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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 04.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187102043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18710204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18710204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-04
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15. Sonnabend, den 4. Februar. 1875 Frankenberger Nachrichtsklatt und Bezirksauzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post. Expeditionen. Vom Kriegsschauplätze. Nicht ohne Interesse dürfte es sein, auch die Stimmen der bedeutendsten Wiener Blätter über den Fall von Paris zu vernehmen. So schreibt die lalle) „Presse" unier Anderm: „ES ist ein unerhörter, in der Geschichte allcr Zeiten einzig dastehender Fall, daß eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern und 500,000 Mann Besatzung von einem Belagerungsheere überwunden ward, das keine 300,000 Mann zählte. Die Pariser ha den das Menschenmögliche, die deutschen CorpS vor Paris UebermenschlichcS vollbracht. Die Bedingungen, unter welchen die Capitulation von Paris erfolgte, sind ungewöhnlich .milde. Offenbar wollte daS deutsche Hauptquartier Frankreich bei diesem Anlasse einen Beweis der Versöhnlichkeit geben, und nicht bloS militärische, sondern auch politische Rücksichten haben die Be- dingungen biciirt. Nur die FortS werben von den deutschen Truppen besetzt, der Stadt Paris wird der Anblick VeS siegreichen Feindes erspart. Man Hal den Parisern die Uebergabe so leichi gemacht, als eS nur irgend anging, und daS deutsche Kaiserreich bcbülirt da mit einer Selbst, beherrschung, die nach so vielen und glänzenden Erfolgen beinahe überraschend kommt und alle Anerkennung verdient." Bordraur, 3>. Januar. Eine Proclama- tion Gambetta'S an die Präfeclen glaubt nicht, daß betreffs der Friedenöfragc in Versailles Ab machungen getroffen worden seien. Die Be- seyung der Pariser FortS schiene anzudeuten, daß die Hauptstadt als befestigte Stadt sich er geben habe. — Gambetta erklärte, er werde die bisherige Politik aufrecht erhalten, den Krieg bis zum Aeußersten, den Widerstand selbst bis zur vollständigen Erschöpfung fortsctzcn. „Bittet Alles auf, die Energie der Bevölkerung auf» recht zu erhalten. Die Dauer des Waffenstill. standeS muß angewandt werben, die 3 Armeen durch Leute, Munition und Lebensmittel zu ver» stärken." Ein Dekret der Regierung ordnet an: die Neubildung i6 neuer Marsch-Regimenter, 5 neuer Chasseur-Regimenter und eines zweiten Ttrailleur Regiments. — (DaS Land wird wohl einsichtsvoller sein, als der tollkühne RegierungS- mann!) Bordeaux, k. Febr. In einer im großen ^Heater abgehaltenen öffentlichen Versammlung machte ein Delegirter beS Ministers des Innern Mittheilung von einem Dekrete bezüglich der zu wählenden Constituante. Hiernach sind von der Candidamr folgende Personen "ausgeschlossen: IO Mitglieder von Familien, die seit 1780 in Frankreich regiert haben, 20 frühere Minister und 3V ehemalige Regierungcandidaten. Die Versammlung ernannte «inen Sicherheitsausschuß, um die Regierung zu unterstützen. General Chanzy klagt bitterlich über die Bre. tagner in seiner Armee. Wenn sie in die Schlacht geführt werden sollten, fingen sie zu heulen an und verlangten nach Beichtvätern, und wenn diese sie getröstet und ermuthigt hät ten , ergriffen sie dennoch als die Ersten in der Schlackt baS Hasenpanier. Die Maßregel der französischen Regierung in Paris, deutsche Gefangene und Verwundete in denjenigen HoSpitälern unterzubringen, in welche durch Zufall vereinzelte Granaten während beS gegenwärtigen Bombardement- eingeschlagen sind, giebl unö Gelegenheit eines Falle- noch nach träglich zu gedenken, der sich in den letzten Ta gen des Oktober zutrug und der geeignet ist, die humane Kriegführung auf deutscher Seite im Hellen Lichte zu zeigen. — Der erste Kom mandant beS Fort Valerien hatte dem Geschrei der Pariser Radikalen weichen müssen, weil er nicht genug Thaten völlführte, — der neue Commanbant hob sich in der Gunst seines Publi kums, denn seine erste That war die Vernich- tung VeS Schlosses St. Cloud mit seinen Kunst schätzen und das Bombardement der umliegenden, zum größten Theil von den Einwohnern, zumal der ärmeren Bevölkerung nicht verlassenen Ort- schäften. Auch die Stadt St. Cloud wurde nicht geschont, obwohl man französischer SeiiS recht wohl wußte, daß nur ganz vereinzelte deut sche Patrouillen den Ort betraten. Die Gra naten des Fort Valerien schlugen auch zerstörend in daS am Parkthore liegende französische Hos pital ein, baS durch eine große weiße Fahne mit dem rotheri Kreuz weithin kenntlich war, und verwundeten Kranke und solche, die bereits ein Opfer ver von den eignen Landsleuten ge sendeten Geschosse waren. Die geängstigten und empörten Bewohner baten nun den Fort-Com- Mandanten um Aufnahme in Paris, was aber schroff verweigert wurde und wendeten sich bann an die preußische Kommandantur in Versailles mit dem Ersuchen, die Vorposten-Linien passiren zu dürfen. WaS geschah nun wohl von Seiten der preußischen Kriegsführung, Vie damals Pa ris allein durch Hunger bezwingen wollte? Sie gestaltete nicht allein den Abzug der gefährdeten Bewohner mit ihrer Habe, sondern sie ließ sogar die unglücklichen Kranken und Verwundeten durch ihre eigenen Soldaten aus dem Granat- feuer herausholen und in den deutschen Laza- rethen in Ville d'Avrai und Versailles unter- bringen, obwohl der Transport mit den größten Schwierigkeiten und Gefahren verbunden war. Sämmtliche Kranke und Verwundete, darunter Greise und Kinder, wurden von unseren braven Soldaten auf den Armen durch baS heftigste Granatfeuer getragen und zwar bis zum Aus gang des Parkes, wo die Krankenwagen sie ab holten. Welche Partei, so fragen wir, wenn wir diesen, nicht etwa vereinzelten Fall dem Be nehmen Trochu'S gegenübkrstellen, sucht wohl die Schrecken des Krieges zu lindern; auf wel cher Seite steht die Zivilisation? — die Ant wort kann nicht zweifelhaft sein. — Zwei, preußische Dragoner wurden vor Dijon von 100 französischen Mvbilgardisten umzingelt und aufgefordert, sich zu ergeben. Der ein« der Dragoner, der geläufig französisch spricht, nimm» vaS Wort und macht den Franzosen plausibel, baß sie umgekehrt ihnen in das deutsche Lage» folgen sollten. Dort sei der Tisch für sie ge- vrckt, sie fänden gute Pflege, brauchten sich nicht zu schlagen, und hätten gute FriedenStage. Das leuchtete den Franzosen ein, sie schlossen M. dtie Dragonern an und freuten sich, daß M «in» Täuschung erfahren hatten. Der deutsche Ge neral lachte nicht wenig über den geschetdteir Dragonerstreich. Die preußische Garde hat bis züm 31. Derbem v. I. verloren an Tobten und Verwundete» 10,154 Mann, darunter 391 Offiziere. Wie als König, so setzt der Kaiser von Deutsch land seine einfache Lebensweise fort. Er schläft in seinem Feldbett und veckt sich, wenn eS seh» kalt ist, mit seinem Soldatenmantel zu. Früh steht tr bald auf und kleidet sich vollständig an^ Wenn er stch'S bequem machen will, so knöpf» er seinen Soldatenvock auf. Sobald er aber Besuch empfängt oder an das Fenster tritt, mich der Rock zugeknöpft. Eines Schlafrocks hat e» sich noch nie bedient. Er ist gegen Jedermann leutselig und herablassend und imponirt den Fran zosen gewaltig durch seine Heldengestalt. Ungewarnt ist Napoleon nicht in'S Unglütt hinein gerannt. Sein Militärbevollmächtigter Stoffel in Berlin war klüger als sein Nam» und hat den Kaiser vor dem preußischen Heck und Volk nachdrücklich gewarnt. „Auf der ei nen Seite eine lebenskräftige, energische, unter richtete Nation, wie kein« ander« in Europa, allerdings jeder liebenswürdigen und hochherzi gen Eigenschaft bar, aber mit den tüchtigste» Eigenschaften auSgestatt«, ehrgeizig bis zum Uebermaß, ohne GewiffenSscrupel, kühn und sei» langer Zeit für daS Militärregiwent dressirt. Auf der andern Seite ein Mann, der 2V Jahr» lang als Prinz und 10 Jahre als Regent uni» König alle seine Sorgfalt auf die Armee ver wendet und sich auS derselben ein furchtbares Instrument geschaffen hat." — „Hüten Wik uns in Frankreich zu glauben, daß wir «S mi- österreichischen Solvaten zu thun haben werden- Die preußische Armee wird unS mit einer Kraft, mit einer Kühnheit und KriegSwiffcnschaft ent gegentreten, die wir in Italien (1859) nicht gefunden haben. Ob die preußischen Truppe» ihre regelrechte Manövrirfähigkeit vor dem Ela», unserer Truppen beibehalten werden, weiß ich nicht; gegen die Oesterreicher ist unS der. un geordnete, ungestüme Angriff geglückt, die Sach kann aber anders ausfallen, wenn wir mit fe sten Truppen, wie die Preußen, eS zu thu« haben." So Stoffel in den geheimen Papieren, die in St. Cloud gesunden worden sind. Bei der Schlacht bei Weißenburg halte de» Kronprinz von Preußen sein Hauptquartier i» dem katholischen Pfarrhause zu Schwaighofen. Zur Erinnerung daran hat die Kaiserin Augu'
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