Suche löschen...
Dresdner Journal : 12.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-12
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-Mr. LN ank 4 sel 3 )rk 5 g 4'^ <)d, v., davor >rt SOS», ypter '/„ tr. 8SS0 L' 0,«0. a bei iek. ordiuaq Novewbn ember-De- Dezember- reis, I- Februar- pril 1,30 o , Mai- Juni-Jull 0 ck »n- etreide- Dezember S,7S M., t. Roggen per Mai M, Dezember 4,7b M, Dezember 8,7b M, per De- 47,80 M, co *2,40. hier. »rodukten- her loco gerer loco scher loco Roggen er —, iiböl loco sä70M. —-M., (Echluß- >en Durch» do Zns- deS Tage« (SO Tage) ! 4,87,«2, >0 Tage) («0 Tage) nd Santa- r Topela- b 98^, IStj, st. Paul- und Ri» Illinois Wille und Rew-tzorl ern secu- Northern Norsoll Southern a Pacific- kereinigte > 13« «st, s,, Amal- mmtliche alpreisen 9313 eli, 2 12. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hülfsarbeiter im Finanz ministerium, Oberfinanzrath Just, das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großhcrzog von Mecklenburg- Schwerin verliehene Ehrenkreuz des Großherzogl. Mccklenburg-Schwerin'schcn Greifenordens annehme und trage. (vehördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Wir- der Reichstag -er Obstruktion Herr werden? In den letzten Rcichstagssitzungen ist die Ob struktion offen und unverhüllt zum Ausbruch ge kommen. Wohl versuchen die beteiligten Parteien ihr lediglich auf Geschäftsstörung hinzielendes Unter nehmen noch immer mit einem Mäntelchen verschämt zuzudecken. Besonders geben sie vor, sie seien durch die Vergewaltigung der Mehrheitsparteien ge zwungen worden, das bedrohte Recht der Minder heit durch die Anwendung des äußersten Mittels zu wahren. In Wirklichkeit aber bestand das Vorhaben, die Zolltarifverhandlungen in der laufenden Tagung nicht zu Ende führen zu lassen, bereits, bevor die Verhandlungen selbst begannen Während jetzt so wohl die Wortführer der Freisinnigen Vereinigung als auch die der Sozialdemokratie — die Freisinnige Volkspartei hält sich in anerkennenswerter Weise von der Obstruktion fern — behaupten, das Recht der Minderheit, das gar nicht angegriffen werden soll, schützen und darauf halten zu müssen, daß eine sorgfältige, sachliche Debatte geführt werde, haben dieselben Persönlichkeiten vor etwa einem Jahre be reits die Parole ausgegebcn, der Zolltarif dürfe in diesem Reichstage nicht zur Verabschiedung gelangen, sondern er müsse dem Votum der Wählerschaft unterbreitet werden. Ausdrücklich aber war von jener Seite darauf hingewiesen worden, daß bei einem Gesetzentwürfe, der annähernd tausend Posi tionen aufweise, das Unternehmen, die Durchberatung zu verhindern, ein kinderleichtes sei. Wird also jetzt versucht, die Absicht, grundsätzlich Obstruktion gegenüber der Zolltarifreform zu treiben, möglichst dick zu verschleiern und der Reichstags Mehrheit die Verantwortung dafür, daß die obstruk- lionistische Linke die Geschäftsordnung für ihre Vcr- schleppungszwccke ausnützt, anfzubürden, so steht das mit der Wahrheit in vollem Widerspruche. Die Mehrheitsparteien mögen also auftreten wie sic wollen, rücksichtsvoll oder scharf, versöhnlich oder feindlich: die Minderheit der beiden erwähnten Parteien wird nicht davon ablassen, mit allen Mitteln ihr Ziel zu verfolgen und die Durch beratung der Zolltarifvorlage zu verhindern, um sie für die bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage als zugkräftige Agitationsparole zur Aufhetzung der Massen benutzen zu können. Die Frage ist nun: Wird dieses Vorhaben den Obstruktionsparteien ge lingen oder wird die Rcichstagsmehrheit ihrer Herr zu werden vermögen? Diese Frage wird gegen wärtig mehr als jede andere erwogen', aber niemand ist im stände, sie mit einiger Sicherheit zu beant worten. Für eine rücksichtslose Obstruktionstaktik stehen so viel Wege zur Verfügung, daß es kaum möglich sein dürfte, sie selbst durch umfassende Ab änderungen der Geschäftsordnung zu verlegen Dazu allerdings, nötigenfalls scharfe Reformen der Ge schäftsordnung vorzunehmen und deren rücksichtslose Anwendung herbeizuführcn, scheint die Reichstags- Mehrheit fest entschlossen zu sein', aber schon jeder derartige Antrag wird bei der Diskussion zu einem starken Zeitverluste führen Es hat sich aber ein weiterer bedauerlicher Miß stand gezeigt, der den obstruktionistischen Parteien zum Vorteil gereicht, nämlich die Schwierigkeit, die tariffreundlichcn Abgeordneten in Vollzähligkeit zu- sammenzuhaltcn. Die Linke hat es allerdings leicht, die Verhandlungen zu stören, wenn der Besuch des Reichstags auf den Bänken der Mehrheitsparteien zahlreiche Lücken aufweist. Tas Schlimmste aber ist, daß in solchen Fällen die Linke ihre Schuld an der Störung der Sitzungen mit einem gewissen Recht auf die positiven Parteien abwälzcn kann. Die Mehrhcitsparteien haben, daran kann nicht ge zweifelt werden, den festen Willen, die Zolltarif reform zu stände zu bringen, aber sie haben dem gemäß auch die unabweisbare Pflicht, diesen Willen ernsthaft zu bethätigen Wollen sie der Obstruktion Herr werden, so ist es vor allen Dingen erforder lich, daß sie regelmäßig und pünktlich bei den Ver handlungen zur Stelle sind. Die Fehlenden laden eine schwere Verantwortung auf sich und würden vor den« Lande einen sehr üblen Standpunkt haben, wenn durch ihre Schuld noch mehr kostbare Zeit als bisher schon verloren ginge und den Obstruktions parteien zu gute käme. Thun aber sämtliche Mitglieder der zolltarif- freundlichen Mehrheit gewissenhaft ihre Schuldigkeit, die sie durch Uebernahme ihres Mandats als Volks vertreter freiwillig auf sich genommen haben, zeigen sie den festen Willen, die böswillige Verhinderung der parlamentarischen Arbeiten zu überwinden und ein für die Verbündeten Regierungen annehmbares Ergebnis zu erzielen, so dürfen sie der weiteren Ent wickelung der Sache ruhig und mit gutem Gewissen entgegensetzen. Auch die Bäume der Obstruktion wachsen nicht in den Himmel. Die beteiligten Par teien werden es sich am letzten Ende reiflich über legen, ob sie — und sie allein — die Verantwortung dafür tragen wollen und tragen können, daß der Reichstag völlig unverrichteter Tinge auscinander- gcht. Auch in der Kommission ist schließlich die Verschleppungstaktik erlahmt; im Plenum ist das Unternehmen noch schwieriger als bei der kommissari sehen Beratung. Zudem hat unzweifelhaft wenigstens auf freisinniger Seite die ernste Mahnung des Hrn. Reichskanzlers ans die für den Parlamentarismus und seinen weiteren Bestand verhängnisvollen Folgen einer andauernden Obstruktion großen Eindruck ge macht. Einer entschiedenen Bethätigung ihres festen Willens, die Zolltarifreform zu verabschieden seitens der Rcichstagsmehrheit, einer treuen Pflichterfüllung aller ihrer Mitglieder wird auch die jetzt noch unüberwindlich scheinende Obstruktion nicht standhaltcn können. Tagesgeschichte. Dresden, 12. November. Se. Majestät der König jagte heute mit den Herren der Umgebung auf Bärwal der-Revier. Mit Einladungen zu dieser Jagd waren ferner ausgezeichnet worden die Herren Kammerhcrrcn v. Boxbcrg auf Zschorna und Frhr. v Burgk auf Schönfeld, Oberst v. Egidy auf Naunhof, Amtstzauptmann I)r. Uhlemann-Großen Hain und Rittmeister Frhr. v. Palm auf Lauterbach. Am Jagdfrühstück, das mittags 12 Uhr im Walde stattfand, nahm auch Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde mit Höchstihrcn Damen teil. — Heute abend wird die Gemeinde Eisenberg- Moritzburg Sr Majestät dem Könige anläßlich Allerhöchstdcssen ersten Anwesenheit dortsclbst vor dem Königl. Jagdschlösse eine Huldigung bestehend in Lampion und Fackelzug, an dem Vertreter der der Gemeinde, verschiedene Vereine und die Kinder der ersten drei Schulklassen teilnehmen werden, dar bringen. Ter Ort Eisenberg-Moritzburg ist festlich geschmückt. Deutsches Reich. Berlin. Die Kaiserliche Jacht „Hohcnzollern" wird, dem „Standard" zufolge, mit ihrer Eskorte, dem Kreuzer „Nymphe" und dem Torpedobootszerstörer „Sleipner", nach dem Verlassen von Sheerneß nach dem Firth of Forth fahren und das Wiederanbordgchen Sr Majestät des Kaisers in Leith erwarten. — Zu Ehren des scheidenden amerikanischen Botschafters White fand gestern abend unter sehr zahlreicher Beteiligung ein Bankett statt, das einen glänzenden Verlauf nahm. —Die Geschäftsordnungskommission des Reichs tags ist, wie gestern bereits kurz mitgcteilt wurde, von ihrem Vorsitzenden, dem Abg. Singer, zur Entscheidung über den Antrag Bassermann, der die bei der Be ratung des 8 5 des Zolltarifgesetzcs entstandenen prin zipiellen Fragen betrifft, auf morgen früh zu einer Sitzung einberufen worden. Es handelt sich darum, ob über den 8 5 des Zolltarifgesetzcs mit den dazu gestellten Abänderungsanträgen im ganzen oder über jede einzelne der 14 Nummern dieses Paragraphen zu beraten sei. Der Präsident Graf v. Ballestrem hatte das erste Ver fahren vorgeschlagen, der sozialdemokratische Abg. Singer dagegen das zweite beantragt. Dieser Antrag war ab gelehnt, vom Abg. Bassermann aber eine Prüfung der prinzipiellen Fragen durch die Geschäftsordnungskommission beantragt worden. — Der „Berl. Lokalanz." schreibt: Es ist mehrfach behauptet worden, der Reichskanzler Graf v Bülow zeige neuerdings dem Zolltarif gegenüber eine nicht zu verkennende Resignation, sein Interesse für die Vor lage habe nachgelaffen. Demgegenüber scheint cs ange bracht, darauf hinzuweisen, daß in den Foyers des Rcichs- k»gcs die Thatsache viel besprochen wurde, daß gerade in diesen Tagen angesehene Parlamentarier verschiedener Richtungen im Reichskanzler-Palais verkehrt haben. Es kann als feststehend betrachtet werden, daß die dort ge führten Unterredungen den Zolltarif betrafen. — Die „Bcrl Pol. Nachr." schreiben: Mit Recht wird in der Presse der Zollopposition die schutzzöll- ncrische Mehrheit des Reichstags verspottet, weil sich in der Reichstagssitzung vom Montag wiederum Be- schlußunfühigkeit hcrausstellte Es zeugt in der That von einem bedenklichen Mangel an Kraft, Entschlossenheit und Disziplin, daß unmittelbar nachdem man sich nach so langem Zögern endlich zu einem Anträge auf Acnde- rung der Geschäftsordnung behufs Verminderung der Obstruktionsgefahr aufgerafft hatte, nicht einmal 150 Mit glieder der Mehrheit zur Stelle waren. Aendert sich das nicht alsbald gründlich, so ist die Befürchtung nicht abzuweisen, daß die Mehrheit aus eigner Kraft nicht stark genug ist, ihren Willen gegen die freihündlerischc Opposition durchzusctzen, zumal da die geplante Aendc- rung der Geschäftsordnung so spät kommt und überdies nur halbe Arbeit macht. Wenn innerhalb der schutz- zöllnerischcn Mehrheit die Hoffnung gehegt wird, daß, falls ihre eigene Kraft nicht ausreicht, die Verbündeten Regierungen ihr ihre starke Unterstützung leihen werden, so bleibt zu beachten, daß die unerläßliche Voraus setzung für ein Zusammenwirken zwischen den Ver bündeten Regierungen und Rcichstagsmehrheit nach dieser Richtung der Verzicht der letzteren auf alle Forderungen ist, denen die Verbündeten Regierungen im Interesse des Gemeinwohls nicht zustimmen können. Auch nach dieser Richtung liegt daher die Verantwortung bei der schutz- zöllnensch-agrarischen Mehrheit des Reichstages. Diese wird, wenn sie jener Verantwortung gerecht werden will, nicht umhin können, zu der Gestaltung der Zoll tarifvorlage in einer auch den Verbündeten Regierungen annehmbaren Form die Hand zu bieten und zwar ehe es zu spät ist. — Der Abg. vr Hitze (Z.) muß auf ärztliche An ordnung seine Reichstagsthätigkeit unterbrechen und hat sich gestern auf einige Zeit in die Heimat begeben. Die Ursache ist ein Herzleiden, das dem Abg Hitze unter keinen Umständen gestattet, sich den parlamentarischen Arbeiten in der Weise, wie er es gewohnt ist, zu widmen. Zu den Beratungen der Kommission für ge werbliche Kinderarbeit dürfte er jedenfalls nicht mehr zurückkehren Wie die „Voss. Ztg." mitteilt, wird als mut maßlicher Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Präsidenten des Bundesamts für das HeimatS- wesen Wirkl. Geh. Rats Weymann in Reichstags kreisen der geh. Oberregierungsrat im Rcichsamt des Innern I)r. Kelch genannt — An der morgen, Donnerstag, im Reichsamt des Innern zusammcntretcnden Konferenz von Sach verständigen der Kartell- und Syndikatsfrage werden auch Vertreter des Rcichsjustizamts, des preußi schen Handelsministeriums und eine Reihe anderer Res sorts des Reiches und der Einzelstaaten teilnehmen. Ter Zweck der Konferenz ist, wie erinnerlich, eine Aus sprache bez. gutachtliche Aeußerungen darüber herbei zuführen, welche Kartelle und Syndikate in das Bereich der Enquöte gezogen werden sollen, die es zu veranstalten gilt. Es handelt sich also in erster Linie darum, die Methode der zu veranstaltenden Erhebung festzustellen. Diese selbst wird sich voraussichtlich sehr umständlich ge stalten. Es ist die Absicht, sowohl Erzeuger wie Ver braucher zu hören Ganz selbstverständlich wird das Material, das bei dieser Erhebung gewonnen ivird, sehr wcitschichtig sein: es zu sichten, dürste keine leichte Arbeit werden — vor allem eine Arbeit, die zu ihrer Bewältigung eine ganze Spanne Zeit erfordern wird. Posen. Gestern fand hier eine Sitzung der An siedelungskommission statt, welcher der preußische Minister des Innern Frhr. v Hammerstein, der Ober präsident von Westprcußen Delbrück und der Ober- präsidcnt von Posen v. Bitter beiwohnten. Rudolstadt. Die letzte Stichwahl, die zum schwarzburg-rudolstädtischen Landtage vorzunehmen war, hat ebenfalls mit dem Siege der Sozialdemo kraten geendet. Diese besitzen infolgedessen nunmehr 9 von 16 Mandaten und damit die absolute Mehr heit des Hauses, während sie in dem alten Landtage nur durch einen Abgeordneten vertreten waren. Lsttrreich-Ungarn. Wien Abgeordnetenhaus. Im Einlaufe be finden sich Dringlichkeitsanträge der Sozialdemokraten sowie der Christlich-Sozialen über die Vorgänge bei den Landtagsstichwahlcn am 7. d. Mts. im Wiener Bezirke Favoriten, sowie von beiden Seiten ein gebrachte Interpellationen in gleicher Angelegenheit. Die letzteren beantwortend, erklärt der Ministerpräsident vr v Ko erber: Der Befehl zum Eindringen der Sicherheitswache in das Arbciterheim wurde von keinem Polizcibcamten erteilt. Es steht zweifellos fest, daß aus den offenen Fenstern des Arbeiterheims Gläser auf die Straße geworfen wurden. (Lärmende Proteste seitens der Sozialdemokraten, Gegenrufe bei den Christlich- Sozialen. Zwischen einzelnen Abgeordneten beider Par teien kommt es zu stürmischen Streitigkeiten.) Der Mi nisterpräsident versichert, der Sachverhalt werde klar- gestellt werden, es werde geschehen, was Rechtens ist Abg. Perncrstorfer verlangt das Wort, vermag jedoch nicht zu sprechen, da es zu langanhaltendcn, lärmenden Streitigkeiten zwischen den Christlich-Sozialen und den Sozialdemokraten kommt, die sich ununterbrochen Schmäh- rufc und Beschimpfungen cntgegenschleudern. Endlich beantragt Abg. Perncrstorfer, dessen Ausdruck „christlich soziale Fanghunde" neuerlichen Lärm und Streit hcrvor- Lunst und Wissenschaft. finden. U. S. 15 stimme auf stürmisches Verlangen wiederholt werden mußte. Achnliche Wirkung erzielte Chopin - Viardots „I/omclet" mit einer im nw/rs. voce meisterhaft „hin gehauchten" Kadenz, während Berlioz' mehr einer lyrischen Scene als einem Liede gleichende Komposition „I/ubsvnec" einen stärkeren Eindruck nicht hcrvorzurufcn vermochte. Für die Begleitung am Klavier dürfte die Konzcrtgebcrin wohl kaum eine feinfühlig anschmiegcndcrc Künstlernatur als die des Hrn. Prof. Reinhold Herman aus Berlin drastische Karnkatur hat Hans Baluschek in seinem „Landstreicher", der bei winterlicher Kälte über ein Schneefeld wandert, beigestcuert. Noch unheimlicher, als dieser immer noch leidlich gutmütig ausschaucnde Vaga bund, erscheinen die verlumpten Kumpane „an den Hallen in Paris" von Arthur Kampf, der hier aufs neue eine Probe seiner scharfen Beobachtungsgabe und treffenden Charakteristik gegeben hat. Richard Frieses drei Blätter: „Sichernder Schaufler", Vierund vier,zig-Ender" und „Herausforderung" müssen wegen der eminenten Kenntnis des Wildes, die hier zum Vor schein kommt, ein Hochgenuß für jeden Waidmann sein. Dagegen können die zahlreichen meist kleinen Tierbildcr von Karl Kappstcin kaum höher als gute Anschau ungsbilder für den Unterricht bewertet werden — Den Verlag der Sammlung hat die bekannte Berliner Kunst handlung von Ad. O. Troitzsch, Markgrafcnstraßc 57, übernommen und einen Katalog mit verkleinerten Nach bildungen einiger Originale herausgegeben. H A Lier. bis 50 M bewegt, zum Zimmerschmuck Sie haben vor den Besitz einer dekorativ wirksamen Landschaft, die eine Photographien den Vorzug, daß cs Originale sind und ganze Wand angenehm füllt, Wert legen Eine ziemlich 38'^ X 50 cm Umfang giebt cs auch ganz große von 47^ X 71 cm. Die meisten Blätter eignen sich ihrem nicht übertriebenen Preise, der sich zwischen Dramatischer Karneval. I. Wie die Musiker zu beneiden sind, daß sie die un merklichsten Ucbergängc vom tief Traurigen zum toll Lustigen finden, daß sie in wenigen Takten die ganze Fülle einer Stimmung fcsthalten, in irgend einem Ca priccio das Träumerische und das Munterste ancinandcr- rcihcn können Wie glücklich wechseln in Schumann- unsterblichem Karneval Harlekin und Colombine, Kokette und Chiarma, wie entzückend wandelt sich der altehr würdige Großvatcrtanz in den mutig heiteren Marsch der Tavidsbündler wider die Philister! Das möchte manch einer in Worten nachthun, ohne daß sich die Worte seinen Wünschen fügen; das könnte namentlich ein ge plagter Kritiker brauchen, vor dcm Erhabenes und Lächer liches, Gesichter und Fratzen, Gestalten und Spottgeburtcn Konzert. Klofilde Kleeberg und Frau Lilli Leh mann, die gestern einen starkbcsuchten und zugabereichen Liederabend im Vereinshause gaben, sind die beiden zeist-, tempcramcnt- und pocsicvcrwandten Künstlerinnen, deren Wegbleiben aus Dresden als eine wirkliche Lücke im ernsten, gediegenen Konzertleben unserer Stadt em pfunden werden würde. Bedeuten doch ihre, der edlen Pflege des Schönen und Vornehmen, des Anmutigen und Geschmackvollen gewidmeten Darbietungen für die be- qeiftcrten Hörer Augenblicke reinsten und erhebendsten ästhetischen Gcnießens. Nächstdem dient die entzückende -unstausübung dieser Berufenen dem idealen Ziele, den rechten Geist und das Verständnis für das Wesen echter, wahrer Kunst in die Seelen einer bildungsgeneigtcn und bildungscmpfänglichen Jugend zu pflanzen. Denn die Hauptaufgabe, der Hauptwert solch' erfahrener Kunstlchre besteht eben in der Weckung und Beförderung des Be wußtseins für eine wirklich gediegene, unverfälschte Kunst, für die Art ihrer Aufnahme, für die Art der Freude und Befriedigung, die sie für den Hörer im Ge folge haben soll. Nach diesen Andeutungen erübrigt sich fast ein näheres Eingehen auf das Pro gramm des Liederabends. Es sei nur hervorgehoben, daß Beethovens „Adelaide" mit innigster, keuscher Empfindung, R. Schumanns „Mondnacht" und „Nuß baum" mit besonders poesieverklärtcm Ausdruck, R. Strauß' machtvoll ausgreifende Komposition „Befreit" mit hin reißender Steigerung und Schuberts „Erlkönig" mit dramatisch-wirkungsvollster Belebung dargcboten wurden. Neu waren Bungert- dankbares „Serbisches Lied" und Gesänge von Gustav Wahler, von denen die reizende Ablösung im Sommer" mit ihrem filigranartigen Vogel gezwitscher und -gctrillcr im Klavier und in der Sing- Künstlervcreinigung für Originallithographie, Berlin. In den Schaufenstern unserer hiesigen Kunsthand' lungcn, z. B. in denjenigen von Emil Nichter auf der Prager Straße, aber auch im weißen Kabinett des Ernst Arn old scheu Kunstsalons konnte man vor kurzem eine Auswahl zum Teil vortrefflicher Originallitho graphien ausliegcn sehen. Es waren nicht die schon länger bekannten Blätter, die der Karlsruher Künstler bund herausgcgcben hat, sondern ein Pendant dazu aus Berlin, wo sich in letzter Zeit eine eigene „Künstler- vercinigung für Original-Lithographie" gebildet hat, der eine ganze Reihe bekannter und hervorragender Malcr der Reichshauptstadt angehört. Die Sammlung umfaßt bisher 62 Nummern. Jede Zeichnung ist vom Künstler eigenhändig auf den Stein entworfen und, wo nötig, mit selbst gezeichneten Farbcnplatten in Wirkung gesetzt Sämtliche Drucke sind auf der Handpresse hergestcllt und typographisch gleichwertig. Von jedem Blatte wird eine, vom Künstler normierte, beschränkte Auflage gedruckt Der Maßstab ist sehr verschieden; neben kleineren von die Handschrift ihrer Urheber duckt wiedcrgebcn. Die Ausführung verdient durchaus Anerkennung, doch ist die Verwendung der Farbe nicht immer so geglückt wie bei dcm älteren Karlsruher Unternehmen, das auf diesem Gebiete von den Berlinern noch nicht cingeholt worden ist. Der in Berlin vorherrschenden rea listischen Richtung der Malerei entsprechend, bringen die meisten dieser Lithographien Vorgänge aus dcm täglichen Leben, Landschaften und Tierbilder, zur Darstellung. Eine Ausnahme macht nur Martin Brandenburg, dessen „Ritter Olaf" und namentlich das „Sehnsucht" betitelte schwarze Blatt die unglückliche Neigung des Künstlers für das Absonderliche nicht ver leugnen. Auch Ludwig v. Hofmann ist mit seinen badenden „Mädchen am Meer" wieder einmal recht da neben gekommen, ganz abgesehen davon, daß die farbige Ausführung gerade dieses Blattes geradezu mißraten ist. Um so schöner ist Walter Leistikows sowohl als schwarzes, als als farbiges Blatt verkäuflicher „Grune waldsee". Mit den einfachsten Mitteln ist hicr die eigen tümlich melancholische Poesie eines märkischen Waldsees ergreifend ausgedrückt. Noch höher möchten wir jedoch die „alte Mühle auf der Hallig" von Jacob Alberts cinschätzcn. Der Reiz dieses Blattes beruht vor allem in der äußerst geschickten Behandlung der riesigen Luft, von der sich die alte, halbverfallene Windmühle wie ein vorgeschobener Posten der Kultur beinahe plastisch ab- hcbt. Es ist immer das Zeichen einer reifen Künstlcrschaft, wenn es gelingt, aus so wenigem Stoff ein Werk von so packender Stimmung zu gestalten. Der „Rcgenabend" in den Straßen Berlins von Franz Skarbina zeigt ein frisch erfaßtes Stück Leben aus der Großstadt; der Druck ist eine besonders in der Farbe ausgezeichnete typographische Leistung. Theodor Schinkels „alte Eichen" werden allen denen willkommen sein, die auf M 263. 1902. Mittwoch, den 12. November nachmittags. Dresdner Zmmwl iten. di« «pkr von dieser nicht eia» HerauLgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» »achm. » Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. ve»»»»»»«-«: Bei« Bezüge durch die Schaft»»eite innertzaN 5,30 M. (einschl. Nrtru^uug), durch die Voll d» TeuNcheu R.iche > M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Wazelue Nummern 10 Pf. Mrd Zuracksenduna der fit. Ankstndtgnngsgedsttzrr«: Lie Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungS-seite oder deren Rau« 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Pf Ausschlag für die Zelle Unterm Re- daktionsstrich (Eingesandt) die Teztzeile mittler Schrift oder deren Raum KO Pf. Gebühren»Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinendeNummer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite