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Dresdner Journal : 26.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190504264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-26
- Monat1905-04
- Jahr1905
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- Dresdner Journal : 26.04.1905
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vez«»»Pret«: »«im Bezüge durch di« tanertzak» Dresden» 2,80 M (tinschl. Zutragung), durcb die im Teut,chen Reiche 8 M. (au-schlichllch Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- geforderten Beiträge bean- si> nicht, so ist da- PostgeU» beizufügen. Dresdner Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werftag« aachm 8 Uhr. — Originalderichte »nd Mitteilungen dürfen nnr mit voller Quellenangabe uachgedrnckt »erden. L»kü«»tgu»«»»ebk-re»: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi» gung» Lklie oderderenRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zlffernsap ü Ps. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSslrich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 80 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Nnnahme der Anzeigen bi« mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^Z95 Mittwoch, den 26. April nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Dresden, 26. April. Ihre Majestät die Königin-Witwe sind heute vormittag 11 Uhr 19 Min. von Brüssel nach hier zurückgekehrt und haben die Königliche Villa Strehlen bezogen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberlehrer und Stellvertreter des Direktors der Bürgerschule in Meerane, Franz Heinrich Richard Heckel, das Verdienstkreuz zu verleihen Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Kultus u. östenu. Unterricht». Erledigt: die dritte ständige Lehrerstelle in Staucha. Kollator: Ministerium des Kultus :c. 12bO M. Stellengehalt, freie Wohnung und Garten- genuß; für etwa nötig werdende musikalische Aushilfe im Kirchen- dienste zahlt ier Kirchenvorstand jährlich 100M widerruflich. Für den Kirchendienst befähigte Bewerber wollen Gesuche mit sämtlichen Prüfung-- und AmtSsührungszeugnisscn und dem MilitärdienstauSweise an den Kollator richten und bis zum 7. Mai bei dem K. Bezirksschulinspektor in Meißen einreichen. (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Vie auswärtige Politik -er vorigen Woche. Die Feier des Osterfestes ist vorübergegangen, ohne daß sich damit das Gedächtnis an eine ent scheidende Wendung in den großen Fragen der aus wärtigen Politik verbindet. Die leichtbeschwingte Hoffnung vieler französischer und auch mancher deutschen Blätter, daß die über Marokko ent standenen Schwierigkeiten durch einige freundliche Gespräche in Berlin und Paris rasch zu beheben seien, wird so bald nicht in Erfüllung gehen. Bei der fortdauernden Neigung der Pariser und Londoner Presse, die diplomatische Lage zu verwirren, erscheint es nützlich, nochmals die letzten tatsächlichen Vor gänge festzustellen, die sich zwischen Deutschland und Frankreich in der marokkanischen Frage ab gespielt haben Am Donnerstag, 13. April, abends, bat der Minister des Äußern, Hr. Delcass«, nach einem Tiner in der deutschen Botschaft zu Paris, den Botschafter Fürsten Ra dolin um seine Auf merksamkeit für ein Gespräch über Marokko. Die Bemerkungen, zu denen Hr. Delcass« hierauf das Wort nahm, bewegten sich durchaus in dem Ge dankengang seiner jüngst im Senat nnd in der Teputiertenkammer verlesenen Erklärung, enthielten also in der Sache nichts Neues. Ein Fortschritt war nur insofern zu erkennen, als der Minister in Aussicht stellte, er werde durch den Botschafter Frankreichs in Berlin, Hrn. Bihourd, weiteres er klären lassen. Am Montag, 17. April, zeigte der Botschafter schriftlich dem Auswärtigen Amt seinen bevorstehenden Besuch an und am Dienstag, 18. April, entledigte er sich seines Auftrags. Es scheint aber nicht, als seien die Hrn. Bihourd er teilten Vollmachten für die Eröffnung eingehender sachlicher Unterhandlungen zwischen den Regierungen von Berlin und Paris ausreichend gewesen. Es könnte sein, daß Hr Delcass« seinen Botschafter nur so weit gehen ließ, um in der Kammer dem Vorwurf verstockten Stillschweigens ausweichen zu können. Eine Klärung hat der Schritt des Hrn. Bihourd jedenfalls nicht herbeigefübrt Vielleicht ist es überhaupt nicht mehr möglich, die Streitfrage so nebenher in deutsch französischen Sondcrbesprechungen zu erledigen, denen Hr. Delcass^ gern den Inhalt eines nachträglichen Beitritts unserer Politik zu den britischen Zu geständnissen an Frankreich in Marokko ' geben möchte. England mag zu diesem übrigens nicht einmal endgültigen politischen Verzicht in Nordwest afrika seine Gründe gehabt haben. Es wollte unter anderen Dingen seine Stellung in Agyten durch vertragsmäßige Billigung Frankreichs anerkannt sehen. Uns kann Frankreich solche Wünsche nicht erfüllen, weil wir gar keine Wünsche haben, zu deren Durchsetzung wir einer französischen Mithilfe bedürften. Auch in Marokko selbst erstreben wir keine Sondervorteile und sind für die dort von uns verfolgte Politik der Erhaltung des bestehenden Zustands keineswegs auf die wohlwollende Ge nehmigung des Pariser Kabinetts zu unseren Schritten angewiesen. Vielmehr ist es umgekehrt Frankreichs Aufgabe, sich die Zustimmung der an der Erschließung des Scherifischen Reiches wirtschaft lich interessierten Staaten zu sichern, wenn eS ein bisher dem freien Wettbewerb offen stehendes Land in eine französische Provinz umwandeln will Man wird in Paris auf die Dauer der Einsicht nicht widerstreben können, daß die marokkanische Frage kein deutsch-französischer Zwischenfall bleiben, daß sie nicht in ernsten Streit zwischen zwei festländischen Großmächten ausarten darf. Den Nutzen eines tiefer gehenden Zerwürfnisses würde England, den Schaden davon ungleich mehr als Deutschland gerade Frank reich selbst haben. Der natürliche Ausweg au^ der Sackgasse, in die Hr Delcass« mit seinem Versuche eines marokkanischen Unternehmens ohne, ja gegen die Zustimmung des stärksten Nachbarstaats der Republik in Europa geraten ist, wäre ein Gedanken austausch Frankreichs mit der Gesamtheit oder einer Mehrheit der Signatarmächte der letzten Marokko- Konferenz vom Jahre 1880. Diesen Ausweg sollte die französische Presse offen zu halten suchen, statt die falsche Behauptung auszuspielen, es handle sich dabei um einen Wunsch Deutschlands, der von den anderen Mächten bereits abgelehnt worden sei. Soweit zur Herbeiführuna einer internationalen Aussprache angesichts des Zauderns der fran zösischen -Diplomatie bereits von der deutschen Schritte eingeleitet sein sollten, können diese Vor bereitungen durch einige stark verspätete Worte des Einlenkens bei einem Diplomatenempfang in Berlin ebensowenig rückgängig gemacht werden, wie die Entsendung des Grafen Tattenbach von Tanger an den Hof des Sultans in Fez. Zum Beweise dafür, wie tief in Frankreich bereits die Vorstellung Wurzel gefaßt hat, daß Marokko als Vasallenstaat der Republik zu behandeln sei, mag das Erstaunen eines Pariser Blattes dienen, das über diese Ge sandtschaft bemerkt, offenbar wolle Sc. Majestät der Kaiser unmittelbare Beziehungen zur marokkanischen Regierung anknüpfen. Als ob dies nicht der her gebrachte Zustand wäre, den Frankreich unbcfugtcr- weise abändern möchte. Deutschland hat bei seinem Vorgehen das Völkerrecht für sich, sowohl dessen allgemein anerkannte Regeln, wie auch besondere über Marokko früher getroffene und noch in Kraft befindliche Abmachungen. Frankreich stützt sich auf Vorrechte, die ihm nicht von der Gesamtheit der beteiligten Staaten, sondern nur von England und Spanien verbürgt worden sind — ver bürgt durch freies Gewährenlassen, nicht in dem Sinne tätiger Mithilfe ^ur Errichtung einer franzö sischen Schutzherrschaft in Marokko Alle deutsch feindlichen Zeitungsartikel der englischen Presse können darüber nicht hinwegtäuschen, daß die amtlichen Kreise Großbritanniens sich bisher einer öffentlichen Partei nahme für Frankreich enthalten haben. Sogar Hr. Chamberlain, der durch amtliche Rücksichten bis auf weiteres nicht gebunden ist, hat auf dem Parteitage der liberalen Unionisten zwar das herzliche Einver nehmen Englands mit Frankreich im allgemeinen ge priesen, die Erwähnung der marokkanischen Frage aber als eines Prüfsteins für dieses Einvernehmen absichtlich vermieden. Hr. Chamberlain hat u. a be merkt, die Eigenschaften des englischen und des fran zösischen Volkes ergänzten sich gewissermaßen. Aber trotz alles Chauvinismus gibt es auch bei unserem Nachbarn nicht viele Politiker, die für Frankreich nach der Ehre dürsten, Englands „kontinentales Schwert" zu werden, eine Aufgabe, die bekanntlich vor dem Abschluß des englisch-japanischen Bündnisses uns Deutschen gegen Rußland zugedacht war. Die Sorge, daß es sich bei dem britischen Großmut in Marokko weniger um die Überlassung greifbarer afrika nischer Vorteile an Frankreich als um die Zerrüttung seiner europäischen Beziehungen handeln könnte, be unruhigt, wie die letzten Kammerverhandlungen gezeigt haben, auch solche französischen Politiker, die nicht zu den persönlichen Gegnern des derzeitigen Ministers des Äußern gehören. Überhaupt ist die Stellung der Republik zwischen dem russischen Bündnis auf der einen und der englisch-japanischen Gruppe auf der anderen Seite allmählich schwieriger geworden. Erst jüngst hat sich Japan über die Hilfe beklagt, die von Saigon aus der gegen die Formosastraße vor rückenden russischen Flotte zuteil geworden ist. Das Geschwader des Admirals Roschdjestwenski hat allerdings nicht in Saigon selbst, sondern in der Kamranhbucht gelegen, soll aber aus Saigon mit Kohlen und allen sonstigen Vorräten für eine Fahrt bis Wladiwostok versehen worden sein. Das Kriegs schiff „Orel" hat nach japanischer Auffassung, länger als völkerrechtlich zulässig war, im Hafen von Saigon gelegen. Der russische Kreuzer „Tiana", der seiner zeit aus Port Arthur entkam, liegt noch in den dortigen französischen Hoheitsgewässern Ter in Saigon kommandierende französische Admiral hat mit seinem Flaggschiff dem russischen Kollegen in der Kamranhbucht einen Besuch gemacht. Über alle diese Vorgänge bringt gerade das englische Nach- richtenburcau Reuter aus Japan gereizte Meldungen, die mit Vergeltungsmaßregeln Japans, Nichtbeachtung der französischen Neutralität und künftiger Feind schäft drohen. Tie Tonart dieser Nachrichten ist absichtlich und künstlich verschärft. Es scheint aber, als kämen die japanischen Anfeindungen der franzö fischen Admiralität im Grunde nicht ganz ungelegen, weil sie unter Hinweis darauf eine weitergehende Unterstützung der russischen Schiffsbewegungen ab- lehncn kann. Auch für Japan kommt weniger eine Genugtuung wegen bisheriger Neutralitäts brüche zugunsten Rußlands als eine Warnung vor künftigen in Betracht Tie Pariser Presse behandelt in dem Bewußtsein, daß keine ernstliche Spannung vorliegt, die Vor würfe der japanischen Blätter von oben herab. Nach neueren Meldungen ist die Sache inzwischen dahin gediehen, daß der japanische Gesandte in Paris, Motono, dem Minister Delcass« einen Besuch abge stattet hat, dem indessen der Charakter einer for mellen japanischen Protesterklärung gegen die an gebliche Verletzung der Neutralität durch Frankreich abgcsprochen wird. Hr. Delcass« hat den Vertreter Japans über die von diesem geäußerten Besorgnisse beruhigt und sie als durch keine Tatsache gerecht fertigt erklärt. — Mehr als schnell vergessene see rechtliche Zwischenfälle wird in Frankreich die Frage nach der ferneren Entwickelung der britisch japanischen Bündnisbeziehungen erörtert. Man hat auch hinreichenden Anlaß dazu, nachdem kein Geringerer als Hr. Chamberlain bei seinem oben erwähnten öffentlichen Auftreten diese Frage ange schnitten und mit gewohnter Entschiedenheit in dem Sinne gelöst hat, daß eine wechselseitige defensive Verständigung zwischen England und Japan auf un begrenzte Zeit als beste Friedensbürgschaft in Ost asien z» betrachten sei. Wie wenig eine solche Ent Wickelung nach dem Geschmack der Franzosen sein würde, hat alsbald bei Besprechung der Rede Cham berlains im Stil eines «nt'unt terribl« das „Journal des DebatS" verraten, indem cs erklärte, es müsse für Japan gleichgültig sein, ob Indien im britischen Besitz verbliebe oder unter russische Herr schaft gelange. Die von Chamberlain vorgeschlagene Verbindung könne den Japanern nur nützen, wenn Rußland früher oder später einen Äer geltungskrieg gegen sie führen sollte. Dazu würde aber gehören, daß Rußland auf ein Vor dringen gegen Indien verzichte, und wenn dies geschähe, dann brauche wieder England das Bündnis mit Japan nicht. Eigentlich ist damit gesagt, daß Japan sich der von Frankreich gewünschten russisch englischen Annäherung in Asien in den Weg stelle, wenn es die Verlängerung seines Bündnisses mit Großbritannien betreibe. In Tokio scheint man für diese französischen Sorgen kein Verständnis zu haben Programmwidrig vom Standpunkt des englisch fran zösischen Einvernehmens war es schon, daß Japan während des Krieges seine Beziehungen zu Deutsch land wieder mehr zu pflegen begann, wofür in der Aufnahme des Prinzen Karl Anton von Hohenzollern, in der Entsendung des Prinzen und der Prinzessin Arisugara zur Hochzeit des Kronprinzen und in anderen Dingen Beweise vorliegen. Programmwidrig vom Standpunkt der französischen Vorherrschafts ansprüche im ganzen Becken des Mittelmeers würde es auch sein, wenn Japan die bereits angekündigte Absicht verwirklichen sollte, eine diplomatische Vertretung beim Sultan der Türkei zu errichten Wie wäre es mit einer Gesandtschaft Japans beim Sultan von Marokko ? Wir würden nichts dagegen haben, wenn dort die Japaner mit eigenen Augen sich überzeugen wollten, daß ihr Mißtrauen gegen Deutschlands marokkanische Politik grundlos ist, daß vielmehr Frankreich für das Reich des Schcrifen dieselbe Monopolstellung an strebt, die Japan in der Mandschurei gegen Rußland bekämpft hat. In Abessinien, wo ähnlich wie in Marokko der Grundsatz der offenen Tür in Frage steht, kann Hr Teleass« der ersprießlichen Wirkungen des Einver nehmens mit Großbritannien noch immer nicht froh werden. Wenn wirklich Lord Lansdowne, der jetzt seinen Osterurlaub antritt, für die Regelung der äthiopischen Eisenbahnfrage greifbare Zugeständnisse für seinen bedrängten Pariser Kollegen bereit hält, so läßt doch der Abschluß der in London geführten französisch englischen Unterhandlungen lange genug auf sich warten, um der Verbreitung unliebsamer Meldungen Tür und Tor zu öffnen. Ein Teil der englischen Presse sucht in den abessinischen An gelegenheiten Teutschland gegen Frankreich aus zuspielen. Das wird in dem dabei beabsichtigten Sinne kaum gelingen. Wenn aber Londoner Blätter betonen, daß uns auch in Äthiopien das Recht, einen Anteil an der Erschließung wirtschaftlich wertvoller Gebiete zu begehren, nicht verkürzt werden dürfe, so finden wir dagegen nichts einzuwenden Es mag Kunst nnd Wissenschaft. Nefidenztheatcr. — Am 25. d. M : „Bruder Straubinger." Operette in drei Akten von M West und I Schnitzer. Musik von Edmund EySler. Die gestrige erste Aufführung der vom vorigen Sommer her bekannten (aus den Centraltheater-Vor stellungen) Eyslerschen Operette machte ersichtlich den Eindruck einer in übermäßiger Eile betriebenen Einstudie rung. Alles war unfertig an ihr, da« Wirken der Solisten, wie das des Chore»; überall nahm man Unsicher heiten wahr, die allerdings entschuldbar sind, wenn man daran denkt, daß das Personal der Operette seine Kräfte im verflossenen Winter bis an die Grenze des Möglichen hat anspannen müßen. Daß unter diesen Umständen der gegenwärtige Gast des Residenztheater», Hr. Alexander Girardi, künstlerisch nicht in dem Maße auf seine Kosten kam, wie sein prächtiges Spiel und die nicht minder vortrefflich durchgeführte musikalische Aufgabe der Titelrolle e« verdient hätten, darf nicht ver wundern. Die Kritik ist darauf angewiesen, eine der Wieder holungen de« Werke« zu besuchen, um an ihr die Quali tät der Residenztheaterausführung dieser Operette sicherer festzustellen, al« eS nach dem gestern Gesehenen mög lich »ar Der Beifall, den da« Werk fand, war enthusiastisch; man ließ di« Künstler, in«besondere Hrn. Girardi, nicht entgelten, daß die Aufführung geschlossener, im Gesamt- «indruck wie in Einzelheiten lebendiger und farbiger, vor allem aber sicherer hätte sein können ,. Die bisherigen wissenschaftlichen Erfahrungen über die Genickstarre. Die Genickstarre, die jetzt wegen ihre» epidemischen Auftretens, übrigens nicht nur in Deutschland, so viel von sich reden macht, ist eine Krankheit, die zu der Gruppe der Gehirnhautentzündungen gehört und unter diesen eine ähnliche Stellung cinnimmt wie der akute Gelenkrheumatismus unter den übrigen Gelenkentzündungen. Das Wesentliche bei diesen beiden Krankheiten ist ihr epidemisches Auftreten. Die Gehirnhaut stellt die Um hüllung des Gehirns dar, die sich in gleicher Weise als Umkleidung des Rückenmarks fortsetzt Sie besteht aus einer serösen Oberfläche und einem darunter befindlichen losen Bindegewebe, das die Blutgefäße für das Gehirn und das Rückenmark enthält. Daraus erklärt eS sich be reits, daß eine Erkrankung der Gehirnhaut stets auch eine solche des Gehirns selbst bedeutet. Die Krankheits keime können auf verschiedene Art in diesen Körperteil gelangen, entweder durch das Blut oder durch den Über griff ansteckender Vorgänge von benachbarten Organen. Hauptsächlich sind e» drei Lebewesen aus der Gruppe der Bakterien oder eigentlich der Kokken, die zu solchen Krankheiten Veranlassung geben: der knsuwocoeeus, der Ltreptoeooeus und der Diplococcus intrnceUulnris rusninuitackis. Der letztere wurde zuerst im Jahre 1887 von Weichselbaum beschrieben und 1895 von Jaeger als Erreger der epidemischen Gehirnentzündung oder der Genickstarre genannt Der Diplococcus hat die ver gleichsweise gute Eigenschaft, eine schwache Lebens fähigkeit zu besitzen, aber dieser Umstand bringt auch den Nachteil mit sich, daß der Keim schwer »u züchten und deshalb in seiner Entwickelung schwer zu studieren ist Von sachverständiger Seite ist bereit« darauf aufmerksam gemacht worden, daß da« Auf treten vereinzelter Fälle von Genickstarre, wie e« jetzt beispielsweise aus Rirdorf zu melden gewesen ist, wenig zu bedeuten hat, weil solche vereinzelte Erkrankungen in den meisten Ländern der gemäßigten Zone fast alljährlich vorkommen Die meisten Erfahrungen sowohl mit solchen wie mit eigentlichen Epidemien der Genickstarre hat man in den Vereinigten Staaten von Amerika gesammelt, wo 1805 wohl überhaupt die erste derartige Epidemie zu beobachten war. Seitdem haben sich die Seuchen von Genickstarre in einzelnen Gebieten dieses Landes in ver hältnismäßig kurzen Abständen wiederholt. Die Er kennung der Krankheit ist, auch wenn ihre eigentlichen Keime nicht gefunden werden, ziemlich leicht, weil das Krankheitsbild eine gewiße Eigenart besitzt. Immerhin ist eine genaue Statistik über die Häufigkeit und Aus breitung der Genickstarre noch ein dringendes Bedürfnis zu nennen Vor allem wird man den vereinzelten Fällen eine höhere Aufmerksamkeit schenken müßen, weil in ihnen die Erklärung für das plötzliche Auftreten von Epidemien zu suchen rst. Der verantwortliche Diplococcus geht unter Trockenheit und stacker Belichtung rasch zu grunde, unter den gegenteiligen Umständen aber, also beispielsweise in einem so feuchten und sonnenlosen Winter wie dem letztvergangenen, vermehrt er sich ver mutlich so stark, daß dadurch das Entstehen einer Epi demie erklärlich wird, überhaupt sind diese Epidemien im Spätwinter und Frühling am häufigsten und befallen vorzugsweise junge Erwachsene und Kinder. Ost werden die ersten Erkrankungen in den Garnisonen bemerkbar Glücklicherweise breiten sich die Epidemien gewöhnlich nicht schnell aus und bleiben vielmehr auf ein kleine« Gebiet beschränkt. Gleich anderen ansteckenden Krank heiten ist die Genickstarre übertragbar, doch weiß man noch nicht genau »u sagen, auf welchem Wege Einige Sachverständige schreiben die Ansteckung hauptsächlich der Übertragung de« Keime« durch die Lust zu, andere ausschließlich der durch unmittelbare Berührung. In folge der AdschUeßung des Krankhettsvorgangs m einem innern und wenig zugänglichen Teil des Körpers ist die Gefahr der Ansteckung wahrscheinlich verhältnismäßig gering; immerhin fehlt es nicht an Beispielen, daß in einer Familie mehrere Personen nacheinander von der Genickstarre ergriffen wurden, obgleich die Übertragung der Krankheit auf Ärzte oder Wärter in Krankenhäusern nach den in Amerika gesammelten Erfahrungen mit einer Ausnahme niemals vorgekommen sein soll. Die Krank heit setzt meist plötzlich ein und beginnt mit starkem Kopfweh und Schmerzen im Halse und im Rücken, wozu bald ein Gefühl der Steifheit in den Muskeln hinzutritt Bei Kindern können sich auch Krämpfe ein- stcllen. Zuweilen geht eine kurze Zeit allgemeinen Obel befindens voraus, das mit einem Frostschauer endet Die Temperatur de« Körpers steigt, während der Pul« verhältnismäßig wenig beschleunigt, aber unregelmäßig wird. Andere Merkmale sind Erbrechen, Delirium, Ver wirrung deS Bewußtseins, Lähmung verschiedenen Grade« und verschiedene Arten von HautauSschlag. Der Ver lauf des Leiden« ist in tödlichen Fällen ein sehr schneller und spielt sich in wenigen Stunden oder doch in wenigen Tagen ab Bei weniger heftigen Erkrankungen kann sich die Wiederherstellung doch sehr lange hinziehen. Nach dem Tod findet sich die Haut um da« Gehirn wie um da« Rückenmark mit Blut überfüllt und von Eiter durchsetzt, auch die Gewebe de« Gehirn« und de« Rückenmarks selbst zeigen bi« auf seltene Au« nahmen beträchtliche Verletzungen, an denen nament lich die zweiten, fünften und siebenten Kopf nerven, sowie die Wurzeln der Nerven de« Rücken mark« beteiligt sind Lungenentzündung ist eine häufige Komplikation bei Genickstarre Auch Nase und Rachen können von der Entzündung ergriffen werden, und die Sinne de« Geruch« und Geschmack« kommen in Verlust Auch völlige Taubheit stellt sich ost durch eitrige Ent-
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