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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-187401251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18740125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18740125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-25
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.01.1874
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Nam-nS.iufruf m>t 284 gegen 95 Stimmen an. Dagegen stimmte» nur das Centrum und die Polen. Brüt au, 21. Januar. Die „Echtes. VolkSzta." enthält folgende, von Kester» datirte Mitcheilung über die Fortsetzung der Erecution in der Restdenz des Fürstbischofs, sowie über eine wunderbare „Selbstvernichtung" der im Trep- piNhause stehenden Madonnenstatue: „Heute in der 10. Morgenstunde fand sich wiederum ein Er-cutionS Inspektor mit 2 Er.cutoren in der fülstbischöflichen RefidtNj «in, stellte zunächst Er. fürstl. Gnaden einige Schuldscheine und Aktien, die bei der Enrutien am vorigen Donnerstage im Geldschrank vorgefunden worden waren, im G-sammtbctrage von mehr als 7000 Thalern zurück und suchte für diese Summe Dcckung. Sofort ging man nun an die Auszeichnung sämmtlicher Sachen, die noch die erste Erecution verschont harte; kein Rau« d.-S PalaiS blieb ur.besucht; daS Schreibpult vcS Herrn Fürstbischof- wurde einer sehr genauen Revision unterworfen, und daselbst auch die Börse, die der He r Fürstbischof, der gerade unpäßlich war vorher im Sekretär hatte liegen lassen, und die er sonst in der Tasche zu tragen pflegt, ihre- Inhaltes entledigt. Auch die MuitergottlSfiatue aus gebranntem Thon, die im Treppenhause auf einem Postamente steht und vor welcher Tag und Rächt eine Lampe brennt, wurde für die Pfändung no'irt; bei der Abschätzung derselben klopfte der eine Erccutor mit sn- em Mützenschilde daran, um zu untersuche», ob dieselbe hohl fei. Bereit- hatte sich die ErecutionS-Commissto» aus dem Treppenhause ent fernt und Niemand befand sich in diesem Raum-, als die Statue plötzlich von dem Postamente, auf dem fit mehr als ein Decmnium gestanden hatte, herab- ftürzte, und in tausend Stücke zerschellte. Ein Diener äußerte: „Die Mutter Gotles läßt sich nicht pfänden."!! München, 20. Januar. DaS „Vaterland" lichtet anläßlich der Cholera an den ,g ängsteten Liberalismus" folgende Ansprache: „Meine Herren Libera len von Mönch-"! Die Cholera ist ewe Heimsuchung Gotte-, ist eine Strafe Gottes für d e Sünden dcS liberalen Münchens, für seinen Abfall von Gott zu Satan, welcher der Vater des Liberalismus ist. Wenn München aufhört, „liberal" zu ftm, d. h. wenn München anfängt, in der Noch und dem Elend dieser Tage dm christlichen Golt und seine Hilfe zu suchen, wenn daS liberale Mürichm sich entschließt, wieder eine christliche Stadt zu werde», dann wird auch diese Heimsuchung, diese Strafe Gotte- vom bekehrte» München weiche»; eher nicht. Als der Stadt Ninive der Untergang verkündet ward, ihaten alle Einwohner Buße mit Fasten und Gebet, selbst die vernunftlosen Thiere mußten hungern, und Gott verschonte die Stadt. AIS 859 in Rom die Pest furchtbar wüthcte, da wa- eS Papst Gregor der Groß-, der eine große Bittprozesston veranstaltete, und die Seuche wich von Rom. Als in Mailand zur Zeit des hl. Cdrl LoriomäuS die Pst furchtbare Verheerungen anrichtete, wurden Bitt- gäi-ge gehalten, der Heilige fastete bei Wasser und Brod und Gott zog seine straftr.de Hand von Mailand zurück. Versuche eS einmal der GesundheitSrath, da allen ander» Mittel nicht verfangen, diese- Mittel vorzuschlagen und gebrauchte cr selbst und ganz München mit «hm diese heilsame Arienei, und die Cholera wird abziehen und Gott wird sich Münchens, daS Buße chut, erbarmen. Be laßt euch darauf, Münch ner, und denkt an die Patrons Bavariae, die euch schon 1854 in eurer Noth geholfen har. Blle anderen Mittel nützen nichts und wirren nicht verhinder», daß, wenn die Cholera noch 3—4 Monate bleibt, ganz.München ruinirt sein wird; zur Hälfte ist eS bereits ruintrt —fragt nur die Richter und Boten des Handelsgerichts!" Köln. ES ist bekannt, mu welcher Conftquenz die Ultramontanen eS sich ang'legen sein lassen, auch im geschäftlichen Verkehre nur ihre Gesinnungs genossen zu unterstützen und jedem Andersdenkenden den redlichen Erwerb zu schmälern. So hatte man, wie überall, auch zu Boppard in einer jener toben den Versammlungen dringend davor gewarnt, weder bei einem Liberale», noch bet einem Evangelischen etwas zu kaufen oder anfertigen zu lasse»; nur dem reinen Ultramontanen möge «an den irdischen Vortheil zuwenden, gleichwie ihm der himmlische ja auch in sicherer Aussicht stehe. Einige liberale energische Männer griffen jedoch zu dem sehr wirksamen Gegenmittel, Gleiche- mit Gleichem zu vergelten. Sie forderten die dortigen Geschäftsleute auf, ihre Namen zur Anfertigung eine- liberalen Adreßbuches einzusende», und stehe da, auf einmal war der bei Weitem größte Theil derselben liberal geworden, und nur einige wollten sortsahre», ultram»nta»cS Brod und Fleisch zu verkauft». Wie wir hören, will man auch hier in Köln solchen Hetzereien in gleicher Weift er t- gcgkntreten, indem man beabsichtigt, eine Liste derjenigen Kaufleute und Hand werker zu veröffentlichen, welche sich unumwunden zur liberalen Partei bekennen. Elberfeld, 22. Januar. Bet der hier stattgehabte» engeren ReichStagS- wahl erhielt Redacteur W. Hasselmann (Sociald-mokrat) 12,947, Justtzrath a. D. G. Stader (national-liberal) 12,566 Stimmen. Der Erster« ist somit gewählt. Straßburg, 23. Januar. Für 8 Elsässische Wahlkreise sind sechs Geist liche und zwei ultramontan gesinnte Laien von der ultramontanen Partei als ReichStagScandidaten ausgestellt worden. In den drei übrigen Elsässischen Wahl kreisen sind die Katholiken angewiesen worden, für die Candidaten der Franzö sische» Partei zu stimmen, die sich wie der protestantische Lauth, sämmilich auf daS ultramontane Programm verpflichtet haben. Schweiz. Bern, 22. Januar. In Folge der Gewaltchätigkeiten, die bei G legen- heit der Volksabstimmung über da- liberale Kirchengesetz und an den darauf felgenden Tagen im Jura, namentlich in den 3 Gemeinden Saulky, Courfaivre und Cemeur gegen Personen verübt worden sind, wurde;; vom RegicrungS.athe heute weitere 3 Schützencompagnic» aufgcbokn, um nach dem Jara abzugehen. Holland. Haag, 22. Januar. Nach officiellen Nachrichten aus Penang von ge stern halt-n die «tchinesen die Hauptpofilion der Holländer angegriffen, waren aber mit ein m Verluste von 44 Todten zurückgewtesen worden. Die Holländer verloren bei diesem Gefechte 6 Todte. Die Letzteren hatten sodann ihre Haupt pofilion verstärkt, und während dessen dem Feinde Ruhe gelass ». Zur Wegnahme d-S Kralon ist eine vollständige Einschii ßung desselben für nothwendig erachtet und deshalb die andere Hälfte der in Pedang staitonirten Reserve herbeibeordert worden. Die einheimische Bevölkerung besteht auf Fortsetzung des Kampfe-. Der Sultan hat keine Macht mehr über dieselbe. Amerika . Newyork, 30. Dec. Unsere finanzielle Kristö hat zwar ihren Höhepunkt längst hinter sich, ihre Nachwirkungen aber dauern fort und find so eben wieder rn einem daS ganze öffentliche und private Leben der Union bcdrohenden Ereig- »H an den Tag getreten. Dasselbe besteht in einem Monstre-Etrtke sämmtltcher Maschinisten auf den Linien der Pennsylvania-Etsenbahn-Gesellschaft. In An betracht der schweren Zeiten, der Geldknappheit und der geminderten BerkehrS- etnnahm« verfügte letztere eine vo« 1. Deeember anhrbende LolnhrraSsetzuna von 10 pCt. für sämmtlichr Bahnbeamtcn som H:izer bis zu« Direktor; uns ihr Beispiel ward vo» mehreren Zweigbahnen l, einer vom 1. J muar zu be ginnenden Ermäßigung nachgeahmt. Dieser Schritt scheint an sich nicht völlig gerechtfertigt zu sein, da die Gesellschaft vor zwei Jahren einen bedingungslose» Contract mit ihre» Beamten abschloß; aber sie hatte ihre Absicht früh genug - anzezeigt, und e- «ar den Arbeitern unbenommrrn, auf friedlichem Wege eine» Ausgleich nachzusuchen. Ein Theil der Arbeiter nun — eS sollen die der west lich von Pittsburg gelegenen Bahnen sein — nah« diese durch die Logik der Verhältnisse verlangte Maßregel an, und auch die übrigen, Maschinisten und Hetzer, würden sich sicherlich gefügt habe», wenn sie ihrem eigenen Antriebe hätten folgen können. Leider aber war ihnen die individuelle Kr-ih it deS Han delns benomm-n durch die „Bruderschaft der Zugführer", die sich mit ihre» Verzweigungen durch die g«sa«mte» Vereinigt:» Staate» und Canada erstreckt und die sich nicht entblödete, nach kurzen Gegenvorstellungen in größter Heim lichkeit einen allgemeinen Aufstand in Scene zu setzen. Der Morgen deS zwei ten WeihnachtstageS war zu diesem Attentat auf die öffentliche Sicherheit aus erkoren und die Vorbereitungen waren so geschickt getroffen, daß die Berwal- tungSbeamten erst am selbe» Morgen, als es zu spät war, Wind davon beka men. Am Vormittage ließe» sämmtliche Zugführer ihre Maschine» im Stich, unbekümmert um deren Schicksal, und sofort kam der grsammie B-rk-hr auf allen den davon betroffene» Linien zum Stillstände. Am 26. und 27. December ge nossen die Striker den Triumph, ihr« Unentbehrlichkeit durch da- Stocke» deS größten Eisenbahnnetzes der Welt bestätigt zu sehr». An den folgende» Tage» aber zeigten sich die Di-ectoren der Lage schon in so wett gewachsen, daß sie zwar Güter- und Äachtzüge einstellen mußten, aber doch eine hinreichmde An zahl von Passazierzüge» zur nothdürftigen Beförderung vo» Personen und Poste» i« Gang bringen konnten. Privatleute, die eine wen» auch nur oberflächliche Fach« kenntntß besaßen, und Maschinisten, die nicht zu dem allmächtigen Vereine gehört«», wurden zur Au-Hülfe angestellt, auch sollen sich viele Renegaten der „Bruderschaft" ihnen angeschloffcn haben. Natürlicher Weise erhielt daher da- Kapitel der Eisen bahnunfälle eine» nicht geringen Zusatz. Wie viele Locomotioen bi- jetzt beschädigt und zerstört wurde», ist in seinem ganzen Umfange «och nicht bekannt; gerüchtweise wird ihre Zahl auf zwanzig angesetzt. Der große Schnellzug von Newhork nach San Francisco lief in der Nacht vom 27. December nahe bei Cincinnati t» Folge einer falschen Weichenstellung gegen einen Güterzug auf einem andere» Geleise und zertrümmerte bei seiner Schnelligkeit von 32 Kilometer in der Stunde mehrere Wagen und ein beikeh-ndeS Wohnhaus. Di« Lokomotive selbst wad elendiglich zugerichtet und der Lokomotivführer gefährlich gequetscht. Dazu versuchten die Strikenden selbst verbrecherische Angriffe auf da- improvisirte Personal. Auf «ine» Zugführer wurden «ehrere Schüsse abgefeu-rt: die Wasser reservoirs wurden mit Seife zersetzt, so daß ihr Inhalt zur Dampfbereitung un tauglich ward und die Maschinen mitte» auf der Linie lahm gelegt waren; ' Weichen und Lärmstgnale verkehrte man hinterlistiger Weise; und wenn einet der zur „Brüderschaft" gehörenden Beamten Miene zum Einl-nken machte, so mißhandelte man ihn in der gröbste» Art; einer ward sogar tostgeschoffen. Natürlicher Weise wae der Terrori-mu- deS Verein- nicht so gewaltig, daß nicht bald in seinem Schooße sich eine Zwiespältigkeit der Absichten herausent wickelt hätte. Am 28. Dckembcr schien sich Angst in die höchsten Kreise seiner Führerschaft einzulchleichen, indem der „Große Obermaschtmst" alle Verantwor tung für den Strike ablehnte und denselben kurzweg als „unautorifict" erklärte. Am 29. kehrten die Zugführer auf der westlichen Hälfte der Pittsburg-, Fort Wayne- und Chicago Linie zu ihrer Pflicht zurück, eben so auf d:r PiltSburg- und Cleveland- so wie auf der Pittsburg- und Erie-Linie; und dadurch ward denn der Strike auf die westlich und südwestlich von Pitt-burg »ach St. Louis, Columbus, Jndiai vpoliS, Circlenati und LouiSv lle laufenden Bahnen beschränkt.. Unter sen dazu gehörigen 3000 Arbeitern aber traten alle bösen Wirkungen deS StrikeS häßlich hervor. Nicht allein verübten sie an den Bahnen selbst sämmt liche oben erwähnten Unthaten, sondern brachen auch in die Eisenbahngebäude ein, und in JndianopoliS mußte» bewaffnete Patrouille» einschreite», um da- Bahn- eigenthum vor Zerstörung zu schützen. Und dab i betrug das Gehalt der Loko motivführer bis jetzt nicht weniger al- 125—175 Dolls, monatlich. Dem Hun gertod- oder irgend welcher anderer Art bei Lohnherabsetzung von 10pCt. gewiß nicht ausgesetzt und eine ruhige Berücksichtigung der Zeitläufte hätte sie über die Nolhwsn- digkeit der Maßregel ausklären müssen. Jedenfalls kommt die Brüderschaft und mit ihr alle übrigen Arbeiterorganisationen durch diesen Vorfall beim Publikum arg in Verruf. Daß die Stimmung des letztere» überhaupt eine Änderung erfahr«», bezeugt das Wohlwollen, mit dem die vor Kurzem in England geschloffene „Nationale Föderation der Arbeitgeber" hier allseitig ausgenommen wurde. Ma» gönnt den Arbeitern gern das Recht, sich zur Förderung ihrer Interessen zu Ver«inen zvsammcnzuthun und sich aller gesetzliche« Hebel zu bedienen; dem Ca- pitale aber in seinem Streite mit der Arbeit erkennt man dieselben Rechte zu, und wenn Ereignisse wie der beschriebene Strike darthun, daß die Häupter der Arbeitcrverbmdung ihre Gewalten mißbrauchen, so dürfte sich leicht die össentliche Meinung auf die andere Sette stellen. Königreich Sachsen. Die „DreSd. Presse" stellt folgende Rechnung auf: „DaS Königreich Sachsin zählt rund 2; Mill. Einwohner und wird etwa 500,000 Wähler habe». Und von dieser Zahl haben nur 257,963 abgestimmt — also ungefähr die Hälfte. Unter de» abgegebenen Stimmen sind 9l,275 auf socialdemokratifche Candidaten gefalle». Da man nun annehmen darf, daß bei der strengen DiS- ciplin der Socialdcmokraten nur einzelne (Kranke, Abwesende rc.) nicht mitge stimmt haben, so darf man die Zahl der socialdemokratischen Wähler in Sachse» in runder Zahl auf 100,000 annehmen. E» bleiben sonach noch 400,000 nicht socialdemokratische Wähler, von denen nur 166,688 — also wenig über zwei Fünftel ihr Stimmrecht au-geübt haben, Ist das nicht ei« Ergebniß, daS jeden Vaterlandsfreund tief betrübe» muß? Ziehe» wir auch vo» der Zahl derer, die nicht gewählt habe», in recht freigebigen Ziffern alle diejenigen ab, die ohne ihre Schuld nicht milwählen konnte», so bleiben doch immer in unsere« enger» Batetlande gegen 200,000 politische Schlafmützen." Herr I. Most, von welchem im Reichstag vertreten zu sein Chemnitz und Umgegend die Ehre haben wird, stellt furchtbare Conflicte in Aussicht. Er verkündet unter Andern: „Im Verein «it den übrigen soctaldemokrattsche» Abgeordneten werde ich jederzeit energisch grgen die Vergewaltigung des arbei tenden Volkes protestiren. Den politischen Heuchlern will ich die Larve vo« Gesicht reißen und den Vorhang lüften, welcher da- Co«ödienspiel verhüllt, da zu Berlin aufgeführt wird. Wohl wird die sorialdemokrattsche Minorität, welche im kommenden Reichstage fitzen wird, nicht in der Lage sein, gegen den Willen
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