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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 25.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188108257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-25
- Monat1881-08
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— SSC -- Kirche wanderte, dieietben beim Eintritt in dieselbe an zog, beim Verlassen sich derselben jedoch wieder ent ledigte und barfuß nach seiner Hütte zurückkehrte. — Doch der Gottesdienst beginnt. Nach einem längeren Gesänge, der mir mehr einem Kriegsgesange der Wil den ähnlich zu sein scheint, als einem Kirchenliede, be steigt der schwarze Redner mit vollendeter Grazie die Tribüne, die Gemeinde „im Namen Gottes rc." in eng lischer Sprache begrüßend. In seinem nun folgenden Vortrag, dem die Versammelten ihre Zustimmung in verschiedener Weise kund geben, scheint er den anwesen den Schönen viel Liebes und Angenehmes zu sagen, denn diese kichern immer verstohlen in sich hinein und klatschen wiederholt vor Freude in ihre Hände. Plötz lich entsteht während des sich nun anschließenden Ge sanges «ine kleine Bewegung: eine alte Niggerin wird „vom Geiste ergriffen", steht auf und spricht oder heult vielmehr in den entsetzlichsten Tönen in die Versamm lung hinein. In unseren innersten Gefühlen verletzt, wenden wir uns von diesem rohen Schauspiele ab. Bei Schluß des Gottesdienstes läßt der betreffende Red ner noch für seine kleinen Bedürfnisse sammeln. Wir verlaßen nun mit den anderen den Ort, wo mehr un serer Neugier, als unserer Andacht Genüge geleistet waren Zeuge des Gottesdienstes einer Mrthodistengemnnd« gewesen. (ForMtzung i^t.) örtliches m» SSchfisches. Frankenberg, 23. August 1881. -s Wir machen unsere Leser nochmal» auf den Etra- zug aufmerksam, der nächsten Sonntag früh nach 6 Uhr von Chemnitz nach Leipzig abgefertigtwird. Die Billets für denselben kosten 2,50 M. 3. Klaffe, 3,50 M. 2. Klaffe ; fährt man nicht bereits am Sonntag abends gegen 9 Uhr mit dem Extrazuge zurück, so kann man auch am Montage zu jedem Zuge die Billets benutzen, man muß jedoch in Leipzig ein Zuschlagbillet für 0,50 M. bez. 0,70 M. nachlösen. Die Benutzung der Züge ist namentlich für Diejenigen empfehlenswert, welche der Ausstellung in Halle einen Besuch abzustatten gedenken. — Hr. Kreishauptmann vr. Hübel hat am 22. d. einen Urlaub in der Dauer von 4 Wochen angetre ten. Die Leitung der Geschäfte der kgl. Kreishauptmann schaft Zwickau führt in dieser Zeit Hr. Geh. Reg.-Rat Oertel. — Der in der Mitteilung über die Festung König stein in der Sonntagnummer als vor emigen Jahren verstorben bezeichnete ehemalige Festungs-Unterkomman dant Oberst Andree lebt, wie der Dr. Anz. erfährt, zur Zeit noch in Dresden. — An Stelle des freiwillig aus dem Dienste ge schiedenen Kapellmeisters beim Trompeterchor des Garde reiter-Regiments, Friedrich Wagner, ist der bisherige Chorführer Kunze ernannt worden. — Auch heute noch liegen weitere Berichte über das Unwetter vom letzten Sonntage vor, welche von dem gräßlichen Umfange desselben zeugen. In schwerster Weise ist Dohna bettoffen worden. Dort hat der Orkan und. der demselben unmittelbar folgende Hagelschlag stellen weise wirklich grauenhafte Verwüstungen angerichtet, de ren Spuren noch in Jahren sichtbar sein werden. Ganze Reihen der schönsten Obstbäume wurden vollstän dig entwurzelt. Die vom Hagel zertrümmerten Fenster scheiben zählen nach Tausenden. Auch in der Wilsdruf fer Gegend wurde schwerer Schaden an Feld-und Baum früchten angerichtet; in Mohorn erschlug der Blitz einen Wirtschaftsbesitzer, Vater von 5 Kindern. Bon Wasser fluten wurde wiederum ein Teil des Plauenschen Grun des und namentlich Hainsberz schwer betroffen; der Orkan küickte Hunderte der schönsten und stärksten Obstbäume. In Bosewitz bei Pirna fand man nicht blos Sperlinge und Stare in Menge von den Schloßen getötet, sondern auch Tauben, denen der Leib von den Etsstücken aufge- rissen war. Auf dem Bärenstein schlug der Blitz in das Restaurationsgebäude und betäubte unter den im Schank lokale versammelten 10 Gästen 2 Damen aus Dresden, sowie die Wirtsleute. Von . der Lausitz liegt bis heute nur ein Bericht aus Bautzen vor, nach welchem nament lich der Sturm wesentlichen Schaden an Bäumen und Früchten verursacht hat. In Markneukirchen und dessen Nähe werden die vom Orkan umgebrochenen und ent wurzelten Bäume nach Tausenden geschätzt ; unter ihnen befindet sich die Linde, welche vor 26 Jahren zur Er innerung an die 300jährige Jubelfeier des Augsburger Religionsfriedens gepflanzt wurde. Der Schaden an Gebäuden beläuft sich in Markneukirchen, soweit er bis jetzt nur oberflächlich geschätzt werden konnte, auf wenig stens 150000 M. — In Großenhain verunglückte am Sonnabend in einem Steinbruche ein 10jährigcr Knabe. Beim Schmet terlingsfangen hatte er die steil abfallende und uneinge- friedigte Steinbruchswand unbeachtet gelassen und war etwa 10 Meter tief hinabgefallen. Der Knabe ist so stark verletzt, daß an seinem Wiederaufkommen gezweifelt wird. — Die Hausmannsfrau in Greiz, welcher in vori ger Woche infolge Verwendens von Petroleum beim Feueranzünden die Kleider vom Leibe brannten, ist ihren schweren Verletzungen erlegen. — Wird eine in bestimmten Fristen unter vorher gegangener Kündigung zahlbare Forderung feiten des Gläubigers oder des Schuldners gekündigt, so wird sie am Zahlungstermine fällig und bleibt nach einem Urteil des Reichsgerichts sodann, falls der Schuldner am Ver falltage Zahlung nicht leistet, eine fällige, täglich zahl bare Forderung, deren Tilgung vom Schuldner resp. vom Gläubiger durch Zahlung resp. Annahme der Zah- lung jederzeit erzwungen werden kann, bis die Wirkung der Kündigung durch beiderseitiges Uebereinkommen wie der aufgehoben und die Fälligkeit von einer erneuten Kündigung abhängig gemacht wird. Tagesgeschichte. Deutsches Reich» — Das Befinden der Kaiserin Augusta- hat sich in den letzten Wochen in erfreulichster Weise erheblich gebessert und kann bereits an eine Uebersiedelung nach Baden - Baden gedacht werden. Sie hat schon Prome naden im Koblenzer Schloßgarten unternehmen können. - — Nach der „Vossischen Ztg." bestätigt es sich, daß der frühere Erzbischof von Posen und Gnesen, Graf Ledochowski, willens sei, auf das Erzbistum Posen zu verzichten. Dieser Vorgang würde für die Beilegung des Kulturkampfes von größter Bedeutung sein. Wenn jetzt Graf Ledochowski wohl auf Wunsch des Papstes auf seine Diözese verzichtet, so würde die Regelung der Wie derbesetzung derjenigen Bistümer, deren Oberhirten durch gerichtliches Erkenntnis ihres Amtes entsetzt sind, keinen Schwierigkeiten mehr begegnen, indem auch der zum Kar dinal ernannte. Bischof Melchers schon vor längerer Zeit die Absicht bekundet hat, als Kardinal nach Rom zu ge hen. Es heißt, daß auch über diese Fragen Verhand lungen zwischen der päpstlichen Kuxie und der preußischen Regierung stattgefunden haben. — Bezüglich der im Kieler Hafen mit Beschlag be legten Schiffe „Sokrates" und „Diogenes" hört die „Kieler Ztg." aus sicherer Quelle, daß der Minister des Innern — wohl um festzustellen, ob die Schiffe für eine kriegführende Macht geeignet sind — eine sach verständige Untersuchung darüber angeordnet hat, ob diese Schiffe sich zur Aufstellung von Geschützen ohne vorherigen Umbau eignen. Die Marinestation, beziehungs weise die Oberwerftdirektion wurden hierüber ebenfalls zu Gutachten aufgefordert. — Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin vom 22. d. geschrieben: „Die Erhebungen über die Judenkrawalle n Pommern und Westpreußen liefern nach Privatberich ten aus den beteiligten Gegenden ein interessantes Ma terial für die Behauptung, daß die Ausschreitungen auf den Einfluß der Hetzblätter und ihrer Patrone zurück zuführen sind. Die Ergebnisse sollen nach dieser Rich tung einen Umfang haben, der an vielen Stellen recht peinlich berühren wird. Schon jetzt hat sich herausge stellt, daß der Vorwurf, als seien die Berichte über trieben und die Vorgänge nur unerheblich gewesen, durch aus nicht zutrifft. Der Schaden, den Personen und Eigentum erlitten haben, ist leider erheblicher als bis jetzt bekannt geworden ist. — Offiziös wird berichtet: Die Nachrichten, welche das zu erwartende Ergebnis der diesjährigen Ernte in einem weit günstigeren Lichte erscheinen lassen, als es anfänglich der Fall war, mehren sich. — In Erfurt findet vom ß. bis 8. Septbr. die Wanderversammlung deutsch - österreichischer Bienen züchter statt. Oesterreich - Ungarn. — Vom kaiserlichen Hoflager in Ischl wird sämt lichen Wiener Blättern übereinstimmend gemeldet, der Kronprinz werde aus Rücksicht für die Kronprinzessin, die er in anbetracht eines gegen Ende des Winters zu erwartenden freudigen Ereignisses schon jetzt nicht allein lassen will, die Teilnahme an den Manövern in Ungarn wahrscheinlich unterlassen. Der Kaiser werde vom 1. bis 15. Septbr. bei den Manövern verweilen. Eine Begegnung des Kaisers mit dem König Humbert von Italien könne, wenn sie überhaupt stattfinde, erst in der zweiten Oktober-Hälfte erfolgen, in Hofkreisen sei aber bisher von dieser Zusammenkunft nichts bekannt.' Schweiz. — Der Bundesrat hat beschlossen, dem derzeit in Genf wohnenden russischen Flüchtling Fürsten Peter Kropotkin, dem Oberhaupte der russischen Revolutions partei im Auslande, den Aufenthalt auf Schweizer Ge biet zu versagen. Fpankveich. — Nach dem nunmehr feststehenden definitiven W ahl- resultat sind von den in Frankreich und Algier (mit Ausschluß der übrigen Kolonien) zu wählenden 548 De putierten 483 definitiv gewählt; in 65 Wahlbezirken ha ben Stichwahlen stattzufinden. Bon dm seitherigen Deputierten sind 364 Medergewählt, wovon 61 der Rechten, 303 der Linken angehören. Die Zahl der ge wählten Republikaner beträgt 398, die der Monarchisten und Bonapartisten 85. Die Republikaner haben 54 Sitze, und zwar 14 voll den Monarchisten, 27 von den Bonapartisten, 13 in den neuen Wahlbezirken ge wonnen. Die Bonapartisten haben 2, die Monarchi sten 7 Sitze von den Republikanern gewonnen. Für die Republikaner bleibt sonach ein Reingewinn von 45 Sitzen. Die Monarchisten gewannen 2 Sitze von den Bonapartisten. Von den gewählten 398 Republikanern gehören 41 dem linken Zentrum, 159 der Linken, 170 der republikanischen Union und 28 der äußersten Lin ken an. — Das Resultat der Wahlen stellt sich immer'mehr als ein Sieg der gemäßigten Republikaner heraus, so daß Jules Grevy sich immerhin beglückwünschen darf. Eine ganze Anzahl spezieller Freunde Gambettas ist un terlegen und mehrere der am heftigsten von seinem Ko mitee bekämpften Kandidaten haben trotzdem gesiegt. EnMnv. — Eine von den Mitgliedern der extremen revolutionären irischen Partei in New-Jork erlassene Proklamation besagt: Der Dynamit-Rat erklärt, die Irländer könnten in einer einzigen Nacht alle Schiffe mit englischer Flagge in New-Jork, Halifax, Quebec, Melbourne, Sidney, Capetown, San Francisco u. s. w. zerstörm, und warnt jedermann, vom 1. Septbr. ab Schiffe mit englischer Flagge zu benutzen. Ein Meeting ist zum 29 d. nach New-Jork berufen, um diese Prokla mation gutzuheißen. Spanien. — Die am' Sonntag stattgehabten Wahlen haben eine große Majorität für das liberale Ministerium Sagasta ergeben. Portugal. — Auch hier haben am Sonntag — wie in Spanien und Frankreich — die Wahlen zur Volksvertretung stattgefunden und dem liberalen Ministerium einen ent schiedenen Sieg über seine konservativen und republika nischen Gegner gebracht. Ruhland. — Die neuesten Berichte aus allen Getreide produ zierenden Provinzen schildern den Ausfall der Ernte überaus günstig. Roggen und Gerste ergeben geradezu überraschende Resultate, überhaupt ist in allen Korn früchten überall Ueberfluß. Vorjähriges angelagertes Roggenmehl, das noch kürzlich mit 2 Rubel bezahlt wurde, ist infolge der Zufuhren neuen Roggens erheblich im Preise gesunken. Der Marktpreis für neues Rog genmehl ist 1 Rubel per Pud (1 Pud — 32,7 Pfd.) und dürfte sich noch weiter ermäßigen. Der Jubel un ter der Bevölkerung des ganzen Reiches über das außer gewöhnlich hohe Erträgnis der neuen Ernte ist groß. Afrika. — Aegypten. In Sudan ist es infolge des Auf tretens eines falschen Propheten zu Ruhestörungen ge kommen, bei denen 120 ägyptische Soldaten ums Leben kamen. Amerika. — Vereinigte Staaten. Der Staatssekretär Blaine hat am 23. d. folgendes Telegramm über das Befinden Garfields versandt: Der Präsident konnte schlucken und bis zu 20 Unzen flüssige Nahrung bei sich behalten. Der Magenzustand ist heute etwas besser, das Allgemeinbefinden aber ernst, wenn nicht kritisch. Der Präsident ist matt, erschöpft und abgemagert; er wiegt nicht über 125—130 Pfund, während sein Gewicht bei der Verwundung 205 — 210 betrug. Dies Aus bleiben der Kräftezunahme ist das einzige Symptom, welches zu Besorgnissen Anlaß giebt. Vermischtes. * Der „Würzburger Stadt- und Landbote" prophe zeit vom heurigen Frankenwein: „Was die mutmaßliche Güte des diesjährigen Weines betrifft, so wird dieselbe von Sachverständigen über die des 68er und 65er Jahr ganges gestellt. Man muß bis zum Jahre 1846 zurück greifen , um ein gleich gutes Weinjahr zu finden. Ael- tere Leute erwähnen auch den 1834er und 1822er Wein und meinen, der diesjährige müsse auch diese Jahrgänge übertreffen. Das Doppelkometeniahr 1881 würde danach seinen Ruhm hinsichtlich der Weinernte schon jetzt ge sichert haben. * Am Sonntag Nachmittag wurde auch Nürnberg und Umgebung von einem Hagelwetter heimgesucht, das beträchtlichen Schaden angerichtet bat. Dabei ist vor allem zu beklagen, daß durch das Unwetter in den Kir chen durch Zerttümerung der schönen gemalten Glasfen ster und im Germanischen Museum große Zerstörung geschehen ist. In letzterm ist das Glasdach des städti schen Gemäldesaales gänzlich zerstört, jedoch sind die Bil der unversehrt geblieben. Im Kreuzgang haben die Ha gelstücken außer den Fenstern auch noch die inwendig
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