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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 26.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193501264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19350126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19350126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-26
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«O mer, Marie, was ist denv?" fragt er verwundert. Die Marie vom Hof, aus der Milchkammer, rst's. Ein sauber Geschöpf mit heilen Augen und blanken Zähnen. Sie jammert: „Ich hab' mir den Fußvertreten!" „Iawohl! Muaht ja neumodische Schuh' Haben", grollt der Knecht. „Laß amol schaug'n." Aber sie zieht den Fuß verschämt zurück und versucht aufzustehen. Sie stützt sich auf seine Schultern. Ganz eng lehnt sie sich an ihn, so daß es dem Burschen eitn wenig peinlich und schwül wird. „So geht's a net", wehrt er ab, „da muh erst der Schuh runter, sonst wird die Geschwulst z' dick, und nach her Magst dös damische Schuhzeug net runter." Herrisch drückt er sie auf den Grabenrand. „So, jiazt zlagst den Schuh aus!" Als sie immer noch zögert, greift er nach dem Fuß. „Dumm's Zeug!" runter damit!" Er löst die Bänder und streift den Schuh ab. Seine Linke hält den Fuß. Die Rechte fühlt. „Da muaht glei a Loam draufschmiern". Er fühlt nochmals und stutzt, bewegt den Fuß im Gelenk. Die Marie muckt nicht; sie spürt nichts. „Ah woas! Da is ja ka G'schwulst net!" Er Pfeift durch die Zähne. „Ziag Dein Schuh wieder an! 2s eh nix dran." Helle Schläue glänzt in seinem heiteren Gesicht. Dann steht er auf. „So, Marie, etz gehst alloa zum Hof. Brauchst koa Begleitung net. Da wird nix draus. And die G'schicht bleibt ganz unter uns." Er wendet sich um und geht am Roggenfeld entlang, bis dahin, wo der Fuchsschwanz hell in Blüten steht. Da setzt er sich hin und sinnt, schaut in den blauen Himmel und sieht die weißen Wolken lang sam ziehen, die über seinem künftigen Hof stehen; darüber singt eine Lerche. Ra, so damisch war er doch net. Dös sollt die Marie sich nit einbilden, daß er auf so wos neinfiel. Zeit war noch g'nug, und er wollt scho noch die Rechte finden. Knapp vier Wochen später ist ein paar Dörfer weiter Kirchweih. Auch der Taver wandert hin. And warum net? Die Marie war ebenfalls da. Er kann ihr's nicht verbieten. And getanzt haben sie dann auch, wie sich's gehört. Entweder — oder hat sick der Taver gedacht und hat sie herumgeschwenkt, daß ihr fast der Niem ausging. Es war ja Kirchweih und sein Herz war froh und weit; da war weiter nix dabei. Sauber war die Dirn schon, dagegen war nix zu sagen. Wie es auf Mitternacht geht, lupft's ihn auf die Schulter. „Du, Taver, nimm mich mit heim, wir zwei find alleii noch dy aus unserem Dorf." „Nachher wird's wohl so sein müafsn", sagte der Taver nachdenklich, „in einer Biertelstund' genga mer!" Aber das füllt ihm garnicht ein. Er bleib noch da And er lacht wieder fchiau. und trotzig bleibt er scheu. Als die Zeit um ist, steht da ein anderer Bursch vor dem Mädchen. „"Der Taver geht noch nicht; aber da Du heim mußt und ich Halbwegs einen Weg mit Dir habe begleit ich Dich bis ans Dorf." „Dank fchpu!" sagt die Marie giftig. „Ich fahr mit dem alten Brockmann, der hat schon angespannt." So fuhr die Marie mit dem Viehhändler heim, und der Taver ist dageblieben bis in den frühen Morgen. Als er dann heimkam, meinte er, so ganz recht wär' es doch nicht von ihm gewesen. — And dann kam ein -Sonntag, da ging er den Berg hinan, und wie er in den Wald einbog, lag dort die Marie am Wege und schlief; die weihen Zähne glänzen zwischen ihren halb geöffneten roten Lippen. And er geht still den Weg zurück. — Da sieht er den Toni. Er winkt ihm, legt den Finger bedeutungsvoll an den Mund. Der Bursche versteht. Leise gehen sie wieder den Hang hinan... Da deutet der Taver auf das Mädchen. Mit ein paar raschen Schritten ist der Toni dabei, bückt sich, spitzt das Maul... Da hebt sich eins Hand hoch und fällt dem Toni klatschend auf die Backe. Das Mädchen springt auf. „Sv war's nicht gemeint, Du Tölpel!" und läuft an ihm vorbei. Der Taver lacht in sich hinein. „So bringst bei mir nix zustand, Marie, so geht's net. Jawoll!" Empört und beschämt schreit sie: „Da frißt halt Dein Kraut allein!" „Wird mir mei Weib schon mach'n!" Er lacht. „Du verstehst ja doch nix davo!" „And Dein G'selchts dazu", ruft sie ihn zornig an. „Kraut und G'selchts!" Taver Riedermoser fährt mit der Zunge im Munde herum. Acht Jahre hat er alles Mögliche in sich hineingegessen, nur keine bayerische Kost. Run will die Dirn ihn damit foppen. Mit e nem Schritt steht er neben ihr. „2 frag Di no amol: He! Woas verstehst denn nach« Du von Kraut und G'selchts? Woas soll dös hoafs'n? Mi stimmst fei net!" Drohend schaut er sie an. Aber sie hält seinm-Augen stand. „Was geht's Dich an? Ich könnt's schon richtig kochen!" Da faßte er sie am Handgelenk. „Dös sollst mir erst amol beweis'n. San ja do bloß Spruch und nix da hinter." „Wenn Dir daran liegt", sagt sie leichthin, „ich kann's." Zwei Abende darauf wird der Taver in die Küche ge rufen. Die Gutsherrin fragt ihn: „Wie stsht's mit der künftigen Bäuerin?" „Alleweil ganz guat", lügt er. Da kommt die Marie und setzt ein paar verdeckte Schüsseln vor ihn hin und legt Messer und Gabel dazu. „Genier' Dich nicht!" Der Taver hebt den Deckel ab. „Kraut und G'selchts und Knödl! Woas war denn jetzt dös?" Weiter hat er nichts gesagt; hat sich auch garnicht geniert und hat gegessen. Sakra! guat war's. And dann langt die Marie in eine Ecke, bringt eine* Flasche her und schenkt ihm ein. „Das gehört dazu, Taver!" Er traut seinen Augen kaum; aber dann glänzt sein Blick. Wenn's auch nicht vom Faß war, ein köstliches bayerisches Bier war's doch. And frisch und mit Ver stand eingeschenkt. „Ja, mein Dirn, wer hat Di denn dös g'lernt?" .„Bin doch ein Jahr bei meiner Tante in München gewesen! Da ißt man auch Kraut mit G'selchts und Knödl. Ich kann noch mehr bayerisch kochen." Roch einen Schritt näher tritt Taver vor und sieht e-nst in die Augen der klugen Marie. „Ha, tätst mir leicht so koch'n. wenn Du mei Bäurin wärst?" „Warum nicht, wenn der Bauer so mag!" „Guat is'. And recht is'. Tät dir's 'leicht Paß'n, wann i der Bauer wär?" Da gibt ihm das Mädchen die Hand. Die Gutsherrin betrachtet die beiden und lächelt. Run ist kein Zweifel mehr, der Taver bekommt den Hof und eine tüchtige Frau dazu. «W-M Was soll das bedeuten? Ende. Ende. * Rätsel. Vor mich ein „E": im heil'gen Buch, Da findest du mich oft genug. Nach mir ein „m": und manche Hand Räht mich an eines Kleides Rand. Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau. Schriftlettung: Margarete Voigtländer in Zschopau.
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