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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188005218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18800521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18800521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-21
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dahin entschieden, zu erklären, daß der Anschluß der Gemeinde Schloßchemnitz an die Stadtge meinde Chemnitz für wünschenswerth und zweck mäßig zu erachten sei. — Das kgl. Ministerium des Cultus und öf fentlichen Unterrichts hat verordnet, daß Geld- sammlungen in den Schulen fortan nur nach vorgängiger Genehmigung veranstaltet werden dürfen. Mit der Entschließung wegen der Ge nehmigung, welche nur aus besonderen Gründen statthaft ist, werden für Volksschulen die Schul vorstände (Schulausschüsse), für höhere Schulen (Gymnasien, Realschulen und Seminare), welche nicht Staatsanstallen sind, die nächsten Aufsichts behörden beauftragt. Für höhere Schulen, welche Staatsanstalten sind, ist die Genehmigung un mittelbar bei der obersten Schulbehörde durch den Director der Anstalt nachzusuchen. — Wie in Dresden, war auch in Leipzig und Chemnitz der Personenverkehr auf den Eisenbahnen in den Pfingsttagen ein ganz gewaltiger. In Leip zig sind nach oberflächlicher Berechnung in planmä ßigen und Extrazügen 50286 Personen abgereist und 40350 angekommen. In Chemnitz betrug die Frequenz in runden Ziffern am 15. Mai 28000 Personen, am 16. 35000, am 17. 28000 und am 18. 32000; angekommen sind und abgelaffen wurden am 15. Mai 20 Extra züge, am 16. 37, am 17. 12 und am 18. 20. Die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft hat vom Sonnabend bis Dienstag von Dresden ab in 362 Fahrten (davon nur 42 stromab) ca. 155 000 Personen befördert. Riesig war natür lich die Frequenz in der sächsischen Schweiz und dort namentlich wiederum in Schandau. Bereits am Nachmittage des 1. Feiertags waren daselbst einige Hotels von den Fremden für die kom mende Nacht vollständig ausverkauft; am Abend aber mußten, nachdem auch die übrigen Hotels besetzt waren, die immer noch zuströmenden Fremden in Privathäusern Unterkunft suchen, so daß jedes dargebotene Bett und sogar eine Streu sehr gern angenommen wurde. Hotelier Sendig beherbergte in seinen beiden Hotels Forst haus und Deutsches Haus und Pension Villa Carola ca. 230, das Bad ca. 120 Personen, während in manchem der Privathäuser 8 bis 10 Fremde ihr müdes Haupt zur Ruhe legten. — Um für alle Zeiten das Andenken des großen Architecten Gottfried Semper zu ehren, ist vom Stadtratb zu Dresden beschlossen wor den, mit einem Kapitale von 20000 M. eine Stiftung zu begründen und die Zinsen dieses Kapitals zu einem Neisestipendium für Architec ten zu verwenden. — In Plauen gestanden bei einer vor dem Feste behördlicherseits stattgefundenen Milchrevi sion, welche sehr ungünstig für die Verkäufer verlief, mehrere der Letzteren ganz offen zu, daß die Fälschung (Wasserzusatz) von ihnen vorgenom men worden war, um ihre Kunden alle befrie digen zu können, weil nämlich sehr starke Nach frage nach Milch wegen der Feiertage vorhan den war. — Bei Beginn der Reisezeit sei darauf aufmerk- Eine segensreiche Mode. Au« Wiesbaden und einigen anderen berühmten Kur- orten kommt die Nachricht, es sei, namentlich unter der Damenwelt, förmlich Mode geworden, der Milchkur vor jeder anderen den Borzug zu geben. Aerztc der neueren Schule reden derselben jetzt ja in vielen Fällen das Wort und empfehlen auch ohne specielle Kur wieder mehr da« Trinken von Milch an Stelle der früher empfohlenen star ken Biere. ES liegt doch auf der Hand, daß Milch nicht nur ein Genußmittel, sondern das zuträglichste Nahrungsmittel ist, indem es zugleich Hunger und Durst stillt und den Nähr- werth animalischer wie vegetabilischer Kost in sich vereinigt, ohne irgendwie einen schädlichen Reiz und aufregende Wir- kungen damit zu verbinden. Es mag sein, daß es auch Krankheiten giebt, in welchen ein schwacher Magen die Milch nicht verträgt oder der Arzt selbst sie als unzuträg lich verbietet, aber die» kommt bei den meisten Persomn, welche erklären sie nicht zu vertragen, doch nur daher, daß sie schon von Kindheit an sich derselben ganz entwöhnt haben. Obwohl so viel über Kindererziehung geschrieben worden ist, zeigt doch die tägliche Erfahrung, wie sehr die selbe auch' in gebildeten Familien vernachlässigt oder in falscher Weise gehandhabt wird, wie z. B. die Kinder mit Essen und Trinken so verwöhnt werden, daß ihnen da» sam gemacht, daß es sich für Reisende nach Baiern, Württemberg und Baden, wo bekanntlich Freige päck nicht gewährt wird (Handgepäck bis zu 10 kx darf der Reisende bei sich führen), empfiehlt, nicht directe Billets zu nehmen, sondern in Hof oder Eger neue Billels zu lösen, da in den Preis der directen Billets die Gebühr für 25 Frei gepäck eingerechnet ist. Wer nur Handgepäck mit sich führt, erspart bei Befolgung unseres Nathes von Eger bis München 5 M., von Hof bis Nürnberg 3 M. (noch mehr, wenn er die Bahn durch das Fichtelgebirge wählt), von Hof bis Stuttgart 6 M. rc. — Unglücksfälle und Verbrechen. Im Hause eines Fleischers in der Bahnhofstraße zu Crimmitschau brach am Nachmittag des 1. Feiertags Feuer aus, wo- durch 2 Häuser zerstört wurden; ein drittes wurde demo- lirt. — Am Dienstag Abend wurde das Fabrik- und Wohngebäude der Radeberger Papierfabrik durch Brand zerstört. Die Fabrik war früher Actienunternehmen, be fand sich aber zuletzt in Privathänden. — In Herwigs- dorf bei Löbau wurde der 16jährige Sohn eines Guts besitzers verhaftet, weil er beschuldigt ist, an einer Magd seines Vaters aus Rachsucht einen Mordversuch durch Vergiftung verübt zu haben. Am Wiederauskommen der Magd wird gezweifelt. — In Obergruna bei Siebenlehn erhängte sich am 15. d. ein junger Mann — 21 Jahre alt und Postschreiber — wie man annimmt wegen nicht bestandenen Examens. — Am 1. Feiertag gegen Abend fuhr ein der Prager Dampf- und Segelschifsfahrts-Gesell- schaft gehöriger, mit circa 4600 Centner Rohzucker, Mehl und Rübvl ic. beladener Schleppkahn auf Ler Thalfahrt gegenüber dem Wehlener Felssturz, angeblich vom Wind verdrückt, auf's Land und ging in Grund. Die jedenfalls verlorene Ladung ist mit circa 120000 M. in der eigenen Waarenversicherungscasse der Gesellschaft versichert. Von der Mannschaft ist Niemand verunglückt. — In Dresden hat in der Nacht zum 2. Feiertag ein bedauerlicher Exzeß durch unbefugte Einmischung von Civilpersonen in eine rein militärische Sache stattgefunden. Ein diensthabender Offizier verlangte von einem ihm am Altmarkt begeg nenden Soldaten die Vorzeigung der Nachtkarte und arretirte denselben, als die Karte nicht vorgezeigt werden konnte. Eine Anzahl Nachtschwärmer hatte sich rasch an- gesammelt und verlangte unter Schimpfreden und Dro hungen die Freilassung des Soldaten und drängte auf den Offizier, als dieser sich natürlich weigerte, den Sol daten freizugeben, so ein, daß er, nach wiederholter ver geblicher Aufforderung an die Menge zum Auseinander- gehen, mit blanker Waffe sich Weg bahnen mußte. Als der Offizier auch dem Hauptkrakehler die Arretur an kündigte, wurde der Lärm noch schlimmer. Ein hinzu kommender Nachtwächter versuchte vergeblich Beistand zu leisten. Ein Aschefuhrmann entriß dem in dichtem Ge dränge befindlichen Offizier Len Degen und zerbrach dessen Klinge, und nur mit Mühe gelang es dem Offizier, waffenlos und umringt vom Pöbel die Wache am Theater platze zu erreichen, vor der wieder eine drohende Zusam menrottung stattfand, die nur Lurch Militärpatrouillen zerstreut werden konnten. Der Aschefuhrmann wurde mit Len zerbrochenen Degenstücken noch auf der Augustus- brücke eingeholt und zur Haft gebracht. Nur Lem takt vollen Auftreten des betreffenden Offiziers ist es zu ver danken, daß der Vorfall keine blutigen Folgen hatte. Wie amtlich bereits festgestellt ist, gehören die Haupt-Excedenten an dem fraglichen Vorfälle der socialdemokratischen Partei an. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der Bundesrath wird vor seiner Verta gung nur noch über die vom Reichstage beschlos senen Vorlagen, über den Anschluß von Altona an das Zollgebiet und über die Ausführungs- bestimmungen zum Tabaksteuergesetz Beschluß Einfache und Natürliche nicht genügt. In früheren Zei- tm bekamen auch schon größere Kinder zum Frühstück und Abend meist nur Milch und Weißbrod, jetzt geschieht da» nur sehr selten, ja man findet vielfach eine solche Ab- neigung dagegen, daß selbst viele Knasten und junge Mäd- chen sogar an Kaffee und Thee den Zusatz von Milch ver- schmähen und al» Getränk sie gar nicht mögen, — ost nur weil sie gesehen und von Erwachsenen gehört haben, daß Milch,uthat weniger fein sei u. s. w. Blutarmuth und Bleichsucht sind meist die Folge solcher Milchver meidung; da sollen dann später allerlei Reizmittel wie Bier und Wein, Eisen und Chinin da« fehlende Blut ersetzen. Damit werden dann die Jünglinge zu Kneipbrüdern, die Mädchen zu schlaffen und abgespannten Dämchen gemacht, die nach kostspieligen Badekuren verlangen. In ihrem, wie im Interesse aller Familien und der späteren Gene ration segnen wir daher die erneute Mode der Milch- kure». Freilich wird darum nicht die Genügsamkeit zu- rückkehrcn, der sich eine frühere Generation erfreute, in welcher die Angehörigen der gebildetsten Kreise — darun ter nicht Geringere wie Göthe, Jean Paul, Alexander von Humboldt, Varnhagen und Rahel u. A. — auf ihren Landparthien sich mit „Semmelmilch" begnügten; aber e» wird doch Manches gewonnen sein, wenn wieder mehr Milch an Stelle starken Bieres genoffen wird. (Soc.-Corr.) fassen. Die Berathung der Wehrsteuervorlage wird erst im Herbst statlfinden, da nach der neuen Geschäflsordung zur Beschlußfassung über Gesetzentwürfe die Anwesenheit der Minister der Bundesstaaten erforderlich ist. — Zur Regelung der Altonaer Zollangelegen heit haben sich die Mitglieder des BundesratheS bairischer Oberzollrath Schmidt-Konz und braun schweigischer Gesandter Liebe in ihrer Eigenschaft als Berichterstatter über die hamburgischen Fra gen nach Hamburg begeben, nm gemeinsam mit dem Mitglieds des BundesratheS vr. Versmann, Erhebungen über die abzusteckende Zollgrenze anzustellen. — Vor kurzer Zeit wurden versuchsweise an zwei preußische Ulanenregimenter Lanzen ausge geben, deren Stangen aus Bambusrohr bestehen. Der Hauptvorzug derselben soll darin beruhen, daß sie um volle 2 Pfd. leichter als die gegen wärtig in Gebrauch befindlichen Lanzen aus Tan nen- und um mindestens 2H Pfd. leichter als die aus Eschenholz sind, und daß sie sich bei einer bedeutend größeren Handlichkeit und Haltbarkeit zugleich im Preise beträchtlich billiger stellen. — Alis Thüringen wird geschrieben: Viele Landwehrosfiziere befinden sich in nicht geringer Verlegenheit, indem diesmal denjenigen älteren Premierlieutenants, welche zu einer achtwöchigen sogenannten Hauptmanns - Uebung eingezogen sind, der Wunsch, das heißt ins Militärische übersetzt, der Befehl zugegangen ist, sich für die Tauer dieser Uebung beritten zu machen. — In Hamburg wurde in diesen Tagen der 3. deutsche Lehrertag (nicht zu verwechseln mit der Allgemeinen Deutschen Lehrerversammlung) abgehalten. Es waren etwa 900 Lehrer und Lehrerinnen aus allen Theilen Deutschlands an wesend. — Der diesjährige zehnte Gedenktag der Schlacht von St. Privat wird zu einer imposanten Feier Anlaß geben, da eine große Anzahl deut scher Kriegervereine mit dem Gedanken umgehen, Deputationen zu entsenden und für prächtigen Schmuck der Soldatengräber Sorge zu tragen. — Im Jahre 1879 sind auf den deutschen Eisenbahnen 109 Tödtungen und 13 Verletzungen bei beabsichtigtem Selbstmorde vorgekommen. Im Ganzen sind 1733 Personen verunglückt, und zwar 119 Paffagiere, 784 Beamte, 571 Arbeiter, 259 fremde Personen. Von den Verletzten starben später noch 66 Personen. Oesterreich - Ungarn. — Eine erfreuliche Erscheinung für jeden Freund der deutschen Wehrkraft bilden jetzt die Tiroler Landesschützen-Compagnien, deren Or ganisation und militärische Tüchtigkeit alljährlich noch immer bemerkliche Fortschritte macht. Eine stattliche Paradetruppe sind diese düster gekleideten „Tiroler Landesschützen" in ihren schmucklosen dunkelbraunen Joppen, grauen Hosen und ein fachen Mützen freilich nicht, und auch ihre Ma- növrirfähigkeit in einer größeren Feldschlacht in der offenen Ebene dürfte wohl noch Manches zu wünschen übrig lassen; für den eigentlichen Zweck ihrer Errichtung, die Felsenpässe Tirols gegen fremde Feinde zu vertheidigen, sind sie aber vor trefflich geeignet. Nach der neuesten Organisation sollen diese „Tiroler Landesschützen", die durch weg von Offizieren der regulären Armee com- mandirt und einexercirt werden, an 20000 Mann zählen. Sie können wenn auch vielleicht nicht in ganzer, so doch in annähender Stärke unter die Waffen gerufen werden, wenn wirklich die Partei der „Italia irredenta" einen frechen Einfall in Tiroler Gebiet unternehmen sollte, wozu übrigens augenblicklich glücklicherweise nicht die mindeste Befürchtung vorhanden ist. Beson ders im sicheren Schießen mit ihren gezogenen Büchsen sind diese Tiroler Landesschützen allen italenischen Freischärlern und Garibaldinern un gemein überlegen, und können es hierin unbedingt mit dem besten Bersaglieri-Bataillon des regulä ren Heeres des Königs von Italien aufnehmen. So hat die Streitkraft der hoffentlich jetzt für immer und für alle Fälle treu verbündeten kaiser lich deutschen und kaiserlich österreichischen Heere durch diese 20000 Tiroler Landesschützen eine
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