L. Feierliche Eröffnung des fünfundzwanzigsten ordentlichen Landtags am 15. November 1893. Thronrede. Meine Herren Stände! Ich habe Sie heute zur Wiederaufnahme Ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit berufen und heiße Sie herzlich willkommen. Dabei drängt es Mich, dem von Mir bereits öffentlich ausgesprochenen Dank für die Mir zu Meinem 50jährigen Militärdienst-Jubiläum aus allen Theilen des Landes entgegengebrachten Zeichen der Treue und Anhänglichkeit auch noch Ihnen, als Vertretern des Landes, gegenüber den wärmsten Ausdruck zu geben. Der Landtag, der jetzt zur 25. ordentlichen Tagung zusammentritt, kann auf einen langen bedeutsamen und erfolgreichen Abschnitt in dem konstitutionellen Leben des Staates zurückblicken. Ist dieser Rückblick auf eine lange Zeit fruchtbringenden Wirkens auch geeignet, Anlaß zur Freude zu geben, so gereicht es Mir um so mehr zu lebhaftem Be dauern, daß Ihr diesmaliger Zusammentritt gerade in eine Periode fällt, in welcher die Verhältnisse auf dem Gebiete der Volkswirthschaft und der Staatsfinanzen nicht eine so günstige Gestaltung aufweisen, wie in den letztvergangenen Perioden. Die Lage des gesammten wirthschaftlichen Lebens im Lande läßt indessen erkennen, daß der Druck, unter dem dasselbe seit einiger Zeit zu leiden hat, im Weichen begriffen ist, wenn auch die bislang im Bereiche der Industrie und des Handels beobachtete Stetig keit des Wachsthums, vielleicht mit infolge der durch günstige Jahre veranlaßten Ver mehrung der Produktion einige Abschwächung erfahren hat. Die Landwirthschaft ist durch die langandauernde ungewöhnliche Trockenheit im Frühjahre und Sommer dieses Jahres und den dadurch herbeigeführten Futtermangel wesentlich beeinträchtigt worden und Meine Regierung hat sich deshalb veranlaßt gesehen, zu Fernhaltung eines zu besorgenden Nothstandes vorsorgliche Maßregeln zu treffen. Haben sich auch diese Verhältnisse im weiteren Verlaufe des Jahres wesentlich gebessert, so üben doch die zum Theil nicht befriedigenden Erträgnisse der diesjährigen Ernte bei gedrückten Preisen einen ungünstigen Einstuß aus. Es steht aber zu hoffen, daß der auf den hauptsächlichsten Erwerbsquellen zur Zeit noch lastende Druck vorübergehen und insbesondere bei den — Gott sei Dank — sich bietenden Bürgschaften für Erhaltung friedlicher Verhältnisse die Besserung der wirth schaftlichen Lage eine nachhaltige sein werde. Diese Hoffnung wird dadurch bestärkt, daß bereits in einzelnen Zweigen der Bolks- wirthschaft Anzeichen hervortretcn, welche auf eine wiedcrerwachende stärkere Nachfrage nach Erzeugnissen der Industrie und Gegenständen des Handels schließen lassen.