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Sächsische Dorfzeitung : 06.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187208061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18720806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18720806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1872
- Monat1872-08
- Tag1872-08-06
- Monat1872-08
- Jahr1872
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 06.08.1872
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«r. 61 6. Mgujl 1872. Dienstag, Sächsische DschMmg Austalteu. Neustadt- Dresden, in der Expedi tion, N. Meißn. ««sie Rr. 3, , zu haben. IpreiSr vierteljährlich 15 Ngr. Zu beziehen durch 4 alle «ats. Post. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. Inseratenpreis: Für dm Raum einer gespaltmm Zeile Ngr. Unter „Eingesandt" 3 Ngr. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Herrwautt Müller in Dre-den. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kampf des deutschen Reiches gegen Rom giebt der in Berlin erscheinenden „Neuen evangelischen Kirchenzeitung" Anlaß, über die Bundesgenossenschaft, welche dem Fürsten Bismarck hierbei zur Verfügung steht, Heerschau zu halten. Nach ihr erwächst dem Reichskanzler eine zweifache Bundesgenoffenschaft: zunächst der gerade Sinn der noch nicht völlig verdorbenen infallibilistischen Katho liken. Wenn auch der jüngst in der ultramontanen Presse aus gebrochene Zwiespalt wieder überkleistert und zugedeckt sei, viel bedeutend bleibe es immerhin, daß das Organ des Fürstbischofs von Breslau die Ultramontanen wegen ihrer Sprache des Ueber- mutheS und der unbedingten Siegesgewißheit strafe, daß es die Schwächen der katholischen Opposition offen eingestehe und die Siegesfaufaren seiner Genossen mit den Berichten GrammontS vergleiche. Wir sind der festen Ueberzeugung, sagt die Kirchenzeitung dann weiter, daß nur die Persönlichkeit Pius IX. so viele ernste Katholiken drängt, wieder den Stachel zu lecken. Wenn der Greis, der sich wohl unfehlbar, aber nicht unsterblich machen kann, seine Augen schließt, wenn ein ordinärer Italiener, um dessen Haupt keine Fürstenkrone und keine Leidensgloriole mehr leuchtet, sein Nachfolger wird und die nur durch Pius noch zu rückgehaltene Zerrüttung des Katholizismus sich offenbart: dann wird in den Herzen mancher Priester und vielleicht auch eines Bischofs das schlafende Gewissen aufwachen. Der ander-e, zunächst gewissere und brauchbarere Bundesgenosse ist Italien. Der Papst, welcher gegen Victor Emanuel noch ganz andere Injurien ausstößt, als gegen Deutschland, drängt die italienische Regierung geradezu zum Krieg. Usurpatorische Regierung — nennt Pius dieselbe in seinem Schreiben an Antonelli über die Aufhebung der Klöster in Rom — unheilvolle Umsturzpläne in heuchlerischer Weise schreibt er ihr zu, ein sinnloses System nennt er die Garantie gesetze, Immoralität und Beschimpfung deS Heiligsten die öffentliche Ordnung in Rom, das er selbst noch nicht verlassen hat „aus beson derer Absicht der göttlichen Vorsehung." Mit solchen Gesinnungen treibt er nun, anders als sonst, die treuen Päpstlinge zu den kommunalen Wahlen; schon hat er die Hoffnung, eine starke Partei, vielleicht die Majorität zu organisiren. Von 107 frei ernannten Bischöfen ist nur für 2, und nicht von ihm selbst, die Bestätigung der Regierung erbeten; die Bittsteller sind zen- surirt und suspendirt. Dabei steigt die päpstliche Abgötterei in'S Scham- und Gottlose. Mit höchstem Wohlgefallen zeigt man etzt in Rom ein Bild, auf welchem der Vater, der Geist und tatt Christus PiuS dargestellt wird; mit segnender Hand weist Sott auf den Unfehlbaren, welcher durch das Ohr die unfehlbare Wahrheit empfängt, und spricht: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; ihn sollt ihr hören." So viel religiöser Frevel mit so viel politischer Frechheit muß zuletzt auch die italienische Regierung aus ihrer Freiheitsformel auf scheuchen und zur Gewalt treiben; und eS ist gewiß, daß, wenn der Batican so weiter fort macht, kaum irgend eine Negierung der Welt seine Zerstörung und Vernichtung wird hindern wollen. ditruu-dreißigstni Lahrgau-. III. Mmrlal. Diejenigen, welche daS Schiff der Kirche lenken, haben keine Wahl, als entweder eine andere Richtung einzuschlagen oder zu versinken. Noch ein Pontifikat wie das jetzige, noch ein Papst, wie Pius, der als Privatmann achtbar ist, aber für die Leitung der Kirche unter so schwierigen Umständen der nothwendigen Eigen schaften ermangelt, würde dem schon wankenden Gebäude den letzten Stoß versetzen. Nach menschlicher Berechnung ist nichts zu erwarten, als völliger Schiffbruch; Diejenigen, welche keinen religiösen Glauben haben, sind auf ihrem Standpunkte ganz im Rechte, wenn sie sagen, mit Pius werde das Papstthum begraben werden. - ' Ueber die Entstehung der Dreikaiserzusammenkunft in Berlin wird jetzt mitgetheilt, daß die Vorbereitungen zu der selben seit geraumer Zeit datiren. Eine Einladung des Kaisers Alexander nach Berlin habe den ersten Anlaß gegeben, worauf Kaiser Franz Joseph seinerseits durch die Sendung des Erzher zogs Wilhelm nach St. Petersburg den Wunsch aussprechen ließ, in einer persönlichen Zusammenkunft am Hofe eines gleich be freundeten Alliirten die letzten etwa noch vorhandenen Reste einer durch die beiderseitigen Interessen einst bedingten Mißstimmung auszugleichen. Der Dank des Czaren an den Kaiser Wilhelm für die ihm gebotene Gelegenheit zur Begegnung mit dem Kaiser von Oesterreich und die an den letzteren gerichtete Versicherung über die aufrichtige Freude an der bevorstehenden Wiederbelebung alter Freundschaft ergaben sich darauf von selbst. — Eine große innere Wahrscheinlichkeit ist dieser Darstellung wohl nicht abzu sprechen. Die Zusammenkunft der drei Monarchen wird aber jedenfalls auch dazu beitragen, die übersprudelnden Revanche- Gedanken der Franzosen abzukühlen. Kaiser Wilhelm ward dieses Jahr auf seiner Reise nach Gastein in Baiern so lebhaft wie im vorigen Jahre begrüßt. In Regensburg, Nürnberg u. s. w. fanden enthusiastische Kund gebungen der Bevölkerung statt; Serenaden, Fackelzüge, Flaggen schmuck und ähnliche Ovationen bekundeten dem Reichsoberhaupte die Anhänglichkeit des bairischen Stammes. In WelS (Ober österreich) empfing ihn am 3. d. M. Erzherzog Karl Ludwig und am Abende des 5. traf der Kaiser in Gastein ein, wo selbst er bis zum 28. August zu bleiben gedenkt. Die Rückreise nach Berlin ist auf den 29., 30. und 31. August festgesetzt. Aus Preußen wird gemeldet: Fürst Bismarck ist dieser Lage vom Berliner Stadtgericht verurtheilt worden. Ein früherer schleSwig-holsteintcher Offizier hatte in einer Penfionsfrage die Klage gegen den Reichskanzler erhoben. Bon diesem war der Prozeß dem Reichskanzleramte überwiesen und von letzterem der Justizrath Lüdicke als Vertreter deputirt worden. Der Offizier erhob dagegen Einspruch, indem er ausführte, daß da- Reichs kanzleramt auf Grund deS Reichsgesetzes den Reichsfiskus nicht vertreten könne; dies zu thun sei nur der Reichskanzler befugt. Deshalb habe er auch nur diesen verklagt und bitte um die Verurtheilung deS Fürsten Bismarck in eontuwaviaw. Das Stadtgericht erkannte denn auch diesem Anträge gemäß, doch hat Fürst Bismarck sofort die Appellation eingelegt. In Baiern beging man vorige Woche die 400»jährige Jubelfeier der Universität München. König Ludwig beehrte dabei den Rektor mit folgendem Handschreiben: e
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