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Dresdner Journal : 12.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190207126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-12
- Monat1902-07
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 12.07.1902
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Be«»«t>ret<: Leim Bezüge durch die Grs-Lst»-»«« t»»«rS»rs vr«»de«» 3,Sv M (einschl- z-iragung), durch die H^eA « Deulichen Reiche 3 w. «esteüqeld) vierteljährlich Anzelue Nummern 1» Pf. Mrd Zurücksenduna der für die Gchrtftleituug l>es' iinn!eu, «der von dieser nicht ei», geforderten Beiträge denn« sprucht, jo ist da« Postgel» beizusügen. Dresdner IMrml Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine»» Werktag« nach« 3 Uhr. «»t-ndtinnssseSiltzr«»: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mut gespaltenen Anküadt- gunu« Seite oder deren Raum 30 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz d Pf Aufschlag str die Zeüe. Unter« Re- daktiunSst-ich (Eingesandt) die Leitzeile mittler Schrift »der deren Raum LO Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 1« Uhr für die nach mittag« erfcheinrndtNummer. O15S 1902 Sonnabend, den 1S. Juli nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Kaufmann Christoph Carl Telorac in Plauen für die Zeit bis Ende September 1903 zum Handelsrichter bei den Kammern für Handels sachen im Landgerichte Plauen zu ernennen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. g» »«schiftSheretchebe«Ministerium« »erKtnanze«. Bei derPost-Lerwaltung sind ernannt worden: Wenzel, seither Postanwärter, al« Poftassistert im Bezirke der Kaiser!. Ober Postdirection zu Chemnitz; Cng«, Eemeindevorstand, al« Postagent in Glösa (Bez. Chemnitz). (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Wie stets, so hat sich auch im Hinblick auf die Thatsache der Erneuerung des Dreibunds ge zeigt, daß gegen das natürliche Gewicht der realen Dinge kein Raisonnement dauernd aufkommt, sei eS auch noch so geschickt oder emphatisch Auch in Frankreich, wo man über DelcasseS schon an dieser Stelle gewürdigte Rede anfänglich entzückt war oder schien, hat die Erörterung über die Stellung der benachbarten Italien verhältnismäßig rasch ab- aeflaut. Denn man kann sich auch in Paris der Wahrnehmung nicht wohl entziehen, daß die Zeiten un wiederbringlich vorbei sind, in denen die Politik Frank reichs schon an und für sich prävalierte, sobald Italien in Frage kam. Dieses dem französischen Nationalstolz so angenehme und ihm deshalb noch in guter Erinner ung gebliebene Verhältnis gehört gänzlich der Jugend- geschichte des Königreichs Italien an, und eben der erste Abschluß deS Dreibundes vor mehr als zwei Jahrzehnten hatte hier schon den äußeren Markstein gesetzt. Die Hoffnung, er werde verschwinden, ist gewaltig enttäuscht worden, und somit verdiente die Hervorhebung, Frankreichs freundliche Beziehungen zu Italien seien im Fortschreiten begriffen und er füllten mit Zuversicht auf ihre Weiterentwickelung, gerade wegen der Begleitumstände volle Zustimmung. DaS Wesen deS Dreibundes, seine friedenfördernde Tendenz kam in diesem Falle zu um so besserem Ausdruck, als man die Absicht des französischen Ministers, in diesem Zusammenhang dem Bündnis eine Huldigung darzubringen, keineswegs anzunehmen brauchte. Von den französischen Blättern ist es der „TempS", dem es am schwersten fällt, sich über das jetzige Aussehen der. Lage zu beruhigen. Seine jüngsten Erörterungen zeugen sogar von einer Zu nahme der Gereiztheit. Noch einmal wird da- Märchen aufgetischt, die Reise des Königs Viktor Emanuel nach St. Petersburg fei als eine Art indirekten Trumpfes gegen die Höfe und Regierungen zu Berlin und Wien gedacht, und weiter wird von der „Nervosität" in Deutschland und Oesterreich ge fabelt, die hierüber und wegen sranzosenfreundlicher Kundgebungen in Turin eingetreten sei. Wir können demgegenüber nur feststellen, daß die besonnene Presse nicht nur der Dreibundländer solche verkehrte Darstellungen mit ziemlicher Einmütigkeit verwirft. Der Berliner Korrespondent der „St. Peters burger Zeitung" giebt dem Sachverhalt in knapper Form seinen ungekünstelten Ausdruck, wenn er schreibt: .Die Erneuerung des Drei bundes ist in der deutschen Presse ohne einen großen Aufwand von Phrasen begrüßt worden. Man wird daraus nicht folgern dürfen, daß man diesen diplomatischen Vorgang nicht in feinem vollen Werte würdige oder gleichgiltig dagegen fei: im Gegenteil, die ruhige Registrierung der Thatsache zeigt, daß der Dreibund mit unserem ganzen politischen Denken und Empfinden aufs engste ver wachsen ist, daß eS sozusagen eine LebenSgewohnheit geworden ist, deren Ausübung wir als etwas Selbst verständliches ansehen. Das schmälert nicht im mindesten die Bedeutung deS diplomatischen Erfolg- für den Reichskanzler oder die Würdigung im Publikum, und wenn der König von Italien im Laufe deS nächsten Monats nach Deutschland kommt, so wird ihm das deutsche Volk in herzlicher Weise bezeugen, wie wertvoll ihm die erneuerte Besiegelung des bunde-genossenschaftlichen Verhältnisses gilt, das für die Erhaltung deS festländischen Frieden- von so hervorragender Bedeutung ist." — Die behende Annahme, König Viktor Emanuel werde doch jeden falls nicht verfehlen, auch in London und Paris .feine Karte abzugeben", ist inzwischen durch die offiziöse italienische Erklärung erledigt worden, daß der König in diesem Jahre keine weiteren Ausland-reisen unter nehmen werde. Je mehr sich die in Ostasien noch schwebenden Fragen verringern, desto eifriger suchen gewisse aus ländische Blätter der Haltung unserer Politik China gegenüber noch etwas anzuhängen. Die Sage, daß Deutschland die Verzögerung verschulde, durch die Tientsins Räumung sich hinauSgezogen hat, drohte schon zur fixen Jdre namentlich englischer Preßorgane zu werden. Es schien eine bequeme Handhabe, den Chinesen beizubringen, daß Deutschland ihr „schwarzer Mann" sei, der es nur darauf anlege, die guten gelben Männer am Gelben Meere zu peinigen, fo oft und so sehr eS sich thun ließe. Die Nachricht, daß die Räumungsbedingungen hinsichtlich Tientsin- bereits von den Gesandten in Peking auf dem Wege der Verständigung klargestellt worden sind, ist aller dings geeignet, solche Graulichmacherei verstummen zu lassen, zumal diese Bedingungen als durchaus milde bezeichnet werden. Die deutsche Politik hat sich auch keineswegs!um deren Verschärfung bemüht, und eS steht nichts der Annahme durch China ent gegen. Eine Reihe parlamentarischer Themata haben diesmal dazu beigetragen, die immer zur Lscillation neigende Aufmerksamkeit der französischen Nation von der Polemik wegen des Dreibundes ein wenig ab zulenken, so die Interpellation DenyS Cochin über die Schließung der Kongregationsschulen und die Beantwortung des darin enthaltenen Tadels durch den Ministerpräsidenten Combes. War auch die Haltung der Deputiertenkammer in dieser Beziehung von vornherein keinem Zweifel unterworfen, so gab es doch der Verhandlung einen ansehnlichen, freilich stark rhetorischen Effekt, daß Hr. Combes den Geist der Revolution ins Spiel brachte. Es wurde unter lautem Beifall beschlossen, diese Rede öffentlich on- zuschlagen, und sodann die vom Minister gebilligte Tagesordnung Viollette angenommen. Nicht ohne Interesse war die Bemerkung eines sozialistischen Deputierten während jener Sitzung, es sollten doch zuvor ausreichende Maßnahmen getroffen worden sein, um die Schüler der nun geschlossenen Anstalten passend unterzubringen. Ein neues Rundschreiben des Ministerpräsidenten scheint sich freilich mit solchen Bedenken wenig zu befassen, denn es weist die Präsekten an, den Kongregationsniederlassungen, die um staatliche Genehmigung nicht einkommen, nur eine Frist von acht Tagen zur Auflösung zu ge währen Die befriedigende Wendung im Befinden König Edwards hat die Gemüter des britischen Volkes von banger Sorge befreit, und schon jetzt verlautet mit ziemlicher Bestimmtheit, daß der feier liche Akt der Krönung so bald vorgenommen werden soll, als die fortschreitende Gesundung des Monarchen eS zuläßt. Auch die rege Thätigkeit deS Staatssekretärs für die Kolonien Chamberlain hat feit Dienstag nachmittag eine plötzliche Unterbrechung durch einen Unfall erfahren, der diesen Staatsmann aufs Kranken lager geworfen hat. Dadurch gerät auch die nach London berufene Konferenz der kolonialen Minister, deren Verhandlungen Chamberlain leitete, ins Stocken ; allerdings waren schon zuvor die Ansichten in Eng land über die Aussichten dieser Beratungen sehr ge teilt, so daß man sich ohne Klage darein zu finden scheint. Beifall hat dagegen die Depesche Chamber- lo.ns an den Gouverneur der Kapkolonie gefunden, die am Sonnabend durch Ausgabe des Weißbuches im Parlament bekannt wurde. Die Regierung des britischen Reiches lehnt es darin unter ausführlicher Begründung ab, die Verfassung der Kolonie zeit weilig aufzuheben. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese Entscheidung in geschickter und wohlwollender Weise motiviert »st. Vor allem wird festgestellt, daß vielmehr ein Jndemnitätsgesetz erforderlich sei, denn eS gelte, nun die während des Krieges getroffenen Anordnungen nachträglich billigen, sowie die Aus gaben, die damals ohne Ermächtigung des Kap- parlamentS gemacht wurden, gutheißen zu lassen. Voraussetzung dürfte hier freilich sein, daß die ge nannte Körperschaft sich nicht weigert, ein solche- Gesetz auch im großen und ganzen anzunehmen. Allein der in Chamberlains Depesche ausgedrückte Wunsch, jedwede Bitterkeit, allen Rassenzwist und die erregten Leidenschaften in Südafrika baldmöglichst beruhigt zu sehen, kann sicher ernst genommen werden, wenngleich seine Erfüllung sich nicht im Handumdrehen vollziehen dürfte. — Einen Nachklang zur Rede des UnterstaatSsrkretärS Lord Cranborne brachte die V^eryanSdebatte vom Montag, indem das Mitglied Walton anfragte, ob der Lord die Haltung der Re gierung gegenüber den Mächten seinerzeit auch richtig dargestellt habe. Die Stelle, die hiermit besonders gemeint war, hatte besagt, es sei nicht Englund- Sitte, um Bündnisse zu petitionieren, sondern Bünd nisse würden von ihm bewilligt. Der Interpellant gab behutsam zu verstehen, daß eS wünschenswert sei, hier einer mißverständlichen Auffassung zu be gegnen, der die Verbündeten Englands sonst anheim fallen könnten. Balfours Antwort räumte ein, daß jener Satz, außerhalb seines Zusammenhanges be trachtet, irrezuführen im stände sei, und die weiteren Erklärungen des Ministers gipfelten in der Ver sicherung, daß das Abkommen mit Japan auf dem Fuße vollkommener Gleichheit vereinbart worden sei. Gehörte diese Richtigstellung mehr in das Gebiet des Theoretischen und der Dialektik, so war eine Anfrage des Iren Redmond in der folgenden Sitzung, worin er das Uebergreifen des Morganschen Schiffs- trustrS auf die britische Handelsflotte berührte, ganz geeignet, große Gesichtspunkte in die Debatte zu bringen. Allein der Admiralitätssekretär Forster versprach, daß die Regierung später eine allgemeine Darlegung der Sache geben werde, und das Hau- verzichtete darauf, schon jetzt Ansichten über diese heikle Materie kundzuqeben. Während in St. Petersburg Anstalten zum festlichen Empfange deS Königs Viktor Emanuel von Italien getroffen werden, wissen einige Blätter mancherlei von eingreifenden Reform plänen zu berichten, die für die Verwaltung im Innern deS russischen Reiches beständen oder im Zuge wären. Die Art, in der von den periodisch wiederkehrenden Ausständen unter der Arbeiter bevölkerung Rußland- Mitteilung gemacht zu werden pflegt, hat von Zeit zu Zeit noch immer solche Nachrichten hervorgerufen, gleich sam als fei jetzt die dringende Notwendig keit hervorgetreten, daS Los dieser Klasse mit aller Geschwindigkeit zu heben. In Wirklichkeit ist weder eine Grenzlinie zwischen Arbeiter- und Bauernstand in Rußland zu ziehen, noch kann lokalen Ausschreitungen, deren Ursachen, genauer betrachtet, nach unseren Begriffen oft minimal sind, die tief gehende Bedeutung zugeschrieben werden, die zu schwierigen und kostspieligen Reformen aufforderte. Das Austauchen dahingehender Meldungen mit mög lichst vielen Einzelheiten gehört zu den fast untrüg lichen Anzeichen, daß die Sommerstille in der Politik begonnen hat. Sogar die Balkanländer, die sonst gern etwa- zur leisen Belebung der Ferienzeit beitrugen, haben vorderhand noch nichts dieser Art geliefert. DaS Einvernehmen der Großmächte ist den Elementen, die sich dort ostmalS unliebsam bemerkbar machten, vielleicht doch im Laufe der Jahre ein wenig be griffsklarer geworden. Die diplomatische Aktion Bulgariens bei der Pforte wegen der ihres Wappens entkleideten Handelsagentur in Serres hat zu einer sehr mannhaften Erklärung deS bulgarischen Ver treters geführt, die nach der neuesten Meldung denn auch den verdienten Erfolg hatte. Die türkische Re gierung hat den Polizeichef deS OrteS abgesetzt und die Handelsagentur als solche anerkannt. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin Au« Odd« wird ferner gemeldet: Se. Majestät der Kaiser empfingen gestern vormittag den früheren französischenMinisterpräsidentenWaldrck Rousseau, der vorgestern abend an Bord der „Ariane" hier an- gekommen war und für gestern zur Abrndtafel auf der Jacht „Hohenzollern" geladen wurde — Gestern wur den von Herren des Kaiserlichen Gefolges prächtige Kranzspenden am Denkmale de» Leutnant« v. Hahnke niedergelegt Am Vormittag stattete eine mit dem Dampfer „Mira" hier eingetroffene Reisegesellschaft von 31 Personen auf Kaiserliche Einladung einen Besuch an Bord der „Hohenzollern" ab Die Stadt Odd« und sämtliche Schiff« im Hafen tragen Flaggenschmuck. — Betreffend den auch von un.S erwähnten angeb lichen Plan der zeitlichen Begrenzung der Rede freiheit in der Zolltariskommission hat sich die „Cöln VolkSztg." an ein Mitglied der Mekrbeit der Zolltariskommission gewandt und von diesem Me Aus kunft erhalten, daß ihm, obwohl es täglich in der Kommission sitze, von diesbezüglichen Gesprächen, ge schweige denn von ernsthaften Plänen dieser Art nicht- bekannt sei. — Für die Abgg. vr. Müller-Meiningen, Bau- dert und Bock-Gotha sind die Abgg vr. Wiemer (frs. Vp), Pfannkuch (Soz) und Zubeil (Soz) in die Zolltarifkommission emgetreten — Der Bundesrat wird sich im Herbste, wie schon recht häufig, mit der Beratung und Beschluß fassung über AuSführungSanweisungen zu Gesetzen be faßen, die in der vorhergrgangenen Tagung des Reichs tages zu stände gekommen sind. Diesmal wird eS sich wieder um verschiedene Gesetze handeln Bon Lnnst und Wissenschaft. Ceutraltheater. — Am 11. d Mt«: „Um» Heimrecht". Schauspiel in drei Aufzügen von Ernst Clausen (Zum ersten Male) Mit dem Schauspiele „Ums Heimrecht", da» gestern von dem Adelheid Bernhardtschen Gastspielensemble zum ersten Male hi«r aufgeführt wurde, führte sich ein Dichter bei un» ein, dem von vornherein eine bedeut same poetische Gabe zurrkannt werden darf: hoher dichteri scher Ernst Da« ist ,n unserer Zeit poetischen Niedergang« nicht hoch genug anzurechnen. Freilich erschöpfen sich bei Ernst Clausen mit diesem gewichtigen Moment zunächst alle Vorzüge überhaupt, denn wa« die reine Impression und ebenso wa« die Ausführung der Idee anbelangt, «»weist er sich al« vollkommener dramatischer Neuling, dem die Gliederung eine» Dramenstoffe» ebenso fremd ist wie sein wirkungsvoll» r Aufbau. E« würde viel zu weit führen, den Inhalt der Dichtung hier zu skizzieren und an der Hand dieser Skizze die technischen und sonstigen Mängel de» Werke« zu betrachten. Ganz im allgemeinen mag daher gesagt sein, daß da« sogenannte bürgerlich« Schauspiel «in« durchaus ander« dramatisch« Entwickelung erfordert, al« sie Claus«« liebt, daß e» gerade bei dieser, der äußeren Steigerung mehr oder weniger schwer zugänglichen Dramenart der ganzen Ge schicklichkeit de» Dichter« zur Herau«arbritung wirksamer Gegensätze bedarf In dem Clausrnschen Drama fehlt di« Sntwick«lung solcher eigentlich ganz; in langen Ge sprächen schleppt di« Handlung dahin und verliert sich, woran» sie entstand, in ein« Welt von allerkleinstem Umfange Er weist sich in seiner Darstellung schon die Entwickeluna de» dramatischen Konflikt» al» befremdlich, so muß noch m«hr dir Lösung de« Widerspruch de» Zuschauer» wachruf«« Dab«i sind bi« Gestalt«», wenigsten« die- jemgen de« Helven und der Dora Plattner, mit psychischer Konsequenz gezeichnet So sehr man daher geneigt sein darf, dem Ernste de« Dichter» Worte der Anerkennung zu sagen, so willig der poetische Ausdruck gelobt werden soll, den seine Arbeit zeigt, so kann doch die dramatische Unwirksamkeit de« Ganzen nicht verschwiegen, ja sie muß besonders scharf betont werden, um den Verfasser in Zukunft vor ähnlichen dramentechnischen Verstößen zu bewahren Gespielt wurde da« Werk mit großer Hingabe. Ins besondere verdienen Hr Rodiu» al« Lührsen und Frl. Merito al« Dora Plattner für die ausgezeichnete, sehr verständnisvolle Verkörperung dieser Gestalten Worte " ehrlichen Lobe«. W. Dg« Die Erweiterung der Königl. Kommission zur Er haltung der Kunstdeukmäler. Am 1. Oktober 1894 wurde mit Allerhöchster Ge nehmigung weiland Sr. Majestät de« Königs Albert eine besondere Behörde unter der Benennung „Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler" errichtet. Ihr Wirkung«krri« sollt« folgend«« umfaß«»: 1 . di« Begutachtung der vo« den Ministerien und dem Evangelisch-lutherischenLandetkonfistorium an sie gerichteten Fragen, dir dre Beseitigung von Kunstdenkmälern oder die Art ihrer Erhaltung und Wiederherstellung betreffen; 2 . die Begutachtung von Gesuchen um Staat»- beihilfen zur Erhaltung und Wiederherstellung von Kunst- denkmälern; 3 di« Aufsicht über die im Lande vorhandenen Kunstdenkmälrr und die Erteilung von Ratschläge« zum Schutze drr letzteren; 4 den Erlaß von Direktiven für die Fortsetzung d«S Jnventarisation«werk» Vo« denjenigen Fragen der Denkmalpflege, die die writ«sten Schichte« drr Brvölkrrung drwrge«, find rinr große Anzahl m den acht Jahren ihre» Bestehen» von der Kommission behandelt warten So hatte sie sich wiederholt zu beschäftigt« mit dem Schutzbau für di« Goldene Pforte in Freiberg, der Erhaltung de« Meißner Dom« und de« Dreidner Zwinger, dem Abbruch« de« Brühlschm Palai« und der Urbertragung seine« Haupt saale«, den Ruinen von Klosterbuch, Altzelle und Heiligem Kreuz bei Meißen, dem Bebauungspläne der Stadt Dresden u. v. a. m. Die Hauptarbeit der Kommission, und zwar diejenige, die sich meist in drr Stille zu vollziehen pflrgt, ent wickelt sich weniger an den genannten Dingen, sondern beschäftigt sich mit den im ganzen Lande verstreuten, wenig bekannten und beachteten Denkmälern früherer Zeiten Die Erhaltung de» guten Alten auf dem Land« und in den kleinen Städten, an Plätze«, an denen sich noch nicht die ersten Anfänge der heutigen Anschauungen über Denkmalpflege haben geltend machen können, nimmt die Thätiftkeit der Kommission in erster Linie in An- spruch Abrr gerade mit dieser Kleinarbeit vermag dir Kommission viel Nutzen zu schaffen. Denn die von ihr vertretenen Ansichten in die entferntesten Winkel unsere» Königreich« zu tragen, bei den Bewohnern der Dörfer oder der kleinen Städte das Verständni« darüber auf dämmern zu laßen, daß sie in der vielfach al« altmodisch verlachten Bemalung ihrer Kirchen und deren sonstigem Schmuck Dinge besitzen, die nicht nur eine aewiße Pietät erfordern, sondern auch wirkliche, echt künstlerische Wirkung in sich tragen, und endlich diese Dinge selbst vor der ihnen so h ufig drohenden Vernichtung durch die roh eingreifende Hand dr« „stilreinen" Architekten zu retten, — da» alle« ist sicher eine recht lohnende Aufgabe. E» ist wohl da» besondere Verdienst de» langjährigen Kommisfionlvorsitzenden, de» Hrn Geh Rat vr. Roscher, drr lrider vor wenigrn Wochen wrgen Arbeittübrrhäufung srin Amt al» Vorsitzender «iederzulegen gezwungen war, daß der Umfang der KommrssionSgeschäfte in stetigem und starkem Wachsen begriffen ist So wurden von ihr in den Jahren 1894 bi« mit 1901 an Eingängen er ledigt: 14, 48, 65, 82, 160, 320, 451 u 634 Stück. Und wir dürfen wohl sagen, daß e» eine ersprießliche Thätigkeit ist, die hier entfaltet wird. Sie ist in erster Linie auf die Art der Zusammensetzung der Kommission zurückzuführen Ein Rat de« Ministerum» de« Innern, dem dir Kommission selbst unterstellt ist, führt den Vor sitz und die Geschäft«leitung. Damit ist naturgemäß ein enge« Zusammenarbeiten mit den vielen, dem genannten Ministerium unterstellten Behörden verbunden. DaS Evangelisch-lutherisch« LandeSkonsisto- rium hat zwei Mitglieder zu ernennen, und zwar ein Mitglied des Landeskonsistoriums selbst und einen Bau sachverständigen. Da sich auf den Umbau oder die Erhaltung von Kirchen oder von deren Denkmälern der größte Teil der Kommissionsarbeit bezieht, ist dieser Zusammenhang von b«sond«rer Wichtigkeit. Da» Kon sistorium hat denn auch frühzeitig den Nutzen der Kom mission erkannt und sich daran gewöhnt, in allen ein- schläqigkn Fällen sich ihrer zu bedienen. Daß weiter derjenige, der mit der Inventarisation de, Kunstdenkmäle, in Sachsen von der Regierung betraut ist, zu den Kommission«-Mitgliedern gehört, ist selbstver ständlich. Sein« Kenntnis drr heimischen Kunstdenkmäle, und sein fortwährende« Bereisen de« Lande« laßen ihn hierzu besonder« geeignet erscheinen Endlich ist ein vom Königl. Sächsischen Alter- tumSvereine zu wählender Bausachverständiger od«, Kunstgelehrter Mitglied der Kommission Di«srr Verei« hat seit seiner Gründung im Jahre 1825, zuerst aul- schließlich allein in Sachsen, systematisch Denkmalpflege aeübt und ihr einen großen Teil seiner Arbeit und seiner Einnahmen gewidmet Er war r« auch, aus d«ßrn wiederholte«, zum Teil von seinem damaligen Protektor, jetzt Sr. Majestät dem Könige wesentlich unterstützt«-
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