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Sächsische Dorfzeitung : 18.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188411189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-18
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 18.11.1884
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Dienstag, den 18. Wovember 1884. 46. Jahrgang. europäischen Zustände hatten eine völlige Umgestaltung schrift zugegangen. Danach ist der Etat in Einnahme In einer der letzten Sitzungen der ungarischen Delegation hat Graf Andrassy Enthüllungen über den Abschluß der zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn bestehenden Allianz gemacht, welche wohl dazu angetkan sind, eine gewtffe Sensation hervorzurufen. Danach hätte Fürst Bismarck seiner Zeit den Vorschlag gemacht, dem Bündnisse zwischen den beiden Kaiser mächten durch eine Ratifikation seitens der beiderseitigen Parlamente einen staatsrechtlichen Charakter zu ver leihen, jedoch habe dieser Plan bei der slawischen Majorität im österreichischen Reichsrathe keine Billigung gefunden und sei man infolgedessen gezwungen gewesen, daS Projekt wieder fallen zu lassen. Eine solche parlamen tarisch bekräftigte und somit von den Völkern selbst ge schlossene Allianz zwischen den beiden Mächten »ft eine alte Lleblingsidee des deutschen Reichskanzlers. Bereits im April 1867 ließ Bismarck durch den Grafen Tauff- kirchen ein ähnliches Anerbieten in Wien machen, jedoch auch damals wurde dasselbe abgelehnt und zwar auf Anrathen des Grafen Beuft, jenes österreichischen „Re- vancheministerS", welcher bekanntlich fortwährend mit einem Auge nach Paris schielte und auf ein Bündniß mit Frankreich hoffte, um mit diesem gemeinsam über Preußen hersallen zu können. Es folgte der französische Krieg und die große Katastrophe im Oriente, welche den bekannten Berliner Kongreß zur Folge hatte. Die wie dies schon bei der Konferenz über die griechische Grenz frage der Fall war. zu gesonderten Sitzungen zusammen treten sollen. Die Befragung deS ebenfalls in Berlin eingetroffenen Afrikaforschers Stanley ist beschlossene i Sache; ob seitens der Erperten oder durch die Konferenz selbst, steht vorläufig noch nicht fest. Wie vorauszusehen ist, werden auf der Konferenz hauptsächlich Deutschland, Frankreich, England und Portugal in den Vorder grund treten. Spanien wird eine reservirte Haltung beobachten, indessen sich vorwiegend dem deutschen Stand punkte anschließen. Was endlich die „Association africaine internationale" betrifft, so sind deren Vertreter, wie sich aus der oben mitgetheilten Liste der Theilnebmer ergiebt, i bis jetzt zur Konferenz nickt zugelassen. Die Anerken nung der Association im Allgemeinen ist seitens Deutsch lands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten zwar ersolgt, die schwierigste Frage wird aber die sein, in welcher Begrenzung der Kongostaat anerkannt werden soll. Bei der Schwierigkeit dieser Frage scheint dieselbe > in das Arbeitsprogramm der Konferenz zunächst noch nickt ausgenommen zu sein. Die zwischen Frankreich und der Association noch bestehenden Meinungsverschieden heiten über die Abgrenzung ihrer Territorien am Kongo werden allem Anscheine nach von der Konferenz in durchaus § freundschaftlichem Sinne gelöst werden. ziehen möchte, da man voraussichtlich häufig in die Lage kommen wird, wegen Einholung erforderlicher Infor mationen größere Pausen zwischen den einzelnen Sitzungen ! eintreten zu lassen. Die Hauptarbeit wird den den Be- j vollmächtigten beigeordneten Erperten zufallen, welche, ' Politische Weltschau. Deutsches Reick. Die Kongo-Konferenz ist am Sonnabend Nachmittag 2'!, Uhr im Reickskanzlerpalais zu Berlin und zwar in demselben Saale, wo 1878 der große Kongreß tagte, eröffnet worden. Die Ausstattung desSaaleS ist eine zwar einfacke, aber durckaus gediegene Thüren, wie FrieS und Pfeiler sind mit Marmor bekleidet, die Wände von licktgrauer Farbe, die Fensterdrapirungen, Kauteuils u. s. w. sind in Roth gehalten. Der Tisch, an Welchem die Kongreßmitglieder Platz nahmen, hat die Korm eines Hufeisens und ist nach Westen hin offen. Kn der Mitte der äußeren Querseite sitzt der deutsche Keickökanzler, rechts von ihm der Vertreter Oesterreich- Ungarns, links der Belgiens; an dieselben schließen Pich an der Querseite noch Dänemark und Spanien, mn den äußeren Längsseiten rechts die Vereinigten ktaaten, Großbritannien, die Niederlande — links Krankreich, Italien an. Dem Kanzler gegenüber, in der Mitte der inneren Hufeisenwand, sitzt Staats sekretär Graf Hatzfeldt »nit einem der französischen Dele- girlen zur Linken, dem schwedischen Konferenzbevoll mächtigten zur Rechten; an den inneren Längsseiten des Hufeisens sind rechts die Türkei und Rußland, links die portugiesischen Konferenztheilnehmer placirt. Die Flügelplätze an den äußeren Längsseiten des Kon ferenztisches dessen nach dem Garten zu gelegene End- Mchen mit Büchern, Broschüren und Karten, kurz Allem wedeckt sind, was die Literatur über Afrika gebracht ha t, sind von den weiteren deutschen Bevollmächtigten: Unter- sstaatSsekretär Or. Busch und Geheimen Legatioosrath Ivon Kusserow eingenommen. Fürst Bismarck eröffnete die Konferenz mit einer Ansprache, über die bislang Genaueres nicht verlautet; jedoch soll dieselbe eine hoch bedeutsame politische Kundgebung gewesen sein und auf die Anwesenden einen großen Eindruck gemacht haben. Darauf nahm als Doyen des diplomatischen Korps in Berlin der italienische Botschafter, Graf de Launay, das Wort zu einem Danke für die gehörte Begrüßung und schlug der Versammlung vor, den Fürsten Bismarck zum Vorsitzenden zu ernennen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig genehmigt und demnächst das Sekretariat gebildet. In dasselbe wurden berufen: der Geh. Reg.- Rath Graf Wilhelm von Bismarck und der BotschaftS- ralh der französischen Botschaft in Berlin, Raindre. Unter den Mitgliedern herrscht die Ueberzeugung, daß die Dauer der Konferenz sich erheblich in die Länge erfahren, zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn entspann sich ein freundschaftliche- Verhältniß. Auch jetzt brachte Bismarck seinen Wunsch wieder vor und verlangte ein Bündniß nicht nur zwischen den Monarchen und ihren Ministern, sondern zwischen den Völkern selbst, welche durch ihre gewählten Vertreter das Doku ment deS innigen Bündnisses zwischen den beiden Reichen in ihre Gesetzsammlung ausnehmen sollten, so daß ein Minister eine Gesetzesverletzung begehen müßte, wenn er in seinem diplomatischen Verkehre etwa mit Frank reich oder Rußland im entgegengesetzten Sinne sich ver bünden würde. Einer derartigen Bekräftigung der Allianz aber stand und steht heute noch — wie die Enthüllungen des Grafen Andrassy bewe»sen — die Richtung der inneren Politik Oesterreichs »m Wege. Unter Beust war die äußere Politik nicht deutsch, heute ist es die innere Politik nicht. Daß Andrassy dieS öffentlich zum Ausdrucke krackte, mag ein wenig indis kret, ja vielleicht boshaft sein, aber eS ist gesund, wie allemal Klarheit und Wahrheit auch auf den viel verschlungenen Pfaden der Politik und sogar der Diplo matie das Richtigste und Vortheilkafteste sind. „In Berlin aber", so bemerkt die „Neue Züricher Zeitung" hierzu, „muß man die slawifch-klerikale Richtung Oester reichs als ständige Gefahr erkennen, als Grund zu einem Mißtrauen, welches auch ganz gewiß vorhanden und sogar zu wiederholten Malen deutlich genug hervor getreten ist." Prinz Albrecht von Preußen zum Herzoge von > Braunschweig erwählt — so lautet eine überraschende ! Meldung des „Berliner Tagebl.", für deren Richtigkeit wir natürlich der genannten Zeitung die Verantwortung ! überlassen müssen. Der Kaiser soll diese seitens deS braun- > schweigischen RegentschaftSratheS getroffene Wahl bereits ! bestätigt baben, jedoch unter der Bedingung, daß Prinz ! Albrecht die Regierung erst nach Ablaus eines Jahres, vom Todestage des Herzogs Wilhelm an gerechnet, übernimmt. , Auch wird dann das Herzogtkum zum Grcßherzogthume ! erhoben werden, um dem Titel . Königliche Hoheit", ! den der Prinz bekanntlich schon jetzt führt, auck äußer lich gerecht zu werden. Die Wahl deS Prinzen Albrecht soll übrigens bereits vollzogen gewesen sein, als in der i öffentlichen Meinung noch lebhaft die Frage eröriert ! wurde, ob PrinzWilhelm von Preußen oder Prinz Wilhelm von Baden zum braunschweigischen Thronfolger berufen sei. Der Regentschaftsrath hat unmittelbar nach der ! Veröffentlichung des Patentes deS Herzogs von Cumber land seine Wahl getroffen und auch dem Kaiser unver- weilt dieselbe zur Bestätigung unterbreitet. — Dem Bundesrathe ist nunmehr die Vorlage des ReichShauS- ! Halts-Etats für das Jahr 188»86 nebst einer Denk- Feuilleton. Das Bachstelzennest in Valneige (Savoyen). Von I. v. Jaminiet. (Schluß.) In weiter, anscheinend unberechenbarer Ferne, ragten jedoch am steilen Felsgrate die beiden Hüter deS BachstelzennesteS, das Wahrzeichen von Elia s Heimath, empor. Mit verzweiflungsvollem Blicke, mit Todesschmerz im Herzen, begrüßte sie dennoch jubelnd Antoine. Dahin mußte er gelangen, koste es auch das eigene Leben! Schon waren Tage und Nächte vergangen, seit die Eckreckenskunde von dem Lawinenstürze über Valneige inS Kloster von Adolance gedrungen. Die MontagnardS eilten ihren Genossen zu Hilfe; Antoine Allen voran. Da spannte sich vor ihm, wie ein Regenbogen so hoch gewölbt, eine schmale Brücke von einem FelSgrat zum andern, über den mit tosenden, schäumenden Waffer- flutben gefüllten Abgrund; dort hinauf mußte Antoine; eS war der nächste Weg, welcher die Richtung deS Bach- stelzennestes angab. Vergebens hatte er versucht, auf der Felsentreppe zu demselben zu gelangen, schwarze schlammige Massen wälzten sich dort über all' die Trümmer, mit welchen daS Naturereigniß die Tiefen und Thäler gefüllt hatte. ES gab keinen AuSweg, Antoine konnte nur über die Berghalden nach Valneige gelangen. Unwillkürlich machte der unerschrockene Sohn der Berge daS Zeichen des Kreuzes an Stirn und Brust, f er untersuchte, mit dem Fuße tastend, die leichte Eis- , decke, welche den Bogen mit dem gegenüberstehenden j FelSzacken verband, ihn mit demselben verkittet hatte; j würde er halten? Es war ja nur ein schwacher Lärchen- stamm, von Eis und Schneemassen umhüllt und gebogen, i von der schneidenden Kälte inkrustirt. i Jetzt betrat er die gefährliche Bahn! Der Blick wandte sich, die Hand suchte vergebens auf schwin- i Velnder Höhe, in freier Luft eine Stütze, der Fuß glitt rechts und links in der schmelzenden Sckneemasse — aber < ein Engel GvlteS deckte mit unsichtbaren Schwingen den Abgrund vor deS JünglingS Augen! Schon war i er über den Bogen, mit festem Fuße stand er auf einem j riesigen Baumstämme, welchen daS Schneewaffer mit Allgewalt zwischen die Steinmaffen getrieben — um ihn : brauste und rauschte es auf. der Bogen war in die Tiefe , gestürzt — eS Halle nur seines Sprunges bedurft, um ; durch die Erschütterung den leichten Halt zu vernichten. ! Weiter klimmte Antoine, immer höher hinauf; er i ' setzte kühn seinen Fuß an Stellen ein, wo der Berg- : jäger kaum den Blick hinrichtet, hielt sich fest an den i Wurzeln und feinem Rankengeflecht, welche auS dem Geklüft hervorlugen und eS umstrickend verbinden, klam merte sich mit den erstarrenden Händen an die vor- . springenden Steinzacken, welche dann prasselnd in die ' Tiefe unter ihm rollen, wenn sein Fuß soeben eine Stütze - ! daran gefunden. Der Wind trieb eisige Flocken, wie Dolchspitzen so ' ! scharf und schmerzhaft, gegen seine Stirn. Abgründe ! vor und neben ihm! Die Bergwaffer stürzten unauf- ' haltsam an ihm vorüber in die Schluchten, an glänzenden schwarzen Felszacken sich brechend, welche hundert Fuß tief aus den brandenden zischenden Fluthen emporstarrten. In Atome zerstäubend stiegen die Schaumperlen auS den Abgründen wieder herauf, die schauerliche Tiefe in dichte Schleier hüllend. Endlich, auf festerem Grunde, von einem Grat zum anderen springend, erreichte Antoine die Adlergrotte, so nahe den Felsblöcken über dem Bachstelzenneste. Ein neues Kämpfen. Ringen abwärts! Die schlüpfrige Schlamm-rde, welche jetzt die einst so schöne grüne Matte bedeckte. l»eß den von übermäßiger Anstrengung bebenden Fuß immer wieder zurückgleiten, aber die Kraft, welche ihm die Hoffnung verlieh, einmal so weit gelangt, dennoch nicht zu spät zur Rettung des ihm so theuren WesenS zu kommen, sie stützte seine Muskeln aufS Neue. Da schlug ein matter Ton an sein Ohr. ES war das jammervolle Winseln des HundeS, welcher Pater Johannes stetS begleitete. Welcher Trost! Elia war wenigstens nickt allein in dem kalten schneeigen Grabe. Würde er sie finden? Blieb ihm noch die Kraft, die eisige Decke zu lockern, zu durchbrechen, würde er sie emporheben können zum blendenden rosigen Tageslichte? Versinkend in den Schneemaffen. sich wieder empor'* arbeitend an einem jungen Baumstämme, erfaßte er de SimS deS Schornsteins vom Bachstelzennest. Vergebens rief er. lauschte er — kein Laut gab seinem Flehen Antwort, selbst der Hund war still. Mit letzter Kraft stieß er den Scknee auf den Herd hinab und glitt glücklich nieder. Tvdesftille umgab ihn in dem sonst unversehrten Raume; ein erfrischender Luftzug strömte herab auf die am Erdboden liegenden !xped. a. Redaktion frcsden-Neustadt l. Meißner Gasse 4. Ztr Zeitung erscheint Dienstag, Lonnerfta, und SonuabcnD 1'^ Adannementd- Pret»: strteljLhrl. M 1,50. Zu beziehen durch ,» kaiserlichen Post« «slalten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung nS Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 2b Pfg. ächsischr AorsMug. Inserate werden bis Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die Ifpalt Zeile 1ü Pf. Unter Eingesandt: 80 Pf. Sin unterhaltendes Blatt sirr den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amt-Hauptmannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, . Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Inseraten« Annahmestelle«: Die dlrnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinLBogler, Rudolf Mosse G L. Daube L Lo. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. f. w.
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