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Deutsche allgemeine Zeitung : 06.07.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184307066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18430706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18430706
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-07
- Tag1843-07-06
- Monat1843-07
- Jahr1843
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 06.07.1843
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Donnerstag . Nr. 97. v Julius 1843. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» ZOU Deutsche Allgemeine Zeitung. ML Auslandes. ' «ebeevlick. Deutschland. * Aus Thüringen. Die materiellen Interessen. * München. Ausschußbericht der II. Kammer über das Ausgabe budget. kUom Main. Die angebliche neue Judensekte. "Frank furt a. M. Der Brot- und Geldmangel hat nachgelassen. Preußen. Der rheinische Landtag über den Strafgesetzcntwurf. Spanien. * Paris. Ernennungen. Die Presse. Die christinischen Um triebe. Bunte Wirren in den Provinzen. Großvritannien. Oberhaus: die presbyterianische Kirche. Unter baus: Postwesen; Fabrikwesen. * London. Oastlcr im Schuldgc- sängniß. Frankreich. Die Vertagung des Gesetzentwurfs über die Eisenbahn nach Belgien. 'Lyon. Das 4»vr»sl Uo Is libertS roligieuse. Melgien. Einfuhrzollbegünstigung für deutsche Weine und Seiden. Schweiz. *Von der nördlichen Schwciscraremc. Aargau und Luzern. Die Klosterfrage. Handel und Industrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. ^Ber lin. Störung auf der Berlin-Frankfurter Eisenbahn. Berlin. Ankündigungen. Deutschland. YÄ.US Thüringen, 2. Jul. Gewisse, von dem Ue berge wicht derIndustrie allzu sehr beunruhigte Publicisten wollen in unscrcrZcit, weil sic sich zu ausschließlich den materiellen Interessen hingebe, die Vor zeichen einer Art industrieller Feudalherrschaft erblicken, und prophezeien daraus eine große Menge größerer und geringerer Nachthcile, ja wol den Untergang der Kunst und Wissenschaft, wo nicht gar der Gesittung selbst. Diese Befürchtung mag bei dem Treiben Einzelner aus den Grundher ren der Bank und der Industrie — himmelweit unterschieden von dem riesenmäßigcn Gange der Industrie selbst — keine Chimäre sein; denn wo die materiellen Interessen zu mächtig geworden und ihren Gön nern über den Kopf gewachsen sind, da dominirt eine Geldsucht, die zur Wuth geworden ist und den Egoismus zum Fanatismus macht. Hier gewahren wir einen Zustand, der in seinen Folgen schlimmer noch ist als der Druck der Feudalherrschaft; hier zeigen sich für die Gesell schaft, für die Moral, für die Religion und die Lebensweise Nachtheilc, Lie immer weiter wuchern, Nachtheile, welche alle Verhältnisse und alle Triebfedern, die Zwecke und die Mittel der Bestrebungen verrücken. Dieses Verhältniß schmeichelt der Eigenliebe Einzelner, während cs dem socialen Bestände des Ganzen schadet. Alles leidet darunter, die Ge selligkeit, die Freimüthigkeit und die Ungezwungenheit. Es drängen sich niedere Stände in die Vergnügungen höherer, finden sich dort gc- nirt und gcnircn die Andern, schreien über Stolz, Anmaßung und Nichtbeachtelwerdcn, während sie dieselben Untugenden gegen Gleiche oder gegen Untere üben. Kurz, es bildet sich unter der Herrschaft der Gelbsucht eine schale, allgemeine Nachäfferei, eine Unwahrheit, ein Ucberhcben im Hirn und Beutel, deren Nachwehen Kinder, Frauen und Männer empfinden. Die Stände verlieren ihren Stolz auf sich und werden von dem Drang einer Ehrsucht beherrscht, der sie unglücklich in ihren Verhältnissen macht und sie im Streben, die liberale Zeit zu be nutzen, servil aus lauter Eitelkeit und Ehrsucht werden läßt. Da nun das Mittel der Ehrsucht Geld ist, und da die Leichtigkeit, Geld zu erwerben, mit der Concurrcnz abnimmt, mit den Zufällen und den Lotterien der Zeit aber einseitig vermehrt wird, so muß nothwendig die Solidität der Stände, die sonst in mancherlei Fächern sich Vermögen erwarben, aufhören, wenn jener Drang allgemeiner wird. Das Börscn- spiel, die Lotterie rc. muß durch die Sucht, schnell reich zu werden, wach sen. Und da nun der Rcichthum als Mittel zu glänzen benutzt wird, so geht er oft eben so leicht dahin, ohne etwas Gutes für Stiftungen, für solide Familiengrundlagen, für dauernde Anlagen hinterlassen zu ha ben. So führt die maßlose Ehrsucht zur Geldsucht und diese zum Luxus, dieser aber regt jene Stände, welche durch ihn temporair ernährt werden, auf, verleitet sie gleichfalls zu Luxus und bringt, da er mit der Mode stirbt, dieselben eben so schnell wieder zur Armuth; denn darüber sind alle denkenden Staatsökonomen einig, daß der Luxus ist wie ein geistiges Getränk, das jeden Körper tkmporair stärkt und dann schwächt. Ein anderer Nachtheil des Luxus ist, daß er besonders dem Stande der Staatsbeamten gefährlich ist. Unsere Beamten werden im Verhält niß zu dem gestiegenen LuxuS, der alle Stände ergriffen hat, viel zu gering bezahlt. Die Folge der geringen Besoldungen ist, daß die Gc- werbtreibendcn durch ihren Luxus die Beamten desto leichter in Schat ten setzen, und daß das Volk, das Alles nach dem Schein beurthcilt, den Beamten selbst als „armen Schlucker"'behandelt. (Nr. 49; da gegen Nr. 78.) Nichts ist ausgemachter, als daß unter der Herrschaft der Gelbsucht und der Sklaverei des Metalls die Individualität untcr- geht, dadurch aber geht die Qualität verloren unv die Quantität herrscht, eben weil das Metall entscheidet. Jeder Stand ist chrcnwcrth, jeder hat Recht, Ehre und Grund, zu bestehen. Nur das Schlechte, das aus unedlem Thun Entstehende, also das Unwahre, Boshafte, Ge meine ist in jedem Stande zu verabscheuen. Wenn man aber statt des kräftigen Strebens, woran der geringste Taglöhner sogar mehr als der Höchste Theil nehmen könnte, das Geld oder die Eitelkeit, dem Höherstehenden äußerlich nachzuäffen, substituirt, so gibt es auf Ko sten der Sittlichkeit, des Charakters, der Ruhe und Bequemlichkeit eine allgemeine Jagd, welche alle Verhältnisse untcrminirt, und welche wir gar oft schon in deutschen Volks - und StaatSverhältmsscn beobachten konnten. Wenn jeder Stand meint, er brauche zu seinem Bestehen den Abglanz von einem höhern, so gibt es nur allgemeine Knechtschaft. Aber nur die Geldaristokratie d. i. das Aufgchen aller Interessen in eine blinde Gewinnsucht, deren letztes Ziel die Befriedigung der Eitel keit und der Habgier ist, führt zu dem hier geschilderten Zustande, nicht die sehr misvcrstandene Richtung unserer Zeit, deren geregelte Industrie durch das schnelle Anwachsen jder gewerblichen Literatur und durch fort währende auf Beförderung der Gewerbe, der Eisenbahnen, der Dampf schiffahrt und anderer Fortschritte des rastlosen Erfindungsgeistcs ge richtete Anträge und Erscheinungen sich kund gibt. Immer klarer wird die Ansicht von der hohen Bedeutung dieser materiellen Fortbildung unserer Zeit. Während ängstliche Gemüther die Auslösung alter Verhältnisse und Formen beklagen, schafft die Gegenwart neue, deren Elemente eine reiche Zukunft versprechen und eben deshalb eine allgemeinere Aufmerksamkeit mit Recht in Anspruch nehmen. Die zunehmende öffentliche Besprechung der materiellen In teressen, wenn sie sich schon auf Gewinn und Vortheil bezieht, er scheint eher als ein erfreuliches denn als ein ungünstiges Zeichen der Zeit und ist eine nothwendige Folge von dem ewigen Wechsel der Zei ten und Menschen nach jenen ewigen und nothwcndigen Naturgesetzen, an denen der menschliche Einfluß nichts ändern kann, da er sie in ihrem Laufe und in ihrer Wechselwirkung nicht kennt, nicht einmal zu ahnen vermag. Die geistigen und materiellen Interessen sind gar nicht so getrennt, als Manche glauben. Die Materie ist nicht blos die Hülle der Kraft, sondern sie ist die erscheinende Kraft selbst. Naturkraft, die sich durch innere Thätigkcit bis auf einen gewissen Grad conccntrirt, erscheint den Sinnen als Materie. Denkt euch die Kraft weg, so, zerfällt die Materie, die Form, unter der jene zur Erscheinung kam, früher oder später in Nichts. Die Thäligkeit der Kraft ist daher das Innere, das Wesentliche; die Materie ist das Phänomen, das Zufällige, sodaß bei der rechten Naturanschauung selbst die sogenannte materielle Weltanschauung in ihrer Tiefe mit der dynamischen zusammenfällt. Daraus erklärt sich der innige Zusammenhang der sogenannten materiellen und geistigen Interessen; dadurch erklärt cS sich, warum jede Einwirkung auf die sogenannten materiellen Interessen rückwirkt auf die geistigen Interessen und umgekehrt. Der Geist wächst und verfällt mit dem Körper. Geschieht auch jetzt mehr als je für materielle Interessen, so ge schieht dies nicht auf Kosten der geistigen, als für welche bei der ge steigerten Finanzkraft der Staaten auch mehr als je zuvor gethan wird. Und gibt es in unserer wundervollen Neuzeit in dieser Bezie hung eine wohlbegründetc Aussicht, so ist es diese: daß, sowie die ma teriellen Interessen auf den Flügeln der Dynamik auf Chausseen und Eisenbahnen mit Schnelle vorwärts rücken, so auch die geistigen Inter essen, getragen von den geflügelten Ideen, mit nicht minderer Schnelle fortschreiten werden, trotz aller reagirendeü Kräfte und der vielleicht noch hinderlichern Verirrungen. Kampf übt die Kräfte des Fortschritts,
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