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Sächsische Dorfzeitung : 13.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189905132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990513
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-13
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 13.05.1899
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Tktz«» ». Reaktion EreSden-Ueuftadt I. Meißner Lasse L. Lie Leitung erscheint Dienstag, Pannerftag und Lannaden» fr^h. NbvnnementS- PretS: tztmüjährl. M. 1,50. 8» beziehen durch d», kaiserlichen Post- vchalten und durch unsere Boten. Bei srrier Lieserung k- Haus erhebt die Prst noch eine Ge bühr von 25 Ps. Sächsische Docheilmus. Litt unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die 1 spalt. Zeile 15 Ps. Unter Eingesandt: 30 Ps. Juscrattn- flnuahmestcSen: Tie Arnoldiscke Bn Handlung. Irwaüdendant, Haaicnitcln H Bögler, Rudels Moste, G. L. Taub« L Eo. in Dresden, Leipzig, Frantiurt a/M., G. Kohl, Aesselsdors u. s. w. Ar. 56. Sonnabend, den 13. Mai 1899. 61. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Im Reichstage hat sich jetzt ein ganz sonderbarer Zustand herausgebildet. Einmal bestürmt man ihn mit den ernstesten Mahnungen, das wenig erbauliche Schauspiel dauernder Beschluß- Unfähigkeit dadurch abzukürzen, daß sich die Mitglieder in ihrem Rededrang eine weise Beschränkung auf- erlegen, auf der anderen Seite aber steht man, wie der Reichstag die kostbarste Zeit mit der ausgiebigsten Erörterung ganz geringfügiger Fragen vergeudet. Das zeigte sich auch in der Sitzung am Mittwoch, deren größter Theil mit einer Diskussion darüber ausgefüllt wurde, ob man überhaupt eine Sitzung abhalten sollte. Auf der Tagesordnung stand die zweite Lesung des JnvalidengesetzentwurfeS und die Soeialdemo- traten beantragten, die Berathung hierüber zu ver tagen, weil der Kommisfionsbericht noch nicht lange genug in den Händen der Mitglieder sei, um ein ge naues Studium zu ermöglichen. Nach mehrstündigem Hin und Her, in dem sich nur der Abgeordnete Müller-Sagan für einen Theil der freisinnigen Volkspartei zu Gunsten des socialdemokratischen An, träges aussprach, wurde dieser abgelehnt und die Verhandlung konnte beginnen. Sie erlitt freilich fast sofort nach ihrer Eröffnung eine Unterbrechung, da zu 8 1, der die Versicherungspflicht behandelt, die Social« demokraten einige Anträge gestellt hatten, über die sie eine namentliche Abstimmung wünschten. Damit batten sie gehofft, die Beschlußunfähigkeit des Hauses erweisen zu können, allein die Abstimmung ergab die Anwesen heit von 229 Abgeordneten, von denen sich nur 39 für die socialdemokratischen Anträge entschieden. Nunmehr gaben die Socialdemokraten ihren passiven Widerstand aus und betheiligten sich eifrig an der Weiterberathung des Gesetzes, die indessen nur bis zum § 3 gedieh. Beim 8 3a, der Ausnahmen von der Versicherungs pflicht durch den Bundesrath gestattet, wurde ein Ver tagungsantrag angenommen, Am vergangenen Dienstag erlebte man wiederum einmal das traurige, aber leider nicht mehr neue Schauspiel, daß der deutsche Reichstag wegen Beschlußunfähigkeit ausetnder gehen mußte. Wenn man an die Vergangenheit des deutschen Parlamentarismus zurückdenkt und dieselbe mit der Gegenwart vergleicht, so kann man wohl sagen, daß durch derartige Vorkommnisse das parlamentarische Interesse im Volke immer mehr abgenommen hat. Was war der Reichstag ehedem in der Vorstellung der Nation und was ist er heute! Man braucht die Frage nur zu stellen, um den betrübenden Wandel der Dinge zum Bewußtsein zu bringen. Subjektive Schaffensfreudigkeit und objektive Leistungsfähigkeit sind gleichermaaßen zurückgegangen. Das geistige Niveau der endlos breiten Verhandlungen bleibt tief unter dem der siebziger Jahre und das positive Er» gebniß der übermäßig langen Sessionen steht in schreiendem Mißverhältniß zu der aufgewendetcn Zeit. ES wäre unrecht, diesen unerfreulichen Zustand dem Reichstag allein zum Borwurf zu machen. Schon an sich ist eS ja meistens viel schwerer, eine Position zu behaupten, als sie zu erringen. Die hohe, geistige Spannkraft der Werdezeit des Reiches ist naturgemäß, wie aus der Nation überhaupt, so auch aus ihrer Vertretung gewichen. Und wenn auf die vergleichs weise erheblich kürzere Dauer der Sessionen in jener Zeit aufmerksam gemacht wird, so darf nicht über sehen werden, daß sich der Geschäftskreis der Vecwaltung und Gesetzgebung des Reiches in zwischen bedeutend erweitert hat. Insbesondere auf socialpolitischem Gebiete hat die Staatsthätigkeit durch das Riesenwerk der Arbeiterschutzgesetzgebung einen ganz neuen Inhalt bekommen. Das Reichsamt des Innern hat dadurch und aus anderen Gründen einen Umfang angenommen, von dem man früher gar keine Ahnung hatte. Und da eine der wichtigsten Aufgaben des Parlaments die Kontrole der Verwaltung ist, > so begreift es sich, daß die Etatsberathung auch beim besten Willen nicht so beschränkt werden kann wie in jenen Jahren, wo sie nicht mehr als acht bis zehn Plenarsitzungen beanspruchte. Aber das Uebel liegt doch tiefer. Seine schlimmste Ursache ist ! der demagogische Zug, der unser öffentliches Leben er griffen hat. Dem Bedürfniß, diesem Zuge zu fröhnen, werden ReichstagSfitzungcn in großer Zahl geopfert und fast alle Parteien, die einen mehr, die anderen weniger, machen sich mitschuldig daran. Deshalb muß man auch bezweifeln, ob die so häufigen, ledig lich auf Wahlpolitik abzielenden Debatten selbst bei beschlußfähigem Hause auch nur um eine Stunde kürzer ausfallen würden. Man hat, als diese agita torische Ausbeutung der Reichstagsverhandlungen ein zureißen begann, die Legislaturperioden von drei auf fünf Jahre verlängert, aber das Uebel ist im Laufe dieses Jahrzehnts nur immer schlimmer geworden. Daß es den ersten Zeiten unseres Reichsparlamentaris mus fast ganz fremd war, ist vielleicht das Moment, um welches wir dieselben am Meisten beneiden müssen. Man braucht jenen Zeiten daraus kein Verdienst zu machen; denn die minder guten Wirkungen unseres Wahlrechts haben sich erst allmählig offenbart. Aber das darf man ohne Bedenken behaupten, daß der Geist, der die ersten Reichstage beherrschte, dem Demagogenthum im Parlamente einen wirksameren Widerstand entgegengesetzt haben würde, als es beute geschieht. Diesem Geiste entsprang das Bestreben, die Thätigkeit des Reichstags auf da- zu beschränken, was dem nationalen Gemeinwesen frommen und prak tisch zur Durchführung gebracht werden könne. Heute predigt man den schönen Grundsatz: „DaS Vaterland über der Partei!" auf allen Märkten, während in Wirklichkeit der Parteigeist den Gedanken an das Vaterland immer mehr verdrängt. Ein Schauspiel, wie wir es soeben erst erlebt haben, daß tagelang ge- ! setzgeberische Pläne erörtert werden, welche die l Regierung nicht aussühren will und nicht ausführen kann, wäre in den früheren Zeiten undenkbar gcwesen. Aber eben dies Schauspiel führt uns auf den ti-fsten Grund der unbefriedigenden Lage von heute. Die Thatsache, daß der Reichstag über eine Reihe von Anforderung n an die Regiernng verhandelt, die an- > scheinend von der Mehrheit des Reichstags für die wichtigsten Aufgaben der Gegenwart gehalten werden, ! ohne daß sich ein Vertreter der Regierung selbst nur zur Anhörung der Debatten einfindet, bezeichnet einen auf die Dauer unhaltbaren Zustand. Es ist eben jeder innere Zusammenhang zwischen Regierung und Parla ment verloren gegangen. Darin tiegt der tiefste Unter schied zwischen einst und jetzt. In den besten Z iten des deutschen Parlamentarismus war Bismarck that- sächlich der Führer des Reichstages. Wir werden nicht zu befriedigenden Zuständen g-langen, so lange nicht eine kraftvolle, zielbewuhte Regierung diese Führung zurückgewinnt. Der dem Bundesrathe zuaegangene Nachtraas etat fordert 8,5 Millionen Mark, darunter über 1,5 Millionen zu TheuerungSzulagen für Unterbeamte, über 1,5 Millionen zu Unterstützungen der Hinterbliebenen von vor 1897 verstorbenen Postbeamten, je 1 Million für die Umlegung von Telegraphenlinien, 300,00) M. zur Betheiligung der Militärverwaltung an der Pariser Welt-Ausstellung, 200,000 M. Zuschuß zur Südpolar- Expedition und 100,000 M. als Entschädigung für die Gebrüder Denbardt in der mehrerwähnten Kolonial- Angelegenheit. Ueber die Zunahme der unbotmäßigen Verhaltens jüngerer Arbeiter wird aus Thü ringen geschrieben: „Sowohl in dem Jahresbericht des FabiikinspektorS für das Herzogthum Gotha als auch in dem des Aussichtsbeamten für das Herzogtum Meiningen wird Klage geführt über das unbotmäßige Verhalten der jüngeren Arbeiter. So sagt der erstere in seinem Bericht: „Die Aeußerung: „Mit meinen älteren Arbeitern stehe ich in sehr gutem Verhältnis, sie sind tüchtig, fleißig, haben Interesse am Geschäft Keuilleton. Verdrängt. Novelle von A. Schmidt. (Nachdruck verboten.) (K. Fortsetzung.) Die beiden Liebenden waren bei diesem mark erschütternden Schrei aus ihrer Umarmung aufgefahren. Reginas Wangen hatten sich aut einer dunklen Röthe übergossen und sie blickte scheu nach Ernst. Ruppert aber legte die Sache anders auS. Ihm »ar es klar, daß er verrathen, hintergangen worden und daß nur ein Zufall ihm dieses geoffenbart. Heftig stieß er daS Mädchen von sich. „Also doch!" rief er bebend vor Wuth. „So haben die Leute recht gehabt, Dich eine Falsche zu nennen? Sprich! — nein — schweig! Mit uns ist'S auS, Du Heuchlerin!" Dann machte er Miene, sich auf Ernst zu stürzen. Aber ehe er noch Hand an ihn gelegt, ergriff ihn selbst ein kräftiger Arm und drängte ihn zur Thür hinaus. ES war der Direktor, der unvermuthet auf dem Plan erschien. „Verwegener — fort!" schrie er ihm zu. „Wir sprechen uns zu Hause!" Dann wandte er sich zu Ernst und wieL wortlos, »ü auSgestrecktem Arm nach der Thüre. Ernst war von dem soeben stattgehabten Auftritt so überwältigt, daß er seiner Sinne kaum mehr mächtig »ar. Völlig eingeschüchtert, noch ganz bestürzt über sein so schnell vernichtetes Glück, wagte er beim Ver- lassen des Zimmers kaum, einen Bück auf Regina zu werfen, die, völlig fassungslos, auf einen Stuhl ge- j ! funken war und ihr thränenüberströmteS Gesicht in den ! Händen verbarg. Franz Straßberg ahnte nicht, welch' unheilvolle ! Wirkung sein an den Bruder gerichteter Brief geübt. ! Wie hätte er auch denken können, daß derselbe der dem ! achtzehnjährigen Jüngling so plötzlich eine Leidenschaft entflamme, die bislang tief in dessen Herzen schlummerte und von deren Dasein er selbst keine Ahnung hatte. Franzens Liebe schien überhaupt, ihm unbewußt, nur dazu da zu sein, Unheil zu stiften, denn erstens liebte er selbst ein Mädchen, das die Tiefe eine- solchen Ge fühls nicht verstand oder nicht verstehen wollte und zweiten- kränkte er dadurch diejenige, die ihn wirklich -wahr und innig liebte. WaS hatte Lilli um dieser Liebe willen nicht schon gelitten! Welch' herben Schmerz empfand sie in Straßbtrg's Gegenwart, wenn sie sich von ihm so sehr vernachlässigt sah und dennoch fühlte sie sich durch seine Nähe beglückt. Die Hoffnung, ihn glücklich zu wisse», war es allein, was »hr die Kraft gab, seine Werbung um Klara so ruhig mit anzusehen. Aber, Glück wie Schmerz waren bisher tief in ihrem Herzen verborgen geblieben und eS kostete sie keine geringe Mühe, sie verborgen zu halten. Niemand sollte da» so eifersüchtig gehütete Geheimniß entdecken. DaS heiligste Gefühl ihres Herzen- sollte nicht der Lächer- 1 Uchkeit, dem Spotte verfallen. Sie hätte sich ihrer Lebe zu dem braten Manne gewiß nicht geschämt, selbst wenn dieselbe nicht cr- wiedert wurde. Aber diese Neckereien, diese Kette von Wid.r, wärtigkeiten, die sich aus dieser Entdeckung für sie und vielleicht auch für ihn ergaben, hätte sie nicht er tragen. Die Mutter wäre wohl die Einzige gewesen, die sie vielleicht verstanden hätte, aber die arme Frau war seit einiger Zeit an Körper und Geist wie gebrochen. Der geheime, in sich verschlossene Gram, den sie über die allgemeine Vernachlässigung empfand, hatte sein Zerstörungswerk an den ohnedies schwachen Kräften geübt und in Sophie eine Stumpfheit und TheilnahmS- lostgkeit für Alle-, waS um sie her vorging, hervorge rufen, daß man bei ihr selbst für daS Liebesleben ihrer Tochter kein Berständniß mehr erhoffen durste. Tante Klotilde aber hatte nur Interesse für Elsa und ihre eifrigste Sorge war eS, für diese eine ge eignete Partie zu finden. Ihre hochfliegenden Pläne gingen freilich weiter, als bi- zu einem Doktor der Medizin, sie hätte für ihr schönes Kind eine Srafen- krone oder sonst ein adelige- Wappen ganz am Platz- gesunden. Doch Elsa selbst schien mit einem be scheideneren Loose zusrieden zu sein, ihr erschien ein durch die Liebe verschönte- Leben wünschenSwerther, als bebe- leerer Glanz, vorausgesetzt, daß dieses liebeverschünte Leben durch materielle Sorgen nicht getrübt wurde und sie sich in ihren Neigungen zu Putz und Wohll ben keinen Zwang anzuthun nöthig hatte. Und ein solche» Leben hatte sie an der Seite Menhard'S zu erwarten. Freilich wartete sie nun schon lange genua auf eine Erklärung de- jungen Arzte-. Der ganze Winter
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