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Sächsische Dorfzeitung : 08.10.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187210085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18721008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18721008
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1872
- Monat1872-10
- Tag1872-10-08
- Monat1872-10
- Jahr1872
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 08.10.1872
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Sächsische D ochnümg Lußalt«. in der Expedi tion, N. Meißn. Gasse Nr. S, -u haben. Greist vierteljLhrttch 1ö Rgr. Zu beziehen durch ch ylle kais. Post- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jede» Dienstag «nd Freitag früh. Inseratenpreis: Für dm Raum einer gespaltenen Zeile N-r. Unter „Eingesandt* 8 Ngr. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: GerrmsNU Müller in Dresden. Polittsche Weltschau. Devtsehes Reich. Je ruhiger seit Errichtung deS deutschen Reiche- unser politische- Leben dahinfließt, um so leb hafter hat sich auf kirchlichem Gebiete die Bewegung der Geister entwickelt. In kurzer Zeit folgten den katholischen Versammlungen von Breslau und Köln (von der Bischofkonferenz in Fulda abgesehen) solche Zusammenkünfte der Evangelischen in Halle und O-nabrück. Im sogenannten evangelischen Kirchen tage zu Halle fand sich die weniger fortgeschrittene theologische Richtung zusammen, doch verschloß, man sich auch innerhalb dieser Kirche nicht den Forderungen der Zeit, betonte hauptsächlich die Konstituirung der evangelischen Kirche auf Grund einer prcSbytenalen und synodalen Verfassung und richtete auf Antrag de- Professors vr. Baur aus Leipzig folgende Bitte an die Reichsregierung: „Dieselbe wolle nicht länger zögern mit den vorbereitenden Schritten zur Einberufung einer, sämmtliche territoriale und provinzielle Abtheilungen der evangelischen Kirche deS deutschen Reiches vertretenden Versammlung, um durch die selbe die Gemeinschaft aller deutschen evangelischen Kirchen, unbeschadet ihres wohl begründeten verschiedenen Bekenntniß- und RechtSstandeS, zu stärken, da- Recht und die Freiheit der evan gelischen Kirche gegen jeden Angriff von Außen zu wahren und durch sic als eine dem Staate verbündete Friedensmacht unserem Vaterlande die Segnungen des Evangeliums überhaupt und insbesondere das unschätzbare Gut deS kirchlichen Frieden- zu erhalten." Ungleich wichtiger sind aber die Beschlüsse des Protestanten tages zu Osnabrück. Hier waltete wirklich der Geist echt evan gelischer Freiheit, wie sich dies au- folgenden Thesen, die wir allerdings nur in große Kürze zusammendrängen müssen, ergiebt: „Alle kirchlichen Lehrformeln sind menschliche Satzungen. Trotzdem sind die hergebrachten Bekenntnißschriften zur Bedingung der Geeligkeit und der Zugehörigkeit zur Kirche und damit zu kirchengesetzlicher Geltung erhoben worden. Die- ist entschiedener Abfall von den Grundsätzen der Reformation. Der christlichen Frömmigkeit und der theologischen Wissenschaft wird dadurch ein unchristlicher Zwang auferlegt, welcher um so verwerflicher ist, al- alle, auch die sogenannten bekenntnißtreuen Theologe« erwiesenermaßen wesentliche Abweichungen von dem ursprünglichen Sinn der Bekenntnißschriften sich gestatten. Der deutsche Pro- testanteuverein erklärt daher: der alleinige Grund der evangelische« Kirche ist Christus, seine Lehre, sein Werk; da- einzige Merkmal de- Christen ist die Aufnahme des Evangelium- von Christus in freier UeberzeugUvg und ihre Bestätigung durch die Liebe. Der Protestantenverem fordert demgemäß: 1) Wegfall der Erklärungen über lutherischen oder reformirten Bekenntnißstand einzelner Gemeinden und ganzer Kirchenkörper; 2) Aufhebung der eidlichen Verpflichtung der Geistlichen auf die Bekenntniß- schriftcn und Ersetzung derselben durch ein einfache- Gelübniß der Treue gegen die oben ausgesprochenen evangelischen Grundsätze." Wer möchte bezweifeln, daß diese Sätze echt christlich und evangelisch sind? Unsere Mucker werden freilich „nein" sagen, aber da- Evangelium selbst sagt „ja". Apostelgeschichte 16 fragt der Kerkermeister in der Stadt Philippi: „wa- soll ich thun, dierund-reißlgster Jahrgang. IV. Guartal. daß ich selig werde?" Der Apostel Paulus antwortet ihm: „glaube an den Herrn JesuS Christus, so wirst du und dein Hau- selig." So einfach waren die Bedingungen, welche der Apostel Paulus Denen stellte, die zum Christenthume übertreten und al- Christen gelten wollten. Genau dasselbe enthält der Au-spruch deS Osnabrücker ProtestantentageS: „Der alleinige Grund der evangelischen Kirche ist Christus und seine Lehre rc." Die Dogmen und Symbole sind aber keine Lehren von Christus, sondern später aufgestellte menschliche Satzungen. Die- wissen die Theologen selbst recht gut, wenigsten- hat eS ihnen Herder schon vor hundert Jahren gesagt, al- er über die Bekenntniß- formel, deren sich das. älteste Christenthum bei der Laufe be diente, äußerte: „So einfach diese Formel war, so sind mit der Zeit aus den drei unschuldigen Worten Vater, Sohn und Geist so viel Unruhen, Verfolgungen und Aergerniffe hervorge gangen, wie schwerlich au- drei anderen Worten der menschlichen Sprache." Er erwähnt darauf, wie durch Grübeleien endlich die ganze zum Wohl der Menschen gestiftete christliche Lehre zum Geheimniß gemacht wurde; dadurch aber entstanden und häuften sich Ketzereien, denen zu entkommen man da- schlimmste Mittel wählte Kirchenversammlungen und Synoden. „Wie vielecherselben", ruft Herder au-, „find eine Schande des Christen- thmuS und de- gesunden Verstandes! Stolz und Unduldsamkeit riefen die Synoden zusammen; Zwietracht, Parteilichkeit, Grob heit und Bübereien herrschten auf ihnen: und zuletzt war eö Uebermuth, Willkür, Trotz, Kuppelei, Betrug oder ein Zufall, die unter dem Namen deS heiligen Geistes für die ganze Kirche, ja für Zeit und Ewigkeit entschieden. Bald fühlte sich Niemand geschickter, Glaubenslehren zu bestimmen, al- die (byzantinischen) Kaiser, denen Konstantin das angeborene Erbrecht nachließ, über Vater, Sohn und Geist, über eine oder zwei Naturen Christi, über Maria die Gottesgebärerin, über den erschaffenen oder unerschaffenen Glanz bei der Laufe Christi, Symbole und Kanone anzubefehlen. Ewig werden diese Anmaßungen, sammt den Folgen, die daraus erwuchsen, eine Schande deS LhroneS zu Konstantinopel und aller der Throne bleiben, die ihm hierin nachfolgten." Gestern und heute, am 6. und 7. d. M, tagte in Eisenach eine Anzahl Gelehrter, Politiker und Industrieller, um Besprechungen über die soziale Frage zu halten. Diese Männer, deren Programm mehrere schlimme Phrasen enthält, bezwecken zunächst sich durch die Diskussion gegenseitig kennen su lernen, und über die Fragen, welche fie zusammenführen, klarer zu werden. Auch will man erörtern, ob eine gemeinsame Orgamsation den sozialen Anforderungen gegenüber wünschenS- «erth und durchführbar ist. Wir «ollen das Ergebniß der Ver handlungen abwarten, zumal wir ohnehin beabsichtigen, über den gegenwöügen Charakter der sozialen Bewegung in einer beson deren Besprechung un- demnächst zu verbretten. » Der deutsche Kronprinz traf am vorigen Sonnabende mit seinen beiden Söhnen in Magdeburg ein und wurde am Bahnhoft vom General v. Blumenthal, anderen höheren Offi zieren und dem Polizei-Präsidenten empfangen und von dem zahlreich versammelten Publikum mit freudigen Zurufen begrüßt. Die Generalität und die Spitzen der Behörden erwarteten den Kronprinzen im Gebäude deS Generalkommando'-. Abend- : 79
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