville brauchen wir wegen der beson- deren obwaltenden Verhältnisse nicht einzugehen. Da gegen ist der Kampf bei Beaumont wieder eine freie Feldschlacht, und wieder vermochten die Deutschen 67 600 Mann gegen 58 750 Franzosen zu verwenden; letzteres außerdem teils minderwertige Truppen. Anders die beiden Zusammenstöße vor Metz, der bei Colombcy—Nouilly und bei Vionville—Mars la Tour. Hier fochten die Deutschen in der Minderheit. Bei Colombey, wo 57 350 Deutsche mit 84200 Fran zosen rangen, wollte Bazaine gewissermaßen nicht er reichen, was er vermocht hätte. Es handelte sich für ihn um ein nicht beabsichtigtes, ihn aufhaltendes Rück zugsgefecht. Ein Sieg hätte ihn ostwärts von Metz in die Richtung nach Deutschland geführt, und inzwi schen konnte ihm westwärts die Rückzugslinie durch die Armee des Prinzen Friedrich Karl verlegt, der anfängliche Sieg also in eine schwere Katastrophe ver wandelt werden. Die Schlacht bci Vionville fochten 55400 Deutsche gegen 91600 Franzosen, die sich auf fast 130000 Mann steigern ließen. Diesmal hätten die Fran zosen also den Zahlenverhältnisfen nach siegln müssen. Daß sie es nicht thaten, hatte bestimmte Gründe. Bazaine kannte das Stärkeverhältnis nicht und vermutete deutscherseits einen wohlaugelegten Plan. Er konnte nicht ahnen, daß die Preußen eben falls ohne Kenntnis der feindlichen Macht, mit einem ArmeecorpS über drei herfielen, die sich auf fünf bringen ließen. Dies traute er der feindlichen Heeres- leitung nicht zu, sondern dachte, wenn man ihn an griff, so besäße man dazu auch die Mittel. Dem gemäß fürchtete er feindliche Reserven und mehr noch überraschende Seitenstöße gegen seine Flügel, die er deshalb unverhältnismäßig stark machte und zurück- hielt. Politische Erwägungen kamen hinzu. So wagte er nicht, die einzige kampffähige Ärmee, die das Kaiserreich besaß, unvorbereitet aufs Spiel zu setzen. Nicht Sieg war sein Streben, sondern, sich nicht schlagen zu lassen: „maiuteoir forteweut." Ein gebildete, aber naheliegende Gefahren verhinderten ihn, seine Übermacht auSzunutzen. Hätte er es darauf an kommen lassen, wären die Deutschen sicher geworfen worden. Eine Übermacht, die man nicht gebraucht, ist eben keine Wieder werden wir zu der Erkenntnis von der Sieghaftigkeit der Mehrzahl geführt. Nicht etwa die bessere Führung hat immer entschieden. Wörth und Spichern waren nicht, oder doch nicht so gewollte Schlachten. Fehler, die begangen wurden, wurden durch Fehler des Feindes und vortreffliche Haltung der Truppen ausgeglichen. Bei Colombey und Vion ville lag die Entscheidung überhaupt nicht in der Hand der Deutschen, sondern hing von Bazaine ab. Die Schlacht des 18. August entwickelte sich anders, in ganz anderer Stellung, als erwartet war, und würde ohne Übermacht kaum gewonnen worden sein. Erst Sedan ist eine wirklich strategische Schlacht. Durchaus andere Verhältnisse bietet der K icg gegen das republikanische Frankreich: hier befand sich die Überzahl fast immer auf französischer Seite, und dennoch siegle sie fast nie, weil Verhältnisse ob walteten, die die Zahl mehr als ausglichen. Die republikanischen Massenheere waren eigentlich über haupt keine Heere im mcdern technischen Sinne, sondern zusammengeraffte Milizen. Ähnlich wie im serbischen Kriege erlagen sie vor der geschulten Truppe. Und selbst da zeigt sich die Richtigkeit vom Siege Ker Zahl. Die beiden Schlachten, welche die Franzosen gewannen, die bei Coulmier und Villepion sind Er- folge der Menge. Bei Coulmier griffen die Bayern marfchmüde einen Feind an, dessen Stärke sie nicht annähernd ahnten. Die Folge war, daß ihrer 20000 von 70000 Franzosen erdrückt wurden und froh sein durften, nicht kräftig verfolgt und damit nahezu vernichtet zu werden. Bei Villepion (I.Dezbr.) scheint die Kavallerie unaufmerksam gewesen zu sein und den Feind nicht rechtzeitig gemeldet zu haben Die Folge war, daß 3 Divisionen über eine Brigade herfielen, die sich freilich auf 3 Brigaden verstärkte, aber auf solche, die kaum noch Zweidrittel ihres Be standes besaßen. Die Franzosen fochten also mit ungefähr dreifacher Übermacht, mit der sie denn auch Abbruch der Schlacht und Rückzug erzwangen. Im wcsentlichen stets dasselbe Bild: es siegt das Volk, welches, bei ungefähr gleichem Werte, die größten Heere aufzustellen vermag, der Feldherr, der die Uebermacht am entscheidenden Orte hat und be nutzt. Bedenkt man das unsägliche Elend eines ver- lorenen Krieges, so fordert geradezu die Selbsterhalt ung eine- StaateS, sich so stark zu machen, wie er irgend vermag; selbst wenn eS ihm schwer fällt. Tages geschuhte. Dre-dcn, 25. Februar. Se. Majestät der König zeichneten das gestern abend im Gewerbehaussaale stattgefundene Konzcrt des TonkünstlervereinS mir Allerhöchstseinem Besuche au'. Heute nachmittag um l Uhr wurde von Sr Königl. Hoheit dem Prinzen und Ihrer Kaiser!, und König!. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August im Königl. Palais am Taschenberg eine, aus mehreren Damen und Herren bestehende Deputation der Wenden empfangen, um deren Glückwünsche aus Anlaß der Geburt Sr. Königl. Hoheit deS Prinzen Georg de- Jüngeren entgegenzunehmeu Hierauf ge ruhten Ihre Majestäten der König und die Königin der genannten Deputation um ^2 Uhr im Königl. Residcnzschlosse ans gleichem Anlässe Audienz zu erteilen. * Berlin, 24. Februar. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind gestern nachmittag aus Neustrelitz wieder in Berlin eingetroffen. Heute vormittag statteten der Kaiser dem Reichskanzler Grafen v. Caprivi anläßlich der Geburtstagsfeier desselben einen persönlichen Gratulationsbesuch ab und verliehen dem Grafen einen prachtvollen Ehrensäbel. Demnächst besichtigten beide Majestäten in Charlottenburg die von der Königl. Porzellanmanufaktur für die Chicagoer Weltausstellung bestimmten Stücke. Abends wohnten der Monarch einem vom StaatSfekretär v. Boetticher veranstalteten Essen bei. — Die „Oldenburger Zeitung" schreibt: Aus Landtagskreisen heraus ist bekannt geworden, daß Se Königl. Hoheit der Großherzog beim Empfang der Landtagsdeputation mit warmen und ernsten Worten sich süc das Zustandekommen der neuen Militür- organisation ausgesprochen hat. Auffallend erscheint es, daß hierüber weder in der gestrigen Landtags- sitzung, wo über den Empfang der Deputation be> ichtet wurde, noch sonstwie etwas Authentisches in die Öffent lichkeit gelangt ist. Die an Allerhöchster Stelle ge äußerten Worte dürften doch nicht allein an die Land tagsdeputation, sondern vielmehr an daS ganze Land gerichtet gewesen sein. — Se. Majestät der Kaiser haben im Namen der Reichs den Kaufmann Georg Winter zum Konsul in Carlskrona (Schweden), den Kaufmann Thoma! JoneS an Stelle des verstorbenen Vizekonsuls R W. Stonehause zum Vizekonsul in Newport, Mon. (Eng land) und tun Landagenten James Welply zum Vize konsul in Limerick (Irland) ernannt. — Der Bundesrat erteilte in der am 23. d. MtS. unter dem Vorsitz des Königl. bayerischen Gesandten Grafen v. Leichenfeld Köfering abgehaltenen Plenar sitzung dem Entwurf eines Gesetzes wegen Änderung des Gesetze) über den UnterstützungSwohnsitz und dem Anträge des Reichskanzlers, betreffend Abänderung und Ergänzung der Bestimmungen der Anlage L zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands in Bezug auf die Beförderung von explosiven Stoffen die Zustimmung. Sodann wurde über mehrere Ein gaben in Zoll- und Steuerangclegenheiün, sowie über den Sr Majestät dem Kaiser über Wiederbesetzung einer RatSstelle beim Rechnungshof des Deutsche:! kam; es war unvermeidlich; er wollte es nicht anders: Er oder ich! war sein letzter Ausspruch." Marcel blieb stumm, als habe er für alle Zeiten die Sprache rerloren. „Jetzt werden die furchtbaren Folgen über uns kommen!" ergriff Eytzing wieder das Wort. ,Ind ich sehe keinen Ausweg vor mir; wir müssen unser Schicksal über uns ergehen lassen." Er schien zu er warten, daß der andere etwas antworten werde, da aber dies nicht der Fall war, so rüttelte er Marcel an der Schulter. „Ermannen Sie sich Tannenberg! Lassen Sie sich von der Mutlosigkeit nicht so sehr überwältigen " „Ja," kam eS endlich tonlos zwischen des andern Lippen hervor ,Jch ermanne mich und gehe nach Pottenbrunn, um mich den Gerichten zu stellen" „Um GotteSwillen, nein! Warten Sie — lassen Sie uns beraten, nachdenken, was zu thun das Beste ist. Bedenken Sie, daß Sie auch unser Schicksal in Händen haben — daß Cloßmann auf meine Veran lassung, auf mein Drängen uur das Amt übernommen hat, das jetzt seine ganze Zukunft aufs Spiel setzen kann. Ich bitte Sie, Tannenberg, thun Sie keinen unüberlegten Schritt, lassen Sic uns —" „Aber, was soll ich anders machen A' „Fassen Sie sich erst — Sie sind ja ganz außer sich und könnten da leicht in der ersten Erregung einen Schritt machen, der für uns alle verderblich würde." „Fassen! Unmittelbar nach einem so furchtbaren Ereignisse? Ich habe em Menschenleben auf dem Gewissen — verstehen Sie da- zu bemessen, Herr v. Eytzing?" , Ob ich es verstehe? Glauben Sie, ich fühle mich nicht selbst als unglücklicher Beteiligter? Weiß Gott, ich habe mir genug Mühe gegeben, daS Ganze inS richtige Geleise zu bringen, aber was konnte Ä einem Manne gegenüber auSrichten, dessen haß- und zornerfülltes Gemüt friedlichen Worten nicht zugäng lich war, der nur den einen Wunsch hegte: Sie zu töten! . . . Ich zitterte mehr für Ihr Leben, als für daS seine, denn bei Ihnen war ich sicher, daß Ihr menschenfreundlicher Charakter immer die Oberhand über die Leidenschaft bewahren würde. Ich flehte ihn an, nach dem zweiten Kugelwechsel eS damit genügen zu lassen; nein! Er wollte, er mußte in sein Ver derben rennen . . . Sollen Sie nun auch noch über seinen Tod hinaus unter diesem Hasse leiden? Sollen mit Ihnen auch noch zwei Unschuldige zu Grunde gehen? Sie kennen doch die Strafe, die uns eiwarlet; sehen Sie nicht da eine gleichzeitige Störung Ihres Glückes voraus?" „Aber was soll ich thun ?" versetzte Marcel im Tone der Verzweiflung. „Da, nehmen Sie Ihren Mantel — eilen Sie nach Haufe und warten Sie daS Ergebnis meiner Beratung mit Cloßmann ab; Sie sind unS diese Rücksicht schuldig; ich bitte Sie darum; heute noch, hoffentlich in wenigen Stunden bin ich bei Ihnen." iFoitletzung folgt.) K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 24. Februar: „Die Jungfrau von Orleans." Romantische Tragödie in fünf Akten von Schiller (Hr. Pittschan vom Deutschen Theater in Berlin als Gast) Der Gast war bereit- im „Wilhelm Dell" aus-
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