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Sächsische Dorfzeitung : 25.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-185303253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18530325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18530325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-25
- Monat1853-03
- Jahr1853
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 25.03.1853
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ersten- nicht gesehen wurde und zweitens ihm kein Zweifel blieb, daß der aus dem Gehöfte Gekommene Niemand Ande res als deS Herrn Hauptmanns Sohn, der Emil, sei; Wilhelm hatte ihn sogar bei diesem Namen genannt. Als sie vorüber waren, wußte Willmer in der Lhat nicht, sollte er ihnen fol gen oder nicht. Nach kurzem Nachdenken entschloß er sich das Erstere zu thun. 'S geht jetzt in Eins hin," sagte er zu sich — „muß doch wissen, was Die für eine Expedition vorhaben." — Mit größ ter Vorsicht folgte er ihnen den ziemlich langen Weg nach dem Pfarrhause und wurde da Zeuge, wie Beide über den Plankenzaun des Gartens stiegen. Die Nacht war still ge nug, daß er hören konnte, daß ein Fenster geöffnet und spä ter wieder geschlossen wurde, als Beide wieder über den Plankenzaun zurückgestiegen waren. Willmer calculirte sehr richtig, daß Emil der Pastor-Fanny einen Besuch gemacht habe und folgte ihm und seinem Gefährten, dem Cantor Wil helm, von Weitem nach, sah, wie Beide am Dorfwege schie den, der im Mantel Gehüllte den Pfad nach dem Stückel'- schen Gehöfte, den sie vorhin gekommen waren, wieder ein schlug, während der Cantor Wilhelm nach dem Schulhause ging und in seine Wohnuyg einstieg, dann den Laden von innen durch den Vorstecker schloß, welches Geräusch der lauschende Willmer deutlich vernahm. „Dies ist eine sehr glückliche Nacht," sagte der Letztere zu Herrn Ferdinand, der ihn mit Sehnsucht erwartet hatte, und berichtete nun, was er Alles erspäht. — „Warum ist Emil hier und versteckt?" fragte sich Ferdinands mußte sich aber die Antwort schuldig bleiben. Für diese Nacht kam kein Schlaf in seine und WillmerS Augen, denn ein Entschluß mußte gefaßt werden, dies Geheimniß nach Kräften auszu beulen. Ferdinand hatte keine Ursache, seiner Vertrauten, Ma rie, die Mittheilung dieser nächtlichen Entdeckung Willmers zu verschweigen. „I, das ist ja ganz prächtig," lachte die Cantorstochter höhnisch — „also solch eine heimliche Lugend sind die Fräu lein Fanny? Was das für eine Herrlichkeit um dies Muster aller jungen Damen gewesen, und nun kommt man dahinter, daß Alles blos eine gut eingefädelte Scheinheiligkeit ist. Dauert mich nur der Herr Stadtförster Dinkert, der sich bald die Füße bei seinen Besuchen im Pfarrhause abläuft! Na, warte, gute Fanny, dem will ich ein Licht aufstecken. Satt kriegen soll er das schändliche Spiel, das mit seinem guten Herzen getrieben wird, und blamirt soll die Heuchlerin bis aufs Aeußerste werden." „Was wollen Sie denn thun, Marie?" fragte Ferdi nand — „um Himmel-wMen, nur keinen Berrath oder An deutung, daß nur..." „Gar keine Furcht, Herr Ferdinand, ich weiß schon, was ich thun werde. Dem Stadtförster einen Feuerbrand in die Seele werfen, ihn wüthend machen, rasend — Schimpf und Schande soll er der feinen Mamsell anhängen — lassen Sie mich nur machen. Ich will auch ein Vergnügen dabei ha ben, warum soll ich denn gerade leer auSgehen, die sich am meisten über den sündlichen Tugendspiegel von einem Pastor fräulein geärgert hat?" CantorS Marie hatte in der Lhat den rechten Weg ge wählt, den Stadtförster zu einer Wuth zu bringen, die dem jähzornigen Manne fast die Besinnung raubte. An mttm der nächsten Abende, er kam vom Lauterbacher Pfarrhauh zurück, händigte ihm die alte Verwandte, die sei nem Keinen Haushalte einstweilen vorstand, einen Brief ein, den der Landpostbote gegen Abend erst gebracht habe. Als Dinkert kaum zur Hälfte gelesen, wurde sein Gesicht kreide weiß, der Mann glich einem Lodten, dem die Augen offen geblieben sind. Erst nach langer Pause vermochte er die an dere Hälfte deS Briefes zu lesen — dann überflog sein Ge sicht «ne düstere Glut wre der Wiederschein eines zusammen finkenden Brandes, ein entsetzlicher Fluch entrang sich seinem Munde; den Bries, in einen Lallen zusammengeknittert, schleuderte er wüthend in die Stube. Er setzte den Hut auf den Kopf, warf die geladene Büchse über die Schulter und stürmte aus dem Hause. „Wohin denn noch so spät, Herr Vetter?" fragte die draußen im Vorhause beschäftigte Wirthschafterin. — „Zur Hölle! zur Hölle!" war seine Antwort und somit raste er in die Nacht hinein, die draußen Felder und Wald einge hüllt hatte. Es war schon eilf Uhr. In der Girbigsschänke .an der Straße nach der Stadt wollten eben die Bauern, die in der langen Winterzeit an zwei bestimmten Abenden in der Woche daselbst zusammenkamen, um ein Spielchen zu machen, mit ihrem Vergnügen aufhören, als der Stadtförster eintrat und ein großes Glas Branntwein forderte. Der Mann sah schreck lich aus, sein Gesicht war geisterhaft blaß, dicke Schweiß tropfen bedeckten seine Stirn, er schnaufte wie ein vom ange strengtesten Schnelllaufe Erschöpfter. „Schöne Büchse, mag ihre Groschens kosten," bewunderte einer der Bauern das vom Stadtförster hingestellte Jagdgewehr... „ah, der eine Lauf ist abgeschossen ... Sind wohl aufm Anstand gewesen, Herr Dinkert?" — Dieser schlug eine Helle Lache auf und sagte: „Ja, nach Galgenvögeln, Freund." — Die Bauern steckten die Köpfe zusammen und meinten, es müsse mit dem Stadt förster nicht richtig im Kopfe sein, so hätten sie ihn noch nicht gesehen, der sei ja in einer gar merkwürdigen Laune. Un recht hatten die Leute nicht. Der Stadtförster trank rasch zwei große Gläser Branntwein und forderte eben das dritte, als der Knecht vom Girbigsschänkwirth, der bei seiner kranken Mutter im Dorfe gewesen, eintrat und athemlos erzählte, daß der Nachtwächter ganz Lauterbach in Alarm gebracht habe, denn draußen auf dem Wege nach Stöckels Gehöfte wäre Einer erschossen worden; er, der Knecht, wisse nur nicht, wer es sei, denn er hätte nicht mitlaufen wollen, weil's so schon spät genug wäre und sein Dienstherr, der TirbirgS- wirth, vielleicht hätte böse darum werden können. „Da müssen wir hin!" riefen die Bauern durcheinander, nach ihren Hüten, Mützen, Mänteln und Stöcken greifend, und in wenigen Minuten war die Schänkstube leer. Der Knecht hatte seine Erzählung nicht übertrieben, im Dorfe war durch den Hilferuf des Wächters fast Alles auf die Beine gekommen, selbst der ehrwürdige Pastor fehlte nicht. Der Wächter hatte nämlich außerhalb deS Dorfes, längs den Gar tenzäunen hingehend, einen Schuß in der Richtung nach Stöckel- Gehöfte zu gehört und war der Neugier wegen dorthin ge gangen, weil er sich gar nicht erklären konnte, wie Jemand sich dort auf freiem Felde ein Schießvergnügen machen könne. Er hatte einen Todten mit zerschmetterter Snrn im Schnee lie gen gefunden. Als die Lauterbacher nun, vom Wächter ge führt, nach dem Orte hinausliefen und man den Unglücklichen beleuchtete, erkannte man mit Entsetzen in ihm den Cantor Wilhelm, den braven jungen Mann, dm Alle seiner Beschei denheit wegen lieb hatten. (Fortsetzung folgt.) Das Wetterleuchten am goldenen Horn. Konstantinopel liegt auf einer dreieckigen Landzunge, welche von der einen Seite durch einen von dem Bosporus beinahe eine Meile lang in das Land hinein sich erstreckenden MeereS- arm umgeben ist und den berühmten, schönen und sicheren Hafen von Konstantinopel bildet. Dieser MeereSarm und Hafen wird das „goldene Horn" genannt, von welchem auS in die sem Augenblicke ein bedrohliches Wetterleuchten über da- politi sche Europa hinfährt. Alle Politiker, alle Diplomaten und Kabinete find aufgeschreckt und erheben ahnungsvoll daS Haupt, als sei die große Stunde der Katastrophe gekommen, welche letztere das künstliche Gebäude des europäischen Weltfriedens in Trümmern legen wird. Dir haben unS nicht getäuscht, als wir neulich au-spra- chen, mit der Beilegung der türkisch-montenegrinischen Dif-
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