Dresdner Journal : 01.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190204013
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020401
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- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-01
- Monat1902-04
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- Dresdner Journal : 01.04.1902
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ve,««»drei»: Veim Bezüge durch dt« »-ubätt.ßet« »««er^t» Dre»»e», r,bv M («lasch! Lutragana), durch die?og ü» Deutschen Reiche » M (au-Ichlieblich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummer« »0 Pf. Wird Zurückfendung der für die Schliftleüuag bestimmte«, «der do« dieser nicht eiu» gesorderten Beitrüge bean- zpruchl, so ist da- Postgeld beizusügen. Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. - Erscheine«» Werktag- nachm 5 Uhr. ««tKndiguul-gthührt»: Die Zelle kleurer Schrift der 7 «ml gespaltenen Lnkündi- g ungs-SeUt oder bereu Raum S» Pf Bei Tabellen «ob Liffrrnfad d Pf «usschla, für die Z,Ue Un«rm Re- daktion-ftrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Scl,rift oder deren Raum d» Pf. Bebühre,. Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeige« bi- miltag- ir Uhr für die nach mittag- erfcheinende Nummer M 73. Dienstag, den 1. April nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. Er. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Mimstenalvirkkior im Mimfterium les Innern, Geheimen Rath I)r. Gustav Atolf Vodel zu Dresden zum Mttgliede des Ditziplinarhof- anderweit auf die Zeit von fünf Jahren zu ernennen. Se. Majestät der König haben AUergnäeigft geruht, den AblheilungSvorständen in der General direktion der Staatselsenbahnen, Geheimen Bauräthen Peters und Bergmann, sowie dem Mitgliede der- stlben Behörde, Geheimen Baurarhe Pagenstecher die nachgefuchte Versetzung in den Ruhestand zu be willigen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät deL Königs sind die Eisenbahndirektoren, Oberbau- räthe HomitiuS in Leipzig und Löfer in Chemnitz unter Betastung ihres persönlichen Titels und Ranges als Mitglieder in die Gencraldrrekt.on der EtaatSeisenbahnen versetzt worden. Weiler haben Ee Majestät der König Allergnädigst geruht, zu ernennen: den Vorstand des BetriebSmafchineuburrauS der Staat-eisenbahnen, Finanz- und Baurath Busch mann zum Mitgliede der Generaldirektton der StaatS- tlsenbahnen, die Betriebsinspektoren bei der Slaats- kisenbahnverwaltung Müller, Rühle v. Lilien- stern und Weidner zu Eisenbahndirektoren rn Dresden-Altstadt, Leipzig I und Chemnitz, die Re- gierungSbaumeister Heim, Otto, Rothe und Karl Ernst Schneider zu Baumspektorrn sowie den Re- gierungsbaumeister Meher zum Maschineninfpektor. Se. Majestät der König haben dem Kammer- zahlmeister, Kanzleirat Carl Wilhelm Gries hammer den Titel eines Kammerrates nut dem Range in der IV Klasse der Hvsrangordnung Aller- gnädigft zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Sladtrath Or. ^ur. Wangemann in Leipzig das Ritterkreuz 1. Klasse des Veldienstordens zu verleihen. Sr. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammei Herr Egon Cäsar Ferdinand v. S chöndevg-Nothschönberg das von Sr. Heiligkeit dem Papste ihm verliehene Komtuikreuz mit Stern deL Ordens PiuS' IX. an nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen verliehenen Ordenr dekorutionen, und zwar der HauSmarschallamtS Kanzlist Friedrich Os wald Otto die Rothe Adler-Medaille und der Hof lakai Robert Ranft die Kroneu-Orden-Medaille, annehmen und tragen Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Direktor deS Haupt- staalSaichivS, Geheimer Rath I)r. Hassel das ihm von Sr. König!. Hoheit Prinz Lunpold, Verweser des Königreichs Bayern, verliehene Verdienstkreuz für freiwillige Krankenpflege annehme und anlegt. Von heute ab sind der RegierungSrath bei der KreiSbauptmannschast Leipzig Noch zum Vorsitzenden und die RegierungSräthe bei derselben Behörde vr. Mehnert und v. Leipziger zu stellvertretenden Vorsitzenden der Schiedsgerichts für Arbeiter- Versicherung zu Leipzig bestimmt worden. Dresden, den 1. April 1902. Ministerium des Innern. rsrs v. Metzsch. Sruevnllngeo, Versetzungen re. im üffevtl. Tteafte. I» Geschäftsbereiche »e-MtntftertumS VrS Inner«. Angtstellt: die Ingenieure Paul Richard Gerlach und Jen- Ess ndrop Rude a:S Lehrer an den Technischen StaaiS- lehiunstalten zu Chemmy — Befördert: der Expedient bei der Baugewrrten- und Tiesbauschule zu Zittau Brahmig zum Bureau-A fiste, ten. Im Geschäftsbereiche des MintfterinmS des Kultus «ud öfientltchrn Unterricht». Zu besehen: dirDiirttor- stelle in Uiilersachirudcrg-Georgenlhal i B Noll : die oberste Schulbehöide 3vov M Grundgehalt, fr Wohnung und Gartengenuß Bewe.bec (nicht unter Sb Jahre), die Unterricht im Franz, u Latein, erteilen können, aber nicht akademiich gebildet zu fein brauchen, wollen ihre Gesuche m. allen eisorderl. Unterlagen bis 18 April beim Bezirk-schul- inspektor Richter, Auerbach i. B , einreichen (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) MMmntlicher Teil. Tie auswärtige Politik drr vorigen Woche. Die auswärtige Lage wird beim diesjährigen Osterfest von erfreulichen Eindrücken beherrscht. Unser Reichskanzler hat seinen' wohlverdienten Urlaub benutzt, um auch in Venedig deutsche Friedens politik zu treiben und an der Festigung der Grund lagen zu arbeiten, die unS in den kommenden Jahren Ruhe und Sicherheit verbürgen sollen. Amtlich ver einbart war die Begegnung des Grafen Bülow mit dem italienischen Minister Prinettl nicht, sie ergab sich ungezwunjpu aus dem durch die Fest pause veranlaßte« gleichzeitigen Aufenthalte der beiden befreundeten Staatsmänner in Ober italien. Als Freunde haben sie sich begrüßt, um dann als Politiker ziemlich tief und ernst ins Ge spräch zu kommen. Die schon vor der Begegnung eingelelteten Verhandlungen über die Erneuerung des Dreibundes werden nach dieser persönlichen Aussprache einen völlig gesicherten Fortgang nehmen, auch wenn der formelle Abschluß nicht unmittelbar zu erwarten ist. Prinetti weiß, daß eS in der ganzen nicht-italienischen Welt keinen zweiten aktiven Staatsmann giebt, der Italien so kennt und liebt wie der derzeitige Deutsche Reichskanzler. Ter Minister des Neuster» im Kabinett Zanardclli wird das seinige thun, um der auswärtigen Politik seines Heimatsstaates die bewährten FriedenSbürg- schaften deS Dreibundes zu erhalten. Gerade die historische Erklärung des Grafen Bülow, für Deutsch land sei dieses Bündnis keine unbedingte Notwendig keit mehr, hatte bei den italienischen Politikern die Wertschätzung der Tripelallianz und die Bereitwillig keit, sie zu verlängern, neu belebt. Prinetti mochte auch persönlich daS Bedürfnis haben, die nicht ge rade anspruchslosen neuen Freunde Italiens an der Seine darauf hinzuweifen, daß der italienische Draht nach Berlin noch fest, ja fester als je fei. Die in Frankrerch gewünschten „neuen Be dingungen" für ven die Fortdauer des Dreibundes begründenden Staatsvertrag sind ein Geheimnis der Pariser Presse. Ab-r was kann im Ernst z. B. der ,Figaro" von den für Frankreich „offtnsiven" Klau seln wissen, deren Streichung aus dem bisherigen Bündnisverträge das Blatt den Kabinetten von Berlin und Nom vorschreiben will! Eine lange Reihe von Friedensjahren zeugt dafür, daß rm Dreibund niemals die Neigung zu Angriffen auf Frankreich oder Rußland eine Stätte gesunden hat „Offensive Klauseln" konnte man vielleicht im franko- russischen Zweibundvertrag vermuten, wenigstens in den ersten Jahren sein-s Bestehens und angesichts der Auslegungen, die von der französischen Presse diesem Bündnis mit auf den Weg gegeben, vsn der russischen Politik aber nicht anerkannt worden sind. Jetzt gilt eS überall als auSgemach» daß wie der der Dreibund auch sein Gepeng'wicht rein defensive Bedeutung hat. Eine Abjchwawung des Dreibundes, lediglich um einer ungerechtfertigten sranzösiichen Empfindlichkeit zu schmeicheln, kommt für die be teiligten Regierungen ebensowenig in Frage als etwa irgendwelche Verschärfung, sei eS nach der französischen oder gar der russischen Seite. Tie europäischen Festlands»« chte Huven aus der Er weiterung ihrer Jn-ticg.nkrrise in Asien und Afrika Gründe genug, um in ihrem eigenen Kreise nach wie vor den Frieden mit den bisherigen bewährten Mitteln aufrecht zu erhalten. Auch von den Schwlerigk.iten eines neue» Handelsvertrags mit Italien wird eS nach der freundschaftlichen Aussprache des Grafen Bülow mit Hrn. Prinetti wohl stiller werden. Daß solche Schwierigkeiten von deutscher Seite künstlich hervor gerufen feien, war nur eive unbewiesene Anschuldigung der liberalen in- und ausländischen Presse. Gerade für Abmachungen mit Italien bietet unsc»- neuer Zolllaris soviel Spielraum, daß zu Besorgnissen wegen drückender Erschwerungen für den italienischen Handel oder gar zu politischer Verstimmung niemals Grund gegeben war. Im übrige» können handels politische Unterhandlungen zwischen Deutschland und Italien in dem gegenwärtigen Stadium unserer Tarlfvorbercttuug noch nicht begonnen werden. Der Zeitpunkt dafür rückl voraussichtlich erst heran, wenn die DreibundverHandlungen abgeschlossen sind. Graf Bülow würde allo, getreu einer BiSmarckschen Ueber- lieferunz, in unserer. Verhältnisse zu J alien das rein Politische und d^s Wirttchaftliche getrennt von einander erledigen. Nur im Vorbeigehen sei bemerkt, daß über die friedlichen Absichten der italienischen Politik in Tripolis der Reichskanzler nach seinem Gesp'.'ch » ' Prinetti noch weniger als schon vor her Z -l.i hegen wird. In Rom würdigt man die fr.^ndschastliche Zurückhaltung Deutschlands in dieser Frage so gut, wie man die Lockungen der Pariser Presse zu einem nordafrlkanischen Abenteuer nach ihrem wirklichen Werte einschätzt. Allen Friedensfreunden wird es eine aufrichtige Genugthuung sein, daß in der Karwoche dieses Jahres die Aussichten auf Beendigung des Blut vergießens in Südafrika zum ersten Male durch Vorgänge auf dem Schauplatz des Dramas selbst eine festere Gestalt angenommen haben als jemals seit Eröffnung der Feindseligkeiten. Der Reise Schalk Bürgers und seiner Genoss-n nach Pretoria folgt vielleicht ein Besuch in Kapstadt zur endgilttgen Einleitung von Verhandlungen über Waffenstillstand und Friedens schluß. So wenig durchsichtig bis sitzt die Gründe und die nächsten Folgen der Ankunft einer Burendeputatton bei Lord Kitchener in der Hauptstadt Transvaals für die öffentliche Meinung Europas sein mögen, das eine scheint doch festzu stehen, daß die diesmalige Anknüpfung von beiden kriegführenden Teilen gesucht worden ist. König Eduard wünscht, wie er schon durch die außerordentliche Entsendung deS Lord Wolseley, die nunmehr als fest stehende Thatsache angesehen weiden darf, gezeigt hat, daß in den Tagen seiner Krönung im ganzen Umkreise des britischen Weltreichs Friede herrscht, und der Monarch begegnet sich in diesem Bedürfnis mit den Anschauungen weiter Kreise seines Volkes. Auch der englischen Regierung scheint es aufrichtig willkommen zu sein, daß gerade Schalk Burg-r zu einer ihm hoffentlich nicht allzu schwer gemachten Unterwerfung die Hand bietet. Er gilt vielen britischen Politikern als der gegebene Nachfolger deS für Chamberlains Pläne zur Umgestaltung Süd afrikas nicht mehr, in Betracht kommenden Präsidenten Krüger, der sich durch seine freiwillige Selbstver- bannung nach Europa um einen großen Teil seines persönlichen EmstusseS auf die BurgherS gebracht hat. Ein entschiedener Gegner der Versöhnungs- Politik, die schließlich doch den Buren nicht minder not thut als den Briten, ist nach wie vor der Präsident deS Oranje-FrerstaaleS Stejn, wohl auch deshalb, weil für diese Republik ein schärferes Ab hängigkeitsverhältnis zu den britischen Besitzungen in Südafrika in Aussicht steht als sür das eigentliche Transvaal, dessen nördliche Landschaften auch in Zukunft den Boden für das freie Farmerleben der echten, von Johannisburger Mineninteressen un berührten holländischen Kolomstenrasse bilden werden. Von dem Maße des Einflusses, den Schalk Burger mit Lukas Meyer aus Stejn und die noch kämpfenden Führer Borha, Dewet und Delarey auszuüben ver mögen, wird der Erfolg der jetzt mit und von Lord Kitchener versuchten Anknüpfung abhängen. Der Tod Cecil Rhodes' Hal unter den gegenwärtigen Umstände» keine unmittelbare politische Wirkung. Er kann die Entwirrung des blutigen Dramas weder verzögern r och beschleunigen. In welchem Umfang das LebenSwcrk dieses in seiner Art genialen Mannes, tie Gründung eines großen einheitlichen Südafrika er^ischer Zunge, durch den von NhodeS keineswegs in allen Einzelheiten gebilligten Buren krieg berührt wird, laßt sich für jetzt nicht über sehen Auch wenn der Friedensschluß die völlige Unterwerfung beider Burenrepubliken unter die britische Herrschaft bringt, werden die Vorbedingungen für ein rn sich geschlossenes Staatswesen in Süd afrika nach dem Kriege sich nur sehr langsam auS der materiellen und moralischen Verwüstung jahre langer Kämpfe entwickeln. Die Lage im europäischen Orient läßt sich zum diesmaligen Osterfest weder günstiger noch be denklicher an als regelmäßig in der Zert des Vor frühling«. Bulgarien beruft, wie alljährlich, Reserveoffiziere zu den Frühjahrsübungen ein und hebt die gewöhnliche Anzahl von Rekruten auS. Kriegerische Vorbereitungen sind darin um so weniger zu erblicken, als Fürst Ferdinand sich anschickt, noch im Laufe des Sommers dem Kaiser Nikolaus seine Aufwartung zu machen. Auch gegen das allerdings nicht einwandfreie Treiben der bulgarischen Ägitations- geselljchast für Macedonicn nimmt die Regierung in Sofia eine ziemlich feste Haltung ein und wird darin durch die Großmächte gestärkt, die gerade in der letzten Woche ihre Mahnungen mehr an Bulgarien als an die Pforte gerichtet haben. Namentlich Rußland und Oesterreich-Ungarn wirken in diesem Sinne für einen durch Gewehrfeuer möglichst wenig gestörten Balkansrühliiig. Daß auch Frankreich seine Orientpvlittk als durchaus friedlich, konservativ und türkensreundlich beurteilt sehen will, hat die Ver öffentlichung des Gelbbuches über den Geschwader- desuch rn Mytilene gezeigt. Für Deutschlands neu trale Zurückhaltung in diesem Streitfälle spricht eine Berliner Depesche des GelbbucheS, deren Bekannt gabe auch für die französischen Chauvinisten den letzten Rest des Argwohns beseitigt, als habe Deutsch land damals die Absichten der Pariser Politik durch kreuzen wollen. Selbstverständlich enthalten die Aktenstücke auch mehr als ein Zeugnis dafür, daß Rußland der beireundeten und verbündeten Macht Must und Wissenschaft. Konigl. Schauspielhaus. — Am 30. März: „Faust", Tragödie von Goethe Musik von Arno Kleffel — Prolog im Himmel — Der Tragödie erster leit in fünf Akten E« gehört zu den besten und erfreulichsten Ueber- lieferungen des Spiclplans im König! Schauspielhaus«, daß an jedem Ostersonntag eine Wiederholung de» Eoeth-schen „Faust" staitfindet Auch wenn solche Wieder holung in bekannter Besetzung und ohne Besonderheit der thearralischen Verkörperung stattsand, hat sie jeder zeit die starke Anziehungskraft des mächtigsten drama tischen Gedicht« unserer Lltteratur bewährt Tritt nun, wie e« am vorgestrigen Abend der Fall war, zur Wirkung der Dichtung und ihrer bis auf einen gewissen Punkt gewohnten Darstellung der künstlerische Rei, hin zu, daß eine so auSqrzeichnete, poettsche und fesselnde Vertr.tung der Gretchcngestalt, wie wir sie durch Frau Salbach einigt Male mit Entzücken erlebt haben, sich «ach längerer Pause erneuerte, daß ein geistvoller und vorzüglicher Künstler wie Hr. Wieck« die Gestalt de« Faust zum ersten Mal zu verkörpern unternahm, so er schien die ungewöhnliche und gespannte Teilnahme des Publikum« durchaus natürlich. Hrn Wiecke« Faust war, wie nicht erst gesagt zu werden braucht, eine Schöpfung au» eigenen Mitteln, voll künstlerischen Ernste», voll ersichtlicher Gedanken- und Gestaltungsarbeit, eine Leistung von großer Anlage und teilwttse von ungewöhnlicher Sttmmunptkraft Zeigte sich der Darsteller der großen, ja ungeheuren Ausgabe gegenüber anfänglich einigermaßen befangen und ließ zwar nirgend die Wärme de« Naturell» und die Wirk- »ng der durchdachten Einzelheit, aber gelegentlich die Beherztheit des großen kühnen Zuges, die Stärke männ licher Kraft vermrssen, die auch dem schmerzlich ringen den Faust der ersten Akte eigentümlich sind, fo wuchs er sichtlich zu höherer Freiheit, zu vollendetem Ausdruck de» leidenschaftlichen Gefühl« der letzten Akte empor Schöner, unmittelbarer und herzvollcr, als Wiecke die Hauvtsceaen der beiden letzten Akte verkörperte, sind diese nicht zu denken Hier wirkte die unmittelbare Be seelung, die reine Hingebung an do» süße Glück und den bitteren Schmerz des Erlebnisses ganz hinreißend, während in den ersten Akten wohl olle« interessierte, aber manches nur als Keim einer künftigen, von all seitiger Lebrnsfülle durchströmten Gestattung zu betrachten war. In die gewaltigen, die erschütterndsten inneren Kämpfe eine» tiefen Geistes und eine« trotzig-kühnen Mevscken- natur wrdersviegelnden Ecenen der beiden ersten Alte schlich sich da und dort em Hauch von Weichheit ein, ein und der andere Ton, der mehr dem Byronschen Manfred als Faust angehört. Immerhin schlupen dazwischen Klänge durch, namentlich in der meisterhaft schönen und tieft» Wiedergabe des Vertrag» mit Mephisto, die unS ahnen ließen, welch einen Faust der Künstler, wenn er sich die Ausgabe ganz unterworfen hat, dereinst dar- ftellen wird Der Eindruck war schon jetzt ein solcher, daß eS gewissermaßen ungerecht erscheint, noch mehr zu fordern, aber Wiecke selbst hat uns an Verkörperungen großer Gestalten gewöhnt, in denen er keinen Zu« und Laut schuldig bleibt Merkwürdig war ein kleiner Wider spruch zwischen Mabke und Ton Während die äußere Erscheinung de« Kaust vor der Verjüngung al« eine überaus glückliche gelten mußte, beeinträchtigte da« Gepräge, da« der Künstler drr zweiten Erscheinung Faust« giebt, den tieferen Herzentton de« ver jüngten Helden zwar nicht, stimmt aber just zu diesem Grundton nicht recht, man muß wünschen, daß der Darsteller hier freier und einfacher sich selbst gebe. Alle» in allem darf man e» al« ein künstlerische« Ertedm« ansehen, da« erste Ringen eme- deveutenden KüastlergeistcS mit der mächtigsten und schwierigsten Ge stalt der deutsche», Dichtung mit angeschaut und die Momente de« vollen Gelingens freudig mit empfunden zu haben. Da« Zusammenspiel Wiecketz mit der seelenvollen, in ihrer reinen, tiefen Einfachheit hinreißenden Leistung der Frau Salbach bezeichnete den Höhepunkt de« Genüsse« an diesem theatralischen Osterabend Jeder Zuschauer und Hörer wird den unvergeßlichen Eindruck dieser Scenen in danldarrm Gedächtnis bewahren. A St. Zur Wiedereröffnung der Kvuigl. Porzellan- und Gefäß - Sammlung. Die König!. Porzellan- und Gesäß-Sammlung ist zu Ostern wieder dem Publikum geöffnet worden, nachdem eine größere Umordnung eine säst halbjährige Schließung derselben benötigt hat. Diese Umordnung bezweckte vor allem, ihre drei wichtigsten Abteilungen, da« chinesische, da« japanische u:-d da« Meißner Porzellan, in eine sachgemäße Ordnung zu bringen und al« drei große Hauptgruppen auch schärfer geglneinander abzu grenzen, vor allem aber dem Meißner Porzellan die Stellung innerhalb der Sammlung zu ver- schaffen, die ihm in Anbetracht seiner Bedeutung sür Sachsen und seine« einzig dastehenden Reichtum- naturgemäß hier zukommt Zu solchem Zwecke ist das japanische Porzellan, da« bisher vom chinesischen ganz getrennt war, im Verbindunguraum zwischen den beiden Hauptlälen der Sammlung, dem chinesischen un mittelbar angrschlossen worden, während da« Meißner Porzellan jetzt in breiter Entfaltung fast den ganzen zweiten Hauptsaal autsüllt Dabei war e« noch mög lich, auch vom übrigrn europäischen Porzellan die m der Sammlung besonder« gut vertretenen Truppen herauSzuheben und zur richtigen Geltung zu bringen , Durste durch diese Anreihung Japan» an China schon eine größere Einheitlichkeit de« Gesamtemdruck« der Sammlung gewonnen sein, so ist auch jetzt da« Ver gleichen dieser beiden so verwandien Abteilungen untrr- einander wesentlich erleichtert worden In ästhetischer Be ziehung tras c» sich günstig, daß der jetzt dem japanischen Porzellan eingeräumte Raum im Gegensatz zu den übrigen Räumen der Sammlung ganz vorzüglich be leuchtete Wandflächen darbot, an denen da« wie kein andere» nach dekorativer Wirkung verlangende Porzellan eine dementsprechende Auiftellung erhalten konnte Ein großer Teil der Vasen, Teller und Näpfchen «»füllt so mit den Zweck wieder, um dessentwillrn die ganze Sammlung einst von ihrem Begründer im 18 Jahr hundert zusammcngebracht worden ist. Zugleich erwie« e« sich al« nicht minder günstig, daß durch dir Aus stellung an dieser Stelle die übrige umfangreiche Menge japanitcher Vasen, Näpfe und Vergleicher,, deren frühere geschlossene Aufstellung eine gewisse Eintönigkeit ver ursacht hatte, sich in zwei genügend voneinander ge trennte Gruppen teilen ließ, zwischen denen dann in Schränken und Pulten die feinsten und subtilsten Er- zeugnisse der javauftchen Keramik, die früher hier meist al« chinesische« Porzellan ausgestellt waren, eine angenehme Unterbrechung varbieten. Für die Aufstellung de« Meißner PorrellavS war die geschichtliche Entwickelung in erster Linie maß gebend E« wurde versucht, ihre einzelnen Phasen, die für bestimmte Zeiten charakteristischen Typen in klaren, geschlossenen Kruppen voneinander abzufttzen, um so da« überreiche Bild dieser beispiellosen Entwickelung möglichst zu vereinfach-« und zu markieren So reihen sich — meist in Schränken und Pulten voneinander geschieden — das einfache und daS veredelte Böttger- Steinzeug aneinander, da« Böttger-Porzellan, daS unter chinesischem Einflüße stehende Heroldsche Por- z«lla», die frühen Blauporzellane, die fchörl
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