Deutsche allgemeine Zeitung : 30.06.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184306306
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-06
- Tag1843-06-30
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 30.06.1843
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882 Daß es in der That als ungesetzlich erscheine, sei sonnenklar. Ent setzlich sei es, zu dulden, daß die Handhabung der RcichSgesetze von dem Belieben des päpstlichen Stuhles abhängig gemacht werde. Das Allertraurigste sei, daß der König eine solche Bulle nicht unverweilt zurückgewiesen habe. Was könne daraus hervorgehcn? Wo sei auf solche Weise die Garantie für die gesammte Verfassung? Wie könne man noch an die Heiligkeit jener Gesetze glauben, welche bestimmt seien, die Gewissensfreiheit der Protestanten zu verbürgen? Die Ver weigerung der kirchlichen Einsegnung streue den Samen der Zwietracht im Land aus, beunruhige die Gemüther und die Gewissen. Es sei deshalb eine Repräsentation zu verfassen und darin auszusprechen, daß man in diesem Verhältnisse der Dinge eine der mächtigsten Lan desbeschwerden erblicke, daß die königliche Gewalt innerhalb der Ver fassung und nicht unter päpstlichem Einflüsse stehe." ES wurde ange regt, ob nicht zu federn sei, daß künftighin jedes Breve noch vor Er- theilung des Placets dem Reichstage zur desfallsigcn Entscheidung vor gelegt werde. Darüber theiltcn sich die Meinungen. Viele erkannten darin einen Angriff auf die Rechte der Krone. Der Antrag wurde verworfen. Dagegen wurde festgestellt, daß künftighin nur solchen Breven, welche mit den Reichsgesetzen nicht augenscheinlich collidirten, das Placet erlheilt werden solle. Zweifelhafte Breven, sowie auch alle bereits königlich sanctionirtcn sollten dem Reichstage thcils zur Be gutachtung, thcils zur Kenntnißnahme vorgclegt werden. Der Klerus berief sich im Laufe dieser DiScussion sehr häufig auf die Heiligkeit der Dogmen, welche keine weltliche Antastung ertrügen. Man erwi derte: „ES sei sehr die Frage, ob die Weigerung der Einsegnung bei gemischten Ehen sich auf ein Dogma gründe; wäre dies auch der Fall, so habe es nichts zu bedeuten; ein Dogma, welches den Landcsgesctzen widerspreche und die öffentliche Ruhe gefährde, sei in keinem Falle zu dulden." DaS Ungenügende dieser Erwiderung ist in die Augen sprin gend. Offenbar ist cs der Hauptpunkt, um welchen sich die gesammte DiScussion dreht, zu wissen, ob die Ansicht der Geistlichkeit in der That auf einem Dogma beruhe oder nicht. Die Entscheidung kann je doch unmöglich einer gesetzgebenden Versammlung zustehen. Endlich heißt Ein Dogma der katholischen Kirche ausschließen eben so viel, als die gesammte Kirche nicht dulden wollen. Sie bildet in ihrer organi schen Gliederung eine vollendete Einheit und steht und fällt mit ihrem unbedeutendsten Glaubensartikel. Zn einer der letzten Circularsitzungen wurde für zukünftige Fälle das Princip ausgestellt, daß die Ständetafel Petitionen von allgemei nem Interesse annehmcn wolle. Die Veranlassung gab die Beschwerde einiger Adeligen wegen verletzter Wahlfreiheit. Diese Feststellung ist für die unrepräsentirten Klassen im Lande von Wichtigkeit. ÄH anie«. * Paris, 24. Zu». Die madrider Nachrichten vom 18. Jun., welche gestern Abend durch die Gcsandtschastscstaffette überbracht sind, lauten ziemlich bedenklich für die Regierung. Der Ruf: „Viva la reina sola l" d. h. die Königin ohne den Regenten, der sich zuerst im Thea ter hören lassen, ist am 15. Jun. während eines Spazierganges der Königin im Prado wiederholt worden, und obgleich ihn die anwesen den Anhänger Espartero's durch Drohungen und thätliche Gewalt zum Schweigen gebracht haben, so sind die Gegner des Regenten durch die Anwendung solcher Mittel doch natürlich weder zu Gunsten dessel ben umgestimmt, noch auch der Zahl nach vermindert worden. Espar tero ist vielmehr bei der am 18. Jun. zur Feier des Verfassungsfestes abgehaltenen Revue merklich kälter empfangen worden als bei der Re vue am 15. Jun. Gleichwol ist dis jetzt kein Anschein vorhanden, daß die Ruhe der spanischen Hauptstadt ernstlich gestört werden könnte, und die Behauptung einiger Oppositionsblätter, daß die Regierung damit umgehe, das Kriegsgesetz in Madrid in Kraft zu setzen, hat ganz das Ansehen einer jener Erfindungen, an denen der Geist des politischen Hasses so fruchtbar ist. Auch das Gerücht von der be absichtigten Einziehung der Mitglieder des sogenannten Wahlcomite der Coalition, das freilich der Sache nach nichts Anderes zu sein scheint als eine oberste Jnsurrectionsjunta, ist nicht sehr glaubwürdig, denn wenn die Regierung wirklich damit umginge, die HH. Jsturiz, Rivaherrera, Cortina und ihre College» verhaften zu lassen, so würde sie diese Herren schwerlich zuvor durch die Zeitungen von ihrem Vor haben in Kenntniß sehen. — Laut dem Berichte Zurbano's über die Belagerung und Einnahme von Reus haben die Truppen der Regie rung vor dieser Stadt nur 10 Tobte und 35 Verwundete verloren. Zurbano ist wegen dieser Waffcnthat vom Marschall del Campo zum Gencrallieute- nant erhoben worden. — Nach den Provttizialnachrichtcn, deren Richtigkeit sich nicht bezweifeln läßt, hat sich in den letzten Tagen eine große Anzahl mehr oder minder wichtiger Städte dem Aufstand «»geschlossen, un ter denen Alicante, Cartagena, Ciudad Rodrigo, Leruel, Albacete Cuenca, Murviedro und Chinchilla die bekanntesten und bedeutendsten sind. Ein am 11. Jun. in Sevilla unternommener Aufstandsversuch ist durch den General Carratala leicht nicdergehalten worden, aber nicht ohne daß einige Einwohner der Stadt dabei das Leben verloren hätten. Das bei dieser Gelegenheit vergossene Blut ist, laut der se- villaer Blätter, das erste, welches in dieser Stadt während der gan zen Dauer der bürgerlichen Unruhen seit dem Tode Ferdinand'S VII. bei allen den Empörungen geflossen ist, deren Schauplatz Sevilla in dieser Zeit war. Man sieht, wie wenig ein Pronunciamiento in An dalusien zu bedeuten hat, wenn Sevilla deren ein halbes Dutzend ma chen konnte, ohne daß es ihm einen Tropfen Blut kostete. — In Barcelona und überhaupt in Catalonien stehen die Dinge noch im mer auf dem alten Fuße. Ein dem Finanzminister Mcndizabal zuge schriebener Vorschlag, Catalonien sich selbst zu überlassen, das übrige Land gegen dasselbe abzusperren, die spanischen Häfen zu gleicher Zeit dem englischen Baumwollenhandel zu öffnen und die Catalonier so durch den Ruin ihrer Hauptindustrie zu bändigen, ist zu ausschwei fend, als daß man ihn für echt halten könnte. Die Unausführbarkcit einer solchen Zdee bei der allgemeinen Lage des Landes liegt übrigens auf der Hand; wenn die Regierung nicht rasch handelt und einige starke glückliche Streiche gegen den Herd des Aufruhrs führt, so wird ihr die Flamme bald über dem Kopfe zusammenschlagcn. Großbritannien. London, 23. Jun. Das Unterhaus war am 20. Jun. sehr schwach besucht, da cs sich blos mit minder wichtigen Dingen zu beschäftigen hatte. So wurde die zweite Verlesung der Bill, welche den „Grafen v. Leicester" für keinen Sohn des Marquis v. Townshend erklären soll, mit 153 gegen IS Stimmen beschlossen; der schön oft verworfene Antrag auf Entschädigung der durch dänische Beschlagnahmen Verletzten mit 57 gegen 42 Stimmen zuruckgewicsen; Hrn. Crawford's jährlicher Antrag auf dreijährige Parlamente mit 46 gegen 23 Stimmen verworfen tc. — O'Connell hat jetzt nähern Aufschluß gegeben, in welcher Art er sein irisches Parlament zu bilden gedenke. In einer Repeal- versammlung bei Athlone sagte er, seine Absicht sei, 300 Männer, jeden mit 100 Pf. St. in Dublin zu vereinen, ihnen ein öffentliches Festessen zu geben, dann täglich wieder zusammenzukommcn und eine Auffoderung an die Königin zu richten, daß sie das irische Par lament zusammenberufe. Dies könne sie ohne weiteres thun, denn die Unionsacte sei nichtig und das irische Parlament habe demgemäß ge setzlich zu existiren nie aufgehört rc. * Unter dep Personen des europäischen. BölkerdramaS zieht nächst Spanien ganz besonders Irland jetzt unscre Blicke auf sich. > Dir dort nach Intervallen, mancherlei Schwankungen und kurzgemesse- nen Fristen sich immer mehr zum Endresultate hindrängende Krisis leitet nothwendig die Aufmerksamkeit auf die solchen Proceß mehr und mehr bedingenden innern Verhältnisse und Ereignisse, und je der Beitrag der Statistik, dem der reflectircnde und weiter den kende Beobachter durch Verknüpfungen mancherlei Art Geist utid Leben zu geben und die moralischen Triebfedern oder Erfolge beizu rechnen vermag, dient zur Vervollständigung des geschichtlichen Ver laufes, zur reellen Begründung und Constatirung der in ihm sich gel tend machenden Ereignisse. So auch nachfolgende Daten. Sehen wir auf die Bevölkerung des Landes, deren graduelle Ab- oder Zu nahme jedoch nicht allein als untrüglicher Maßstab innern Wohlseins und volles Auskommen gewährenden Verkehrs überall angesehen wer den darf, so ergibt der irische Census in den letzten zehn Jahren eine weit geringere Zunahme der Bevölkerung als in den Jahren 1820—30. . Aeußerlich und innerlich hiermit und mit den Nothständen im Allge meinen zusammenhängend ist, daß in den Jahren 1820—30 nur 31,195 Menschen ausgcwandert sind, dagegen in den Jahren 1831— 41: 254,307. Im Jahr 1831 waren in ganz Irland 15,308 Häu- 'er im Bau; im Jahr 1841 nur 3313. Unbewohnt waren im Jahr 1831: 40,654 Häuser oder 3,11 Proc., im Jahr 1841 dagegen 52,2IS oder 4,07 Proc. Erklärendes Licht wirft mit auf diese Zustände, daß vor der Emancipationsacte Jeder, der 40 Schill. Pachtgeld zahlte, Wähler war, also der Vortheil der Gutsherren es heischte, ihre Gü ter in kleine Theile zu parcelliren, um so die Zahl der von ihnen ab hängigen Wähler zu vermehren und sich ihre Stimmen zu sichern; dieses Recht der 40-Schilling-Wähler wurde jedoch mit der Emanci- pation aufgehoben und das Recht auf das Fünffache, eine Rente von lO Pfd., beschränkt und dadurch eine Menge kleiner Pächter dem Elende preisgcgcben, da die Gutsherren nun kein Interesse mehr an ihrer Erhaltung hatten. Frankreich. Paris, 24. Jun. Das Ministerium hat in dem wichtigsten Punkte, der noch in die ser Session vorkommen konnte, den Sieg davongetragen. Nach einer
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