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Sächsische Dorfzeitung : 20.05.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-185305205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18530520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18530520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1853
- Monat1853-05
- Tag1853-05-20
- Monat1853-05
- Jahr1853
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 20.05.1853
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Nr. 20 20. Mai 1853 Freitag vierteljährlich beziehen durch alle Post-An ¬ stalten. tion zu haben. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Berlag von Heinrich und Walther. Redakteur: Friedrich Walther. ^0 j -5. Neustadt- -L Sachs,sche Dochcikmg Politische Weltschau. Deutschland. AuS Frankfurt a. M. wird berich tet, daß Preußen und Oesterreich gemeinschaftlich emen An trag auf Unterdrückung der Arbeitervereine ber der Bun- jdesversammlung gestellt haben. Seit längerer Zelt schon sm- det man fast täglich in den öffentlichen Blättern Andeutungen über Beschlüsse, welche demnächst im Palaste der Eschenheimer Gasse gefaßt werden sollen, dagegen vernimmt man über die eigentliche Thätigkeit 6er Bundesversammlung so gut wle gar nichts. — In der Bundesstadt hat nun das Frankfurter Linienmilitär auch die deutsche Kokarde abgelegt; es war dies die letzte Truppe, welche die deutschen Farben bis jetzt noch beibehalten hatte. In Würtemberg hatein am vergangenen Donnerstage ge fallener Wolkenbruch außerordentlichen Schaden angerichtet. Das Unwetter brach nach 10 Uhr Abends herein, und die Fluthen wuchsen mit einer so ungeheueren Schnelligkeit an, > daß die sorglosen Landleute meist im Bette von denselben über rascht wurden. Die kleinsten Bäche verwandelten sich in reißende Ströme und bahnten sich, Alles vor sich niederwer fend, den Weg durch Dörfer und Fluren. Am meisten haben das Fils-, Rems- und mittlere Neckarthal, sowie einige Ge genden am Fuße der Alb, bei Kirchheim, Reutlingen und Rottenburg gelitten. Im Filsthale trat das Wasser mit reißen der Schnelligkeit aus seinen Ufern und riß Brücken und Häu ser nieder; in der Nähe von Plochingen waren die Verhee rungen am fürchterlichsten und am anderen Tage wurden in einer Gemeinde, zu Rechberghausen, allein 39 Menschen ver mißt; eine große Menge Vieh, man zählte gegen 200 Stücke, kam ebenfalls in den Fluten um. Der reißende Strom bot einen fürchterlichen Anblick dar; ringsum mit Trümmern zer störter Gebäude, Hausgeräthe rc. bedeckt, gewahrte man auf den Fluten einzelne Unglückliche, welche, sich an Breter und Balken anklammernd, vergebens nach Hülfe riefen. Einzel nen gelang es, einen Baum zu erreichen und so ihr Leben zu retten. In Rechberghausen suchte sich eine Familie auf den Heuboden zu retten, kaum dort angekommen, riß der Strom daß Grundgemäuer hinweg, und Frau und Kinder versanken in den Wellen; nur der Vater vermochte durch Schwimmen sich zu retten. Aehnliche Scenen werden aus anderen Ortschaften berichtet. Der auS einigen zwanzig Häusern bestehende Weiler Zell wurde von den Fluten gänzlich weggeriffen; in Jebenhausen hat das Hochwasser 6 bis 10 Häuser mit weggenommen. In der Gegend von Faurndau lagen - von dem sich verlaufenden Wasser noch theilweise bedeckt, tue Leichen um Eisenbahndamme herum, Kinder, Frauen und Männer. Dre Frauen von Rechberghausen kamen herab, ihre Kinder unter den Leichen zu suchen, 11 Leichen fand man auf, 28 Personen wurden noch vermißt. Der Verlust an Menschen leben, Gebäuden, Mobiliar und Vieh läßt sich in seinem gro ßen Umfange noch gar nicht übersehen, und wenn man auch hätte annehmen wollen, die ersten Berichte seien in dem Schrecke de- Augenblicks übertrieben, so werden sie doch durch spätere Meldungen nur -u sehr bestätigt. Aber nicht bloS ihrer Häu ser und ihrer Habe sind die von jenem furchtbaren Unglücke Be- ^nhehnter Jahrgang. H. Nuartal. troffenen beraubt, auch ihre Felder und Fluren sind verwü stet worden; der Hagel fiel nußgroß und lagerte fußtief auf den Saatfeldern, und die Hoffnung auf Obstertrag ist eben falls gänzlich vernichtet. Die Eisenbahn von Plochingen bi- Süffen, eine Strecke von fürss Stationen, ist ganz unfahrbar gemacht, und ihre vollständige Wiederherstellung wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Niemand weiß sich einer solchen außer ordentlichen Ueberschwemmung zu erinnern, und die EagS vor her noch fruchtbare und gesegnete Gegend bietet jetzt ein Bild der Zerstörung dar, das kerne Feder zu beschreiben vermag. Von Stuttgart aus sind Seiten der Regierung sofort Schritte gethan, um den Unglücklichen beizustehen, allein es find ihrer so viele, daß diese Beihülfe nicht nachhaltig zu wirken ver mag, denn eine nicht geringe Zahl der Betroffenen hat All^ verloren. Auch in den Städten, z. B. in Untertürkheim, Canstatt, sowie in Rottenburg, Reutlingen, Ellwangen rc. ist der durch das Hochwasser angerichtete Schaden nicht unbedeu tend, doch sind die angerichteten Verheerungen bei weitem nicht so beträchtlich wie in dem am härtesten betroffenen Filsthale. Spätere Nachrichten, welche der Schwäbische Merkur über jenes Elementarereigniß bringt, bestätigen leider die obigen Schilderungen in ihrem ganzen Umfange. Das genannte Blatt schreibt unterm 13. Mai: „Welch ein trauriger Anblick in der Rathhausscheune zu Rechberghausen! Da liegen sie still und friedlich nebeneinander Alle frisch und doch todt, von denen kein- gestern an einen so nahen Tod gedacht hätte. Dort der aL bekannte Fletschinger, der Musikant, der in Göppingen so oft frohen Leuten zum Tanz aufgespielt, neben ihm deS Adler wirtHS Knecht von Eißlingen mit seinem jungen Weibe, erst seit einigen Monaten verheirathet, neben ihnen der junge Provisor des Ortes, dann weiter der Zeller Müller mit zwei Töchtern. Er hatte geglaubt, Wetter und Wasser würden ihm seine Mühle zusammenreißen und hatte sich zu Fremden in ein anderes Haus geflüchtet. Seine Mühle steht noch, daS andere Haus brach zusammen; er und seine Töchter kamen um. Am traurigsten ist wohl aber das Schicksal deS alten Maurers Franz. Der Mann ist nun 80 Jahr alt und seit 60 Jahren kommt er alle Tage.von Rechberghausen nach Göppingen zur Arbeit. Auch gestern war er in Göppingen und als er heimkehrte, da fand er von allen den Seinen Niemanden mehr am Leben. Seine Söhne und Schwieger söhne waren mit ihren Familien ein Raub der Wellen ge worden; auch sein Weib war mit den Kindern und KindeS- kindern ertrunken. Nun steht der 80jährige Mann einsam da. Der Marbach ist ein ganz geringes Wasser, aber ent setzlich war die Verheerung, die er gestern in Rechberghausen angerichtet hat. Die Häuser, die er umriß, sind so spurlos verschwunden, daß man jetzt den Ort gar nicht mehr herauS- fiuden kann, wo sie gestanden haben. Sechsunddreißig Personen au- Rechberghausen werden vermißt, 2S davon sind bereit aufgefunden und liegen todt in der Rathhausscheune. Unter diesen ist auch ein Weib, daS ein Kind im Arme trug, ein- an der Hand hielt; sie hatten alle Drei auch im Lode nicht von einander gelasstn. Auch eine Wiege ward aufgefanaen. Man kann sich keinen traurigeren Anblick denken al- Rech berghausen mit seiner Rathhausscheune." Da- Deutsche Volk--
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