Dresdner Journal : 15.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-15
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- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1902
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ve,»«»r«K: Bei» Bezüge durch di« G«sH»ft»«ene tuuerdulH Dreude— 3,00 M («irnchl Zutraguag), durch dir V«ß 8» Deutschen Reiche » « ^chtietzlich Btstr^eld) vierteljährlich Etuzelue Nummer» 10 PI Wird Zurücksenduna der für die Schrittleituag bestimmt«, »der von diejer nicht «tu» geforderten Beiträge beau» Macht, so ist da» Postgeld beizufüge«. Nres-nerW Journal. HerauSgegeben von der Kvmgl. Expedition del Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orscheiueu: Werttag« uachm s Uhr. A»Ni«»t»««,»,e»Ktzre«, Lie Zette Kemer Schrift d«, 7 mal gespaltene» Snkündt- gunas.ivelie oder deren Rau» ÜV Pf Bei Labeüen. und Ziffernlap » Pf «ufichlag für die Zeile Unter» R«. daktionSstrich (Eingesandt) di« repzeile mitiler Schrift oda deren Raum bO Pf Gebühren - Ermäßigung bet öfter er Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für dre nach mittag» erscheinende Nummer- M1I. 1902 Mittwoch, den 15. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem zum stellvertretenden Vorsitzenden der Schiedsgerichte für Ardeiterversicherung zu Dresden bestellten bisherigen Bergamtsassessor vr.jur. Wilhelm Julius Dannenberg Titel und Rang als Re- gierungsassessor zu verleihen. Der RegierungSassessor vr. jur. Wilhelm JuliuS Daunenberg ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung zu Dresden und de- besonderen Schiedsgericht- für Arbeiterversicherung der K. S. StaatSetsenbahnver- waltung zu Dresden bestellt und heute in Pflicht genommen worden. Dresden, am 15. Januar 19V2. Ministerium des Innern. «n v. Metzsch. WekannLrnachung, die Sächsische Stiftung zum 26. Juli 1811, insbesondere die Unterstützungen zum Ge brauche des Bades Elster betreffend. Zum Gebrauche Sächsischer und Böhmischer Heilquellen, sowie von Luftkurorten sind aus der unter Verwaltung der IV. Abteilung des Mini sterium- de- Innern stehenden Sächsischen Stiftung »um 26. Juli 1811 sowie au- sonstigen zur Ver fügung stehenden Mitteln an arme Kranke auch für da» laufende Jahr eine Anzahl Unterstützungen und Freistellen zu vergeben. Insbesondere können zum Gebrauche von Bad- Elster bedürftige Personen durch I Geldbeihilfen, mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bade- auf die Dauer eine» Monat-, freie ärztliche Behandlung und Be freiung von der Kurtaxe verbunden ist, ll. bloße Bewilligung freien Bade« auf die Dauer eine- Monats, freie ärztliche Behandlung und Befreiung von der Kurtaxe unterstützt werden. Die Unterstützungsgesuche sind längstens bi» zum 15. März laufende« Jahre- bei dem Ministerium de» Innern IV. Abtheilung einzmeichen; ihnen sind beizufügen: u) ein ärztlicher Zeugniß, welche- eine kurze Krankengeschichte enthalten und die Noth wendigkeit de- Kurgebrauchs unter Angabe de- betreffenden Kurorte- nachweisen muß. Hat ein dergleichen Kurgebrauch schon früher stattgefunden, so sind Zeit und Erfolg des selben anzugeben. Für die auf Kuren in Bad-Elster gerich teten Zeugnisse ist ausschließlich das von den Bezirksärzten, sowie von der Badedirektion zu Bad-Eister zu beziehende Formular zu ver wenden; d) eine Mittheilung über die Staatsangehörigkeit und e) ein obrigkeitliches, die Angabe de- Alter-, der Erwerbs-, Vermögens- und Familien-Berhält- nisse de- Kranken enthaltende- Zeugniß, au» welchem hervorgeht, daß der Kranke, bei Ehefrauen auch, daß der Ehemann nicht in der Lage ist, die Kosten der ärztlich ver ordneten Badekur ohne besondere Unterstützung zu bestreiten. In den auf Bad-Elster gerichteten Gesuchen ist bestimmt anzugeben, um welche von den Ver günstigungen unter I und II dieser Bekanntmach ung nachgesucht wird, auch ist noch besonder- darauf hinzuweisen, daß die Bewilligung dieser Ver günstigungen an die Bedingung gebunden ist, daß die Kur entweder in der Zeit vom 1. Mai bis 10. Juni oder vom 20. August bi- zum Schluffe de- Monat- September vorgenommen wird Dre-den, den 7. Januar 1902. Ministerium des Innern, IV. Abtheilung. vr Apelt. Gr»e»«»»ge«, versetzoge» ie. i« öffnitl. Dienste. Geschäftsbereiche de» «tntstertnms »er -im», ie«. Bei der Post Verwaltung sind ernannt worden: Luuad, zeilher Ober Poftdirectiontsikrelär, al» Vobkasfirer bei dem Poftao.ie 13 in Leipzig; Siegel, Wilhelm, Kluge und Osterloh, zeither gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, al» etatmässige Postassistenten im Beznke der Kaiser!. Ober-Postdirrction Leipzig. 3« Geschäftsbereiche »e« «intftertnms »e« K»lt>» »nb -ffentliche« Unterricht». Zu besetzen: die Lehrerstelle inGo-per-grün b. Neumark. Koll: die oberste Schulbehörde. Neben fr. Wohnung u. Vartennutzung 1300 M. Gehalt, 200 M unwiderrufi. pers. Zulage, üü M. s. Turnunterricht u. nach Befinden 70 M. f. d. Unterricht i. d. weibl. Handarbeiten an die Frau de» Lehrer». Gesuche find bi» 7. Febr. beim Bezirksschulinspektor für Zwickau 1, Schulrat Lohse, rinzureichrn; — die ständ. Lchrerstelle a d. Schule zu Wasewitz Loll.: di« oberste Schulbehörde Außer fr. Wohnung und Gartengeauß 1300 M. v Schul dienst, 110 M f. Fottbildung-schul-, bü M f. Turn-, «SM f. NadelarbeitSunterricht. Bi» zu» Eintritt der ersten Altrr»- zulage wird da» Stelleneinlommen um 100 M. erhöht. Ge suche m. d erfordert. Beilagen bi» 1. Febr. an BezirkSschul- iaspektor vr. Michel, Grimma; — die ständ. Lehrerstelle a. d. Schule zu Dörnthal. Loll.: die oberste Schulbehörde. 1300 M Grundgehalt, 110 M. f. d Fortbildung»schul- ». Lb M. f. Turnunterricht u. fr. Wohnung Gesuche m Zeug- nissen bi» »1. Jan. an Bezirk-schulinspektor Schulrat vr. Winkler, Freiberg; — eine unter zu erhoffender Genehmig ung der obersten Schulbehörde a. d. öffentl Volksschulen z» Klotzsche Ostern zu begründende ständ Lehrerstelle. Ein kommen lbOV M, wovon 30 H al- WohnurgSrnlschädigung gelten, steigend in 3» Dienstj. bi» Svvv M Grsuche von Bewerbern, die in der Lehrsertigkeit mindesten- die Zensur „gut" erhalten haben u. die womögl. Unterricht in franz. Spracht u im Zeichnen erteilen können, sind bis 24. Jan. unter Beifügung der erfordert Zeugnisse bez. bei wahlsähig gewordenen Hils-lehrern de» MilitSrautweise» an den Ge meinderat einzureichen. Pers Vorstellung zunächst nicht er wünscht. — Erledigt: dir ständ. Lehrerstelle a. d. oberen Schule zu Boigt-dors. Loll.: die oberste Schulbehörde. 120V M. Grundgehalt, 110 M f. zwei Ueberstunden, 110 M. f d Fortbildung»- u. bb M. f. d. Turnunterricht, «v. ö0M. der Lehrer-srau f. Erteilung de» Handarbeitsunterrichts, so wie ft. Wohnung. Gesuche m. Zeugnissen bi» »1. Jan an BezirkSschulinspektor Schulrat vr Winkler, Freiberg. Im Geschäftsbereich ede-evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS find oder «erden demnächst folgende Stellen erledigt Davon sind zu besetzen X) nach dem Kirchengesetze v. 8. Dez. 18S6 im I. Halbj. 1902: 1 Stelle: da» Pfarramt zu WeigSdorf (Oberlausitz) — Kl IV (A) —, erl. durch Designation am 2. Jan. 1S02; S. Stelle: da- Psarramt zu Breitingen (Borna) — Ll. IV (8) —, erl. durch Tod am 2. Jan. 1902; — 8) im regelmäßigen Be setzung-verfahren. da» II. Diaconat zu Meerane (Glauchau) - Kl. l — Toll.: z Z. da» ev -luth. Landekconflstonum; da» III. Diaconat zu St. Marcus in Chemnitz (Lhemnitz I) — Kl I — Loll.: der Stadtraih. — Dagegen wurden an gestellt bez befördert: Max Immanuel Schluttig, Pfarrer in Mülsen St. Jacob, al» Pfarrer in Thalheim mit GornSdorf (Stollberg); Bruno Hermann Lamm, Hils-- geistlicher in Ger-dors, al» Diaconu» in Leuboitz-Neuostra (Dre»den ll); Hermann Bernhard Gay, Predigtamt»candidat, al» II. Diaconu» in Glvßrnhain Ephvralort); Larl Johanne» Agsten, Psarrvicar in Waltersdorf, al« Pfarrer daselbst (Oberlausitz); k. Heinrich Wilhelm Werner, lll DiaconuS an St. Marcu« in Chemnitz, als II. DiaconuS an St Pauli daselbst (Chemnitz I); Stephan Rudolph Költzsch, Pfarrer in König-Hain, al- Pfarrer in Krakau (Radeberg). (Behvrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Leit. Der Stand der Zolltaris-Berhaadl»ge». Der bisherige Verlauf der Verhandlungen in der Zolltarifkommission eröffnet keine sehr günstigen Aussichten für eine rechtzeitige Bewältigung de- um fangreichen Arbeitsstoffes ES Haden bis jetzt drei ziemlich ausgedehnte Sitzungen stattgefunden; allein man ist bei der Beratung de- kurzen Entwurfs eines Zolltarifgesetzes kaum von der Stelle gekommen, obwohl dessen schwierigere, umstrittene Teile vorläufig beiseite gelassen worden sind. Schon die Aufstellung de» Arbeitsplanes in der ersten Kommissionssitzung stieß auf ungeahnte Schwierigkeiten. Während die Ver treter der Mehrheitsparteien dabei von dem Gedanken ausgingen, den Verhandlungsstoff in der Weise zu gruppieren, daß zunächst diejenigen Punkte vor- genommen werden sollten, über die bereit- eine Einig keit erzielt war, um dadurch Zeit zu gewinnen, einen Ausgleich auch der übrigen Differenzpunkte herbeizuführen, waren die Minderheit-Vertreter darauf bedacht, nicht nur diese Ausgleichsbestrebungen zu erschweren, sondern auch eine allgemeine Ver schleppung der Verhandlungen einzuleiten. Wenn die Opposition eine von ihr gemißdilligte Vorlage bekämpft, sie in ihrem Sinne umzugestalten sucht und ihre Einwände darlegt, so ist da- ihr gutes Recht. Wenn sie aber darüber hinaus eine Taktik anwenbrt, die den Zweck hat, die parlamentarische Thätigkeit überhaupt lahmzulegen, wenn sie die Ab sicht zu erkennen giebt, die Arbeiten der Kommission zu stören, um ihren Willen durchzusetzen und regel rechte Beschlüsse der Mehrheit zu verhindern, so ist das ordnungswidrig, mag auch ein geschäfts ordnung-mäßiges Mittel, hiergegen einzuschreiten, fehlen. Die Absicht der tarifgegnerischen Linken, die KommissionSarbeiten zu stören, kann nicht bestritten werden. Schon der Antrag der Freisinnigen, zu nächst die Beratung der Jndustriezölle vorzunehmen und während dieser Zeit eine parlamentarische En quete über die Lage der Landwirtschaft im kontra diktorischen Verfahren zu veranstalten, trug alle Merkmale der Verschleppungstaktik an sich. Eine solche Enquete und die Bearbeitung des dadurch ge wonnenen Materials würde Jahre in Anspruch nehmen; sie ist aber unnötig, da bekanntlich schon vom Reichsamte de- Innern ausgedehnte Unter suchungen über die Lage der Landwirtschaft vor- genommen worden sind, die die Grundlage für die Vorbereitung de- Zolltarifentwurfs bildeten. Ist es also ausgeschlossen, daß eine neue Enquete ein anderes als das bereits gewonnene und berücksichtigte Ergebnis haben kann, so ist ein darauf gerichteter Antrag überflüssig und rein taktischer Natur. Noch handgreiflicher sind die VerschleppungS- manöver der Sozialdemokratie, die zu den ersten Paragraphen der ZolltarifgesetzeS bis jetzt schon etwa zehn Anträge, darunter solche gestellt hat, die die Ziele des Gesetze-, die heimische Erzeugung zu schützen, in ihr Gegenteil zu verkehren suchen. Wenn unter diesen Anträgen einer war, der die Billigung der Kommission gefunden ha», so ändert da- an dem Charakter der anderen neun Anträge, die nur zur Verzögerung der Abstimmung eingebracht worden sind, gar nicht-. Der Umstand aber, daß die tarif freundliche Mehrheit trotz einzelner Bedenken bereit war, einer Anregung der Gegner Folge zu geben, ist ein Beweis für die Unrichtigkeit der Behauptung, daß die Minderheit „niedergestimmt" und „ver gewaltigt" werden solle, daß sie also ein Recht habe, sich durch Anwendung obstrukiioneller Mittel dagegen zu wehren. Die tarifgegnerischen Parteien gehen offenbar nach einer gemeinsamen Taktik vor. Sie lassen schon von vornherein keinen Zweifel darüber bestehen, daß sie da» „Recht der Minderheit", nicht genehme Mehr heitsbeschlüsse zu verhindern, mit qller Gewalt auS- üben werden. Unserer Meinung nach ist e» kein Fehler, daß die Linke diese Absicht so früh zeitig zu erkennen giebt. Bi» jetzt hatte man geglaubt, die Obstruktionstaktik werde sich auf die Kommissionsverhandlungen nicht erstrecken, sondern erst bei der zweiten Lesung im Plenum rin- setzen. Je früher aber die Verschleppungsmanöver beginnen, desto eher wird deren Verwerflichkeit in weiten Kieisen erkannt werden, und desto eher werden auch die Oppositionsparteien einsehen, daß diese Taktik eine zweischneidige Waffe ist. Zunächst ist aber zu erwarten, daß angesichts der unerwarteten Schwierigkeiten, die der Zolltarifvorlage böswillig in den Weg gelegt werden, die tariffreundlichen Parteien sich fest zusammenschließen, um die Ob struktion zu überwinden. Die unerläßliche Voraus setzung für eine Ueberwindung der OdstruktionS- taktik ist die Hinwegräumung der Meinungs verschiedenheiten, die die positiven Parteien zur Zeit noch von einander und von der Regierung trennen. Erfreulicherweise ist bereit- ein gemeinsame- Vor gehen der Mehrheitsparteien angebahnt worden; auf diesem Wege zu einem möglichst baldigen, völligen Ausgleich zu gelangen, muß nunmehr die Hauptauf gabe sein. Sind die tarisfreundlichen Parteien und Gruppen erst untereinander vollkommen einig und haben sie ein ebenso vollständige-Einvernehmen mit der Regierung hexgestellt, so wird e- auch der konsequentesten Obstruktion schwer werden, da» Zu standekommen der Zolltarifvorlage zu verhindern oder uä c»Ienä»8 xraeoas zu verschieben. Die Industriellen und Landwirte mit ihren Ar beitern haben ebenso wie der Handel mit seinen Angestellten ein sehr bedeutende» Interesse daran, daß die Neuregelung unserer handelspolitischen Be ziehungen zum Auslande, namentlich zu Amerika rechtzeitig erfolgt. Der geschäftliche Rückgang er fordert sogar gebieterisch eine baldige Herstellung de- wirtschaftlichen Ausgleich» Ein solcher Ausgleich freilich liegt nicht im Parteiintereffe der Sozial demokratie, deren Weizen am üppigsten blüht, wenn die wirtschaftlichen Gegensätze am schärfsten sind. E- wäre im höchsten Grade kurzsichtig von denjenigen „bürgerlichen" Elementen, die mit der Sozialdemo kratie in dem Kampfe gegen den Zolltarif gemein same Sache machen, wenn sie jetzt noch, im letzten Augenblicke, von der Umsturzpartei abrücken möchten. Hoffentlich trägt da» Obstruktion-vorgehen in der Kommission auch dazu bei, die irregeführten Elemente Kunst und Wissenschaft. Konzert. Die Robert Schumannsche Sing- «kademie beging die 54 Feier ihre» Stiftung-feste» gestern abend im Saale de» Konzerthause» „Zoologischer Garten" mit einer kleineren Choraufsührung (ohne Orchester), der al« Gast Hr. König! Konzertmeister Max Lewinger seine hochwillkommene Mitwirkung lieh. Der ausgezeichnete Künstler spielte mit den oft- gerühmten Vorzügen eine» ersten Vertreter» seine» In strument» zwei ihm vom Komponisten gewidmete Romanzen von Albert Auch», von denen der Komposition in 0 äur nach Erfindung, Stileinheit und thematischer Durchführung der Vorzug gegeben werden darf. In der 4-äur-Romanze traten dagegen rhapsodische Ansätze auf, die mit dem Charakter de» Tonstück« nicht ganz im Einklänge stehen Die Akustik de» Saale» kam der klangschönen, vornehmen Tongebung de» mit lebhaftestem Beifall begrüßten Solisten vortrefflich zu statten Uebrigen« hat auch Hr Lewinger in Zimmermann» Verlag (Leipzig) eine Reihe wertvolle: Violinkompositionen veröffentlicht, die sich der Beachtung im Konzerisaal, im Salon und beim Unterrichttgrbrauche angrlegentlichst empfehlen Der konzertgebrnde Verein bot unter der Leitung seine« neuernannten Dirigenten Hrn Albert Kuch« außer Robert Schumann» prächtigem .Zigeuner leben" eine Vorführung de» gemischtchörigen Werke» „Da» Märchen von der schönen Melusine", nach Wilhelm Osterwald» Dichtung in Musik gesetzt von Heinrich Hof mann Der in Berlin werkende Komponist hat sich durch zahlreiche Instrumental- und Vokalwrrke, auch durch mehrere Opern (darunter „Aennchen von Tharau") vorteilhaft bekannt gemacht Da» gestern gehörte Chorwerk, dem überdie» der Reiz instrumentaler Einkleidung fehlte, kann jedoch nicht zu Le, glücklichsten Erngedungen de« (vielleicht zu rasch und sorglo« pro duzierenden) Tonsetzer« gezählt werden Trotz einigcr vorteilhaft wirkenden Chöre („Auf zum Schloß". „Die Hexe herau«") und ansprechenden Solostellen vermag sich da« Ganze nicht über eine gewiss« Einförmigkeit im harmonischen und melodischen Ausdruck, über die allzu große Hinneigung zum Landläufigen und Bequemen, über die allzu häufige Anwendung gleichartiger Rhythmen zu erheben Einige Chorsätze find geradezu verkappte Tänze von — am gegebenen Orte — bedenklichster Harmlosigkeit Der Partie der „Melusine" kam die kleine, aber sympathische und wohlgeschulte Sopranstimme der Frau Katharina Merbitz erfolgreich entgegen; den Grafen Raimund sang mit schöner, weicher Stimme Hr Emil Piehler, der besonders gut ditponiert war. Der Einübung der Chöre hatte sich Hr Fuchs, der auch die Begleitungen am Klavier übernommen hott», mit Hingebung und ersichtlichem Fleiße gewidmet Leider führte die außerordentlich hohe Temperatur zu mehr fachen JntonationSschwankungen, die dem Vereine nicht auf» Konto geschrieben werden sollen. Störend wirkte der Wirtschaftibetrieb in dm Sritmsälm und auf der Galerie vor Bemdigung de« Konzert« U S. Verein für Erdkunde. Am 10 d Mt« hielt im Drr«dnrr Verein für Erd kunde Hr Prof vr Georg Steindorfs, der Nach folger Georg Eber»' al« Legyptolog an der Universität ^c>p;ig, «inm Vortrag über seine Reise nach der Oase Siuah, bekannter al» Oase de» Jupiter Ammon Vortragender wie» zunächst darauf hin, daß die Reis», die 1873 und 1874 Gerhard Rohls» durch die Libysche Wüste übernahm, für die Erforschung der Oase Siuah oder Siw« einen gewissen Abschluß bedeutete. Die geographischen Probleme, die sich an diese Oase /napften, waren erledigt, die große koloniale Be wegung, die dalv darauf entsetzte, lenkte die Aufmerksamkeit der Reisenden und Forscher auf andere Gebiete Afrika«, und der SenufsiSmu«, der in Nordafrika den Haß gegen die Europäer entfachte, gewann namentlich in Siuah großen Einfluß, sodaß die Oase seitdem al« ein verschlossene« Land galt. Und doch wäre eine neue Expedition sehr notwendig gewesen, denn e« waren noch wichtige Schätze für die Altertums kunde zu heben, die in der Ammons Oase sicher vor handen sein mußten Al« daher vor drei Jahren dem badischen Oberleutnant Frhrn v Gruenau »in Vorstoß nach Siuah gelungen war, rüstete die König!. Gesell schaft der Wissenschaften in Leipzig eine neue Expedition au«, für die der Stuttgarter Fabrikant Ernst Sieglin den größten Teil der Mittel spendete, und deren Leitung dem Vortragenden und dem eben genannten Frhrn v Grumau übertragen wurde Mit letzterem traf Prof. Steindorff am SS. Oktober 18SS in Kairo zusammen, und nachdem die Karawane zusammengestellt und mit allem Nötigen ausgerüstet worden war. brach die Ex pedition am 30 November auf Bald wurde das Wadi Natrü» erreicht, dessen blaue Sern nebst dem Boden ihrer Umgebung reich an Natron find, da» heute noch, wie schon im Altertum», hier gewonnen wird. Hi«r entwickelte fich auch zuerst in frühchristlicher Zeit klösterliche» Leben Da« berühmteste dieser Klöster, da« de« heiligen Makariu», wurde besucht. Donn ging e« weiter bald durch Kie«-, bald durch Steinwüste; Dünen wurden selten angetroffen Von Jnterrffe waren Mafien versteinerten Holze«, die an verschiedenen Stellen den Wüst« doden bedeckten Die Temperatur war ziemlich kühl, sie sank in der Nacht bi« — 2' und — 3'0. In westlicher Richtung g»langte die Expedition nach dem Wadi Moahara mit seinem 6 üm langen, von Wild- enten belebten Salzsee und dann nach der tiefer al« der Meere«spiegel gelegene» Oase Gara, deren Be wohner sich vom Dattelba« nähren Am Ende de« 18 Marfchtage« blickten die Reisende« vom Steilrande de» Wüstenplateau« hinein in die weite Senkung der Oase Siuah, die mit ihren Palmengärten und Palmenhainrn, au» denen fich der Burgberg «rhrbt, ein schöne« Bild darbietet. Eie wurden im Amt>- gedäude vom ägyptischen Beamten wohl ausgenommen, auch die Scheich» der Oasenbevölkerung, die der hell farbigen libyschen Rafft angehörrn, begegneten ihnen freundlich Was di« Größe der Oase anbelangt, so be trägt der Flächeninhalt de« gegenwärtig noch angebauten Lande« etwa 15 bi» 20 qllw Im Altertume war da« anbaufähige Land bedeutend größer, wie noch vorhandene Trümmer von Bauten beweisen; aber e« hat fich im Laufe der Zeit vermindert, weil die Zahl der Quellen . abgenomme« hat Da« ist nicht bloß hier, sondern im Bereich der Libyschen Wüste überhaupt festgestellt worden Di« beiden größeren Orte, S'we und Aghftmi, die zu sammen etwa 7200 Einwohner zählen, liegen auf Tafel bergen, auf denen fich die schmucklosen, au« Lehm oder Steinen erbauten Häuser mit ihren flachen Dächern er heben, al« wären sie die Fortsetzung der Felsen, und ein plumpe« Minaret überragt die Häuser Die Haupt einnahmequell« der Bevölkerung sind die Dattelpalmen, deren eine amtliche Zählung über 162 000 ermittelt hat, «ine Zahl, die in der Wirklichkeit eher übertroffen wird, al» hinter ihr zurückblribt Die Dattelpalmen sind zugleich di« wicht, Steuerqurve; sie ennöglichen e». daß di« ägyptische ^.gierung au» der Oase Steuern im Betrage von durchschnittlich 6 M auf den Kopf der Bevölkerung zieht, einen den Verhältnissen noch ganz ansehnlichen Betrag Der Abfluß de« Wasser« ist zum Teil sehr erschwert, so daß sich Sümpfe gebildet haben, deren Mia«men di« Ursache find, daß da« Klima äußerst ung«su»d ist Mit Eifer ging die Expedition an die Lösung ihrer eigentlichen Aufgabe, die Untersuchung der Temprlreste und Gräber und die Erforschung d»r Inschriften, die abgeklatscht wurden Nur von zwei größeren Tempel-
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