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Deutsche allgemeine Zeitung : 24.10.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185810241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18581024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18581024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1858
- Monat1858-10
- Tag1858-10-24
- Monat1858-10
- Jahr1858
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 24.10.1858
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dieselbe zu, erreichten sle um 8 Uhr und fanden bereits den dritten Offizier und einige Passagiere am Bord. Der zweite Offizier wurde schwimmend von dem Mau rice gegen 8'/, Uhr ausgenommen. Er war etwa um 2'/, Mr durch das Andrän gen der Passagiere der Austria über Bord gestoßen worden, als diese sich in sein Boot hineinstürztcn und dasselbe zertrümmerten. Er hielt ssich fast sechs Stunden durch Schwimmen über Wasser, ohne daß er irgendetwas gehabt hätte, woran er sich hätte festhalten können. Der dritte Offizier verließ das Dampfschiff um 5 Uhr. Er war auf dem Deck der Austria geblieben, bis er sah, daß kein einzige« Boot mehr vorhanden war, und wurde durch das Feuer über Bord getrieben. Er hielt sich an einem Lau außerhalb des Schiffs fest, bis um 5 Uhr die eisernen Platten des Schiffs roth wurden, worauf er ins Wasser sprang. Er schwamm einige Zeit herum, fand dann einige Stücke Holz herumtreiben und hielt sich hieran über Was ser, bi« er um 6'/? Uhr von dem französischen Boote, mit bedeutenden Brandwun den bedeckt, aufgefifcht ward. Als wir die Austria verließen, waren drei Segel in Sicht, von denen einzig die französische Bark Maurice hcrankam, um Hülfe zu lei sten. Der Maurice nahm 66 Personen an Lord, von denen 12 an Bold des nach Halifax bestimmten Lotus übergeschifft wurden. Die übrigen wurden am 19. Sep . auf Fayal ans Land gesetzt, von wo aus die Passagiere sich am Bord des engli schen Kriegsdampfschiffs Balorous nach Ncuyork einschifften. Wir wurden von dem londoner Dampfschiff an Bord genommen, das uns auf unserer Rückreise nach Ham burg gestern in Gravesend ans Land setzte. L. F. Hahn, erster Offizier der Austria. B. H. Heitmann, zweiter Offizier. S. C. Bernitt, dritter Offizier. C. Plate, Quartcrmaster. E. Michaelis, zwei ter Bootsmann. S. Freibold, Heizer. L. H. Richter, Matrose. N. Jörgensen, Matrose. O. Pohl, Jngcmeurassistent. Uebtr die Schicksale der von der «Katharina» geretteten Passagiere der Austria thcilt die Neuyyrker Handels-Zeitung folgende Aussagen eines derselben mit: In der Nähe des Bordercastells wurden Stricke an die auf der äußern Schiffs- cite befindlichen Ketten befestigt, und an diese klammerten sich viele Menschen an; owie aber die Flammen sich verbreiteten, ließ einer nach dem andern los und fand ein Grab im Meere. Auf dem Bugspriet lagen die Passagiere Reihe auf Reihe, manchmal vier Mann hoch. Daß war ein letzter augenblicklicher Nothbehelf, aber auch aus ihm wurden sie. zuletzt vertrieben, bis endlich nur noch ein Mann auf dem alleräußersten Ende saß. Achtzehn Personen hatten sich an die Kette geklam mert, welche die Bugsprietstütze bildet, und hingen dort bis zum folgenden Morgen um 4 Uhr. Ein Matrose kletterte bis zum Bugspriet und fand, daß es möglich wäre, das dort befindliche Feuer auszulöschen; er forderte daher die, welche sich an die Stütze geklammert hielten, auf, ihre Kleider in die See zu tauchen und sic ihm heraufzureichen. Dies geschah, und das Feuer ward so weit gelöscht, daß das Bugspriet verhältnismäßig sicher war. Sie verblieben dort, bi« die Boote von der Katharina sic aufnahmen. Mit einem Lau machte ich eine Schlinge, um im Stande zu sein, zwei Fuß vom Wasser entfernt in ihr zu sitzen. Dies war un gefähr 10 Minuten nach Ausbruch des Feuers, und in dieser Lage sah ich unge fähr dreiviertel Stunden später den Vorder- und Hauptmast auf der Steuerbord seite über Bord gehen und war in Gefahr, durch die Raae hcrabgestoßcn zu wer den, die auf der Seite des Schiffs hing und erst als das Lakelwerk verbrannt war in die See siel. Als ich umherschaute, ob ich nicht irgendetwas finden könnte, was im Wasser schwämme und woran ich mich zu halten vermöchte, bemerkte ich das Ende-des Hauptmastes, das ungefähr zwei Fuß au« dem Wasser hervorragtc. Daß Lauwerk an der Spitze war in der Schraube hängen geblieben. Ich ließ mich nieder und schwamm, um mich daran anzuklammern, gelangte auf die Spitze und so glückte es mir, mich über Wasser zu erhalten. Um diese Zeit sah ich drei Per sonen an der Seite des Schiffs in Lauen hängen, und einem von ihnen, dem Koch, warf ich ein Stück Tau zu. Ich zog ihn heran und hielt ihn an meiner Seite; die ganze Nacht verblieben wir in diesem Zustande. Wir sahen eine Anzahl Kör per während der Nacht um uns herumschwimmen. Bis zum Eintritt der Dämme- rungxdrehte sich die Schraube noch immer langsam herum, so oft sich der Dampfer am Stern erhob. Um zu verhindern, daß ich selbst von den Flammen ergriffen wurde, mußte ich meinen Rock abnchmen, ihn in das Meer tauchen und dann auf meine Seite legen. Einmal verbrannte ich mir meine Schulter, da ich jenen Theil meines Körpers nicht schützen konnte. Ich leide noch an zahlreichen Brandwunden. Als das Feuer ausbrach, bemerkte ich zwei Schiffe in der Entfernung. Eins von ihnen, eine französische Bark, kam ungefähr um 5 Uhr abends dem brennenden Dampfer auf etwa eine Meile nahe und sandte zwei Boote aus; aber keins dieser Boote kam dem Dampfer näher als in Hörweite. Ich sah sie umherschwimmende Personen aus dem Wasser ziehen. Sie hielten sich auf de» Luvseite des Dampfer«. Ich sah sic nur gelegentlich, wenn der Dampfer sich herumschwang. Die Boote waren bis zum Eintritt der Dämmerung damit beschäftigt, worauf sie nach der Bark zurückkehrtcn. Ich bemerkte, daß ungefähr um 10 Uhr eine Laterne auf ihrem Mast aufgezogen wurde. Ich glaube, daß ich auch dasselbe Fahrzeug am nächsten Morgen um ungefähr 2 Uhr erblickte. Am 14. Sept, sah ich ein Schiff dicht an dem Wrack, welches sich als die Katharina erwies. Da das Schiff sich dem Dampfer nur luvwärts nähern konnte, so war es beinahe Lag, ehe der Ka pitän der Katharina sein Boot absandte, um uns aufzunehmen. Wie die Hamburger Nachrichten mittheilen, ist die polizeiliche Ver nehmung der geretteten neun Personen von der Mannschaft der Austria von dem Criminalactuar vr. Gobert beendet worden. Als Sachverständiger wurde von demselben der Wafferschout Kapitän Fokkes hinzugezogen. Das umfangreiche Protokoll (es soll 28 Bogen stark sein) wird dem Senat eingeschickt werden. Oesterreich, füllen, 21. Oct. Die Aufmerksamkeit ist unverrückt auf die Entwickelung der preußischen Zustände gerichtet. Es kann auch füglich nicht in Frage gestellt werden, daß sie auf die Verhältnisse Deutsch lands einen Einfluß üben werden, besonders in den constitutioncllen Staa ten; denn die streng verfassungsmäßige Haltung, welche der Prinz von Preußen bei der Uebcrnkhmc der Regentschaft beobachtet, hat offenbar nicht blos dem preußischen Junkerthum eine tödliche Wunde zugefügt, sondern der Rückschlag wird sich auch auf die in Hannover bisher unaufhaltsam fortschreitende Reaction geltend machen, wie auch in Baiern, wo bereits gewisse Gelüste und kaum mehr in Zweifel zu ziehende Bestrebungen (wie sehr sie auch in Abrede gestellt werden mögen) unverkennbar hervortrc- ten, die constitutionellc Verfassung möglichst in eine gegliederte Stände- versammlnng umzugestalten. Und ohne Zweifel wird die in Preußen nun mehr stattfindende verfassungsmäßige Erweiterung der politischen Freiheit auch in Oesterreich dem ohnehin täglich sich unverhohlener aussprcchenden Bedürfniß nach definitiven und den Anforderungen des Fortschritts zusa genden Zuständen, namentlich einer geregelten und von jeder discretionäre i Einwirkung der administrativen Gewalt gesicherten Preßfreiheit, einen »och entschiedener» Ausdruck verleihen. Man ist hier ungemein gespannt auf die bevorstehende Umgestaltung deS preußischen Ministeriums, und hauptsächlich, ob Hr. v. Manteuffel in demselben verbleiben wird, waS bei seinen be kanntlich keineswegs streng ausgesprochenen politischen Grundsätzen, die sich auch einer wesentlich veränderten Richtung' anpaffen ließen, allerdings der Fall sein könnte; eine Frage, deren Emscheidung man mit besouderm In teresse entgegensieht, als hier in diesem Augenblick ein schon früher mehr fach verbreitetes Gerücht neuerdings aufgetaucht ist, daß ein hochgestellter Einfluß, der bereits zwei verschiedenen Verwaltungszweigen vorgcstanden, mit staatsmännischer Hingebung nunmehr auch der so schwierig gewor denen Leitung der auswärtige» Angelegenheiten sich zu widmen strebe, wo durch unwillkürlich zu analogen Betrachtungen Veranlassung gegeben ist. — Aus Serbien lauten neueste und zuverlässige Berichte für den Augenblick wieder beruhigender. Dem Fürsten scheint nämlich vor seinem früher an den Tag gelegten Muth nachgerade bange geworden zu sein, und hat derselbe seinen bisherigen Widerstand gegen den statutmäßigen Eintritt auSscheidcndcr Minister in den Senat aufgegeben. Demzufolge möchte nun die Neconstruirung des Ministeriums erwartet werden können. Die Skupsch- tina ist unter diesen Verhältnissen vorläufig unbestimmt vertagt. Dieser Zustand ist indessen immer nur als ein provisorischer zu betrachten, der im Frühjahr wahrscheinlich zu gewaltsamen Vorgängen führen dürfte; eine Lösung, welche durch die Umtriebe der Obrcnowitsch'schen Partei, die zahl reichen Jntrigucn auswärtiger acercditirter und geheimer Ageiiteu, die un. volkstümliche Haltung deS Fürsten und den wenig glücklichen und allzu sehr zur Schau getragenen Einfluß des Repräsentanten eines Nachbarstaats auf denselben nachgerade systematisch vorbereitet wird. Ein solcher Ausbruch könnte, wenn er stattfände, unter den serbischen Stammesgenossen jenscit der Donau, besonders bei der gegenwärtig unter ihnen herrschenden Stim mung, einen nicht unbedenklichen Eindruck Hervorrufen. Uebrigcns sind ge genwärtig mehrere serbische Familien hier anwesend. Unter diesen nimmt vorzüglich jene des Majors Mischa, des reichsten Mannes im Lande (man schätzt sein Vermöge»', mit Ausschluß seiner Besitzungen, auf 5 Mill. Du katen), die Aufmerksamkeit in Anspruch. Er führt seine vier Töchter mit sich, von welchen eine die Witwe des bekannten Damjanowitsch ist, dessen kürzlich erfolgter geheimnißvoller und von unheimlichen Umständen beglei teter Tod dem Fürsten Karageorgewitsch die letzten Sympathien entzogen. Auch ist der von feiten der serbischen Negierung zur permanenten Donau- schiffahrtöcommission'ernannte Kommissar, Hr. Zukitsch, bereits seit vier Wochen hier eingetroffen. Diese Angelegenheit dürfte übrigens noch auf manche Schwierigkeiten stoßen. Wie wir von guter Seite erfahren, sollen nämlich Baiern und Würtemberg erklärt habe», der Pariser Konferenz eine revidirende Stimme auf die bereits ratisscirten Beschlüsse der Uferstaaten nicht zuzugestehen und sich hierüber blos mit der österreichischen Regierung in Einverständniß zu setzen beabsichtigen. Sollen, 20. Oct. Nach einer Nachricht aus Meran sind der König und die Königin von Preußen von Innsbruck her am 18. Oct. abends in Briren, am 19. Oct. mittags in Botzen und abends in Meran, beide in erwünschtem körperlichen Wohlbefinden, angekommen. Schon in Inns bruck, wo dieselben Rasttag hielten und das Schloß Ambras mit seine» reichen Sammlungen besuchten, war der König sehr heiter gewesen. Die schöne Fahrt durch die romantischen tiroler Gebirgsthäler deS Inn, der Ei sack und der obern Etsch bei dem herrlichsten Sonnenschein haben ebenfalls ihren erhebenden Eindruck auf das kranke Gemüth des Monarchen zu äu ßern nicht verfehlt. Derselbe soll zusammenhängender als seit Monaten ge sprochen haben, und seine Umgebung gibt sich frohen Hoffnungen hin. Zum Frühjahr soll eine abermalige Luftveränderung vorgenommen werden, und zwar wird der Hof zuerst nach Florenz und später nach Rom übersiedeln. Für die heiße Zeit wäre wieder ein Landaufenthalt in Baiern im Vor schlag. Die Prinzessin Alerandrine von Preußen wird in den nächsten Ta gen ebenfalls über Wien nach Meran kommen, um den; König und der Königin daselbst Gesellschaft zu leisten. — Die Oestcrreichische Zeitung sagt gelegentlich einer Besprechung der Zu stände in Preußen: „In Oesterreich besteht die reine Monarchie kraft einer innern Nothwendigkeit. Es dürfte kaum einen unparteiischen Forscher geben, der nicht zugeben würde, daß der RegierungSmodus des Kaiserstaats der einzig mögliche und darum auch der bestmöglichste ist, der bestehen kann. In dieser Wahrheit liegt eine große Kraft." — Der klerikale «Volksfreund» spricht sich freudig darüber aus, daß die Schritte Frankreichs in Sachen Mortara'S in Rom erfolglos blieben, und macht dann eine Nutzanwendung auf Oesterreich, indem er verlangt, daß die außer Kraft getretenen weltlichen Verordnungen wiederbelebt werden, welche dasDienstverhältniß zwischen Juden und Christen für unzulässig erklären — Der Breslauer Zeitung wird mitgetheilt, daß das Berathnngö- Programm der Synode folgende Punkte enthalte: Vermehrung der Gottes häuser; Erhöhung des kirchlichen Ceremoniells; Aufstellung von Begräbniß- normen; Verhalten gegen «katholische Gcmeindeglieder; Organisation der Finanzverwaltung und Centralisation in der Verwaltung der kirchlichen Stistsgüter. In dem letzter» Punkte liege der Keim zu großen Meinungs verschiedenheiten, da die Stifte bisher das bischöfliche Ansehen, ihre Güter unter die allgemeine kirchliche Verwaltung zu stellen, beharrlich zurückge wiesen haben, indem sic meinen, durch Nachgiebigkeit einen Theil ihrer Unabhängigkeit zu verlieren.
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