Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190204192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-19
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 19.04.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ve,»«»»r«t»t Bei» Bezug« durch dl» ö.ubau,«,»« tuuertutB Dr«»»n» i,kv M («nicht- Zuiiaguug), durch dir VR im Deutschen Reiche - M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. W»gelne Nummer» 10 Ps Wird Zurückseuduna der für die Schristlettung desinuiuirn, »der von dieser nicht ein- aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Popgeld beizufügen. Dresdner Immml Herausgegeben von der König!. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1293. Prfch«1«e»t Werltag- nach«. - Uhr. «»»»«dtgnnW-gedSdre»: Die Zelle kleiner Schrift da 7 »al gespaltenen Anküadt» gungr seit« oder deren Rau» tOPf. Bet Tabellen- und Ziffernsatz ö Ps Aufschlag str die Zelle. Unten» Re- vaktion-strich (Eingesandt) di« Lextzeile mittler Schnst oder deren Raum SO Ps. Gebühren»Ermäßigung bet »ftera Wiederholung. Annahmt da Anzeigtn bi« mittag- 1i Uhr für dlt nach mittag- rrschtintnd« Nummer. ^89. 1902. Sonnabend, den 19. April nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß Frau Kommerzienrath Hoffmann in Neugersdorf die ihr von Sr. Maje stät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehene Chinadenkmünze in Stahl annehme und trage. Märdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Als Nachklänge der Reise des Reichs kanzlers Grafen v. Bülow nach Venedig und Wien ließen sich auch während der letzten Woche noch manche Angaben über den derzeitigen Stand der Dreibund-Unterhandlungen vernehmen. Im Grunde ist dies Durcheinander von Meldungen nur ein ziemlich müßiges Frage- und Antwortspiel, da» die Presse für eigene Rechnung betreibt. Denn daß eine der beteiligten Regierungen schon jetzt mit amt lichen Auskünften an die Oeffentlichkeit tritt, ver bietet sich bei der geheimen Natur der Verhand lungen von selbst. Die ersten Aufschlüsse von be rufener Stelle wird wohl die für den 6. Mai er wartete Darlegung bringen, worin vor den Dele gationen in herkömmlicher Weise Graf Goluchowski den Gang der auswärtigen Politik Oesterreich- Ungams zusammenfassen und die voraussichtlichen Grundzüge der weiteren Entwickelung ankündigen dürfte. Für den Augenblick steht noch nicht fest, ob der Minister deS Kaisers Franz Joseph die Erneuer ung dcS Dreibundes als schon vollzogene oder nur sicher bevorstehende Thatsache wird besprechen können. Vom deutschen Standpunkte aus genügt es aber, daß in dem Oster-Urlaub deS Grafen v. Bülow die Schwierigkeiten für die Verlängerung unserer poli tischen Bündnisse, sowohl mit Italien wie mit der habsburgischen Monarchie, rechtzeitig behoben worden sind. Für etwa noch unerledigte Auseinander setzungen zwischen den Kabinetten von Rom und Wien erscheint der deutsche Bundesgenosse, dessen Hand man am Tiber wie an der Donau gern fest hält, als der natürliche Vermittler. Das Interesse an der Beseitigung oder mindestens Schwächung des Dreibunds wird übrigen- fortgesetzt in der französischen Presse so naiv eingestanden, daß die verantwortlichen Staatsmänner der Zentralmächte sich kein besseres Zeugnis für den Wert ihres ferneren Zusammen haltens wünschen können. Vielleicht bringt schon daS Frühlingsfest Pfingsten uns die volle Gewißheit, daß die Grundlagen, auf denen für Mitteleuropa eine lange FriedenSzeit erwachsen ist, unerschüttert wie bisher in die Zukunft der Völker fortdauern werden. Nicht so hoffnungsvoll wie für die Erhaltung der Ruhe in Europa stehen die Aussichten auf baldige Beendigung des Krieges in Südafrika. In der gestrigen Sitzung des britisch» n Unterhauses hat nämlich der Erste Lord des englischen Schatzes Bal four die beachtenswerte Erklärung abgegeben: „Lord Milner und Lord Kitchener hatten mit den Bureu- dclegierten auf deren Ersuchen zwei Konferenzen. Kitchener hat au« militärischen Gründen einen Waffen- Lunss und Wissenschaft. Refideuztheater. — Am 18. d Mt«.: „Kori- turi". (Teja. — Fritzchen. — DaS Ewig-Männliche.) Bon Hermann Sudermann Ja den drei Sudermannschea Einaktern, denen ein gemeinsamer Gedanke zu Grunde liegt, und die doch grundverschieden von einander in bezug auf Zeit, Schau platz, Stoff und dramatische Artung find, setzte gestern Hr Joseph Kainz vom Kaiser!, und König! Hofburg theater in Wien sein erfolgreiches Gastspiel fort Die Stücke sind im Jahre 1896 zuerst an unserer Hofbühne aufgeführt und eingehend besprochen worden. An dem damals ausgesprochenen Urteil« haben wir nichts zu ändern Am günstigsten schneidet Sudermann in diesem Einaktercyklu» mit dem heiteren VerSspiel „DaS Ewig- Männliche" ab, weil eS in ihm dem Dichter gelungen ist, mit freiem, lachendem Humor di« satirische Geißel zu schwingen; am wenigsten gelungen ist da« heroische Drama „T«ja", da« über eine rein theatralisch« Wirkung nicht hinauskommt: in der Mitte zwischen beiden liegt der Wert der Offizierstragödie „Fritzchen", in der ein vorzüglich geschildertes Milieu wahrnehmbar ist und dramatisch pulfierende« Leben, da« aber durch feine aphoristische Form etwa« befremdlich wirkt. Die Darstellung der führenden Rollen in de« drei Einaktern gab Hrn Kainz erneute Gelegenheit, seine große künstlerische Vielseitigkeit zu zeigen Allerdings hatte man durch fie auch auf« neue wieder den Eindruck, daß der Künstler da und dort in Spiel wie Sprache in Manier verfällt So wollte »S de« Anschein machen, al« habe der Künstler die Gestalt des Teja von vorn herein auf einen allzu überhitzten Ton gestimmt, der di« herb«, wild« Männlichkeit d«« Helden bis zur Unbändigkeit steigerte, und als Fritzchen vermißten wir jene Herzen«tön», stillstand abgelehnt, jedoch eingewilligt, Gelegenheit zu gewähren, damit Vertreter der verschiedenen Buren- kommandoS gewählt werden und zur Beratung der Lage zusammenkommen können. Die Burenführer Haden zu diesem Zwecke Pretoria verlassen. ES wird nicht erwartet, daß die Verbindungen mit ihnen in weniger al« drei Wochen wieder ausgenommen werden können." Ist also zunächst eine vorläufige Unter brechung der Friedensverhandlungen festzustellen, so ist doch anderseits auS der Thatsache, daß mit den anderen Burenführern auch die bisher Unversöhnlichen Dewet und Steijn nach Pretoria gegangen waren, ohne weitere- der Schluß zu ziehen, daß sehr ernste Unter handlungen im Gange gewesen sind, die weder von den Buren noch von den Engländern leichthin abgebrochen werden dürften. Möglicherweise ist über den Haupt punkt, nämlich die unbedingte Annahme der britischen Oberherrschaft über die früher fast souveränen Frei staaten, schon ein Einvernehmen erzielt worden. Die Bemerkung deS englischen Schatzkanzlers Sir Michael Hicks-Beach in seiner Budgetrede über die kühnen ehrenhaften Feinde, denen England Geld zum Wieder aufbau ihrer Farmen geben müsse, deutet sogar auf eine schon ziemlich vorgeschrittene Verständigung hin. Aber die Frage der Amnestie für die Mitkämpfer der Buren aus der Kapkolonie und die Aufhebung der Verbannungsurteile gegen zahlreiche aus der Heimat fortgeführte BurgherS scheint noch große Schwierigkeiten zu machen. Vielleicht ist die britische Regierung an sich nicht abgeneigt, in diesen Dingen Milde walten zu lassen. Die heftige Sprache der „Times", die in: Gegenteil die größte Strenge empfehlen, braucht an dieser An nahme nicht irre zu machen. Nur wünscht mau in London wohl, daß alles, was etwa für die Kap- rebellen und Verbannten geschieht, als ein freier Akt königlicher Gnade dem guten Willen Englands vielleicht zum Krönung-fest König Eduards Vor behalten bleibt, und man sträubt sich anscheinend dagegen, im Wortlaut de« Friedensvertragcs förm liche Verpflichtungen zur Gewährung einer allgemeinen Verzeihung zu übernehmen. Die Lösung dieser Frage, soweit sie ein Hindernis für den Friedens schluß bildet, kann auch von England nicht lange hinausgeschoben werden. Der schwere Druck der Kriegführung auf die englischen Finanzen spricht aus jedem Satz der letzten Etatsbegründung. Kein britischer Staatsmann würde bei Eröffnung der Feindseligkeiten auch nur die Möglichkeit zugegeben haben, daß Großbritannien bei längerer Dauer des Feldzuges genötigt sein könnte, Zölle auf Korn und Mehl einzuführen. Jetzt ist das Unmögliche zur Thatsache geworden, und von Eugen Richter müssen sich die Londoner Finanzpolitiker vorrechnen lassen, daß die Begründung der britischen Ober hoheit über zwei kleine Staatswesen den Engländern mehr kostet als den Franzosen der Verlust von Elsaß-Lothringen. Neben dem Geldpunkt aber wirken als Fürsprecher eines baldigen Friedens schlusses auch rein politische Gründe, die Sorge um die Entwickelung der Dinge in Irland und die nicht zu übersehende Wahrscheinlichkeit, Rußland könne in mehreren Teilen Asiens seine Thätigkeit soweit er höhen, daß England wenn nicht seine Machtmittel, so doch feine Aufmerksamkeit von Südafrika auf andere Punkte ablenken müßte. Der nach unserer letzten Uebersicht veröffentlichte Inhalt de- russisch-chinesischen Vertrages über die Mandschurei hat erst volles Licht über die Geschicklichkeit der russischen Diplomatie bei der Begleichung dieser heikeln Anqelegenbeit verbreitet. Rußland erbringt dadurch den Beweis, daß feine früheren Eiklärungen in der mandschurischen Frage ernster gemeint waren, al« bisher angenommen wurde, erwirbt sich durch Ausschaltung eines bedenklichen Streitpunktes der ostasialischen Politik die Anerkenn ung aller Friedensfreunde, sorgt in völkerrechtlich unanfechtbarer Form für seine nordchinesischen Interessen und entwindet dem englisch-japanischen Zweibunde die Möglichkeit, fernerhin den Grundsatz von der Integrität Chinas zu diplomatischen Vor stößen gegen das St. Petersburger Kabinett zu ver werten. Graf v. Lambsdorff brauchte zu diesem Er gebnis nicht einmal den französischen Bundesgenossen in Anspruch zu nehmen. Ueber ihre Selbständigkeit in der Regelung der mandschurischen Frage war die russische Politik von dem Augenblicke an beruhigt, wo Deutschland durch den Mund deS Grafen v. Bülow kundgegeben hatte, daß sich Rußlands mächtigster europäischer Nachbar einem Druck auf seinen nordi schen Freund wegen der Mandschurei nicht anschließen werde. Durch diese besonnene Zurückhaltung hat unsere Diplomatie sich um die friedliche Beilegung eines russisch-chinesischen Streitfalles, der beinahe kein bloß russisch - chinesischer geblieben wäre, zu ihrem Teile verdient gemacht. Wir können auch hier mit aufrichtiger Befriedigung sagen: Ende gut, alles gut! und die Hoffnung hinzufügen, daß die in den letzten Tagen gemeldeten Ausschreitungen räuberischer Ein geborener in der Mandschurei von Rußland ohne Mühe unterdrückt werden. Nicht minder unbefangen stehen wir den wachsenden Fortschritten des russischen Einflüsse- in Persien gegenüber. Eine Fülle von Einzelheiten über die wirtschaftliche Eroberung Persiens durch Rußland hat daS Finanzministerium in St. Petersburg kürzlich der Oeffentlichkeit übergeben. Es ist eine Aufzählung der Früchte jahrelanger Arbeit, die durch Benutzung der südafrikanischen Verlegenheiten Englands möglich war. Vielfach hat sich die öffentliche Meinung in London durch ihre Presse auf die falsche Fährte einer drohenden deutschen Handelsinvasion in Persien locken lassen. Jetz* werden die Engländer sich kaum noch ver- hehU r, daß nicht der europäische Vetter, sondern ihr uralter asiatischer Nebenbuhler sich wenigstens in der nördlichen Hälfte Persien- eine schwer zu erschütternde Grundlage für weitere AusdehnungS- bestrebungen geschaffen hat. Rußland verwendet dazu auch einen Teil der vorwiegend in Deutschland ausgenommenen letzten Anleihe, die nach der Fest stellung deS „Journal de St. PeterSbourg" beweist, daß Rußland neben seiner Freundschaft für Frank reich ausgezeichnete Beziehungen zu anderen euro päischen Mächten unterhält. UebrigenS hindert die Entfaltung einer regen Thätigkeit im Innern PersienS die russische Politik nicht daran, auch auf die neuerlichen Vorgänge in Koweit ein wachsames Auge zu haben, die für England anhaltend un günstige Entwickelung der Lage in Afghanistan zu verfolgen, ja selbst die kaum merklichen britischen Schachzüge in Demen und Inner-Arabien zu beobachten. Die russisch-französische Geschwader kundgebung auf dec Reede von Tanger hat den vorauSgesagten harmlosen Verlauf genommen. Den noch aber war sie nicht, wie in der „Bossischen Zeitung" und der „Neuen Freien Presse" überein stimmend behauptet wurde, ein Spiel deS Zufalls, sondern eine absichtliche Demonstration, und zwar nach zwei Richtungen. Die russischen Kriegsschiffe kamen au« Ostasten zurück: ihr Empfang im Mittel- wie sie tue tragische Situativ« rechtfertigt, m der nch der junge Offizier befindet. Durchaus auf der Höhe seine« vorgestern von un« anerkannten Könnens stand sein Maler im „Ewig-Männlichen", die köstliche Mischung kecken, blendenden Witze« und überschäumenden Frohmut«. Neben Hrn Kainz wirkte gestern abend in „Teja" und „Da» Ewig-Männliche" Frl Elly Salter al« Gast mit. Die junge Dame verbindet mit ihrem Gastspiel« Engagement«abfichten; e« wäre daher zu wünschen ge wesen, daß man sie in Rollen gesehen hätte, die charakteristischer ihre Fähigkeiten erkennen lassen, al« die beiden Gestalten, in denen sie gestern vor da« Publikum trat. Immerhin darf festgestellt werden, daß sowohl ihre „Bathilda" wie ihre „Königin" den Beweis einer liebenswürdigen Spielbegabung und eine» modulations fähigen Organ« erbrachten Von der schüchternen, mädchenhaften, tiesrmpfinbenden Bathilda bi« zur koketten, begehrlichen Königin ist ein weiter Schritt, und e« ist nur gerecht, wenn man bei einem ersten Auftreten in diesen beide« Rollen auf fremder Bühne und in un bekanntem Ensemble an die Jndividualisterung«kunst nicht unbillige Ansprüche stellt, sondern da« Darstellung«- vermögen im allgemeinen beurteilt. In diesem Falle wird da« Urteil so ausgesprochen werden dürfen, wie e« oben geschehen ist. Von den Mitgliedern de» Residenztheater» sind di« Damen Franzi Huß (Agnes in „Fritzchen") und Julie Kronthal (Helene in „Fritzchen") und die Herren Alex Lebiodkow»ky (Hr v Drosse in „Fritzchen"), Emil Reiter (Marschall in „Da» Ewig.Männliche") und Karl Friese (der Marqui« in rosa in „Da« Ewig- Männliche") mit Auszeichnung zu nennen W Dg» Konzert. Der vierte und letzte AusführungSabend de» Tonkünstlerverein» verlief, wie alle Veranstalt ungen dieser ausgezeichnetsten und vornehmsten Vereinig ung Dresden«, in hervorragend genußvoller Weise Joseph Haydn« fetten gespielte« Oktett (b'-äur) für je zwei Oboe», Klarinetten, Hörner und Fagotte gab den Herren Biehring, Hartmann, H Lange, Kaiser, Mai, Uhlemann, Tränkner und Sehnert Gelegen heit zu einer künstlerischen Leistung, wie sie in gleich vollkommener technischer Abrundung — e« sei nur an die hohe Lag« de« ersten Horn« erinnert — und in gleicher Klangschönheit außerhalb Dresden« nur selten zu hören sei» dürfte. DaS Werk selbst gefiel durch seine harmonisch schlichte und melodisch durchsichtige, gr- fällige Ausdrucksweise, die in dem doppelschlagreichen ^väaut« oon variarioni auf Mozartsche Einflüsse hin weist Durch seinen Reichtum an gesangreichen Ge danken bei feinsinnigstem Formgefühl erfreute ferner auf« neue Mendelssohn« Sonate (v äur, op. 58) für Pianoforte und Violoncell, die durch die Herren Hermann Scholtz und Johanne« Schmith «ine vorzügliche, dyna misch und rhythmisch besonder« fein auSgearbeitete Wieder gabe erfuhr. AuS den Arpeggien de» Adagiosatze« konnte man zudem noch erkennen, wie gebrochene Accorde am Klavier in mustergiltiger Weise gespielt werden müssen Al« instrumentale Glanznummer folgte an dritter Stelle de« Programm« Peter Tschaikow«ky« 6 ckur-Serenade (op 48) für Streichorchester, zu deren Vorführung sich unter Hrn Generalmusikdirektor E. v. Schuch ein Teil der König! Kapelle vereinigt hatte, von der da« interrffante Werk in den Symphoniekonzerten im König! Opernhause be reit« früher gespielt morden ist. In der virrsätzigen reizenden Komposition, die sich bald nach ihrem Er scheinen einen ständigen Platz auf dem Spielplane der Konzertanstalten eroberte, wußte der russische, vor neun Jahren allzu früh der Kunst entrissene Meister dem Streichorchester einen Wohlklang, eine solche Fülle ab- zugewinnen, daß man beim Hören der Abwesenheit der Blasinstrumente kaum gedenkt Frische«, fröhliche« Leben pulsiert in dem Stücke, zu dem allerdings die ernst« Stimmung der au»druck«reichen Elegie «inen gewichtigen meere und ihre Begleitung bis zu dessen afrikanischem Thorpfeiler durch französische Panzer bedeutete für den englisch-japanischen Zweibund noch eine leise Zurückverweisung auf die russisch-französische Note über die Interessengemeinschaft des europäischen Zweibundes auch m Asien. Im Bereiche der Mittel meerfragen aber hat die gleichzeitige Entfaltung der Kriegsflaggen Rußlands und Frankreich- vor Tanger bl tzartig auf ein Zusammengehen hingedeutet, Ka sich unter ernsteren Umständen wiederholen könnte. DaS Zarenreich hatte bis vor nicht langer Zeit in Marokko keine Interessen. Die Errichtung einer diplomatischen Vertretung und die Entsendung von Kriegsschiffen lassen aber keine Zweifel darüber, daß Rußland, und zwar in einem für Frankreich wohl wollenden Sinne daS scherifische Reich in den KieiS seiner politischen Berechnungen einbezogen hat. Seit das öffentlich bekundet worden ist und, wie nach vielfachen Angaben französischer Blätter wohl vorauS- zusetzen ist, Frankreich auch von Italien in Marokko für sich die Handlungsfreiheit erworben hat, die eS der römischen Politik in Tripolis gewährleisten will, seitdem hält auch die ernsthafte Pariser Publizistik mit dem Gedanken nicht mehr zurück, Marokko müsse französisch werden wie Tunis. Man weiß an der Seine, daß Deutschland jedem eignen Eingreifen innerhalb de» Mittelmeerbeckens, sofern dieses für Handel und Schiffahrt aller Völker frei bleibt, ab geneigt ist, und hofft bei neutraler Haltung deS Reiches, England in den nordafrikanischen Fragen vor eine üverlegcne Machtgruppe stellen zu können. Auch die Aufnahme wie die Aeußerungen deS Obersten Marchand in St. Petersburg gehören in d'esen Zusammenhang. Die Mission, die von den Herren Rußland« und Frankreichs nach den ab sichtlich vieldeutigen Worten Marchands in der Welt zu erfüllen ist, braucht nicht bloß und nicht in erster Linie die Zurückgewinnung Elsaß-LvthringenS zu sein. Für Marchand selbst liegt eS näher, an groß- afrikanische Pläne Frankreichs als an .ungleich schwierigere festländische Unternehmungen zu denken. Noch einmal hat Prinz Heinrich von Preußen die Eindrücke seiner Amerikafahrt in be redte Worte zusammengesaßt, indem er bei einem Festmahl des Ostasiatischen Vereins in Hamburg be sonders gewisse ethische Vorzüge dcr Amerikaner pries und diesen den Eigenschaften entgegenstellte, die man unter der „OoUnro buntinz Nation" be greift. Der Prinz betonte besonders das Familien leben deS amerikanischen Volkes und dessen fort gesetztes Bestreben, in den Besitz idealer Güter zu gelangen. Die Rede des Prinzen, bedeutsam auch dadurch, daß sie im Kreise von Hamburger Kauf leuten gehalten wurde, darf wohl als eine Art Be lehrung für manche Leute im Deutschen Reiche gelten, die sich nicht versagen konnten, anläßlich der Amerikareise des Prinzen immer wieder auf den Gelderwerbssinn der Amerikaner hinzuweisen und unter diesem Gesichtspunkte die etwaigen Erfolge de» prinzlichen Besuches möglichst gering zu bewerten. Weiter wieS Prinz Heinrich auf seine Fahrt nach China hin und gab in diesem Zusammenhänge der Genugthuung Ausdruck, die eS den deutschen See offizieren gewähre, wenn sie mit dem Kaufmann und für diesen wirken dürften. Dieses schöne Zeugnis für den innigen Zusammenhang zwischen unserer Kriegsmarine und den Interessen des deutschen Handels wird weithin gern vernommen werden. Mit nicht geringerem Abscheu als in allen übrigen Kulturstaaten hat man in Deutschland von der meuchlerischen Ermordung deS russischen Mi- Gegensatz bildet Nach einer markigen Einleitung, die sich im letzten Satze unter Anwendung künstlichster kontrapunktischer Kombinationen zu einem echt russischen Volksliede umwandelt, tritt ein höchst eigenartig rhythmi sierte» Allegrothema aus. Au» dem prächtigen, vornehm empfundenen, in der Wiederholung mit zierlichen Ara besken geschmückten „Walzer" spricht dagegen vollkommen deutsches Empfinden, da» wohl auf de« wiederholten und längeren Aufenthalt TschalkowskyS in Wien zurück zuführen ist Da» liebenswürdige Tonstück, das sich unter der leichten, feinfühligen Hand de» Dirigenten zu einem Kabinettstück graziösester Vortragsweise gestaltete, mußte auf lebhafte» Begehren wiederholt werden. Da» Finale wurde al» Gegensatz so hinreißend temperament voll gespielt, daß man allen Grund zu der Annahme habe« darf, daß der Komponist sein originelle« Werk i« seiner nordi schen Heimat wohl kaum je in gleicher Vollendung zu hören bekommen hat — Wie herb und absprechend übrigen« da« in der Folge so außerordentlich« musikalische Schaffen (Pathetische Symphonie!) Tschaikowsky« anfänglich in Rußland (St Petersburg), und zwar von einem Haupt vertreter der „jungrusfischen Schule", beurteilt worden ist, erfährt man aus der von Iwan Knorr vor Jahres frist veröffentlichten Biographie de« Meister«: „Der Komponist des Konservatorium« Hr. Tschaikowsky ist ganz unfähig (!). E« ist wahr, seine Kantat« (Schiller» „Lied an die Freude" sür Soli, Chor und Orchester) ist unter den ungünstigsten Bedingungen geschrieben: er mußte sie auf bestimmte Weisung hin, zu einem vor- geschriebenen Zeitpunkt« und nach einem gegebenen Thema komponieren Aber dennoch würde er in dem Werke doch irgend einmal die Fesseln der Schule abgestreist haben, wenn er Talent besäße (!). Um di« Sache mit Hrn Tschaikowsky kurz abzuthun, will ich nur sagen, daß die Herren Rheinthalrr und Kollegen (!) ihre Helle Freude an dieser Kantate gehabt und entzückt auSgeruse» hätten: Da« ist ein Mann nach unserem Herzen!" —
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite