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Sächsische Dorfzeitung : 06.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188412062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841206
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-06
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 06.12.1884
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err Feuilleton »sewttz q» «u («3); k-emei» Schmiedt und Welt. Ein Roman von Wilh. Grothe. (8. Fortsetzung.) „Waö reden Sie von Schule?" rief Ohneherz. .Lagen Sie Richtung; denn eine Schule besteht bei nS nicht. Wir malen, wie eS uns erscheint und ver schönern nicht, wie die Idealisten, die Träumer. In jeder Kunst sollte nur die Wirklichkeit als Richtschnur zelten." „Sie verbannen dann die Poesie auS der Welt", «ersetzte Gottlieb. „Was sagt jedock-August von Platen? Weltgeheimniß ist die Schönheit, die un« lockt in Bild und Wort. Wollt Ihr sie dem Leben rauben, zieht mit ihr die Liebe fort. Wa« da athmet, zuckt und schaudert, Alle« stürzt in Nacht und Grau«, Und de« Himmel« Lamp.n löschen mit dem letzten Dichter au«." „Die Worte Pässen nicht, denn auch ich erkenne die Lchönheit an; freilich nickt jene übersinnliche Schön heit, der leider viele gute Maler nachgelaufen find, aber ljae." Er zeigt« dabei auf einige Studien, unter denen lkb auch jene Bekanntschaft au- Gottlieb - Knabenjahren l^and. Ja, da- war Manuela, die zwischen den Eiern umher- I plauzt hatte, mochte sie auch hier auf zaumlosem Rosse dar- Ipßellt sein, da- war die Tambouriaschwivgerin, die r 3 L. Maurer Peter- er-i H. ichl-r E. Barbier Erler; außer. darstellen sollte, war ihm auch geglückt. Diese Gestalt zu entwerfen, war ihm aber am Nachmittage unmöglich gewesen. So war er am Abend auS der Stadt geeilt, um da- Ideal zu der Madonna in der Stille der Natur zu erjagen; denn er meinte eS in dem bunten Treiben auf den Straßen nicht finden zu können, welches ihn nur der geweihten Stimmung entriß. Wie sehr er aber auch im Freien seinen Geist anstrengte und sein Herz erhob, um eine erhabene und liebliche Gestalt fich vor da- geistige Auge zu bannen, eS wollte ihm nicht glücken, so daß er schmerzvoll seufzte. „Ich wüßte schon", sagte er sich, „wen ich al- ewige Jungfrau malen könnte: Klara, sie, die Geliebte meine- Herzens; aber seitdem sie von der Erde geschieden, habe ich keinen ihrer Züge jemals vor mein Gedächtniß bannen können. Ach, sie ist mir entschwunden, auf immer ent schwunden. Klara, weiltest Du noch auf der Erde, ich brauchte dem Ideal nicht nachzueilen. Aber dahin ist dahin und keine Klage, kein Gebet bringt uns die im ewigen Frieden Ruhenden zurück." Schwer bekümmert begab er sich nun zur Stadt und schritt dem Hause zu, in dem seine Wohnung lag. Da tönte es ihm auS den Zweigen der Bäume bei der alten Kirche zu, als riefen Geisterstimmen ihn in da- GotteShauS, daß er fich auf die Altarstufen niederwerfe, um Hilfe für fein Werk vom Himmel zu erflehen. Nicht- stand seinem Eintritte entgegen; denn er besaß den Schlüssel zu einer Seitenpforte. Auch sprang diese, kaum berührt, vor ihm auf. Er trat in da- Jnnere. Er hatte eS da dunkel gemeint, sich aber ge täuscht. Die Kerzen auf den Kronen!euchtern und dem Altäre brannten, so daß der weite Raum erhellt schien. >b-, tu l vl.se. Seiltänzerin, wenn auch nicht mehr als RosenknoSpe, sondern alS volle, aufgeblühte Blume. „Sie wird mich nicht wiedererkennen", sagte sich Gottlieb, „und doch möchte ich mit ihr zusammentreffen." „Nicht, die ist mir gerathen?" bemerkte OSkar „und Eie erkennen die Skizzen an, mögen sie auch nicht in der Art deS AndreaS sein, der daS Ideal suchte und eS nur im Tode fand." „Welchen AndreaS meinen Sie?" fragte Gottlieb und Ohneherz wieS auf ein alteS Buch, daS in SchweinS- leder gebunden. „Unterhalten Sie sich mit der Geschichte — sie ist aufgeschlagen — während ich Toilette mache." Mit den Worten zog er sich durch eine Seitenthür zurück. Gottlieb setzte sich zu dem Buche; die Überschrift fiel ihm sogleich auf: „Andreas Frei. ES war Mitternackt. Der Mond beleuchtete grell die Straße, welche auf die alte gothische Kirche auSlief. Diese war im Aeußeren restaurirt worden und auch ihr Inneres ging der neuen Vollendung entgegen. Der Mond spiegelt« sich in den hohen, buntfarbigen Spitz- - bogenfenstern, daß eS auSschaute, alS sei da- GotteShauS innen erleuchtet. Ein lauer Wind säuselte in den Zweigen der seitwärts der Kirche stehenden Bäume. DaS waren die einzigen Töne, die weit und breit hörbar waren und die dem einsamen Wanderer wie ein leise- Geistcrlied erklangen. , i AndreaS Frei, ein Maler von noch nicht dreißig Jahren, war von dem Rache und dem Bürgermeister der Stadt beauftragt, die Kirche mit schönen Fresken und sonstigen Bildern au-zuschmücken. Alle- bi- auf da- Altarbild, daS die jungfräuliche Mutter am Kreuze i >e der l«Mß, der, lirndtr frert Bet, prüch« Acht rtgrn. kosin- ll. et a«d. «tuen ch in l mit »Gr- .«2. lr. kujahr ch den betm. W .keiner a»urar PoLittflye Weitlchau. Deutsche- Reich. In der ReichStagSsitzung am Mittwoch stand der Antrag de- Abg. Windt hör st auf Aufhebung de- sogenannten ErpatriirungSgesetzeS, welches bekanntlich die unbefugte Ausübung von Kirchenämtern seitens der katholischen Geistlichen verbietet und die Zu widerhandelnden mit Ausweisung auS dem deutschen Reiche bedroht, zur Berathung. Der Antragsteller beklagte, daß der bereit- von dem vorigen Reichstage gefaßte Beschluß, dieses Gesetz außer Kraft zu setzen, seitens deS BundeS- ratheS keine Billigung erfahren habe; ,S dränge sich dieser Thatsache gegenüber unwillkürlich die Frage auf, ob die Parlamente in Deutschland überhaupt noch eine Bedeutung hätten oder nicht. DaS in Frage stehende, in allen Ländern, mit Ausnahme PreußenS, unerhörte Gesetz sei erlassen worden auf der Höhe des Kultur kampfes und auf Grund desselben sei eine Anzahl unserer Bürger gezwungen im AuSlande zu wohnen, ihreS HeimathSrechteS beraubt. Diese traurigen Zustände müßten ein Ende nehmen und daS Centrum verlange weiter nicht-, alS daß die Priester der katholischen Kirche nach gemeinem Rechte und nicht nach Ausnahme gesetzen behandelt würden. Mit der Befestigung der Autorität der Kirche stärke man auch daS Ansehen deS LtaateS. Abg. Graf Behr erklärte sich im Namen der ReichSpartei gegen den Antrag, der erst vor Knrzem vom BundeSrathe abgelehnt worden sei. DaS diese- Amendement jetzt sofort wieder vom Centrum eingebracht werde, sei alS eine Demonstration zu betrachten, die seine (deS Redner-) Fraktion nicht unterstützen wolle. Nachdem der Abg. BloS erklärt, daß die Socialdemo kraten für den Antrag deS Abg Windthorst stimmen würden, ergriff der Reichskanzler Fürst Bismarck daS Wort und betonte zunächst, daß, wenn der Reichstag kiesen Antrag jetzt, nachdem derselbe soeben erst vom BundeSrathe abgelehnt worden, annehmen sollte, die- eine Mißachtung den verbündeten Regierungen gegen über bedeuten würde. Dazu komme, daß eine Nothlage m dem katholischen Deutschland ganz und gar nicht vorliege, da das in Frage stehende Gesetz überhaupt nur io Preußen und auch hier nur in vereinzelten Fällen unter dem Kultusminister Falk zur Anwendung ge kommen sei. Der Redner ging dann auf eine Charak- terisirung der gegenwärtigen Parteien deS Reichstages lein. Ein konfessionelles gemischtes Staatswesen deut licher Nation, daß auf die Unterstützung der römischen I Kurie angewiesen, sei auf die Dauer nicht möglich, i Tr wäre ja gern bereit, mit dem Centrum auf einen Imvtlus vivencli einzugehen, wenn man nur nicht ver llange, daß er sich und den Staat preiSgebe. In den I ganzen Kulturkampf sei er ursprünglich nur durch die Agitation der polnischen westprenßischen Geistlichkeit ge trieben. Die Verhandlungen mit Rom hättrn 1878 zur Verständigung zu führen den Anschein gehabt, bi- der Kardinal Franchi unerwarteter Meise plötzlich gestorben sei. Die preußische Regierung habe seitdem zahlreiche Koncessionen gemacht; ,- fehle aber an wirklichen Gegenleistungen. Die Regierung sei gegenwärtig in der Lage, die weitere Entwickelung abzuwarten. Sie werde fortfahren, den Frieden zu erwarten, aber nicht ihn zu suchen. Abg. vr. Meyer (Jena) konstatirte kurz, daß die Nationalliberalen keinen Grund hätten, ihren früheren ablehnenden Standpunkt aufzugeben, da inzwischen nickt- vorgekommen sei, waS die Sachlage verändert hätte. DaS qu. Reichsgesetz sei zudem im Grunde nicktS weiter, alS eine Ausführungsbestimmung der preußiscken Gesetze. Was die Darlegungen deS Reichskanzlers betrifft, so erklärte sich der Abg. Wivdthorft durchaus nicht be friedigt. Sein Anttag habe mit politischen Bestrebungen nicht- zu thun, es handle sich nur um Bedürfnisse der Kirche. Koncessionen seien der Kirche bereit- vielfach gemacht, er aber verlange die Wiederherstellung deS status quo anw — auf den Gebieten der Kirche und Schule — wie er unter Friedrich Wilhelm IV. bestanden. Sobald dieser Kampf beendet sein werde, würde die ReickSregierung zweifellos vielfache Unterstützung au- den Reihen des Centtums erfahren. Habe übrigen- der Reichskanzler die Benderuog d«r WirthschaftSpolitik ohne da- Centrum durchführen könnet? Die Socialdemokrate» würden bei reger Theilnahm« an den Arbeiten deS Reichstages ihre Utopien erkennen, andernfalls sei da- Centtum zur Aufnahme des Kampfes mit ihnen be reit. Gerade die drohenden materiellen Verhältnisse der Gegenwart mahnten dringend zur Beendigung des auf idealen Gründen beruhenden Kulturkampfes. Nachdem der Reichskanzler einige von dem Vor redner gemachten Einwendungen zurückgewiesen, sprachen sich die polnischen Abgg. v. Graeve und MagdzinSki, sowie die Abgg. Richter (Hagen) und Hofprediger Stöcker für den Antrag deS Abg. Windthorst aus. Bei der von dem Centrum beantragten namentlichen Abstimmung über den § 1 des Gesetzentwurfes wurde derselbe, waS nach Lage der Sache nicht überraschen konnte, mit 217 gegen 93 Stimmen angenommen. Daß auch diesmal der Bundesrath dem Beschlusse deö Reichstages sein Veto entgegenstellen und somit daö ErpatriirungSgefetz auch in Zukunft in Kraft bleiben wird, steht außer allem Zweifel. — In der ReickstagSsitzung am Donnerstag wurde ein Antrag deS Abg. Heereman, betreffend gewisse Ab änderungen an den Bestimmungen der Geschäftsordnung, sofern sich dieselbe auf daS Verfahren bei den Wahl prüfungen bezieht, der GesckäftSordnungSkommifsiva überwiesen. Demnach soll zunächst in § 5 Nr. 2 der Geschäftsordnung die Bestimmung, daß die Prüfung einer Wahl der dazu bestimmten Kommission über wiesen werden soll, wenn die specielle Abtheilung die Giltigkeit der Wahl durch Mehrheitsbeschluß für zweifel haft erklärt, in Wegfall kommen. Die DahlprüfuagS- I kommisfion hat also nur zu beschließen über die Tiltig- ! keit von Wahlen, gegen welche eine rechtzeitig erfolgte i Wahlanfechtung oder Einsprache vorliegt und über solch«, bezüglich deren zehn anwesende Mitglieder der Abthei lung einen auS dem Inhalte der Wahlverhandlungea ab geleiteten, speciell zu bezeichnenden Zweifel gegen die Giltigkeit der Wahl erheben. Bezüglich deS Verfahren- in der Kommission wurde demnächst beantragt (§ 5a der Geschäftsordnung): „Die Wahlprüfungskommifsion be steht auS 7 Mitgliedern und ist bei Anwesenheit von 5 Mitgliedern beschlußfähig Für jede- einzelne Mit glied der Kommission wird ein bestimmter Stellvertreter i gewählt. Ueber die ihr zugewiesenen Wahlverhandlungen entscheidet die Kommisfion auf Vortrag deS Referenten; der letztere wird unter möglichster Berücksichtigung der bei der Wahl hervorgetretenen Verhältnisse von dem Vorsitzenden der Kommisfion unter Zuziehung von zwei Mitgliedern derselben auS der Zahl der ReichStagSabgeord- neten bestimmt, welche der Kommission nicht angehörea." Darauf ging da- Hau- zur zweiten Lesung d«S Etat- über und gaben die Titel 3 und 4, worin für die Beamten der Reichskanzlei eine Aufbesserung deS Ge- halteS gefordert wird, zu einer längeren Debatte Anlaß, an welcher fich o. A. auch Graf Herbert BiSmarck be- theiligte. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede» förderten neue Gesichtspunkte nicht zu Tage und wurde endlich di« Berathung auf Freitag vertagt, ohne daß , man zu einem definitiven Resultate gelangt wäre. Die Ausschüsse deS BundeSrathe- haben nunmehr ihren Bericht über daS Postsparkaffengesetz erstattet. Danach sind zu den 48 Paragraphen, welche der Ent wurf umfaßt, 21 Abänderungen beantragt worden. Der erste Paragraph, welcher lautet: „Das Reich übernimmt die Annahme, Verzinsung und Rückzahlung von Spar einlagen unter Vermittelung der Pcstverwaltung nach Maaßgabe dieses Gesetzes", gelangte mit Stimmen mehrheit zur Annahme. Die Minderheit beanstandete : einerseits die Zuständigkeit der Reicksgesetzgebung, an dererseits das Vorhandensein eines dringenden Bedürfnisse-. ' Der Bevollmächtigte deS Königreiches Sachsen kündigte i für daS Plenum folgenden Antrag an: I) den § 1 ab- j zulehnen, dagegen 2) den Herrn Reichskanzler um Auf stellung eine- Gesetzentwurfes zur Regelung einer Mit- . Wirkung der Reichs Postanstalten bei Annahme und j Auszahlung, sowie Uebertragung von Spareinlagen für > die Landes- und Kommunalsparkaffen zu ersuchen. Hier bei erläuterte der Vertreter SachsenS die Worte „Landes- —V— Sonnabend, den 6. December 1884. 46. Jahrgang. Et»d » RidaM» Ore.de>-Neustndt A Meißner Gass« 4, vi« Aeitnn, «scheinü vienfta«, Ommerfta« «ck G»»ade>d Jnferate»- A>«ah«eftele», Die Arnoldisch« Vuchbandum^ Jnvaltdendank, Haosensteinävoal«, Rn-oll Mosse. s L Daube L 2». in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. »erden bi« Moatag Milt»och n. Freit«! Mittag angenommen und kosten: die Ispalt Zeile 1b Ps. Unter Eingesandt: 30 Pf. Aha»«e»e»t-- Breidt ^rteljährl. M. 1^0. Zu beziehe« durch kaiserlichen Poß« «st alten und durch unsere Voten. vei freier Lieferung lat Hau« erhebt dk Jost noch eine Ge bühr »on 2b Pfg. achsische Dochtilliug. Sin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de, kgl. Amtsgericht« Dresden, sowie für die kgl. ForstrenUlmter Dresden, , Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Aerrma»« Mil Ser tu Dre-de«. «1 »
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