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Dresdner Journal : 02.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190204023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-02
- Monat1902-04
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 02.04.1902
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ve»n«»»r«t»r Bet» Bezüge durch dt» inner»«!» Vr^»nw »,»0 M (einschl »uliu^uug), durch die V»G »iLvttfche« Reiche » vi Gn-schließlich Bestellgeld) vietteljährUch Wiuzelue Nununrrn 10 Pf Mrd Zunicksenduna der für die SchrisUettun, besl.muueo, «der von dieser nicht ein- »esvrdettra Beiträge beau» »rucht, io ist da» Popgeld beizufügen Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dre-dner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen, verklag« nach» » Uhr. «»t»«dt»un«««e»ü»re«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Lnkündi« gung«-Seite oder deren Raum tv Pf. Bet Tabellen- und Zissernsah k Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re daktionestrich (Linaesandt) dir Textzeile mittler Schrift ob« deren Raum b» Pf Gebühren - Ermäßigung bei »sterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« li Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. O74. Mittwoch, den 2. April nachmittags. 1902 Amtlicher Teil. Lunst und Wissenschaft. Plnnmrmsev, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. 3» GeschtstSberetche de« vttniftertums »erAtnanzen. Nrei-fteuerverwaltung. Bersetzl: die Assessoren Lorey m Lhrmnitz zum kreirsteuerrathe in Leipzig und vr Lindner in Zwickau zum Kreissieuerrathe in Lhemniy. Bezirk-steuerverwaltung. Angestellt: al« Expe dienten Hennig bei der Btzirl-steuereinnahme Plauen, Arndt bei der Bezirk-st. Hereinnahme Bauyen, Haferkorn de» der Uezirktfteuerrinnahme Dre«den. — Berseyt: dir Hp-dienten Oel-ner in Plauen zur Bezirk-fteuereinnahme -chwarzenberg, Schaarschmidt in Dresden zur BeztrU- ße«erei«oahme Bautzen. - Gestorben- der Expedient Schütze in Schwarzenberg. Technische« Personal der Steuerverwaltung. Besärdert: bei dem Zentralbureau für Eteuervermestung der BermestungSassestor Richter zum Bermrssung-ingenieur, der Bermessungeajsistent Sürth zum Bermessung-ingenieur- assistmten, der Geometer Gütz zum BermessungSassistenten sowie der Bermessung-ingenieurassistent Kästner zum Aermessung-ingenieur in Auerbach. — Versetzt: die Vermessungsingenieure Fritzsche in Auerbach nach Pirna, Nier in Zwickau nach Dresden, Bormann in Dresden »nch Zwickau, Thoma« in Dippoldiswalde nach Dresden, Ilentzel in Drerden nach Dippolditwalde. — Pensionirt: der Vermessungsingenieur Tietze in Pirna. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Grießbach, zeither Postdirektor in Hainichen, al« solcher in Lripzig-Iohli«; Böhme, zeither Postverwalter in Schirgi«- »alde, al« Ober Postassistent im Bezirke der Kaiseil. Ober- Postdirection Dresden; Daniel, Looß, Hessel und Vilhelm, zeither Postasststenten, al« Postverwalter inWald- dois (S), Kleinwelka, Ostrau (Sa.) bez. Kieritzsch (Sa); Albrecht, C. E Walther, H M. Walther, Görner, Raumann, Pohle, Tenner, Fichtner, Holland und Peiker, zeither PostanwSrter, al- Poftassistenten im Bezirke »er Kaisers. Ober Postdirection Leipzig; — Haustein, zeither Postlassirer, als Postdircctor in Frankenberg; Adam, Fiedler, Fischer, Herberg, Kießlich, Lippert, Oettel, Philipp, Richter, Seidel, Wolf, Gau, Zühlke, Veber und Wilken, zeither PostanwSrter al-Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirection Lhemnitz 3» Geschäftsbereiche »eSMtntftertu«« tze« Inner«, verstorben: Bezirk-thierarzt KsmmitsionrrathKarlLhriftian Gottl. Haubold in Marienberg. — Nngestellt: Or. m«ä. Dres-tv, 2. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heule die Königliche Villa in Strehlen bezogen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute früh 7 Uhr 21 Min. nach Berlin gereist. Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Königl. Hoheit tzie Frau Prinzessin Karl Anton von Hohe«- zollern sind gestern Nachmittag 4 Uhr 11 Min. in Drerden eingelroffen und haben im Residenzschlosse Quaifier genommen. Se. Majestät der König haben den Ritt meister z D. Georg v. Metzsch-Reichenbach auS Allerhöchst Eigener Bewegung zum Kammerherrn zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Kammerherrn, Rittmeister z. D. Georg » Metzsch Reichenbach mit der Funktion eines dienstlhuenden Kammerherrn Ihrer Majestät der Königin zu beauftragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofpianofortefabrikant, Kommerzienrath Iuliu- Blüthner in Leipzig den ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern verliehenen Titel eine- Königl. Bayrischen Hof-Pianofortefabrikanten annehme und führe. Arfideuztheater. — Am 1. d. Mts. (zum ersten Male): „Die japanische Vase". Schwank in drei Akten von Paul Bilhaud und Maurice Hennequi« Deutsch von Bolten-Baeckers. Der Schwank „Die japanische Vase" hat in Wien, wo er am Josephstädtschen Theater ebenfalls mit dem jetzt hier anwesenden Gast Frau Annie Dirken» ge- »eben wurde, gut gefallen E« erscheint die» schwer be- tzreiflich, da er entschieden zu den schwächsten Erzeug- mssen der französischen Schwank- und Possendramattk der letzten Jahre gehört, dir so wie lo auf ein ziemlich tiefe« Niveau gesunken ist DieFrivolitäten und die an und für sich flache Unmoral dieser Stücke, dir eben da durch unsittlich werden, weil sie jeder seelischen und triftigen Motiv« entbehren, find wir gewöhnt mit in drn Kaus zu nehmen, solange sie durch gute Situationskomik, witzig« Einfäll« und überraschende Buhneneffekte »»«geglichen werden; wenn aber dies« letzteren beinahe gänzlich fehlen und die Hand, lang au» dem Gnstreichen in da» nackt Eynische übergeht, wie r» bei diesem Schwank der Fall ist, kann auch di« geschickteste franzöfische „Mache nicht über den Unwert de« Stücke« und einen pein- Achen Eindruck Hinweahelfen. Auf den Inhalt de« Schwanke«, der im krassen Gegensatz zu dem harmlosen Titel strht, näher einzugehen, liegt keine Veranlassung »er; nur so viel fei gesagt, daß hier nicht nur der recht- »äßige Gatte, sondern auch der Liebhaber und Hau»- siiund betrogen wild E« ist bedauerlich, daß die Frau Annie Dirken«, di« vom Vorjahr hrr in Dr«»de« «och m guter Erinnerung steht, ihr die«malige« Gast- v"! ' Ht »it einer» Besserem «röffaen konnte, und «in« baldig« RepertoireLnderung kann nur erwünscht sein ret. Emil Ed. Grundmann al« vezirksihierarzt in Marienberg. Brandversicherung«kammer Beim technischen Per sonal Angrstrllt: dir BaugewerkSmeifter Zöllner, Riegel und Bachmann al« Brandversicherung« JnspektoratS- Asfiftenten — Bei der Kanzlei Gestorben: Kanzleirath Leonhardi. (vrhtrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch i» Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die Seeman«Sord»«»g. Der erste Gegenstand, mit dem sich der Reichs tag nach seinem Wiederzusammentritte am 1b. April beschäftigen wird, ist der Entwurf einer Seemanns- ordnung. Die zweite Lesung dieser Vorlage, mit der da» Reichstag-Plenum sich bereits während fünf Sitzungen beschäftigt hat, ist am 30. November mitten in der Diskussion über den 8 54 (Ver pflegung und Heilbehandlung) abgebrochen worden. Der Zolltarifeniwurf und die Etat-vorlage haben bis jetzt der Weiterberatung im Wege gestanden. Es wird nun in parlamentarischen Kreisen vielfach bezweifelt, daß es gelingen werde, noch in der laufenden ReichStagStagung die so wichtige See- mannsordnung unter Dach zu bringen. In An betracht de- Umstandes aber, daß dieses von den Seeleuten schon längst sehnlichst erwartete Gesetz bereit- im vorigen Jahre unerledigt geblieben und nur durch Vertagung der Session herübergerettet worden ist, wird man erwarten dürfen, daß diesmal alles aufgeboten werde, um die Vorlage trotz der mannigfachen ihr noch entgegenstehenden Schwierig keiten zu verabschieden. Der Entwurf der SeemannSordnung ist an sich sehr umfangreich; er enthält nicht weniger als 122 Paragraphen. Wohl könnte man meinen, daß, nachdem vor Weihnachten fast die Hälfte dieser Bestimmungen in zweiter Lesung erledigt worden ist, der Rest der Vorlage nicht mehr als acht bis zehn Sitzungen in Anspruch nehmen werde. Man würde sich aber in einem großen Irrtum befinden, wenn man auf erne so glatte und rasche Erledigung diese-Gegenstandes rechnen wollte. Die Kommission hat sich damit volle fünf Monate, nämlich von Ende November 1900 bis Ende April 1901 beschäftigt und 44 Sitzungen abgehalten, sie hat die Vorlage in einer Weise umgestaltet, wie dies nur selten einem Bundesrats entwürfe widerfahren ist. Sie hat von den fast fünfviertelhundert Para graphen nur 22 unverändert gelassen, dafür aber 10 neue Paragraphen eingefügt. Die hauptsächlichsten Aenderungen und Zusätze aber befinden sich in dem jenigen Teile der Vorlage, der erst noch der Plenar beratung unterworfen werden soll, nämlich in den Bestimmungen, die sich auf die Disziplinar- und Strafvorschriften beziehen. Um diese Punkte also dürfte sich im Reichstage der Kampf der Parteien bewegen, und ihnen werden die meisten Schwierig keiten entgegenstehen. Hat schon die Kommission die Disziplinargewalt der Schiffsführer in einer so bedent.ichen Weise ab geschwächt, daß man wünschen muß, das Reichstags- Plenum möge in einzelnen Punkten die BundeSrat-- vorlage wiederherstellen, um die durchaus not wendige Sicherheit des Schiffrdienste» zu gewähr leisten, so haben die Sozialdemokraten bis jetzt bereits 28 AbänderungSanträge gestellt, die sich sämtlich auf die Disziplinar- und Strafvorschristen beziehen. Es wird nicht anzunehmen sein, daß die Versuche der sozialdemokratischen Fraktion, an den bereits veränderten Bestimmungen neue Ab schwächungen vorzunehmen, Erfolg haben werden; allein zu befürchten ist immerhin, daß dadurch eine starke Verzögerung der Verhandlungen herbeigeführt wird. Giedt die sozialdemokratische Presse in dieser Frage die Stimmung in der Fraktion getreu wieder, so wird man sich auf zahlreiche nament liche Abstimmungen gefaßt machen müssen. Würde daran aber daS Zustandekommen der Seemannsordnung scheidern, so würde ausschließlich der Sozialdemokratie Lie Verantwortung dafür anheimfallen, und diese Verantwortung wäre keine leichte, da alsdann die seefahrttreibende Bevölkerung für längere Zeit der Vorteile verlustig gehen würde, die ihr in dem Entwürfe geboten werden. Vielleicht überlegt e» sich also die Sozialdemokratie, ob sie durch eine Ver- schlippuvgStaktik, wie sie bereit« in ihrer Presse an- grkündigt worden ist, ihr so eifrig aufrechterhalteneS Prestige al« angeblich einzige Arbeiterpartei auf da» Spiel setzen soll. Jedenfalls aber werden die übrigen Parteien sich um so thatkräftiger erweisen und dafür Sorge tragen müssen, daß die sozialpolitisch so wich tige und von allen Seilen als ein sehr dringendes Bedürfnis erachtete SeemannSordnung trotz des Wider spruch« der Sozialdemokratie zur Verabschiedung ge bracht werde. Wenn die sozialdemokratische Partei auch bei Beratung dieser Vorlage wieder Forderungen auf stellt, von denen sie im voraus überzeugt sein muß, daß sie nicht nur für die verbündeten Regierungen unannehmbar sind, sondern daß sie auch die ReichS- tagSmehiheit für unzulässig hält, so kann nur die Absicht vorliegen, ein ihr für die parteipolitische Propaganda in SeemannSkreisen geeignetes Agitations mittel in der Hand zu behalten. Jedoch auch die Besonneneren unter den Seeleuten — und da» dürfte weitaus die Mehrzahl sein — werden zugeben müssen, daß den Schiffsführrrn weitgehende DiS- ziplinarbefugnisse erteilt werden müssen, wofern nicht die Sicherheit deS Schiffes und dessen Besatzung in Fr"ge gestellt werden soll. Wir zweifeln, daß man ^mannSkreisen dafür ein Verständnis haben werde, daß beispielsweise die Sozialdemokratie da» Streikrecht der Seeleute während der Fahrt fordert. Gegen diese rein agitatorische Forderung werden sich alle verständigen Schiffsleute verwahren, und nur die gewerbsmäßigen Agitatoren unter ihnen werden bereit sein, sie zu vertreten. Gerade diese Forderung aber sowie manche andere ähnliche zeigen, wie wenig ernst es der Sozialdemokratie um praktische Fortschritte in der Sozialreform zu thun ist. Tie »irtschastliche« Berhältmffe Mexikos und sein vudgetentwurs sür das Jahr 1902/V3. In dem mexikanischen Budgetentwurse für da« EtatSjahr 1902/03 werden die Einnahmen auf 64823400 Dollar« geschätzt, denen 64738816 Dollars Ausgaben gegenüberstehen, sodaß also 84584 Dollar» Ueberschuß verbleiben würden. Bon den Einnahmen entfallen 27 Mill. Peso» auf die Einfuhrzölle. Ter mexikanische Finanz minister erhofft auf Grund der Ergebnisse der ersten sieben Monate des laufenden EtatsjahreS einen neuen Aufschwung des Einfuhrhandels, nachdem im abgelaufenen EtatSjahre infolge der verminderten Einfuhr die Zolleinnahmen des Import» um 1H Mill. PesoS zurückgegangen waren. Ob die kritische Lage thatsächlich beseitigt ist, dürfte aller dings zweifelhaft erscheinen, da in den wirtschaft lichen Verhältnissen Mexiko» gegen daS Vorjahr keine wesentliche Besserung tingetreten ist. Mexiko hat nicht nur eine ungünstige internationale Zahlungsbilanz, sondern auch eine zu seinen Un gunsten ausfallende Handelsbilanz. Da» einzige, was Mexiko in die Wagschale zu werfen hat, um ein Gleichgewicht hei zustellen, ist die Ausfuhr edler Metalle. Und gerade hierin wird Mexiko jetzt durch die Verhältnisse deS SllbermarkteS schwer geschädigt. Der Silderpreis ist im Jahre 1901 stetig hrruntcrgegangen, und die einst so be deutende und lohnende Ausfuhr mexikanischer Dollars nach Ostasien hat fast ganz aufgchört. An die Stelle der mexikanischen Dollar- sind dort der japa nische Nen sowie französische und nordamelikanische Münzen getreten. Während früher eine jährliche Ausfuhr von 12 bi- 15 Mill. Doll, zu verzeichnen war, beträgt diese jetzt ziur noch 2 bi- 3 Mill. Dagegen scheint der Goldexport in kräftiger Ent wickelung zu sein Auf Grund der dreiprozentigen Abgabe wird die GoldauSfuhr für 1900^01 auf et wa 9 Mill. PesoS im Budgetentwurse berechnet, dürfte aber bei der Leichtigkeit des unkontrollierten GoldtranSpoltes über hie Grenze in Wirklichkeit noch wesentlich größer sein. Die Kupfrrerzeugung ist jetzt ebenfalls im Aufblühen begriffen. Die Hauptlandesprodukte Kaffee, Hencquen und Tabak haben infolge der P ei-rückgänge in der nach dem Werte notierten Ausfuhrstatistik ausfallend niedrige Ziffern im Verhältnisse zu den Vorjahren zu verzeichnen. Die im Lande bestehenden Industrien haben sich gut entwickelt, wie ihre gesteigerten inneren Abgaben beweisen. Besonders blühend sind jetzt die Papierfabriken und die Brauereien. Eine Aus nahme von dem allgemeinen industriellen Auf schwünge machen nur die Baumwollspinnereien und Webereien. Der Finanzminister betont in dem Budgetentwurse, daß die traurige Lage dieser In dustrie lediglich eine Folge der Urberproduktion sei und daß eine Besserung nur dann zu .er warten sei, fvenn alle veralteten uid ungünstig ge legenen Fabriken geschlossen würden. Die Ausgaben sind in dem neuen Budget mit 64,7 Million PesoS in Rechnung gestellt gegen 61,6 Millionen Pesos im Voranschläge deS Vor jahres. Unter den Ausgaben nimmt der Größe nach der für die Verzinsung und Amortisation der Staatsschulden angesetzte Posten die erste Stelle ein. Dieser Betrag weist eine Steigerung von 1,2 Millionen PesoS auf, die in erster Linie durch die Neuausgabe fünfprozentiger Staatsobligationen an die subventionierten Eisenbahnen bewirkt ist. Da die Effenbahngesellschaften von fremden Kapitalisten in» Leben gerufen worden sind, wird also die mexikanische Volkswirtschaft von Jahr zu Jahr abhängiger vom Auslände. Hierzu trägt außerdem der Umstand bei, daß die inneren Anleihen jetzt auch fast sämtlich im AuSlonde untergebracht sind. Es sollen sich etwa 68 Mill. Pesos innerer Anleche im Auslande be finden. Die Budgets des Heere», der öffentlichen Arbeiten und auch deS Unterrichts zeigen diesmal nur geringe Erhöhungen. Es giebt zu ernsten Bedenken Anlaß, daß in einem auf allen technischen Gebieten so vor wärts schreitenden Lande wie Mexiko wenig für die Schule gethan wird. Die Erkenntnis, daß ein wahrer Fonschritt der Landes ohne gleichzeitige Hebung der Di« Vorzüge ihre» Können« tonnte sie auch m chrer Rolle der Antoinette Montureux, die sie al« durch triebene und alle« sittlichen Pflichtgefühl« bewußt freie Pariser Weltdame zeichnet, nicht entfalten Unserer Meinung nach könnte die Rolle gewinnen, wenn sie mehr im Charakter einer „Frou-Frou" wiedergegeben würde In den wenigen ernsten Scenen, in denen Frau Antoinette sogar etwa« sentimental wird, vermochte Frau Dirken» keinen Eindruck hervorzurufen, auch prägte fi« ihrer Rolle durchgehends wohl zu wenig den Charakter der Dame auf; desto mehr aber fesselte sie durch gewandte» Spiel, frische Bewegungen, passende und ausdruck«- volle Mimik und vorzügliche Erscheinung. Die Toiletten waren wieder tadellos; indessen dürften den Zuschauern kleine Unzuträglichkeilen, wie da« Zerreißen eine« Spitzen- säume«, nicht zu sehr bemerkbar gemacht werden Unter den anderen Rollen zeichneten sich Hr. Friese al« Alter tümer sammelnder Adolphe Montureux und Hr Witt al« Hubert Grisolle« sowohl durch Ma«ke wie Spiel au« Der gröbere Teil der Heiterkeit des Publikum« fiel diesen beiden Künstlern zu. Die übrigen Rollen waren ent sprechend besetzt H» Friese hatte di« Regi« srhr geschickt geführt und da« Ganze wurde flott und gewandt gespielt. R B Die SonderauSstellung HanS Unger» i» Arnold» Knnftsalon. Auch Han« Unger gehört zu denjenigen jungen Dre«dner Künstlern, di« w«grn ihre« kräftigen Einsetzen« vom Publikum und von der Kritik anfang« überschätzt worden sind. Am 26. August 1872 in Bautzen geboren und auf der hiesigen Akademie »»«gebildet, hatte er schon b«i feinem ersten öffentlichen Auftreten auf d«r ersten Dr««d«tr internationalen Abstellung im Jahre 18S7 da« Glück, daß, nachdem bereit« kurze Zeit vorher sein mit einem Rinde heimkehr«nder Bauer, «m Aquarell von seltener Leuchrlrvsr, für van König! Kupfersnchladmeit erworben worden war, sein Oelbilv „Muse" für die Königl. Gemäldegalerie angekauft wurde. E« folgte der Vorhang für da« Centraltheater mit dem Bacchanten zuge, der den Namen de« jungen Künstlers auch in weiteren Kreisen bekannt machte und seine zeichnerischen und koloristischen Fähigkeiten klar an den Tag legte Der Erfolg war so groß, daß ihm die Leitung der Deutschen Kunstausstellung von 1899 ein eigsneS Zimmer für seine Bilder einräumen zu müssen glaubte, da- nach seinen eigenen Angaben mit einer lilafarbigen Stoffbekleidung auSgestattet wurde. Trotz dieser Aus zeichnung blieb aber im Jahre 1899 der Erfolg au». Allgemein war man darüber einig, daß außer dem interessanten Selbstporträt und der „Abendlied" genannten weiblichen Kopfstudie die neuen Landschaften Unger« keinen Fortschritt bedeuteten, denn sie erinnerten zu auf fallend an Böcklin, nur daß sie defsen Manier ver gröberten und da« poetische Element de« Vorbilde» kaum noch in starker Verdünnung enthielten Dieser Mißerfolg mag Unger bestimmt haben, sich von unserer vorjährigen internationalen Ausstellung fern- zuhalten Er ging statt dessen nach Darmstadt, wo er mit drei Gemälden gut vertreten war, arbeitete aber im übrigen in der Stille weiter, ohne einen größeren öffentlichen Auftrag zu übernehmen, so daß er jetzt in der Lage ist, un» in der seit letztem Sonntag eröffneten Sonder-Au-stellung bei Arnold mit 14 für Drelden nruen Gemälden zu überrafchen und un« zu zeigen, daß er in der Zwischenzeit weit ruhiger und abgeklärter geworden ist und daß er heute nicht mehr bloß auf den äußern Effekt ausgeht, sondern im Begriffe steht, sein« Bilder auch innerlich zu vertiefen Er ist nicht nur in der Farbe weit harmonischer ge worden, sondern verrät jetzt auch namentlich im Bildni« Ansätze zu einer psychologischen Charakteristik, die in seinem malerisch ungemein geschickt gemachten Selbfi- dttom» noch vermißt wurden Dieser Fortschritt tritt vielleicht am deutlichsten in dem Porträt seiner Gattin hervor, deren liebliche Züge und lebendig sprechend« Augen ihm Gelegenheit zu einem Werke von hoher Schönheit gegeben haben, in dem sogar der etwa« gesuchte land schaftliche Hintergrund mit der von hohen Felsen ein- gerahmtrn tiefblauen südlichen Meeresbucht kaum stört Weniger glücklich ist Unger in dem Studienkops eine« Mädchen«, da« einen Kranz von Enzian auf dem Kopfe trägt, gewesen. Ist auf diesem Bilde das Decrescendo des dunkelgrünen Hintergründe« unten zu dem Hellen Lichtblau oben überraschend glücklich herausgekommen, so verletzt uns doch die unschöne Linie de« steifen Halse« und Nacken« und die dunkelbraune Färbung de« ziemlich ausdruckslosen Gesicht« Auch da« in eine Alpenlandschast verlegte Phantasieporträt, da« der Künstler „Tomyris" genannt hat, ist in einer ganz äußerlichen Art der Charakterisierung durch lang herab hängende schwarze Locken stecken geblieben, während die „Nymphe" im Meeresgründe mit den unglaublich dünnen, auSgespreizten Fingern ein koloristische« Problem zu lösen sucht, da» sür da« menschliche Auge an und für sich unlösbar und deshalb unfruchtbar ist Daß Unger in feinen Landschait-n den Einfluß Böcklin« noch nicht überwunden hat, sieht man am besten au« der phantastischen, al« „Schiffertod" im Katalog aufgesührten Scene. Leider hat jedoch di« Gestalt de« Tode«, der einen auf wilden Wogen i« kleinen Nachen treibenden Fifcher zu sich heranwinkt, weit mehr Groteske«, wenn nicht gar Theatralische«, al« wahrhaft Dämonische», wa» sich namentlich darin ausdrückt, daß der Tod wie ein Komödiant auf de« Zehen de« linken vorgefetzten Beine« steht, al« ob er da« Ergebnis seiner Bemühungen kaum erwarten könne Weit eigenartiger erscheint die neben diesem Bilde hängende sizilianische Landschaft Trotz de« böcklinifieren- den Motiv«, da« durch den südlichen Vorwurf bedingt
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