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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 19.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191301197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19130119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19130119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1913
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10 4^ gefaßt und zeigt hinauf zum Himmel, wo soeben die Sonne wieder siegreich durch den Dampf bricht. „Sehen Sie die Sonne da oben, Marschall? Sv wenig, wie diese verschwinden kann, so wenig kann meine eigene Sonne versinken! Sie wird mir strahlen bis an meinen Tod!" Und als wollte der Himmel selbst die kühnen Worte des Spre chers bestätigen, lag jetzt plötzlich das ganze Schlachtfeld in seiner gesamten Ausdehnung vor aller Blicken. Und da — deutlich war es zu erkennen —, von den russischen Schanzen, von der Rajewski-Schanze vyran, flatterten und grüßten die Kaiser adler — „Was sagte ich Ihnen, Duroc?" Und stolz, siegesbewußt und schicksalsmächtig flammt es in den großen Augen auf. Duroc aber ist vom Pferde gesprungen und neigt sein Knie: „Verzeihen Sie dem kleinlichen Zweifler, Sire! Lang lebe mein kaiserlicher Herr, das Lieblingskind des Sieges!" Wie zur Bestätigung der Huldigung, die der ge treue Marschall seinem Kaiser bringt, schallt es jetzt ringsum donnernd, sieges gewiß und glückverkün dend : „Es lebe der Kaiser! Es lebe der Kaiser!" Trommeln und Trom peten fallen ein, Signal hörner schmettern, und lauter und lauter, hoch hinaus über den Donner der Geschütze schwingt sich der Ruf: „Es lebe der Kaiser! Es lebe der Kaiser!" Ein leises, kaum merk bares Lächeln fliegt über das stolze Jmperatoren- antlitz: „Nein, nein, Duroc — noch geht die Sonne von Austerlitz nicht unter!" Und jetzt jagt in ge streckter Karriere ein Rei ter heran. Es ist Wels bach. Sein Gesicht ist mit Blut bedeckt' die Epau- lettes hängen in Fetzen von den Schultern, und wirr flattern ihm die Haare um Stirn und Schläfen. Er salutiert den Kaiser: „Sire, Ihr Befehl ist erfüllt. Die Schanzen sind genommen. Die Schlacht ist entschieden " „Sagte ich es Ihnen nicht, mein lieber Oberst — ich wcrß, was meine Truppen können " „Was sie kannten, Sice, was sie konnten! Von den Regi mentern, die zum Angriff ritten, sind nur noch Trümmer übrig — die übrigen liegen tot oder verwundet in oder vor den-Schanzen — o, Sire, es war furchtbar —" Gequält atmet der Oberst auf. „Aber der Sieg ist unser, Herr Oberst!" rief der Kaiser. „Ob dieser Sieg ein Sieg ist, Sire — wir müssen es abwarten! Und wenn es einer ist — noch einen solchen, und Euer Majestät werden die Kunde davon allein nach Frankreich bringen müssen —" Er kann nicht mehr. Er schwankt iw Sattel. Ohnmächtig gleitet der Verwundete in die Arme der Nächststehenden. „Sorgen Sie aufs beste für den Tupfern!" befiehlt der Kaiser. „Ich wünsche stündlich Bericht zu hören!" Dann reitet er vorwärts, seine Truppen zu begrüßen. In der sinkenden Abendsonne flattern die Kaiseradler, und die Strah len des weichenden Tagesgestirns küssen liebreich die Sterbenden, die den Kaiser vorbeirciten sehen, sich bei seinem Anblick mit der letzten Kraft erheben und ihn, zujnbeln: „Es lebe der Kaiser!" Aber die Sonne von Austerlitz sank. Wohl führte der Kaiser in einem modernen Alexanderzug sein Heer bis in das heilige Moskau, aber nur, um die Stadt wenige Tage danach, von Rauch und Flammen vertrieben, schon wieder zu verlassen. Wohl zog er selbst ein in das uralte Schloß der Zaren, den hünderttürmigen Kreml, aber nur, um wenige Tage darauf die Notwendigkeit zu erkennen, daß in diesem von allen Seiten vom Feuer umzüngelten Palast seines Bleibens nicht länger sein könne. Wohl sandte er ein Siegesbulletin nach dem anderen in die erstaunt und angstvoll aufhorchende Welt; aber in jener Stunde, da er vom Fenster des Kremls aus das ungeheure Flammenmeer, Tod und Vernichtung drohend, dem alle riesenhaften Anstren gungen seiner Truppen keinen Einhalt zu gebieten vermochten, sich näher und näher wälzen sah, saß doch trotz aller nach außen zur Schau getragenen Sicher heit die Lira eura des alten Dichters hinter ihm und langte mit Eisengriffen nach seinem Herz und.Hirn. Denn er konnte es sich nicht verbergen: statt ei nes behaglichen Winter quartiers, wie er es sich gedacht, in welchem seine aufs schwerste erschütterte Armee Ruhe und Erholung finden und die Ersatztrup pen heranzwhen konnte, hatte man ein Flammen meer und einen Schutt haufen vor sich, in dem jeder Aufenthalt unmög lich war, mußte man trotz wunder Füße und zer schlagener Glieder, trotz ' hungernder und abgetrie- bener Pferde und zerbro chener Geschützräder aufs neue marschieren — mar schieren — marschieren — Und nicht mehr vor wärts konnte der Marsch ehen, nicht mehr das iegesgewisse „Vorwärts" die Truppen zu den höch sten Leistungen anfeuern. Denn was dort vorn nach Osten zu lag — es war die Steppe, war die Wüste, die kein Brot, keine Pfer de, keine Quartiere lie ferte, war die graue, trost los weite Einöde, deren geheime, lauernde Gefah ren für Roß und Reiter dem Kaiser aus Ägypten und Syrien her nur zu genau in der Erinnerung standen. Nein, nicht dorthin konnte der Marsch gehen — dort standen der Tod und seine Gesellen, die unbesiegten. Auch nicht nach ; Norden konnte man marschieren, so sehr den Kaiser das Ziel St. Petersburg locken mochte; denn auf diesem Wege lag der eiserne Riegel des russischen Heeres, und welche Mühe es kostete, diesen zu sprengen, das wußte man vom Tage von Borodino her nur zu gut: noch einen zweiten solchen Sieg, und es gab keine fran zösische Armee mehr; Welsbach hatte recht gehabt. So blieb nur der Rückzug übrig. Der Rückzug auf denselben fürchterlichen, zugrunde gerichteten Straßen, durch dieselben aus gesogenen Landschaften, auf denen und durch die man gekommen war. Und nicht durch die sonnigen Gebiete Italiens oder Spaniens ging der Weg, wo die Hand sich nur auszustrecken brauchte, um saftige Früchte jeder Art zu brechen — nein, durch kalt und kälter werdende Landstriche, auf welche sich, schon jetzt in den Nächten deutlich fühlbar, der starre nordische Winter senkte, mußte man hindurch, wo nichts zu finden war, als Trümmer und Zerstörung und der Leichendunst der Gefallenen und Gestorbenen. Ja, Bor dem GlockenshielhauS in Hraz.
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