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Sächsische Staatszeitung : 04.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-191607047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19160704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19160704
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1916
- Monat1916-07
- Tag1916-07-04
- Monat1916-07
- Jahr1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 04.07.1916
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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der A S. Staatsschulden und der K. Alters- und Lande-kulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Hol-Pflanzen auf den S. S. Staatsforstrevieren. Nr. 152. Beauftragt mit der Oberleitung (und Preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Dienstag, 4. Juli abends 1916. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. S12S5, Schriftleitung Nr. 14 574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzetle oder deren Raum im AnkündigungSteile SO Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Nhr. Die kurz vor Beginn -es Druckes eingehenden Meldungen befinde» fich ans Seite 8 dieser Ausgabe. Die Kämpfe bei Kolomea haben an Umfang zu- genommen. Südöstlich von Tlumacz, wo unsere und österreichisch- nngarische Truppen im Gefecht stehen, ist ein in 1Z4 km Breite anqesctztcr Reiterangriff im Artillerie« nnd Jn- fantcriefener znsammengebrochen. Im Raume südlich von Lucl hat der Angriff unserer und unserer Verbündeten Truppen abermals Raum ge wonnen. Westlich und nordwestlich von Luck sind heftige russische Vorstöße abgeschlagen worden. Nordöstlich von Baranowitschi haben unsere und österreichisch-ungarische Truppen starke russische Angriffe abgewiesen. Die Berufttngsverhandlung gegen Casement soll am 17. Juli stattfindcn. Entgegen Gerüchten, daß die Einfuhr von Kohlen and Deutschland nach der Schweiz eingestellt sei, stellen die „Basler Nachrichten" fest, daß die Kohleneinfuhr ihren ungehinderten Fortgang nimmt. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Sekretär bei der Amtshauptmannschaft Zittau Zeise aus Anlaß seines Übertrittes in den Ruhestand das Ver dienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberausseher der Strafanstalt Bautzen Heinrich Otto Nehnisch aus Anlaß seines Übertritts in den Ruhestand das Albrechtskreuz zu verleihen. Ministerium dcS Kultus und öffentlichen NntcrrichtS. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Pfarrer an der Peterskirche in Leipzig und Super intendenten der Ephorie Leipzig II Geh. Kirchenrat v. vr. Hartung beim Übertritte in den Ruhestand das Komturkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Die Seeschlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai bis 1. Juni 1S1« ans Grund amtlichen Materials. IV. Der Nachtmarsch. * Deu Verlauf der nun folgenden Machtkämpfe ein gehend zu schildern, ist wegen der Fülle der Einzelheiten im Rahmen dieser gedrängten Darstellung unmöglich. Das Bestreben unserer Flottenführung ging vor allem dahin, den abiiehenden Feind durch Nachtangriffe unserer leichten Streitkräfte zu schädigen. Gleiche Versuche mußten vom Gegner erwartet werden. Die Verhältnisse der Nacht waren nach Örtlichkeit und Wetterlage für uns denkbar ungünstig. Unsere allgemeine Marschrichtung nach beendeter Schlacht war für den Feind gegeben, überdies ist das Seegebiet südlich des Schlachtfeldes in seiner ganzen Ausdehnung nach Osten durch die jütische Küste beschränkt. Dem Gegner bieten sich verschiedene Rückmarschrichtungen. Nördlich des Schlachtfeldes öffnet sich die See über Nord nach Osten und läßt nach allen Seiten freien Raum bis zur norwegischen Küste. Die feindlichen leichten Streitkräfte, die erheblich in der Über zahl sind, können uns aber gewissermaßen in fester Stel lung erwarten, während die unseren den Gegner suchen müssen. Dazu ist die nordische Nacht kurz, das Wetter neblig und unsichtig. Kurz nach 12 Uhr haben „Hamburg" und „Elbing" ein Gefecht mit einem Kleinen Kreuzer der Arclhusc- Klasse, der schwer beschädigt wird. Etwa 12 Uhr 30 Min. stoben unsere älteren Kleinen Kreuzer der IV. Auf- klä«»gsg«ttppe auf überlegene feindliche Streitkräfte, die Aon ihnen unter sehr wirksames Feuer genommen weiten. Auf unserer Seile erhält der Kleine Krenzer „Frauenlob" eine Beschädigung, die ihn in der Gefechts fähigkeit herabsetzt. Er kommt aus Sicht und wird von da ab vermißt. Zwischen 1 Uhr und 3 Uhr vor mittags folgen zahlreiche Zerstörerangriffe gegen das 1. Geschwader. Immer von neuem flammt der Horizont von Schüssen und suchenden Scheinwerfern. Tas Zer störerführerschiff 660 — die Bezeichnungen sind in der Nacht nur undeutlich zu erkennen und daher nicht durch aus sicher —, die Zerstörer 0 3 (oder 93), 78, 0 06, und 27 werden durch Feuer, zum Teil im Zeitraum von Sekunden vernichtet. Ein Zerstörer, dessen Bezeichnung nicht zu erkennen war, wird von einem Linienschiff durch Rammstoß in zwei Teile geschnitten. Ferner werden 7 Zerstörer, darunter 0 30 getroffen und schwer beschädigt. Mitten in diesen Gefechten taucht plötzlich ein Panzerkreuzer der Cressy-Klas e dicht neben unseren Linienschiffen, darunter das Flottenflaggschiff, ans, die ihn mit Feuer überschütten. Nach 40 Sekunden brennt das ganze Schiff und ist nach 4 Min. gesunken. Zahl lose Torpedolaufbahnen werden während dieser Angriffe von unseren Schiffen gesichtet, aber nur unser kleiner Kreuzer „Rostock" erhält einen Torpedotreffer. „Elbing" wird bei einem unvermeidlichen Manöver beschädigt. Beide Schiffe müssen später verlassen werden. Tie Be satzungen werden bis zum letzten Mann von unseren Torpedobooten an Bord genommen. In den Morgen stunden fällt unser älteres Linienschiff „Pommern" einem Torpedoschuß zum Opfer. Von deu beschädigten feind lichen Zerstörern bleiben aus den Gefechten mehrere, wie lohende Fackeln brennend, liegen. Unter ihnen werden die neuesten Zerstörerführerschiffe „Tipperary" und „Turbulent" festgestellt. Die überlebenden der Be satzungen werden von uns gerettet, die Schiffe in sinkendem Zustande zurückgelassen. Auch unsere Tor pedoboote finden Gelegenheit, sich während der Nacht mit den englischen Zerstörern zu messen. Nur ein Boot geht verloren, cs ist auf eine vom Feinde gelegte Mine gelaufen. Unsere tapfere „Lützow", die den Nachtmarsch noch mit mittlerer Geschwindigkeit angetrcten hat, hält sich noch lange manövrierfähig. Als das Frührot des historischen 1. Juni am östlichen Himmel aufdämmerte, erwartete jeder, daß die er wachende Sonne die zu neuer Schlacht aufmarfchierte englische Linie beleuchten werde. Diese Erwartung wurde getäuscht. Der Horizont ringsum war leer, soweit das Auge reichte. Erst am Vormittag wurde durch eines unserer mittlerweile anfgesticgencn Luftschiffe eiu aus 12 Schiffen bestehendes Linienschiffsgeschwader, das aus der südlichen Nordsee kommend mit hoher Fahrt nord wärts steuerte, gemeldet. Zum größten Bedauern aller Beteiligten war cs für unsere Flotte zu spät, um es noch einznholen und anzugreifen. Die bis zum Morgen gespannt auf die Gegenwart und die kommenden Stunden gerichteten Gedanken konnten sich nun in Ruhe rückwärts wenden. Zum ersten mal klärte sich im bewußten Nachdenken die sich bunt drängende Fülle der Erlebnisse und Bilder. Was war geschehen? Nach der für uns mit einem schönen Erfolge endenden Panzcrkreuzerschlacht gegen einen zeitweise erheblich überlegenen Feind erscheint im rechten Augen blick das Gros unserer Linienschiffe. Die englischen schnellen Verbände gehen nordwärts zurück. Unsere Flotte folgt ihnen, die Panzerkreuzer unter zunehmend heftigem Feuerkampf. In der dunsterfüllten Luft stößt unsere aus leichten Streitkräften bestehende Spitze auf das feindliche weit überlegene Linienschisssgros. Der Flottenchef entschließt sich, die vollzählig versammelte und etwa um das Doppelte überlegene enMche Haupt streitmacht anzugreifen. In zwei aufeinander folgenden wuchtigen Stößen mitten in die gegnerische Linie hinein erleidet der Feind empfindliche Verluste, während von unserer Seite nur ein Kleiner Kreuzer und vier Tor pedoboote auf dem Kampfplatz bleiben. Als unsere Streitkräfte zum dritten Male dem Gegner sich in Schlacht ordnung stellen, ist er verschwunden. Nach kurzem letzten Aufflackern der Tagschlacht folgen in spukhaften Bildern Nachtgefecht auf Nachtgcfecht, bis der Tag graut. Am Morgen fehlen zwar die brave „Pommern", ferner,.Rostock" und „Frauenlob", aber der Feind hat im Angriff schwere Verluste erlitten. Als die Sonne erwacht und das Auge nach den Anstrengungen des Kampfes Zeit findet, unsere Linien zu überschauen, trägt zwar manches Schiff ein Ehrenmal an Stirn und Leib, mancher brave Kämpfer fehlt in den Reihen der Kameraden, aber die Lebenden kehren siegreich heim, und eine stille ernste Freude senkt sich über aller Herzen. Von englischer Seite ist in dem sichtlichen Bestreben? in der ersten Verlegenheit dem zwar nicht verwöhnten Publikum einen Stecken des Trostes zn reichen, die ab gegriffene Behauptung wiederholt worden, die englische Flotte habe „das Schlachtfeld behauptet". Auf das laienhaft Unsinnige dieser Phrase ist schon von anderer Seite hingewiesen worden. Die See kennt keinen Besitz und keinen Gebietserlyerb im Sinne des Landkrieges. Mau kann nicht 50 Quadratkilometer Nordsee erobern. In der Seeschlacht entscheidet lediglich der Karnpferfolg. Nehmen wir aber, um dem englische» Standpunkt ganz gerecht zu werden, einmal den Gedanken auf. Das Kriterium, das die englischen Offiziösen für den B.griff der „Behauptung der Schlachtfeldes" am 24. Januar 1915 nach dem Gefecht auf der Doggerbank der Welt an die Hand gegeben, war die Tatsache, daß die Gefangenen sich in englischen Händen befanden. Am 31. Mar sind die überlebenden fast aller versenkten englischen Schisse und Fahrzeuge vou uns ausgenommen worden. Mau wird also nicht umhin können, diesesmal einen anderen Beweis für die „siegreiche Behauptung des Schlacht feldes" ausfindig zu machen. Der Nebel, der nach englischen offiziellen Tele- grammen „die Vernichtnng der deutschen Fotte verhindert hat", hat die deutsche Ftottensühruug zwar auch gestört, aber sie nicht davon abzuhalten vermocht, sich der eng lischen Flotte zum Kampfe zu stellen und sie an- zugrcifen. Ferner wird behauptet, daß nicht die ganze englische Flottenmacht zur Stelle Ivar. Es wäre gewiß kein Fehler der deutschen Strategie, wenn es ihr am 31. Mai gelungen wäre, mit voll versammelter Flotte einen uüterlegenen Teil der englischen Streitmacht zu fassen. Es muß aber nochmals ausdrücklich festgestellt werd n, daß der deutschen Flotte die restlos versammelte Haupt streitmacht der englischen Flotte gegcniibcrgestaud. n hat. An englischen Kräften sind festgestellt: Großkampfschiffe wenigstens 28 Schlachtkreuzer . 9 Ältere Panzerkreuzer - 6 Kleine Kreuzer - 20 Zerstörerführeischiffe und Zerstörer . . weit über 100 An schweren Geschützen waren zur Stelle: 38-em Geschütze .... über 60 34,3 - .... - 160 30,5 - .... - 130 Die Verluste durch feindliche Gegenwirkung betragen (auf englischer Seite nach vorsichtiger Schätzung): Engt. Deuhchr Großkampflinienschisfe 1 — Großkampfpanzerkreuzer ....... 3 1*) Altere Linienschiffe — 1 Altere Panzerkreuzec 4 — Kleine Kreuzer und Zerstörerführerschisfe . 3 3*) Zerstörer (Torpedoboote) 12 5 Zum Überfluß sei nochmals betont, daß die deutsche Flotte außer den hier angegebenen kein Schiff und kein Fahrzeug eingebüßt hat, weder auf dem Schlachtfelde noch auf dem Rückmarsch. Das Kräfteverhältnis war also ungefähr 2:1. Das Verhältnis der Verluste: Großkampfschiffe 4:1 Kleinere Fahrzeuge 2:1 Um den in der englisch » Vorstellung festgefügten Glaube» a» die Unbesiegbarkeit der englische» Flotte aufrechtznerhalten, ist vo» englischer Seite verbreitet worden, Luftschiffe und Unterseeboote hätten eine Haupt rolle im Kampfe gespielt. Demgegenüber muß mit aller Entschiedenheit festgestellt werden, daß die Schlacht am 31. Mai, wie so manche Seeschlacht früherer Zeiten, die alte Wahrheit bestätigt hat, daß nur das große, kamvf- kräftige Schiff, das Schiss, das in sich höchste Angriffs- und Verteidigungskraft vereinigt, die Meere beherrscht. An unseren Erfolgen haben gewiß alle Waffen ihren Anteil. Den Ausschlag hat aber unmittelbar und mittel bar die weittragende schwere Artillerie deS Großkampf- schiffcs und unter seinem Schutze die Torpedowaffe ge geben. Wenn das schwächere Fahrzeug seine Waffe» erfolgreich zur Geltung bringe» kormte, so war dies »nr möyl ch unter dem Schutze des Panzerkreuzers und des Linienschiffes, die ihm den Weg an den Feind heran erkämpfen und es wieder anfnehmen mußten. Das leichte Fahrzeug b.hält seine Bedeutung als sehr wert volle und notwendige Ergänzung des Kampfschiffes. Damit ist sein Wirkungsbereich bestimmt, aber auch be grenzt. Der schöne Waffenerfolg auf dem Schlachtfelde vor dem Skagerrak ist im einzelnen die Frucht jahrzehnte- langer, angestrengter Friedcnsarbeit unter der Fürsorge unseres Kaisers und unter der Anleitung unserer Führer, unseres Offizierkorps und unseres gesamten Berufs personals, ein Erfolg der Einzelausbildung unserer Schiffe und Boote. Er konnte nur erkämpft werden niit so vorzüglichem Material, wie es der geniale Erbauer unserer Flotte ge schaffen hat. Der vorliegende Versuch der Da stellung dcS Verlaufs der Schlacht kann natürlich auch in großen Zügen kein *) Davon „Lützow" und „Rostock" erst nach der Schlacht; außerdem „Elbing" durch Unglücksfall.
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