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Dresdner Journal : 06.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190209062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-06
- Monat1902-09
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 06.09.1902
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bank Ute h« ren >on ist rn «e om 'M, 'N, kin im st >» ird wt: 60 im »r« lM- u». al« ,en die tdt zu r«n da Roagen- >hne Sack, 11,20 M g: ruhig, »etreide- september 53,25 wenig September «8,25 M, 1i., nahe er p Sep- Dezember per Sep- Dezember Wböl per Dezember Spiritus atz: —. »«« S« oer gte rde rnt ia" ser oot >en «8 ;ar. neuer 0 leg netto , rumSni. :rikanifchn Lavlatz» ruflOchn er Geld- irbfen per ce Iv4bi» -210 M. to - M, -175 M., «8 netto, imder ,62 r 1000 j., trocken ISO bi- - M-, do. , Winter» insaat p»r besatzfreie -2V0 M., Laplatt «05 bi- > Lg netto 57,00 M. g, lange R. Lein» I. 17,50 Malz per 5—20 M :e Sack ex. :r Marken. iS,50 M., 27,50 M, rs,50 M , 25,00 M., 20,00 M., ;,00 M., netto ohne exkl der 23,50 bis 22,50 bis 22,50 M., i., Nr. 3 futtermehl Leizenklere r, DreSd. 10,40 M., vezo,»Preis: Bei« Bezüge durch di« . H II I*H4NIlt*I Imriml Sonnabend, den 6. September nachmittags Herausgegeben von der Königl. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — yeruspr^ Anschluß Nr. 1295. Gescheine«, Werktag» nach» » Uhr. Mrd Zurücksendung der für die Schrift!eitung bestiminten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean» Macht, so ist da» Postgeld beizuftlgen. W 207 1902 >uk>ndt,>«»»,rdatzrr«: Die Zelle kleiner Schritt der 7mal gespaltenen Ankündt- gliilg«.Sette oder deren Naum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Ausschlag für die Zelle. Unterm Re» dakiwnSslnch (Eingesandt) di« Texizelle mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung b«t öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für die nach» mittag« erscheinende Nummer. Amtlicher Teil. DreSdenZ 6. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, hat h.ute die Sommerwohnung in Oberloschwitz aufgegeben und da- PalaiS in der Parkstraße wieder bezogen Se. Majestät der König Haden Allergnädigst geruht, dem Postdirektor mit dem Range der Räthe IV. Klaffe RostoSky in Dresden die Krone zum Ritterkreuz 1. K affe deS AlbrechtSordenS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von Sr. Majestät dem Schah von Persien ver liehenen Auszeichnungen annehmen und tragen, und zwar: der Polizeidirektor Bretschneider in Leipzig baS Kommandeur kreuz des Sonnen- und Löwen- ordenS, der Polizeihauptmann Zehl in Leipzig das Offizierskreuz, der Polizeikommissar Finke und der Polizeileutnant Weickert in Leipzig das Ritterkreuz, der Obergendarm Roch und der Oberwachtmeister Hänsel in Leipzig die goldene Medaille, die Gendarmerie-Brigadier- Heinze in Oetzsch und Hofmann in Zwenkau, die Gendarmen Böhme in Oetzsch, Thamisch in Großzschocher und Zehrfeld in Ramsdorf, der Wachtmeister Bornemann in Leipzig, die berittenen Schutzleute Eisert, Schneider, Tippmann, Hönig, QuaaS und Grübler in Leipzig und der radfahrende Schutzmann Köhler daselbst die silberne Medaille derselben Ordens. Grneauaagen, Versetzungen re. tm öffentl. Dienste. 3« Geschäftsbereiche de» Ministerin««» de» Kult«» und Sffentltchen Unterricht». Zu besetzen: die Schul stelle in Kuhschnappel. »ollator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 1200 M-, 120 M. unwiderrufliche persönliche Zulage, 1lO M für 2 Ueberstundrn, 110 M für Fortbildungsschule und SO M sür Turnunterricht; übendem Amtswohnung mit Gartengenuß und bez SO M. für Erteilung de» NadelarveitS- unterricht» an die Frau de» Lehrers. Gejuche mit sämtlichen Zeugnissen bi» in die neueste Zeit, von Hilfslehrern auch der Mil'iärnachwri», bi- zum 18 Sept, an den K. Bezirktschul» inspektor Schulrat Lötzich in Glauchau; — eine httsSlehrer- stellc an der katholischen Schule zu Chemnitz. Gehalt: 1200 M; für Bewerber, die die 2 Prüfung bestanden haben, 1400 M. Aussicht auf baldige Sttindigkeit ist vorhanden. Bewerbungen bi» zum iS Sept an die tkollaturbehörde, daS Apostolische Vikariat im Königreiche^Sachsen; — bei der katholischen BezirkSIchule zu Dresden ist außer der kürzlich ausgeschriebenen Lrhrerstell« eine weitere ständige Lehrerstelle vom 1. Okt ab wiederzubeseven. Da» Anfang-gehalt beträgt jährlich 1700 M. einschließlich »40 M. Wohnung»grld. Koll.: da» Apostolische Vikariat im Königreich Sachsen. Bewerb ungen bi» zum 10. Sept. (Behvrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Die Begegnung Sr. Majestät des Kaisers mit König Viktor Emanuel von Italien, die nach der Absicht beider Herrscher zu einer nachdrucksvollen Kundgebung für die unverminderte Geltung des wieder erneuerten Dreibundes geworden ist, hat auch während der heute zu Ende gehenden Woche noch in der ge samten europäischen Presse die Erörterungen über internationale Politik beherrscht. Wir können ab schließend feststellen, daß in der Würdigung der deutsch-italienischen Festtage die leitenden Blätter der Dreibundstaaten eine crfreuliche Uebereinstimmung ausmeisen. ES ist ein harmonischer Vollklang ohne falsche Nebentöne, und bereitwillig fei hinzugefügt, daß auch die russische Presse darauf verzichtet hat, an den fpontanen Kundgebungen der öffentlichen Meinung in Deutfchland wie vor allem an den Trinksprüchen der Herrscher zu drehen und zu deuteln. Auch die englischen Blätter haben sich mit den in Berlin und Potsdam aufgestiegenen weithin leuchtenden Lebenszeichen de» alten, einst von Salisbury so warm begrüßten Bundes gut abgefunden. Daß in Frank reich die Beurteilungen absonderlich auSfallen würden, ließ sich vorhersehen. Soweit die verkleinernden und entstellenden Schilderungen der Monarchenbegegnung, wie sie in der Pariser Presse zu finden waren, auf Aerger, Neid, verletzte Eitelkeit, enttäuschte Erwartung zurückzuführen sind, kann man sie als unfreiwillige Beweise für da- volle Gelingen der Bündnispolitik Sr. Majestät des Kaisers und Seines ReichtkanzlerS auffassen. Die französischen Politiker verraten eine sehr geringe Meinung von König Viktor Emanuel, wenn sie glauben machen wollen, der junge König werde es mit den Verpflichtungen, die er auf Grund des Drei bundvertrags unter Umständen gegen Frankreich haben könnte, nicht ernst nehmen. Dafür zu sorgen, daß diese Umstände nicht eintreten, ist lediglich Lache der Franzosen selbst. Die kriegslüsternen Aeußerungen, mit denen Generale in amtlicher Regierungsstellung um die Volksgunst buhlen, sind schon ein Schritt vom Wege der Friedenspolitik, die in allen anderen Ländern befolgt wird und die mit seinen Dreibund genossen im Falle eines wirklichen Angriffs auch Italien gegen Frankreich verteidigen würde. Gewiß war die jüngste Demonstration des Dreibünde- un gleich wirkungsvoller als alle Kundgebungen de- ZweibnndeS au- neuerer Zeit; aber durch die Ver stimmung darüber lassen sich unnütze Herausforder ungen keineswegs rechtfertigen. Die rechte „Revanche" für Berlin und Potsdam würden die Franzosen nur erhalten, wenn Viktor Emanuel den Präsidenten Loubet in Pari- be suchte. An der Verwirklichung dieser Traume- arbeitet die französische Diplomatie schon lange, sie scheint aber bedeutet worden zu sein, eS könne ja auch zuerst Hr. Loubet im Quirinal seine Auf wartung machen. Es wird nicht ohne Interesse fein, zu beobachten, ob und in welcher Form, sei eS an einem Grenzort oder auch im offenen Mittel meer, eine Begegnung des König- von Italien mit dem französischen StaatSoberhaupte zu stände kommen mag. Ohne Zweifel ist in diesem Falle Frankreich der werbende, Italien der umworbene Teil. Wenn die Pariser Presse inzwischen mit nuhr oder minder stark aufgetragenem Selbstgefühl den Dreibund als eine politisch gegenstandslose Sache deshalb hingestellt hat, weil neben dem Bunde die neugeschaffene Intimität des französisch-italienischen Verhältnisses bestehe, so mögen die Politiker an der Seine aus der Ansprache de- Kaisers an die zu den Posener Festtagen erschienenen russischen Offiziere entnehmen, daß der Deutsche Kaiser und Seine Politik es wohl verstanden haben, neben den unerschütterlichen Beziehungen zu den Mächten der Dreibundes auch für die Fort dauer und Festigung der alten Freundschaft zum Zarenreiche Sorge zu tragen. Der Posener Gruß, den der Kaiser den Offiziercorps Seiner beiden russischen Regimenter widmete, ist gleichsam ein Echo der Begegnung auf der Rede von Reval. Beide Ereignisse zeigen, daß die Deutschland und Rußland verknüpfenden Bande zur Zeit fester denn je ge schlungen sind. Hierdurch wird auch ein seinerz.it vom Reichskanzler Grafen v. Bütow gesprochene« Wort bestätigt und eine Politik besiegelt, die neben der Tripelallianz nicht minder erfolgreich in den deutsch-russischen Beziehungen eine wirtsame Friedens bürgschaft ausgestaltet hat. Die Revanche-Aussprüche de» Generals Andrä erscheinen jetzt in einem um so grelleren Lichte der Brüskierung der allgemeinen FrirdenSlage. Und der Art, wie der französische Chauvinismus ursprünglich den Zweibund ausgefaßt wissen wollte und noch auffaßt, setzt der Deutsche Kaiser eine schöne Probe Seines friedlichen Sinne- entgegen, indem Er die alte Waffenbrüderfchaft zwischen den Heeren Deutschlands und Rußland» daduich bethätigt, daß Er das Rayon Gesetz für Pofen aufzuheben Sich entschlossen hat. Dieser Be fehl bekundet, wie aufrichtig da- Oberhaupt de- Deutschen Reiches von dem Wunsche beseelt ist, daß der gegenwärtige Zustand, wo — nach den Posener Worten Sr. Majestät — eine feste Kette beide Herrscher in treuer Freundschaft umschlingt, immer so bleiben möge. Der vielerörterten Rede des Präsidenten der Vereinigten Staaten Roosevelt über die An wendung der Monroe-Lehre ist eine zweite über den gleichen Gegenstand gefolgt. Und hatte die erste Kundgebung in etlichen Londoner Blättern die einigermaßen gewaltsame Deutung gesunden, als wäre sie gegen angebliche Eroberungspläne Deutsch lands auf dem amerikanischen Kontinent gerichtet, so wurde nach der abermaligen Paraphrase über den Gedanken, Nordamerika dürfe keine fremde kolonisa torische Einmischung auf dem amerikanischen Welt teil dulden, vielfach die Meinung laut, daß diese Rede die Londoner Unterstellungen zu entkräften bestimmt sei. Wir dürfen unsere vor einer Woche geäußerte Meinung nochmals wiederholen: inter nationale Schwierigkeiten hatte Roosevelt auch bei seiner zweiten Ansprache nicht im Auge. Derartige Verwirklichungen drohen aus den gegenwärtigen Er eignissen in Columbien, Venezuela und Haiti, soweit eine etwaige Beteiligung Deutschlands in Frage kommt, nicht. Eine möglicherweise gebotene Wahr nehmung unserer zu Recht bestehenden HandelS- interessen bedeutet keine Durchkreuzung der Lehre Monroes. Ter Präsident der Union dürfte aber- ma.s den Zweck verfolgt haben, dem Gedanken der Verstärkung der amerikanischen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande Nachdruck zu geben, wa- besonders aus der Stelle der Rede hervorgeht, die die Not wendigkeit betont, daß die Amerikaner auch die Fähigkeit besitzen müßten, die Monroe-Doktrin zu verfechten, und sich nicht in leerer Prahlerei gefallen dürften. Präsident Roosevelt ist ein viel zu auf richtiger Freund Deutschlands, als daß er an Pläne glaubte, wie sie un- die englische Presse mit be kannter Gehässigkeit zuschreibt. Und welche Hoch schätzung Theodore Roosevelt in Deutschland ent gegengebracht wird, da- hat sich in der Art und Weise gezeigt, wie die deutsche Presse von dem Wagenunfall Roosevelts Kenntnis nahm, der da» Leben des Präsidenten in ernste Gefahr brachte. Se. Majestät der Kaiser sandte sofort von Posen ein Telegramm, worin er Seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß Roosevelt keine ernsthafteren Verletzungen erlitt; und das Staatsoberhaupt der Union antwortete umgehend mit einem herzlichen Dankerworte. Ter Vorfall hat erneut dargethan, wie sehr das deutsche und das amerikanische Volk einander verstehen und werthalten. In Peking hat der vielberufene englisch chinesische Handelsvertrag zu einem Hin und her Anlaß gegeben, das auch durch die nun vollzogene Unterzeichnung der Vertragsurkunde noch nicht für olle Einzelheiten beendet ist. Die diplo matischen Querzüge in dieser Angelegenheit, mögen sie von China oder von dritten Mächten au-gehen, werden überschätzt. Die Schwierigkeiten liegen in der Sache selbst. Die in einem Edikt deS Kaiser- von China ausgesprochene Aufhebung der Likin- Zölle wurde mit dem Hinweis auf ein unter den Handelsmächten und mit China bereit- erzielte- Einvernehmen über die Erhöhung der Ein- und Ausfuhrzölle begründet Diese Vorbedingung ist aber noch nicht erfüllt. Zwar hat es keine ernstere Be deutung, daß die Unterschrift der Vereinigten Staaten für den neuen Zolltarif noch aussteht, aber von Rußland und einigen kleineren Staaten werden noch inhaltliche Einwendungen erhoben. Eine Berich tigung deS Likin-Edikt» hat denn auch die Auf hebung dieser Zölle bis zu dem Zeitpunkte ver schoben, wo daS Einverständnis mit den Mächten über Zollerhöhungen für die Ein- und Ausfuhr deS chinesischen Reichs endgiltig abgeschlossen sein wird. Inzwischen hat Großbritannien durch seinen beson deren Handelsvertrag vielleicht den Fortschritt der allgemeinen Unterhandlungen gefördert, aber keine Vorteile errungen, die eS nicht mit anderen Mächten teilen möchte. Deutschland betreibt schon den Abschluß eines gleichartigen Vertrages mit China, und der Gesandte der Vereinigten Staaten in Peking hat den Auftrag, die an England ge machten Zugeständnisse auch für die Union durch- zusetzen. DaS Wichtigere bleibt aber sür jetzt die feste Einigung der mit China Seehandel treibenden Mächte über diejenige Zollbelastung der Ein- und Ausfuhr, die, ohne den Verkehr erheblich zu beein trächtigen, dem großen Reiche genügende Einkünfte für die Durchführung der inneren VerwaltungS- reformen sichert. Die im engeren Sinne politischen Nachrichten aus Ostasien während dieser Woche lassen auf ein Wiedererwachen der russischen Unternehmungs lust schließen. DaS Baurecht für eine Eisenbahn linie, die von Peking durch die jungfräulichen, viel versprechenden Gebiete der östlichen Mongolei nach Kalgan ziehen und über Chailar den Anschluß an die große sibirische Bahn erreichen soll, scheint sich Rußland schon jetzt gesichert zu haben. Auch wenn dieser östliche Nebenweg zu der alten Nord-Süd- richturg deS Verkehrs Kiachta —Kalgan — Peking vorläufig nur als eine neue Einzeichnung in die Karten der Ostmongolei ausgeführt werden sollte, wäre durch ein ausschließlich russisches Baurecht dort die zukünftige Gestaltung der Verkehrsvcrhält- nisse nach Rußlands Interessen zugeschnitten. Als eine dankenswerte Aufgabe der zarischen Diplomatie bezeichnete die „Nowoje Wremja" die Vorrückung der Grenze des Amurgebiet« bis zum Schingan- Gebirge. Hierbei würde eS sich nicht um eine Eisen bahnlinie handeln, sondern um politische Neuerwerb ungen, die allerdings nur besondere diplomatische Geschicklichkeit mit dem Grundsatz der Erhaltung de» gegenwärtigen Besitzstandes in Einklang bringen könnte. Gleichzeitig hat die „Nowoje Wremja" recht eingehende und unschwer zu verwirklichende Vorschläge für den Bau einer russischen Amurflotte gemacht, die aus mindestens zehn schnellfahrenden Kanonen booten bestehen und in zweckmäßiger Arbeitsteilung das einer schärferen Ueberwachung bedürftige Stück des Amurlaufs militärisch beherrschen soll. Auch in solchen Anregungen, die nicht bloß gelegentlich hin geworfen sind, zeigt sich das neubeledte Interesse der russischen Gesellschaft für die Fortsetzung der Lunst und Wissenschaft. * Königl. Opernhaus. — Am 5. d. MtS: „Die lustigen Weiber von Windsor". Komisch-phan tastische Oper in drei Akten mit Tanz, nach Shake, fpeare» gleichnamigem Lustspiel gedichtet von S. H. Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. In Fortsetzung ihre» Gastspiel» trat Frau Schu- mann-Heink als Frau Reich auf, d. i. in einer Nolle, in der sie hierselbst noch nicht gesehen wurde Der Crundzug ihrer gesanglichen und darstellerischen Leistung war auch diesmal wieder bezwingend« Ursprünglichkeit unv Frische. In einer selbst auf der Bühne unmrttelbar und elektrisierend empfundenen Natürlichkeit stellte sie die Gestalt der resoluten, zu derben Späßen bereiten Bürgers» frau so überzeugend dar, daß die Scenen, in denen sie mitwirkte, die echte, auSgrlaffene Lustspielwirkung im be» sonderen Shakespeareschen Sinne gewinnen mußten Und da» um so mehr, da auch F^au Abendroth al» Frau Fluth vortrefflich in ihrer Rolle war, mit Geschmack und Verve sang und munter und d«gagi«rt spielte Diese „lustigen Weiber" fanden unter ihren Partnern vor allem bei Hr« Wachter treffliche Unter stützung. Der Künstler zählt die Rolle de« Sir John Falstaff ohne Zweifel zu seinen besten und hat sie offen bar auf ihre gesangliche und darstellerische Wirkung mit besonderem Fleiße studiert. Dabei tritt e» denn aber auch wieder erkenntlich zu tage, wie bedeutsam für di« weit«»« Entwickelung und für die Au«druck«fähigkeit seiner Prachtstimm« «in« sorgfältig« Sprachbehondlung sein würde Ein Muster fände er i« Hrn Scheide mantel, der den Fluth vortrefflich sang, allerding» aber darstellerisch sich nicht recht m der Roll« zu gefallen schien Die weitere Besetzung giebt zu besonderen Be merkungen nicht Anlaß Frl Nast al« Jungfer Anna uni dre Herren Jäger (Fenton), Erl (Junker Spärlich), Gutzschbach (vr. Caju«) rc. trugen zum Erfolge de« Ganzen das Ihrige bei Ohne der Musik de« trefflichen Nicolai ihre Borzüge, die Hr. Hofkapellmeister Hagen in» rechte Licht zu setzen bemüht war, absprechcn zu wollen, möchte man jedoch erneut an Verdi« den gleichen Stoff behandelnden „Falstaff" erinnern Die mehrfach in Aussicht gestellte Wiederaufführung deS geistvollen Werke» würde in musikalischen Kreisen mit Freuden be grüßt und sein prickelnder Scherzo-Stil bei der neuzeit lichen Entwickelung der Orchestermusik im Sinne Richard Strauß' für eingängiger befunden werden, al« die« früher der Fall sein konnte. O S. Rudolf Virchow -ß. Ein Lebensbild von Pros. vr. Max Breitung-Coburg. Wenn man dereinst in fernen Zeiten die Namen der Großen de« 19. Jahrhundert« zählt, so wird man, al« Zeitgenoffen Bismarck«, neben ihm, mit ihm, Rudolf Virchow nennen müssen Bismarck und Virchow waren beide kühne, ge» waltige, stark,ndividuelle, schöpferische, bahnbrechende Männer. Feste« Vertrauen auf die eigene Kraft, Rück sichtslosigkeit im Kampf um di« verfolgten Ziele, unent wegte Wahrheitsliebe, Treue gegen jeden, der au» Ueberzeuzung mit ihnen ging, da« waren die hcrvor- trctenden Charaktereigenschaften Bitmarck« wie Virchow» Wer Virchow kannte, der wußte, daß er, der Vorkämpfer für da« demokratische Prinzip, in Wirklichkeit in seinem Imperium der absolute Herr war, der nicht gern einen Widerspruch vertrug, der Autokrat und Herrenmensch, ein wahrer Caesar der Wissenschaft, ein immer neuer Bewei«, daß di« Doktrin, die der Einzelne predigt, in polarem Gegensatz zu seine» Persönlichkeit stehen kann Im Leben war Rudolf Virchow von wahrhaft eatomscher Einfachheit, nüchtern im Genuß wie in der Beobachtung, Knut und Beurteilung der Thatsach,«. Nichts war ihm mehr verhaßt als die Phrase, die nichtssagende Redensart, da« Bestreben, «in Nichtwissen, Nichtlönnen mit einer Flut von Worten verschleiern zu wollen. Hier war da» Gebiet, wo er gelegentlich wohl au« der Rolle de« Philosophen, sür den e» heißt: aämirari, heraustrat und mit einem mächtigen: Huos sxo . . . . dazwischenfuhr. Mancher Examinand wird ihm in dieser Beziehung ein dankbare« Andenken bewahren, denn er verstand es wie kein anderer, in seiner unvergleichlich überlegenen Weise jedem aä ooulos zu demonstrieren, was für ein Minimum von Wißen er besäße. Aber — er hat niemand entmutigt, immer gab er den Sporn, nie den Todesstoß Bei allem Ernst in seiner Lebensauffassung — welch herrlicher Humor war ihm eigen; wie verstand er e«, noch in seinem Vortrage an seinem 80 Gedurtk- tage in klassischer Weise mit einem sardonischen Lächeln einen Gegner abzuthun! Ein Menschenfreund ohne Vorurteile, lieble cr e», Raffen- und Klassenunterschiede nicht anzuerkennen, son dern nur in jedem „den Suchenden" zu sehen, der zu ihm kam, um dem Studium der Geheimnisse der Natur obzuliegen „Ernste« Wollen" — das verlangte er; menschliche Schwächen seiner Schüler nahm er mit in den Kaus; ein scharfe« Wort halt« gewöhnlich ein doppelt freundliche« im Gefolge. So erklärt e« sich, daß er, der große Meister mit dem haarscharfen Schwerte feiner «rstaunlichen Intelligenz, seine« unglaublichen Unterscheidungtve,mögen«, seiner saft fanatischen Lehrfähigkeit und Lehrtätigkeit, om Ende sein«« grsegnetcn Leben« umgeben war von einer Armee von Söhnen der Wissenschaft, di« zu ihm, al« einem Vater und Meister, mit glühender Bewunderung, in nig«», zä»tlichr» Litbe ausblickten. Rudolf Virchow könnt« von sich sagen: kumsui a mv nlisvum" — nur «in Gefühl war ihm vollkommen fremd, da« Gefühl der Furcht, sei e« vor Menschen, se» e» vor Ereigniffen in der Natur Ein Recht der Uederlegenheit der Geburt konnte er nicht anerkennen in dem Sinne, daß einem solchen nicht auch eine Pflicht der Uederlegenheit gegen über,«stellen wäre. Man hat in der Oeffenllichkeit nicht selten behauptet, daß Virchow mit dem monarchischen Prinzip sich nicht abgesundcn hätte; aber da« ist ganz irrig Bei keiner Gelegenheit hat er c« unterlassen, frine Stellung klar» zulegen, und wenn wir recht unterrichtet sind, war e« der Wunsch, diese seine Gesinnung auch im öffentlichen Leben zu beweisen, der ihn veranlaßte, gerade in den letzten Jahren seine« Leben» sich gelegentlich im Schmuck der Orden zu zeigen, mit denen er aukgezeichnet worden war. Er sah c« nicht ungern, wenn ihn aus großen internationalen Versammlungen Fürst«« und Könige al« EtandtSgenoffen auf dem Gebiete de« Geiste« be grüßten, und er hörte e« nicht ungern, wenn man, wo er auch auf diesem Planeten erscheinen mochte, auf ihn zeigte und sprach: „Da« ist «r Rudolf Virchow" Aber aller äußerer Glanz, aller Triumph, den ihm seine Zeitgenrffen zum Beweise ihrer Hochschätzung bereiteten, waren nicht im stände, rin Ge» fühl der Selbstüberhebung austommen zu lassen; er war immer de» Meister, der zum Ringen den Mut hatte; er ruhte nicht in dem selbstgefälligen Gefühl, wie «r e» doch so herrlich weit gebracht Buch hie« war er „sich selbst getreu", er nahm keine Rücksicht auf die öffentliche Meinung, noch auf die etwaigen Wünsche von einzelnen Parteigenoffen. Wenn wir die wissenschaftlichen Leistungen Rudolf Virchow« kin drei Worte zusammen fassen wolle«, so haben diese zu lauten: „cvllula «« osNula". — Virchow hat mit dem Handschlage eine« Roland au» dem Ge biet« der Medizin alle« hinweggestrichrn, wa« an un klare», mystisch«! Genesis noch vorhanden war Di« Medizin ist für ihn wie heute für seine Jünger di«
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