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Deutsche allgemeine Zeitung : 26.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185410267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-26
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 26.10.1854
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Donnerstag. AeiPßi«. Die Zeitung erscheint mit «utnahmede« Montag- täglich und wird Nachmittag- 4 Uhr aus- gegeden. für da« Biertel jahr l'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Nr. 251 — 2«. October L8S4 Deutsche Mgemtinc Zeitung. «Wahrheit und-Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpcdition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). lUnfertionsgebühr für den Raum emerZeile 2 Ngr. ^in Wort über die Auswaudcrerbeförderung. Hamburg, 20. Oct. Seit Ende des vorigen Monats ist hier eine nicht unbedeutende Zahl von Cholerafällen vorgekommcn und, wie aus guter Quelle mitgetheilt wird, sind den Aerzten bereits viele Hundert Fälle be kannt geworden, in denen die Erkrankung den Tod zur Folge gehabt hat. Gleichwol hat man, wie schon früher in ähnlichen Fällen, auch diesmal geglaubt, im „vaterstädtischen Interesse" dies als ein Geheimniß behandeln zu müssen, und die hiesigen Blätter, die sonst in Localsachen so außer ordentlich redselig sind, haben bisher beharrlich über diesen Gegenstand geschwiegen. Nur die «Hansa», das Organ des Vereins zum Schuh der Auswanderer, hat in ihrer neuesten Nummer einige auf denselben be zügliche Zeilen. Es sind nämlich auch am Bord von hiesigen Auswan dererschiffen mehrfach Choierafälle vorgekommen, und wenn auch die Correspondenten der auswärtigen Blätter sich jeder Auslassung in dieser Hinsicht enthielten, haben doch die Briefe vieler Auswanderer die Nachricht von dieser Thatsache nach auswärts verbreitet. Die «Hansa» theilt nun mit, daß die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Acticngesellschaft darauf bedacht gewesen, die zur Beseitigung oder wenigstens zur Milderung dieses Uebels geeigneten Maßregeln zu treffen. Sie hat nämlich gewisse von einem hie sigen Arzt entworfene Rathschläge unter dem Titel „Vorsichtsmaßregeln" drucken und in mehren Exemplaren auf allen von der Gesellschaft zu expe- direnden Schiffen anschlagen lassen. Auch hat sie, wie die «Hansa» weiter mittheilt, für das Vorhandensein der erfoderlichen Medikamente auf jedem Schiff in reichlichem Maße Sorge getragen. Ich gestehe, daß mir diese Anordnungen durchaus nicht ausreichend erscheinen. Es ist sehr traurig, daß hier wie in Bremen dieRheder nicht verpflichtet sind, jedem Auswan dererschiff einen Arzt mitzugeben, ja daß die Gesetzgebung es sich nicht ein mal angelegen sein läßt, dafür Sorge zu tragen, daß am Bord jedes Aus- wandererschiffs ein besonderer Raum Vorbehalten bleibe, um nöthigenfalls als Hospital zu dienen — Bestimmungen, mit denen uns England, das man sonst so gern das „krämerischc" nennt, längst vorangegangen ist. Man kann sich kaum denken, welche Qual es in vielen Fällen für die armen Zwischendeckpaffagiere ist, die Kranken mitten unter sich haben und die von ihren Ausdünstungen und Ausleerungen geschwängerte Luft ath- men zu müssen. In gewöhnlichen Zeiten mag der Eigennutz der Rhe der, welche gern die Kosten für einen Schiffsarzt ersparen und den vor handenen Raum am liebsten bis auf den letzten Fuß benutzen möchten, allerdings verzeihlich erscheinen, obwol sie mit der Beförderung von Aus- Wanderern ein so gewinnbringendes Geschäft machen, daß sie billigerweise auch einige Opfer nicht scheuen sollten; allein sobald in den Hafenstädten oder gar am Bord eines Schiffs die Spuren einer epidemischen Krankheit sich zeigen, dann, scheint es, ist das Wenigste, was man im Interesse der Humanität zu fodern ein Recht hat, daß am Bord jedes Auswande rerschiffs ein Arzt und ein Hospital sich befinde. Ohnedies war die Sterb- sichkeit auf den Auswandererschiffen in den letzten Jahren so groß, daß die amerikanische Regierung sowol wie die englische geglaubt hat, den Gegen stand in ernste Erwägung nehmen zu müssen. Aber in den Hansestädien stehen die Rheder den Gesetzgebern zu nahe, und wie es scheint lassen sie sich von einem kurzsichtigen Egoismus verleiten, ihren Einfluß in übelm Sinn geltend zu machen; denn soviel ich weiß, hat die hiesige Commcrzdepu- tation es abgelehnt, eine Bestimmung in Hinsicht der ärztlichen Behandlung an» Bord der Auswandererschiffe zu befürworten. Ein noch traurigeres Zeichen de- Mangels an einem gesunden öffentlichen Geiste ist es- daß die hiesige Presse, die sonst über die kleinlichsten Dinge, wenn sie nur entfernt Mit den vaterstädtischen Angelegenheiten in Verbindung stehen, ein Langes und Breites mittheilt, die über die Zahl der Passagiere jedes Schiffs Buch führt, die über die Volksfeste bei Peter Ahrens und über die Verdienste der Gebrüder Keiling so ausführlich sich verbreitet, daß diese Presse in ei nem fast absoluten Schweigen beharrt, wenn es sich um das Interesse der armen Auswanderer gegenüber den Expedienten, Rhedern und Kapitänen handelt. Selbst wenn neuyorker Blätter die bei dein Commissioner of Emi gration angebrachten und eidlich erhärteten Klagen über skandalöse Geschichten, die zuweilen auf Hamburger wie auf bremer Schiffen vorkommen, mittheilen, lassen die hiesigen größern Organe dies ganz unbeachtet. Die Regierung ihrer seits scheint viel zu bequem oder zu vornehm, um von solchen Dingen Notiz zu nehmen. Daß die Gesetzgebung in Bezug auf die Beförderung der Auswan derer noch Viele« zu wünschen übrigläßt, ist bereits hervorgehoben worden; indessen mit Verordnungen allein ist cs nicht gethan, sondern darauf kommt es an, daß man nicht so oft ein Auge zudrücke, wo es sich um die MiSbräuchc han delt, die trotz! aller Verordnungen doch noch bestehen. ES heißt sich die Sache seht leicht machen, wenn man immer warten will, bis bei den betreffenden Behörden officiell Klage erhoben wird. Die armen Auswanderer können nicht von jenseil des Oceans wieder nach Hamburg oder Bremen herüber- ! kommen, vder hier Advocaten annehmen, um ihr Recht geltend zu machen; sie haben meist nicht einmal die Zeit und die Mittel, um sich in Neuyork ! aufhalten und dort bei dem Commissioner of Emigration ihre Klage an bringen zu können. Deshalb wäre es Pflicht der Regierung, von Dem, was in beglaubigter Form in der Presse laut wird, Notiz zu nehmen und, wo die Klage erheblich und begründet erscheint, Recherchen anzustellen, wie das die preußische Negierung in sehr ancrkennenswerther Weise in dem Falle mit Hrn. F. W. Bödecker in Bremen gethan. Das aber geschieht hier und selbst in Bremen durchaus nicht. Ja, was noch schlimmer ist: ost genug erlauben sich hier Wirthe und andere Leute offene und schamlose Betrügereien gegen die armen Auswanderer, von denen die Beamten merk- würdigerweise nichts erfahren, obwol sie sonst andern Dingen sehr bald auf die Spur zu kommen wissen. Es ist sogar die Bcinerkung gemacht wor den, daß selbst, wenn von den Betrogenen einmal einer Klage führt, was sehr selten vorkommt, denn die armen Leute haben nicht Zeit, sich hier lange aufzuhaltcn, der Schutz, den man ihnen gewährt, lange nicht prompt genug ist. Findet hier doch selbst der Verein zum Schutz der Aus wanderer, der, seitdem Hr. vr. Lehmann als Director fungirt, eine sehr achtungswerthe Wirksamkeit zu äußern bemüht ist, bei den Behörden fast gar keine Unterstützung, weder materielle noch moralische. In den letz ten Tagen hat sogar das Sechzigeccollegium entschieden, daß diesem Verein auch noch der Nest von Wirksamkeit wieder entzogen werde, den ihm Poli- zeiherr und Senat bisher überlassen hatten, nämlich die Zuweisung der Auswanderer an die Wirthe, und daß es den Wirthcn selbst freistchen soll, auf dem Perron des Bahnhofs die Auswanderer direct an sich zu ziehen. Das nennen die Sechziger „Bürgcrfrciheit". Wir werden nun wieder wie ehedem, die täglichen Prügeleien aus dem Bahnhöfe haben, und der Verein zum Schutz der Auswanderer, der, solange es seinen Beamten allein zu- stand, die Auswanderer auf dem Bahnhofe zu erwarten und ihnen Logis- häuscr zu empfehlen, auch eine gewisse Controle über die Wirthe üben konnte, wird nun auch die letzte Möglichkeit einer Wirksamkeit cinbüßcn. Da die hiesige Presse sich mit solchen Dinger» nicht befaßt, so mag es ge- stattet sein, einmal in einem auswärtigen Blatte die Wahrheit zu sagen über die Sorgfalt, welche angeblich in den hanseatischen Städten den Aus wanderern zutheil werden soll. Deutschland. Preußen, v Berlin, 24. Oct. Die Verständigung zwischen Preu ßen und Oesterreich ist noch immer nicht herbcigesührt. Oesterreich will für die Offensive freie Hand haben und, wenn angegriffen, unter allen Umständen auf Deutschlands Schutz rechnen können. Preußen will seine Hülfe nur für den Fall eines unprovocirten Angriffs zusichern und dieselbe verweigern, wenn Oesterreich infolge eines an Rußland gestellten Ultima tums des deutschen Schuhes bedürftig sein sollte. Die Basis einer Ver mittelung fehlt noch zur Stunde und ein gesonderter Antrag Oesterreichs in Frankfurt, wie ihn die Depesche vom 1. Oct. vorgesehen, muß ins Auge gefaßt werden. Man versichert mit Bestimmtheit, daß alle Nachrichten über die Oesterreich zugewcndete Haltung der andern Staaten noch zu vorsichtig, noch zu eingeschränkt waren und daß die Königreiche sich nicht trennen wer den. Für den Fall eines solchen gesonderten österreichischen Antrags würde Preußen, wenn inzwischen nicht irgendwelche Vermittelung der Gegensätze ermöglicht worden, fast nur auf die Mecklenburg zählen können. Soviel verlautet heute. Ueber Esterhazy's Rückkehr sowie über den Preußen zugc- schriebenen Plan, eine letzte Vorstellung in Petersburg zu unternehmen, war nichts Bestimmtes zu erfahren. Hr. v. d. Pfordtcn wird voraussicht lich bis zum 26. Oct. hier bleiben. * Von der Oder, 23. Oct. Unsere Nussenfreunde, durch die Unfälle ihrer Alliirten in der Krim erschreckt, hoffen die Rettung Rußlands von seiner territorialen Widerstandskraft. An dieser, gleichsam einer vis ineitiao, soll sich der Feuereifer der Feinde brechen. Wenn diese Hoff nung auf den Erfahrungen von 1812 basirt, so lassen sich gegen die aus den damaligen Ereignissen gezogenen Folgerungen gegründete Einwendungen machen. Schon lehrt die Erfahrung, daß gerade die große Ausdehnung des russischen Reichs seiner Vertheidigung hinderlich ist. Warum wirft Fürst Mentschikow die Engländer und Franzosen jetzt nicht aus der Krim ins Meer zurück? Offenbar weil er zu schwach ist. Er ist aber zu schwach, weil die russische Armee, wie zahlreich sie auch sein »nag, dennoch nicht im Stande ist, viele Punkte des Reichs zugleich zu schützen, da diese der Un- ermeßlichkcit des Raums wegen zu weit voneinander entfernt'sind. Wie will auch die Armee am Pruth, selbst die von Odessa Sewastopol recht zeitig Hülfstruppcn schicken! Wenn Oesterreich in diesen Tagen den Feldzug eröffnete, werden die von Petersburg abmarschirten Garden noch zu rechter
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