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Deutsche allgemeine Zeitung : 20.05.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185705209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-05
- Tag1857-05-20
- Monat1857-05
- Jahr1857
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 20.05.1857
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Mittwoch. Nr. Uli 2». Mai 18S7 Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! Preis für das Bierteljahr l'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Keipzib» Die Zeitung " bW-Dklitscht Mgcmiit Ztilmg Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Insertionsgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Preußen. ^ Berlin, 18. Mai. Vor einigen Wochen wurde von russischer Seite im Tone der vollsten Bestimmtheit gemeldet, daß Persien den Fricdensvertrag mit England nicht ratificirt habe. Es wurde diesen Angaben von mehren Seiten entschieden entgegengetreten, aber die Russen, d. h. die Russen in der Presse, blieben ebenso entschieden bei ihrer Behauptung. Jetzt meldet nun der Moniteur die Ratification und den Ab gang derselben nach Konstantinopel als eine Thalsache, und es stellt sich somit der Charakter jener russischen Angaben in seiner ganzen Nacktheit heraus. Jene Angaben waren Tendenzlügcn, und cs liegt dabei die Ver- Muthung nahe, daß die russische Diplomatie der Meinung war, daß ihre Bemühungen, die Ratification des Vertrags zu hintertreiben, nicht erfolg los sein würden, und daß sie deshalb schon vor erreichtem Ziele die angeb liche Thatsache in die Welt schreiben ließ. Jetzt ist es nun freilich anders gekommen. Wenn man fragt, woher man es wisse, daß jene Angaben aus direct russischer Quelle gekommen seien, so braucht man nur daran zu er innern, daß sie zuerst und auch später fast ausschließlich nur im Nord ge standen haben und daß die Korrespondenzen, welche der Nord aus Paris und aus den andern größern Städten erhält, mit den betreffenden russischen Gesandtschaften in dircctester Beziehung stehen. Die betreffenden Gesandt schaften haben nämlich entweder von Petersburg aus eine Person, welche die Korrespondenzen für das brüffeler Blatt besorgt, zugesendct erhalten, oder sie haben sich an ddm Ort ihrer Residenz ein geeignetes „Talent" da für engagirt. So kommt cs denn, daß die Herren vom Nord immer aus einer und derselben Quelle schöpfen, und daß sic, besonders wenn das inot U'orcki-s direct von Petersburg ausgcgeben wird, ihre Angaben gegenseitig so vortrefflich bestätigen können. Ans diese Weise hat sich nun in der letz ter» Zeit ein vollständiges russisches Literatennetz über ganz Europa gebil det, und leider hat cs sich auch bei dieser Gelegenheit wieder gezeigt, daß die bekannte Sorte von „ehrenwerlhcn" Leuten in Deutschland noch nicht ausgestorben ist, denen es ziemlich gleich ist, was sie schreiben, wenn sie nur russische Rubel verdienen. Anfangs sind die betreffenden Herren lang sam und vorsichtig ausgetreten, wohl wissend, daß die Welt nach russischer Kost und Art kein sonderliches Gelüste habe; jetzt aber treten sie, in der Presse wie im Leben, schon mit einer guten Portion von Unverschämtheit auf, und wenn das schon jetzt, erst nach so kurzer Keil der Fall ist, so wird für die Zukunft von dieser Seite her der Presse ganz gewiß noch eine schöne Rose, oder wie man es sonst nennen will, erblühen. Als der Nord gegründet wurde, haben wir darauf hingewicscn, welchen eigcnthümlichen Ein druck cs mache, daß ein Land wie Rußland, welches daheim jede freie Gei- stcsrcgung erdrückt, auswärts die Preßfreiheit benutzen will, um für russi sche Interessen Tendenz und Propaganda zu machen. Wir denken, daß cs jetzt ebenso angemessen ist, auch auf die Fäden aufmerksam zu machen, welche mit dem russischen Institut in Brüssel in Verbindung stehen, und wir halten dies für um so angemessener, als die betreffenden russischen In fluenzen auch bereits in andere Blätter — ob mit Wissen oder Nichtwissen der bezüglichen Nedactionen, wollen wir dahingestellt sein lassen — Ein gang gefunden zu haben scheinen. — Die Presse beschäftigt sich in ge genwärtiger Zeit noch viel mit dem Empfang, resp. der begeisterten Aufnahme, welche dem Prinzen Napoleon hier zutheil geworden ist oder vielmehr zutheil geworden sein soll. Wir gestehe», daß wir in der That nicht begreifen, wie cs zu der betreffenden Discussion überhaupt hat kom men können. Wir sind bei der Ankunft des Prinzen Napoleon gegenwärtig sowie auch bei fast allen übrigen Gelegenheiten anwesend gewesen, wo der Prinz sich öffentlich gezeigt hat. Stets hatte sich eine ungeheure Menge Volks angesammelt, und wer die dem Berliner angeborene Neugierde und Schaulust kennt, kann sich darüber auch wol nicht wundern. Auch erzeigte man dem Prinzen durch Grüßen vielfach die Achtung, welche dem Gaste des königlichen Hofes gebührte. Von Rusen aber oder gar jvon Vivs I'smsioroui-! haben wir niemals einen Laut gehört. Als am 9. Mai bei dcr großen Parade der König mit dem Prinzen zu den Truppen und wieder zurück ins Schloß ritt, erscholl allerdings vielfaches Hurrah; das aber galt nicht dem Prinzen, sondern dem König, der mit diesem Ruf bei jeder großen Parade, wenn er vom Schloß kommt und wenn er zurückkehrt, von den anwesenden Zuschauern begrüßt wird. Alles, was hierüber im Sinne einer Ovation für den Prinzen Napoleon hinausgeht, ist, das dürfen Sie versichert sein, reine Erfindung. — Das in Aussicht stehende Gesetz in Be treff des Verbots dcr fremden Banknoten beginnt bereits seinen Einfluß auf den Verkehr zu üben, indem seitens einer Reihe hiesiger Kaufleute öf- fcntlich bekannt gemacht wird, daß sie, mit Rücksicht auf den durch das fragliche Gesetz drohenden Cursverlust, fremde 1O-Thalernoten von jetzt an nur nach dem Tagescurs in Zahlung annehmen. Hinsichtlich der von der diesseitigen Negierung erstrebten Vereinbarung über gemeinsame Grundsätze in Betreff dcr Banknotenemission in den Zollvereinsstaaten liegen die Dinge, wie wir hören, noch so ziemlich im ersten Ansangsstadium. Man spricht davon, daß von einem Staate die Bildung einer bcsondcrn Konferenz zur Berathung über die fragliche Angelegenheit gemacht worden sein und dcr betreffende Vorschlag auch vielseitige Unterstützung gefunden haben soll- An dem Glauben, daß schließlich jedenfalls etwas zustande kommen werde, hält man übrigens fest, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die zur Zeit noch zurückhaltende Stellung der meisten übrigen Zollvcrcinsstaaten in Betreff dcr fremden Banknoten mit dieser Sachlage in Verbindung stehen dürfte. Man scheint, um keine unnöthige und zu große Störung in den Verkehr zu brin gen, abwartcn zu wollen, welches das Resultat der schwebenden Verhand lungen sein werde, um hiernach den Umfang der später zu ergreifenden Maßnahmen zu bemessen. — Die diesjährige Pastoralconferenz findet vom 8. bis zum I I. Juni statt. Es ist als ein Zeichen der Zeit nickt uninteressant, daß selbst der Hofprcdigcr Di. Krummacher nicht mehr im Stande ist, unsern Orthodoxen, zu deren Spitzen er doch sonst gehörte, durch Dick und Dünn zu folgen. In einer neulich stattgefundenen Versamm lung des Evangelischen Verein konnte er nicht umhin, gewisse engherzige Richtungen tief zu beklagen und darauf hinzuweisen, wie man durch das ausschließliche Christenthum, welches man so fanatisch aufstelle, verletze und vom rechten Wege abirrc. Württemberg. N Stuttgart, 17. Mai. Die hiesigen Katho liken scheinen den günstigen Wind, welcher dermalen in den höhetn Re gionen für sie weht, benutzen zu wollen. Sie haben nun den Bau einer neuen katholischen Kirche angeregt, da die bisherige nicht nur zu klein, sondern auch baufällig ist. Dcr katholischen Kirche, die gegenwärtig in Cannstadt gebaut wird, hat der König eine sehr ansehnliche Unterstützung zuflicßcn lassen; man hofft, daß seine gewohnte Liberalität sich auch bei dem Bau einer neuen katholischen Kirche in dcr Residenz bewähren werde. An Festtagen nament lich, wo Alles sich zur Kirche drängt, reicht ihr Raum weil nicht mehr hin, die Menge zu fassen; so fühlbar ist seil einigen Jahren der Zuwachs der hie sigen Bevölkerung auch unter der katholischen Confessio» geworden. — Wie ich Ihnen bereits gemeldet, stellt sich aus demselben Grunde ein im mer größerer Mangel an Wohnungen heraus. Einige Postbeamte haben sich zum Bau einer gemeinschaftlichen zweckmäßigen Wohnung vereinigt; allein zur Ausführung der Sache fehlt die rechte Leitung und wol auch die Hauptsache — das Geld. Es wäre zu wünschen, daß eine gemeinnützige Gesellschaft, die Intelligenz, Credit und guten Willen in sich vereinigt, sich mit dcr Wohnungsfrage beschäftigen möchte, um für die Arbeiter, die ge ring besoldeten Beamten w. paffende Locale herzustellcn. Der gegenwärtige Mangel an Wohnungen kommt nicht blos daher, daß die Bevölkerung im mer mehr zunimmt (2V- Proc. per Jahr), sondern auch daher, daß die Hausbesitzer cs vorziehen, kleinere Wohnungen zu größern zu vereinigen, um eine größere und bequemere Rente daraus zu ziehen. Aus demselben Grunde wirft sich die Privatspeculation auch lieber auf die Erbauung grö ßerer Wohnhäuser als kleinerer. Der letzter» stehen aber auch die spcciell für Stuttgart geltenden Bauvorschriften entschieden entgegen; denn einmal soll kein Haus unter 50 Fuß Fronte erbaut werden und zweitens kein Hin terhaus mit Feuerstcllc versehen werden, wenn cs das Interesse des Vordcr- hausbesitzers nicht gutwillig zuläßt. Aus diesen Gründen hat der hiesige Gcwerbcvercin in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Gemeindcrath zu bitten, derselbe möge sich beim königlichen Ministerium des Innern dahin verwenden, daß Bezirks- und Nebenstraßen in Stuttgart bezeichnet werden dürfen, in denen von der Vauvorschrift von 50 Fuß Länge für ein Wohn haus bis zu 25 Fuß herabgestiegen werden dürfe. — Wie ich von verläß licher Seite vernehme, ist die Frage wegen Theucrungszulagen bei den höchsten Behörden abermals zur Berathung gekommen und cs dürste nun auch bei den Civilbcamten eine weitcrgchcnde Bewilligung eintrcten. — Daß in Schwaben wie sonst nirgends Somnambülen, Geisterbanncr und quacksalbernde Schäfer gedeihen, ist männiglich bekannt. Für einen solchen Wundermann gilt gegenwärtig auch der Schäfer auf dem königli chen Sccgul (Monrepos) bei Ludwigsburg. Nicht nur Leute aus den un tern Volksschichten-, denen im Hinblick auf ihre Unwissenheit die Bethäli- gung des Aberglaubens zu verzeihen ist, zählt dieser Acsculap zu seinen Verehrern, sondern auch die gebildete Stadt liefert ein ansehnliches Conlin- gcnt. Dcr Mann diagnosticirt auch einzig und allein aus dem Urin den Kranken. In dcr Wahl seiner Mittel und Zusammensetzung seiner Neccpte ist übrigens dieser Medicaster sehr vorsichtig, indem er nur solche verordnet, die jeder Apotheker im Handverkauf abgcben darf. Dadurch verhindert cr, daß seine Handlungsweise von Seiten der Betrogenen zum Gegenstand ei ner gerichtlichen Verfolgung gemacht werden kann; denn für den Fall, daß das verordnete Mittel nichts fruchtet, wollen diese nicht auch zum Schaden noch den Spott haben.
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