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Dresdner Journal : 17.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190503176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-17
- Monat1905-03
- Jahr1905
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- Dresdner Journal : 17.03.1905
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Dresdner Vtzugspret«: »ei» Bezug« durch ot« ch,schäst»«eike iunertza» xr«»m- 2,bv M. (ewschl. Ztttragung), durch die V»» im Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgrld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps- wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- geforderten Beiträgt bean- sprucht, so ist dat Postgeld beijusügen- Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Herausgegeben von der König!. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Annahme der Anzeigen bis " o o ' Mittag« 12 Uhr für die nach- Orscheinen: Werltag« nachm. ö Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedrnckt »erden. mittags erscheinende Nummer. AulAu»t,»n,«Gtbktzreu: Die Zeile lleiner Schrift der M 7 mal gespaltenen Ankündi- W W gnug« Seite oder derenRaum »MW W 20 P! Bei Tabellen- VsIIIii IIIlI ^5 WMWWMW W W W W W . daktton«strich,Eniaesandl)0le O64 Freitag, den 17. März nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den in den Ruhestand getretenen nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Fahrgeldkassierer Papsdorf in Dresden daS Verdienstkreuz, den Lokomotivführern I. Klasse Leutritz in Dresden und Winkler in Schneeberg- Neustädtel, sowie dem Oberschaffner Ziller in Dresden das Albrechtskreuz, dem Feuermann I. Klasse Engelmann in Dresden, dem Schaffner Riedel in Chemnitz-HilberSdorf, den Bahnwärtern Albrecht in Blumenau, Kotschik in Marbach und Schiller in Oberzwota, sowie den Weichenwärtern II. Klasse Göbel in Plaum i. V. und Hofmann in Nieder wiesa das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schulkassenvcrwalter Reviersteiger a. D. Ernst Friedrich Schulze in Unterweitzig das Albrechtskreuz zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stratzcnwärter a. D. Ettelt in Ober lichtenau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Hotelier Richard Robert Börner in Leipzig das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Mit Rücksicht auf die bisherige verschiedenartige Schreibweise der Namen der Gemeinden Ober- und UnterheinSdorf (Ober- und UnterhainSdorf) im Be zirke der Amtshauptmannschaft Plauen wird hiermit bestimmt, daß die Schreibweise OberheinSdorf, UnterheinSdorf künftig ausschließlich anzuwenden ist. Dresden, am 8. März 1905. Ministerium des Innern. v. Metzsch. E Ernennungen, Versetzungen »e. im öffent liche« Dienste. Im «eschLftSbereiche de« Ministerium« der Finanz«». Bet der Berg- und Hüttenverwaltung ist ernannt worden: Kuppe als Geschirrschreiber bei der Porzellanmanufaktur zu Meißen Nichtamtlicher Teil. Äus dem Reichstage. Dem Diktator der sozialdemokratischen Partei, Hrn. August Bebel, scheint der Revisionist v. Vollmar zu zahm und zag gesprochen zu haben, denn gestern nahm Bebel im Reichstag selber das Wort zu einer Kritik der Politik des Reichskanzlers, wie sie dem Geschmack und dem Charakter dieses Parteiführers entspricht. Aber Hr. Bebel hatte keinen glücklichen Tag; in seinen Ausführungen griff er bald dieses, bald jenes Thema auf, selbst der längst vergessene und begrabene Königsberger Prozeß mußte her halten, um im Sinne Bebels das Anklagematerial gegen die Regierung des Reiches und Preußens zu vermehren. Im übrigen konnte auch Hr. Bebel nur das wiederholen, was die sozialdemokratische Presse, voran der „Vorwärts", an Beleidigungen und Be schimpfungen gegen die russische Regierung vor getragen und was Hr v. Vollmar bereits in seiner vorgestrigen Rede zusammengefaßt hat. Aber Hr. Bebel hat oft genug in Volksversammlungen ge redet, um zu wissen, wie eine Rede beschaffen sein muß, um auf die zu wirken, für die sie am letzten Ende bestimmt ist, und so redete er sich gestern so lange in künstlichen Zorn hinein, bis ihm weaen schwerer Beschuldigungen, die er gegen die preußische Regierung und gegen den preußischen Justizminister erhob, der Präsident zweimal zur Ordnung rief. Diese zerfahrenen, künstlich geschraubten und agitatorisch zugeschnittenen Ausführungen wurden vom Reichskanzler in ihrer ganzen Hinfällig keit charakterisiert. Mit gewohnter Schärfe er widerte Graf v. Bülow dem Abg. Bebel, der neuerdings sich auf Bismarck beruft, um die v. Bülowsche Politik herabzusetzen, daß Bismarck sehr viel Treffendes und Richtiges über die Sozialdemokratie und ihre Führer geschrieben hat. Das sollte einmal Hr. Bebel im Reichstag vorlesen! Unsere Politik Rußland gegenüber sei keine liebedienerische und knechtische, wie es Hrn. Bebel hinzustellen beliebt. Es sei vielmehr eine Politik, die dem wohlverstande nen nationalen und wirtschaftlichen Interesse des deutschen Volkes entspreche, eine Politik, welche die ruhige, fortschreitende Entwickelung des Reicher auch für die Zukunft sicherstellen wolle. Im Gegensätze zu dieser besonnenen und vernünftigen Politik hat die Sozialdemokratie bei den verschiedensten Anlässen — Doggerbank-Affäre, Beschlagnahme deutscher Handelsschiffe rc. — zum Kriege gegen Rußland gehetzt. Eine solche Sprache muß unser gutes Ein vernehmen mit dem östlichen Nachbar gefährden, muß unsere ganze auswärtige Lage erschweren Eine solche Sprache ist um so törichter, als ihr jeder Nachdruck fehlt, denn vorläufig ist die Sozialdemokratie noch nicht in der Lage, über die Armee und Flotte des Reiches zu disponieren. Die verderbliche Un sitte des deutschen Volks, sich gern in Angelegen heiten des Auslands zu mischen, sich für jeden beliebigen Vorgang im Auslande zu begeistern oder darüber zu entrüsten, hat s. Zt. zu dem Griechen rummel, zu dem Bulgaren- und Burenrummel geführt. Diese verderbliche Unsitte wird von der Sozialdemokratie ins Maßlose erweitert, indem sie sich zum Hofmeister deS Auslands aufwirft. Mit welchem Rechte tut das die Sozialdemokratie? Wie will sie es verant worten, wenn aus einer solchen Haltung einmal ernste Differenzen entstehen? DaS Unsinnigste in dieser Beziehung hat kürzlich eine Stuttgarter Volks versammlung geleistet, indem sie in einer Resolution beschloß, daß man die innere revolutionäre Bewegung in Rußland unterstützen müsse! DaS ist ebenso un sinnig wie gefährlich! DaS deutsche Volk und das Deutsche Reich bedarf einer Prattischen von Besonnen heit und Weitsicht getragenen Politik, die den Inter essen der Gesamtheit entspricht und die Wohlfahrt des Ganzen fördert. Der fanatische Haß gegen Rußland, dem die sozialdemokratische Presse täglich in geradezu lächer licher Weise Ausdruck gibt, ist in der Rede des Abg. v. Vollmar eben wieder einmal deutlich zutage ge treten. In einzelnen bürgerlichen Kreisen pflegt man ständig das Auftreten des bayrischen Sozialdemo- kratenführerS als gemäßigt zu bezeichnen, auch dies mal wird eine solche Behauptung nicht fehlen Aber ist eS „maßvoll", wenn v. Vollmar bemerkt, Deutsch land habe sich vor Rußland tief erniedrigt, und wenn er die Phrasen von „Schergendiensten" und „russischen Bütteln" nachschwätzt? Ist es maßvoll und „neutral", wenn er von einer „hocherfreulichen Entwickelung, welche die Dinge durch Japans Tätig keit genommen haben" spricht? In seinem Hasse gegen Rußland, in seinen revolutionären Bestrebungen ist v. Vollmar genau so fanatisch wie Bebel; er ist nur in seinen Formen gewandter und in seiner Taktik klüger als dieser. Jedoch der bayrische „Ge- nosse" fand in dem Hrn. Reichskanzler seinen Meister, der ihm mit anderen Worten zurief: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wer über aus wärtige Politik mitreden will — so erklärte Graf v Bülow vorgestern im Reichstage mit Recht —, der muß sich von persönlichen Sympathien und Anti pathien freimachen und darf die auswärtigen Tinge nicht durch die Brille der Parteidoktrin betrachten Die Verdächtigung, daß Deutschland in dem ost asiatischen Kriege die Neutralität nicht gewahrt, son dern Rußland begünstigt habe, wurde auch gestern wieder von dem Hrn. Reichskanzler gebührend ab gefertigt. Wir haben keinen Anlaß, die Verletzung der Neutralität gegen Rußland zu nAnschen; denn wir sind angewiesen auf die guten Beziehungen zu Rußland, und daß diese guten Beziehungen in früheren Zeiten und auch jetzt gepflegt wurden und noch werden, ist ein Verdienst des Fürsten Bismarck und der gegenwärtigen deutschen Staatsleitung. Wenn im Reichstage sich eine große Mehrheit für die v. Vollmarsche Resolution betreffend die Aufhebung der Ausliefcrungsverträge ausspricht, so kann das wahrlich nicht imponieren; denn das Weiter bestehen dieser Abmachungen ist eine politische Not wendigkeit. Die Behauptung, die Verträge seien im Jahre 1885 als ein Akt der Liebedienerei gegen Rußland gemacht worden, ist falsch. In diesem Jahre stand vielmehr die deutsche Politik in Europa auf der Höhe ihrer Stärke, und unsere Beziehungen mit Rußland waren nach den augenblicklichen Ver stimmungen im Jahre 1879 in einem Zustand, wie er günstiger nicht gedacht werden konnte: er beruhte auf gegenseitigem Vertrauen und gegen seitiger Sicherheit in den Beziehungen, so daß der eine vor dem anderen sicher war, nicht angegriffen zu werden. Wenn nun im Jahre 1885 die Aus lieferungsverträge geschlossen wurden, so lag das voll kommen im eigenen Interesse; es war daS der Aus gang des Versuchs, eine internationale Vereinigung der Staaten gegen den internationalen Anarchismus und Nihilismus zustande zu bringen, d. h. gegen die internationale Revolution, die den Mord des Kaisers Alexander II. herbeigeführt hatte. Und wenn be schlossen wurde, in Gemeinschaft gegen die inter nationale Revolution vorzugehen, so entspricht das unserem Interesse ebenso wie dem russischen; denn wir haben kein Interesse, daß die internationale Revolution das deutsche Terrain benutzt, um von da aus seine Intrigen gegen Rußland zu spinnen. Fürst Bismarck hat diese Stellung Deutschlands gegenüber Rußland immer verstanden und mit Richtigkeit ge pflegt, und unsere guten Beziehungen zu Rußland haben überhaupt erst die große Politik des eisernen Kanzlers in den Jahren 1864, 1866 und 1871 er möglicht. Daher kann man nur wünschnn, daß die deutsche Regierung an dieser ihrer bisherigen Politik festhalten möge. Der Aufstand in veutsch-Sü-westafrika. Nach Meldung des Generals v. Trotha vom 14. März ritt Oberleutnant Graf ».Schweinitz am 17. Januar von Otjimbinde über Otjosondjou zur Auf klärung des Sandfeldes in Richtung Buschmann-PütS am Omuramba ab und erreichte am 1. März Groot- fontein. Er stellte 40 km östlich Otjituo eine Herero- bande mit Pferden, Vieh und Gewehren fest. Haupt mann v. Hornhardt, der auf Rietfontein vorgestoßen war, fand die dortige Gegend vom Feinde frei und kehrte nach Gobabis zurück. Im Hererolande ist nunmehr folgende Stations besatzung in Kraft getreten: Otjimbinde 11 Kompanie, 6. Batterie, Epukiro 9 Komp, Hälfte 4. Battr, Gobabis 1. und 4. Komp., Hälfte 4 Battr , 2 Maschinen-Kanonen, Komas 7. Komp, Otjihangwe 5 Komp. Im Bezirk Grootfontein 3. und 10. Komp, Halbbattr Madai, in Waterberg 8. Komp, Outjo 6. Komp., sämtlich vom Feldregiment 1. In Otjosondu, Owikokorero, Otjosasu, Gr. Barmen, Otjimbingue und Omaruru befinden sich Etappentruppen. Im Süden haben sich die bisherigen Nachrichten von einem Abzüge der Witbois in südlicher Richtung nur teilweise bestätigt Die Verfolgung der Hottentotten bande, die am 4. März zwischen Zwartfontein und Wit- kranz einen Wagentranspott überfallen hatte, konnte von der 2. Kompanie Feldregiments 2 nicht durchgeführt werden, da am Elefantenfluß kein Wasser vorhanden war Der 150 Gewehre starke Feind flüchtete in Richtung nach Osten. Am 6. März zeigte sich eine starke, be rittene, feindliche Abteilung vor Gochas, verschwand aber bei beginnendem Attilleriefeuer. Gefangene sagen aus, daß Hottentotten an der Mündung des kleinen Nossob-Flusses und bei Geiab sitzen, wo Wasser und Tschamas (eine Art Wassermelone) knapp seien. Der Posten in Aminuis meldet, daß der katholische Mis sionar Peter Jäger am 2. März an der Ostgrenze von Hottentotten ermordet worden sei. Zwei Hottentotten jungen, die dem Feinde vor 14 Tagen entlaufen und zu ihrem Dienstherrn nach Kub zurückgekehrt sind, geben gleichfalls an, daß sie Hendrik Witboi, Simon Köpper und Manasse Noreseb von Hoachanas am Zusammenfluß des großen und kleinen Nossobflusses ver lassen haben. Hendrik Witboi hätte gegen Stampriet- fontein, Simon Köpper gegen Gochas vorgehen wollen. Hendrik Witboi sei durch zwei Schuß in Fuß und Kreuz verwundet, sein Sohn Isaak durch einen Granatsplitter am rechten Auge. Major v. Estorff ist angewiesen, mit seiner neu gebildeten Abteilung (3, 6. Komp Regts. 2, 3 Batterie, 1. Masch.-Gewchr-Abt) am 15. März von Gobabis den Nossobfluß abwärts vorzurücken, um mit Major Meister zusammenzuwirken. Ob Meister mit stärkeren Kräften vom Auobfluffe nach Osten bis zum Nossobflusse wird durchstoßen können, erscheint mit Rücksicht auf den Wasser mangel zweifelhaft. Die Abteilung Zwehl griff am 7. März nochmals die Hottentotten am Hudup an, wo von neuem eine Bande sich gebildet hatte. Diesseits sind keine Verluste zu verzeichnen, die feindlichen sind unbekannt, sollen aber groß sein. 350 Stück Großvieh, 700 Stück Kleinvieh wurden erbeutet. Hauptmann v. Zwehl, der aus Verpflegungsrücksichten nach Gibeon zurückgekehrt war, ist angewiesen, die Säuberung des schwierigen Berggeländcs in Nord bethanien im Zusammenwirken mit der um Maltahöhe stehenden 2. Ersatzkompanie erneut aufzunehmen Im ersten Gefecht am Hudup sollen am 2. März 26 Hotten totten gefallen sein, darunter drei Vormänner. Cornelius (ein Unterkapitän der Bastards) und Kamadam (ein Kapitän der Nordbethanier) mit 400 Be- thaniern und Witbois wollen anscheinend die Aruab- oder Tiras-Berge erreichen. Von Cornelius geflohene Bastards sagen aus, daß dieser von Hendrik Witboi Befehl erhalten habe, mit seinen etwa 400 Kriegern in die Karas-Berge zu ziehen, während Weiber und Kinder in Wersten in den Arurab-Bergen bleiben sollen Leutnant v. Trotha meldet vom Keitsub-Fluffe, daß die Kinder der Farmer Dendlinger und Levangut aus Bethanien und der Holländer Benade befreit seien. Die Abteilung Kamptz hat am 9. März, im Vor marsch von Kcetmanshoop, die Gegend östlich Hurub erreicht und am 10. auf Saumpfaden den Marsch auf Rurudas, im Mittelpunkte der Karasberge gelegen, fortgesetzt. Sie hat ihre Pferde nach Hurub zurück gesandt und befördert Geschütze und Maschinengewehre auf Tragtieren Nach einer weiteren Meldung Generals v Trotha vom 15. März stieß Hauptmann v. Koppy am 10. abends am Südausqang der Schluchten von Nurudas auf die Bande von Morris und stürmte die feindliche Stellung Am 11. März vormittags ging die Abteilung des Majors v Kamptz am Nordausgang derNurudas- ünnst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 16. d M: „Die Folkunger." Große Oper in vier Allen von S. H. Mosenthal. Musik von Edmund Kretschmer. Daß die Entschließung der Könial. Gcneraldirektion unseres einheimischen Meisters erfolgreichste Opern schöpfung dem Spielplan wieder einzuverleiben, allseitiger Zustimmung sicher sein würd?, war vorauszusehen Daß sich indessen die Aufnahme des schönen Werkes so warm und herzlich gestalten würde, wie es der Fall war, über traf noch unsere Erwartungen. Kommen dabei auch selbstverständlich Beweggründe persönlicher Art mit in Anrechnung, Sympathien für den im Hause anwesenden greisen Komponisten, der denn auch am Schluffe gerufm wurde, so wird man doch nicht verkennen dürfen, daß da» entscheidende Moment denn doch die Lebens kraft ist, die dem Werke innewohnt Und diese Lebens kraft finden wir in den Imponderabilien, die ihm eigen find. Den idealen Gehalt de» Mosenthalschen Libretto« erfaßt und herausgehoben zu haben, das ist eS, wa» wir Edmund Kretschmer zum besonderen Verdienste anrechnen. Damit aber gab er seinem Werke jene Wette, die ihm die Sonderstellung im Schaffen der Periode, der «S entstammt, gewann, und di« erst klar erkenntlich wird. wenn man es mit anderen Opern- schöpfunam der gleichen, zwischen dem Wagner de» „Loyengrin" und „Tannhäuser" und der spezifisch großen Oper Meyerbeer» paktierenden Richtung ver gleicht Mit dem Erfassen und Betonen de« idealen Gehalt» de» Textbuch», der Verherrlichung von König». Neue und Vaterlandsliebe gewann sich Kretschmer selber rin ihn begeistrrnde« Moment, seine Musik ward empfundene, nicht ersonnene. Und dies«» begriftrrnde Moment ist es auch, dem sich die Darsteller, so ost wir nur die Oper sahen, niemals zu entziehen vermochten, insonderheit natürlich die Vertreter der tragenden Rollen. Auch diesmal empfand man eS wieder, wie sehr alle mit Lust und Liebe an ihre Aufgaben gingen. Als erstmalig in der Pattie de« MagnuS auftretend, nennen wir zunächst Hm. v. Bary, dem wohl alsWagnersängerneuzeitlicherObservanz die allenthalben melodische Führung der Stimme in der Pattie noch ein wenig zu schaffen machte, der aber da für in der Herausardeitung der dramatischen Momente bereits Hervorragendes leistete und ein Vertreter der Rolle zu werden verspricht, der seinesgleichen sucht Frau Wittich verkörperte hoheitsvoll und doch gemütswarm die sympathische Gestalt der Maria, und rühmlichst stand ihr Frl. v. Chavanne als Kann zur Seite Ober Hrn Scheidemantels Lar« find für alle mit dm „Folkunaern" Vertraute die Akten längst geschloffen. Er ist sozusagen eingrlebt in diese prächtige Rolle. E« bleiben dann noch rühmend zu erwähnen Hr. RainS al» Sten, Hr Nebuschka al« An«gar, Hr. Plaschke al« Bengt -c. Die musikalische Leitung führte mit bewährter Umsicht Hr. Kapellmeister Hagen. O. S Königl. Schauspielhaus. Am 16. d M.: „Don Carlo«, Jnfant von Spanien". Dramatisches Gedicht in fünf Akten von Fr. Schiller. (Reu ein studiert) Die Neueinstudierung de« „Don Carlo«", die durch Einfüaung seither gestrichener Szenm dm Gang der Handlung schärfer herau«zuhebm und zu verdeutlichen sucht, erfordert eingehend« Besprechung und gibt zu mancherlei Bedenken bezüglich der Besetzung Anlaß Doch empfiehlt e« sich, eine Wiederholung abzuwattm, bei ver hoffentlich die großen Hauptfzmen und di« Epi soden der Erfindung fester, leichter und vor allem rascher ineinandergrrifen werden. Di« gestrig« Vorstellung hatte ja in erster Linie den Zweck, dem derzeitigen Gast unseres Schauspiels, Hrn. Lothar Mehnert, Gelegen heit zu geben, sich in einem klassischen Drama und in einer Gestalt von innerer wie äußerer Bedeutung zu be währen. Der König Philipp des Leipziger Künstlers war ohne Zweifel eine mit Konsequenz und starkem Kraftaufwand durchgefühtte Rolle. An mehr als einer Stelle wuchs Hr. Mehnert über die sichere Routine, die überlieferungs gemäße Starrheit des spanischen Herrschers hinaus und hatte Augenblicke von impulsiver Leidenschaft und über zeugendem Ausdruck, innerer Bewegung in Mimik und Ton Im ganzen zeigte sich sein Philipp stärker, männ lich rauher, als die meisten Verkörperungen de« König«, die ich gesehen habe, im besonderen kräftiger, als die Auffassung, an die un« Hr Wime gewöhnt hat. Dafür aber kamen zahlreiche Feinheiten und stimmungsvolle Einzelheiten in Wegfall; ein Hauch der Trockenheit lag allzu ost über der Gestalt; das Organ de« Darsteller« bedingt, wie es scheint, die spröde Eintönigkeit, die schon beim Röcknitz und Clavigo-Carlo« vorherrschte. Alle« in allem überzeugte auch die Wiedergabe de« König Philipp nicht davon, daß der ernste und routinierte Künstler der Charakter spieler großen Stil«, der Darsteller von belebender wandlung«sähiger, geistig vertiefter Gestaltungskraft sein könnte und würde, veffen unser Schauspiel beoarf. Ver hält sich» ander», hat Hr Mehnert Eigenschaften und 'Vorzüge rinzusetzen, von denen in den vier Rollen, in denen ich ihn gesehen habe, nicht» zu verspüren war, so bleibt e« bedauerlich, daß man keine Gelegenheit hatte, einen anderen Eindruck zu gewinnen Adolf Stern Die Erwartung eines Erlöserkönigs im Alten Orient * Auch die altorientalische Welt hat eine Erlöser- crwartung. Sie steht in innerer und äußerer Beziehung zu der biblischen Messiashoffnuna Der Unterschied liegt in der Qualität des GotteSbcgnffs: im Alten Testament richtet sich die Hoffnung nicht auf die in dem Gestirn lauf sich kundtuende Epiphanie, sondern aus den in der religiösen Erfahrung und in der Weltgeschichte sich offen barenden Gott, die Erlöserhoffnung selbst ist vom physiko- teleoloaischen auf das sittliche Gebiet übertragen. Im Alten Orient zeigt sie sich zuerst in der Lehre vonden Weltzeitaltern im Zusammenhang mit dem Kalender mythus. Diese Lehre ist nicht, wie angenommen wird, persischen Ursprungs, sondern findet sich als fertige Vor stellung bereits in dm ältesten babylonischen (und ägyptischen) Urkunden. Alle spekulativen Berechnungen kommen aus die Frage hinaus: Wann wird das Zeitalter der Voll kommenheit eintreten, dessen Zustand den Zuständen der Urzeit entspricht Sonne, Mond und Venu« haben ihre Umlauf»z«it — das sind die kleinen Zeitabschnitte Den großen Zyklus, das Weltjahr, bestimmt der Kreis lauf de« Frühling-äquinoktialpunkt«, der sich fortgesetzt verändert und in je 22 000 Jahren um den 12. Teil de« Tierkreise« rückläufig gegen dm'scheinbaren Jahre«- lauf der Sonne im Tierkreis sich bewegt (Präzesfion). Wenn er seinm Umlauf vollendet hat, »st ein Welten jahr abgelaufen Dieser Umlauf schließt eine Wasserflut und eine Feuerflut in sich. Der Früklmgspunkt muß durch die Wafferreaion und durch die Feuerregion, den südlichen und nördlichen Teil der Ekliptik, die sich zur *) Rach einem zum Besten der Vorderasiatischen Gesell- schäft im ksnigl Belvedere von Pfarrer luv. vr A Jeremias« Leipzig gehaltenen Bottrag
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