Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung : 04.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188412047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-04
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 04.12.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
OrrsAeu-Reust a»t I. Meißner Gasse 4. Pte Zeitung erscheint Dienstag, Oaaaerstag und Gauuustcu» >honue»e»t«> Bret»: »rteljLhrl. M. IM Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «stalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung KS Haus erbebt die Post noch eine Ge« bühr von 2b Psg ächsische VocheiknS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmanuschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de« kgl. Amtsgericht« Dresden, sowie für die kgl. Fsrstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»«»» Müler in Dresden. Inserate »erden bi» Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die Ispalt Zeile Pf- Unter Eingesandt: 3u Pf. Jnstrateu- Annahmestcle»« Die «rnoldische Buchst andmna, JnvaUdendank, HoosensteinLLogl«, Rudolf Mosse E L. Daube F L». in Dresden Leipzig, H^mburj,. Bertin, Frankfurt a M. u. s. w. Ar. 144. Donnerstag, den 4. Decemker 1884. 46. Sahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reick. Ein ganz eigenthümlicheS Ge fühl der Unbehaglichkeit — so wird der „Neuen Fr. Presse" in Wien von einem sachkundigen Korrespondenten auS London geschrieben — macht sicd in allen Citykreisen oder, wenn ich mich richtiger auSdrücken will, in allen Ge schäftskreisen und Mittelpunkten deS Handel-, sowie der Industrie Großbritanniens bemerkbar. Dieses Gefühl kann nicht als eine bloße vorübergehende Aufwallung, als eine Erregung „von gestern auf heute" bezeichnet werden, welche wieder ebenso schnell, wie sie gekommen, verschwinden könnte, sondern eS ist darin eine weit tiefer sitzende Empfindung der Unsicherheit, der Be sorgniß bezüglich der leitenden Stellung Englands, welche dasselbe biS heute auf den Märkten der Welt ein genommen hat, zu erkennen. Die Befürchtung, daß Großbritannien diese Position verlieren könne, ergreift immer größere Kreise und Hunderte von Anzeichen kommen zum Vorscheine, daß die Besorgniß keine ganz grundlose ist. Die kvmmercielle Weltherrschaft Groß britanniens ist ernstlich bedroht und der mächtige Rivale, der England in den Schatten zu stellen, zu verdunkeln sich anschickt, ist — Deutschland. Durch die Reibe der siegreichen Schlachten der Jahre 1870 und 1871 wurde zuerst und direkt nur Frankreich besiegt, allein die groß artige Schöpfung Bismarck'S, daS neue deutsche Reich, befindet sich seit jener ewig denkwürdigen Epoche auf dem besten Wege, auch England, wenngleich nicht mili tärisch, so doch auf kommerciellem Gebiete ebenso zu be siegen, wie daS napoleonische Kaiserreich. Der britisch« Kaufmann kann in den letzten Jahren keinen Bericht irgend eines englischen Konsuls aus irgend welchem Theile der Welt m die Hand nehmen, ohne darin die ominösen Klagen zu lesen, daß der deutsche Handel dem englischen daselbst die gefährlichste Konkurrenz bereite. Bus China und Japan, wie von Australien und dem Kap lauten diese Berichte immer in demselben Einne und heute zufällig finde ich in der officiellen „Gazette" wieder Konsularklagen deS nemlichen Inhaltes auS Tanger in Marokko, auS Guatemala und Brasilien. Ueberall ist der Deutsche auf dem besten Wege, dem Engländer den Rang abzulaufen, wenn nicht gar den letzteren von dem Markte zu verdrängen. Die Berliner Börse beginnt die Führung auf einem Gebiete deS Geldmarktes, nemlich dem der auswärtigen Staats anleihen, zu übernehmen, welches bisher fast daS aus schließliche Monopol deS Londoner Geldmarktes war und die Thatsache, daß gerade jetzt in Berlin die Kongo- Konferenz eröffnet wurde, muß dem britischen Kauf- manne gar deutlich den Beweis vor die Augen führen, daß auch auf einem Felde, auf dem noch bis vor ganz kurzer Zeit der englische Einfluß allein und ausschließ lich entscheidend war, eine andere Macht dieFührerrolle übernommen hat. AuS allen diesen Gründen, zu welchen noch das Bewußtsein der Untüchtigkeit der englischen Kriegsflotte sich gesellt (siehe weiter unten unter Großbritannien), machen heutzutage die Berichte von dem Mangel an Beschäftigung für die Arbeiter sämmt- licher Schiffswerften Englands und Schottlands, die Meldungen des schlechten Geschäftes von Bristol biS Dundee einen viel tieferen Eindruck auf die City, auf die Geschäftswelt Englands überhaupt, als in früheren Zeiten. Man erblickt in diesen Berichten nur weitere Symptome eine- Zurückgehens deS englischen Handels- prestigeS überhaupt und der britische Löwe wird alle seine Kräfte anstrengen müssen, um nicht von seinen Rivalen, die ihm gar scharf auf den Fersen sitzen, ganz auS dem Felde geschlagen zu werden. Am Montag trat der Reichstag in die erste Lesung der viel besprochenen Postdampfschiffs-Vor lage ein. Die Verhandlungen wurden von dem Staatssekretär deS ReichSpostamteS, vr. Stephan, mit einem kurzen, übersichtlichen Vortrage eingeleitet, in welchem er die bekannte Vorgeschichte dieses Gesetz entwurfes darlegte und auf die jüngsten Erfolge deS deutschen Reiches auf kolonialem Gebiete hinwieS, welche fast von der gesammten Nation mit Beifall begrüßt worden seien. Der Schwerpunkt der gegenwärtigen Vorlage liege im Gegensätze zu dem während der vorigen ReichStagSsessivn eingebrachten Entwürfe nicht mehr auf rein postalischem Gebiete, vielmehr seien eS ganz allgemeine nationale Gesichtspunkte, von denen die Bundesregierungen sich hätten leiten lassen. Gegenüber dem Rufe „Keine neuen Steuern" sei darauf hinzuweisen, daß an sich nützliche Ausgaben auch in einer finanziell nicht günstigen Zeit bewilligt werden müßten. Abg. Frhr. v. Huene beantragte namens des Centrums die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 14 Mitgliedern, die besonders die Frage zu erörtern haben werde, ob nicht die vorzugsweise interessirten Hamburger Handelskreise mit besonderen Beiträgen zu der gefor derten Subventionssumme heranzuziehen seien. Dem Appell an die Ehre und das Ansehen der deutschen Nation werde daS Centrum nicht minder bereitwillig folgen, wie andere Parteien und die hohe Reichsregie rung selbst; aber überall da, wo erhebliche Kosten mit solchen Plänen verbunden seien, sei eS dem Volke gegen über pflichtmäßige Aufgabe deS Reichstages, zumal bei der jetzigen Finanzlage, derartige Vorlagen mit gewissen hafter Sorgfalt zu prüfen; deshalb eben beantrage er die Verweisung deS vorliegenden Gesetzentwurfes an eine Kommission. Abg. vr. Maquardsen (nationalliberal) hielt die Bildung einer Kommission, bestehend auS 21 Mitgliedern, für angezeigt. Finanzielle Bedenken könnten der Vorlage um so weniger entgegengebalten werden, als der Gesetzentwurf gerade zur Besserung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse beitragen werde und sach lich sei die gestellte Forderung ebenso berechtigt, wie früher die Subvention der St. Gotthardbahn es ge wesen. Der Redner sprach schließlich die Hoffnung auS, daß der Reichstag zu einem Votum gelangen möge, welches dem Sinne der Thronrede entspräche. Im Gegensätze hierzu betonte der Abg. Stiller (deutsch freisinnig), daß nicht nationales Gefühl allein maaß- gebend sein dürfe für Beurtheilung der Vorlage. That- sächlich hätten wir allerdings weniger überseeische Ver bindungen, als manche andere Länder, aber dafür be ruhten unsere Handelsbeziehungen und unsere Rhederei auch auf sicherer Grundlage. Die staatliche Subvention seitens anderer Staaten werde bei uns durch die Tüchtig keit und Energie unserer Seeleute und unserer Rheder ausgeglichen. UebrigenS sollte ein Unterschied zwischen Postdampfern und Gütertransportschiffen gemacht werden. Von den einzelnen vorgeschlagenen Routen entspreche jedenfalls die bestehende Hamburger Dampferlinie nach Australien bereits allen Bedürfnissen und die neu zu errichtenden Linien würden zur Schaffung eines Marine- materialS in keiner Weise beitragen Durch vierwöchent- liche Fahrten könnte der deutsche Handel ohnehin nicht gefördert werden; die Fahrten müßten mindestens vier zehntägige sein, dann würden aber die von der „Ham burger B-rsenhalle" veranschlagten 11 Millionen al- Subvention noch lange nicht hinreichen. Die an gesehene Stellung unseres auswärtigen HandelS beruhe nur auf der Tüchtigkeit und Energie unserer, nament lich der hanseatischen Kaufleute, Rheder und Schiffer, zum guten Theile auch auf unserem tüchtigen KoosulatS- wesen. Deshalb hätten wir aber auch keine Veran lassung, in die Selbstständigkeit unserer deutschen Kauf leute einzugreifen. Mit der KommissivnSberathung ist übrigen- auch er einverstanden. Der Abg Graf v. Hol stein erwiederte darauf, daß, wenn man auch die Tüchtigkeit unserer Rheder und Kaufleute vollauf aner kenne, die quest. Subvention unseren Handel doch npch weiter fördern werde; übrigens sei die ganze Handels welt mit der Vorlage einverstanden Einer genaueren Prüfung der letzteren in der Kommission seien auch die Konservativen keineswegs abgeneigt. Nunmehr nahm der Ches der Admiralität, Generalleutnant v. Caprivi, daS Wort, um sich hauptsächlich gegen die Ausführungen deS Abg. Stiller zu wenden. Seinem Beispiele folgte i der Abg. Woermann, indem er in längerer Rede auS- einandersetzte, die deutsche Industrie sei seit den letzten > 10 Jahren so weit entwickelt, daß sie mit allen anderen Ländern konkurriren könne und sie thäte das auch bereits Feuilleton. Schmiede und Wett. Ein Roman von Wilh. Grothe. (7. Fortsetzung.) , „Hätte ich Kreide und Papier zur Hand gehabt, so würde ich, waS sich meinem Auge bot, sogleich hin- aezeichnet haben. Wie ich nun so dastehe, blickt der Meister Schmied auf und auS seinen Augen blitzt eS förmlich. „WaS haben Sie unS anzugaffen?" lautete die keineswegs freundliche Einleitung unseres Gespräches. Dieselbe reizte mich zu der Erwiederung: „Sie dünken sich wohl zu schade, Meister, um sich anschauen zu lassen; aber Sie wissen ja, daß die Katze den Kaiser ansieht." „Wenn der das duldet, ist eS seine Sache. Ich jedoch habe nicht Lust dazu", entgegnete er; ich aber: „Meister, warum so ungemüthlich? ich denke, daß die Gemüthlichkeit daS Leben versüßt." So redete ich ihm zu und er ergab sich und wurde freundlich. Nur ver droß eS ihn, alS ich ihm erklärte, ich sei ein Maler. ,Zum Satan!" rief er, „daS Klecksen und Anstreichen ist ein netteS Handwerk." „Erlaubt, Meister", sagte ich, „die Malerei ist kein Handwerk, sondern eine Kunst. Wären Sie einmal auS Ihrem Neste hier in die Welt hinauSgeflogen und hätten »or ein Museum gesehen, so würden Sie von der Malerei -anz ander- alS jetzt denken. Freilich giebt et nur wenige »ahre Maler —." Hier brach ich ab und kam auf stille Famllienverhältniffe und fragte ihn, wie er heiße. „Karl Frei', antwortete er. „Nun erklärte ich ihm, daß ich einen jungen Be kannten habe, der Gottlieb Frei heiße. Bei dem Namen zuckte er zusammen. Dann erzählte ich ihm, daß Du daS große Stipendium erhalten habest, um auf Reisen zu gehen und die Heimath eines Rafael zu genießen, j Während ich also sprach, faltete Deine Mutter die Hände, j während er mich mit einer Miene anschaute, alS wollte ; er mich mit Haut und Haar aufspeisen. Plötzlich springt ! er auf mich zu, packt mich und hebt mich von der Erde auf. Wahrscheinlich wollte er mich niederwerfen, daß - die Knochen mir acht Wochen weh gethan hätten. „Nichts- j würdiger Spion", schrie er mit gewaltiger Stimme, r „ich werde Dich lehren." — „Nun kannst Du denken, daß ich gar kein Ver langen bei ihm in die Lehre zu gehen besaß und so rief ich: „Meister, sind Sie verrückt geworden?" Deine ! Mutter war mir zu Hilfe gesprungen und fiel ihm in den Arm, indem sie bemerkte: „Mann, beruhige Dich. ! WaS kann der Herr denn bei unS spioniren? Nimm i doch Vernunft an." Da legte sich seine Aufregung und ; er gab mich frei. Jetzt hatte ich Grund, ohne daß eS » auffallen konnte, nach der Ursache seiner Hitzköpfigkeit zu fragen. „Ach, daS ist eine traurige Geschichte", j sagte Deine Mutter, während er sich abwandte und in ! die Schmiede ging und den Hammer ergriff. Mit dem ! schlug er auf daS Eisen, daß die Funken weithin sprühten, j Deine Mutter erzählte mir aber von Dir, während die Thränen ihr in die Augen traten und über die Wangen hinabliefen. Dein Vater hatte der Erzählung zugehört, obgleich er sich den Anschein gab, alS schenke er ihren Worten keine Aufmerksamkeit Kaum war sie zu Ende, so trat er wieder einen Schritt vom Ambo- fort und bemerkte: „Nun wissen Sie, waS Sie wissen wollen und wenn Sie Ihrem Bekannten und Freunde Gottlieb Frei begegnen, so sagen Sie ihm, er möge nicht zu der Schmiede kommen, wenn er mich nicht auf da- Schaffst bringen wolle; denn ich zerschmettere ihm, sobald ich ihn sehe, den Schädel." Gottlieb hatte die Lippen fest aufeinander ge drückt, seine Züge zeigten eine wehmüthige Spannung jetzt seufzte er auf und erwiederte dann rasch: „Nein nein, ich kann eS nicht denken, er bringt es nicht über sein Herz, wenn ich mich demüthige. Er kann nicht unverfthnlich sein." „Die Natur Deines Vater- ist zur Demuth nicht geschaffen, er würde Dich Deiner Unterwürfigkeit wegen Haffen — vielleicht verachten." Gottlieb ließ den Kopf finken; er fühlte, daß sein früherer Lehrer Recht hatte. In dem Augenblicke be schlich ihn da- Gefühl deS Troye-. „Wohl, so werde ich ihm mit festem Blicke gegenüberstehen." .Gottlieb", versetzte Meister Graff, „Du bist kein Kind mehr, ich kann Dich von einem unsinnigen Schritte nicht zurückhalten. Geh, aber nimm da- Bekenntniß, daß ich Dich kennen gelernt und die Zeit mit Deiner Ausbildung verloren zu haben bereue." Graff hatte in ernstem Tone gesprochen, sein früherer Schüler schaute ihn betroffen an. „Können Sie mir zürnen, daß ich die Meinen noch einmal sehen möchte, ehe ich von dem heimischen Boden scheide?" „Nein, Gottlieb; aber daß Du eigensinnig auf etwa- bestehen willst, wa- man Dir verweigert, daß Du nicht Stolz der unverdienten Härte entgegensetzest", antwortete Graff. „Eigensinn ziemt sich nicht für den Mann un
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite