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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 23.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187106233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18710623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18710623
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-23
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397 das Hindtkniß, die Gewalt war aber so groß, daß die Räumer der Lokomotive die 4 Schienen 10 bis 12 Ellen weit fortschleuderten, wo man fit, 3 Ellen tief in die Erde gedrungen, nachher vorsand. Ueber die Abreise der letzten franzöfischen Ge fangenen aus Leipzig berichten die dortigen „Nachr.": Am gestrigen Mittag (20. Juni) haben uns die letzten rothhostgen Gäste in dem Barackenlager bei GohliS verlassen, um auf der Westlichen StaatSbahn der langersehnten Hei- Math zuzudampfen. Es war ein buntes mili tärisches Bild, welches gestern Mittag der vaierische Bahnhof bot: Hunderte von franzö- fischen Soldaten aller Waffengattungen, mit Tornistern, Hucken, Packeten, Broden und di» Versen Victualien überreich beladen, lachend und schnatternd, aber ausgesprochene Fröhlichkeit au allen Gesichtern lagernd, durcheinander eilend die Wagen besteigend und von hier auS, so gut «S eben anging, mit dem zahlreich anwesenden Publikum parlirend. Leider hatten nicht wenige der Herren Franzosen ihrer berechttgten Freude über die Heimkehr durch übermäßige Löschung ihres Durstes Ausdruck gegeben und kostete es oft ziemlich« Mühe, diese benebelten Söhne deS MarS vorschriftsmäßig zu verladen. Ein an geheiterter Corpora! versicherte bei dem Publikum fortwährend aus daS Ernsteste, daß weder „Pa ris" noch „Prainos kaput!" sei — das alte Lied — verfehlte aber auch nicht die „brav Saxons!" nach Gebühr zu loben. Hl Uhr setzte sich der gewaltige Train, in der Mitte die Wa gen mit der Bedeckung vom hiesigen Regiment, in Bewegung, ein lebhaftes Schwenken der ro- then Mützen aus allen Wagen, freudige Zurufe an die zurückbltibenden „brav Saxons!" mit unter auch ein verunglücktes deutsches „Hurrah!" und vorüber sauste der Zug, mit seinen fidelen Insassen bald in der Ferne den Blicken ent- schwindend. Wie verlautet, wird dem vielfach in Bayern laut gewordenen Wunsch, daß der preußische Kronprinz dem Einzüge der Truppen in Mün chen beiwohnen möge, betreffenden OrteS ent, sprachen werden. ES heißt außerdem, daß De putationen aller Truppentheile, welche zur Ul. Armee gehörten, an dem Einzuge in die baye rische Hauptstadt theilnehmen werden. Ueber die erhebende Feier der Enthüllung deS Denkmals König Wilhelm Ul. von Preußen, welche der EinzugSfeierlichkeit folgte und die wir bereits kurz erwähnten, müssen wir heute noch Folgendes nachtragen: „Um 4 Uhr nahm die Feier der Enthüllung deS Reiterstandbildes Fried- rich Wilhelm Ul., VeS Vaters deS Kaisers und des Gemahles der unvergeßlichen Königin Louise, ihren Anfang. Die noch lebende zweite Gemah- lin deS Königs, die-Fürstin von Liegnitz, wohnte mit den fürstlichen Frauen der Weihe bei. 83 erobert« französische Adler wurden zu den Füßen des Denkmals niedergelegt, 30 preußische und deutsche Fahnen aufgerichtet und entfaltet. Ein Jubelruf wie Donnerrollen verkündigte daS Na hen deS Kaisers; er stieg während der Feier nicht vom Pferde. Die Tambour« schlugen zum Gebet, die Trompeter stimmten ein, der Dom- chor sang zur Weise: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gott" den Choral: „Der Herr ist nah und nimmer nicht von seinem Volk geschieben", der Feldpropst Thiele sprach ein kurzes Gebet, der Kaiser, die Fürsten, die Soldaten nahmen den Helm ab, sämmtliche Musikchöre stimmten die VolkShymn« an und auf ein von Fürst Bis marck gegebenes Zeichen fiel die Hülle des Denk mals. Alle Glocken der Stabt schlugen zusam- men, die Kanonen donnerten, der Kaiser reichte seiner Gemahlin, seiner Tochter und der Fürstin von Liegnitz die Hand, grüßte daS Denkmal seines VaterS dreimal mit dem Degen und um ritt «S langsam und still. Der Choral: „Nun danket alle Gott!" von allen Mustkchören an- gestimmt und von de« Hunderltausenden gesun gen, schloß die Feier. Bet der Festtafel im Schloß (700 Personen) brachte der Kaiser daS erste GlaS dem Andenken seines VaterS, daS zweite Deutschland. „Ich weihe", sprach er, „dieses Glas in Dankbarkeit dem Wohle deS jetzt geeinten Deutschlands und seinen Fürsten, den abwesenden sowohl wie den anwesenden." Ein amerikanisches Dampfschiff hatte zahl- reiche Deutsche nach Stettin gebracht; von da fuhren sie mit Ertrazügen nach Berlin zur Ein- zugSfeier. Anläßlich deö SiegeSfesteS in Beilin sind nahezu vier Spalten des Deutschen ReichSan- zeigerS mit Auszeichnungen an verdiente Gene- rale angefüllt. Außer den schon angegebenen, den fürstlichen Personen zuerkannten, sind die hervorragendsten die Ernennung Molkte'S zum General - Felbmarschall und die Erhebung deS KriegSministerS v. Roon in den Grafenstanb. Am stiefmütterlichsten ist der geniale General v. Blumenthal bedacht, der GeneralstabS-Chef der Armee deS Kronprinzen, der bei Weißenburg und Wörth die ersten Lorbeeren pflückte. Er erhielt — die Berechtigung zum Tragen der Uniform des 3. thüring'schen Infanterie-Regi- menteS „unter Führung ä la »uite desselben". Ueberhaupt ist daS Auszeichnung». System ein sehr complicirteS, in die Zeit, in der wir leben, nicht recht hineinpaffendes, und man hat kaum für die feinen Nuancen, daß der eine General zum Rothen Adler-Orben die „Schwerter", der andere die „Schwerter am Ringe", der eine den Siern mit Eichenlaub, der andere ohne Eichen laub erhält, ein rechtes Vcrstänbniß. Am spaß- hastesten ist die Ordensverleihung an den Ge- neral V. Hartmann. Derselbe empfing laut SlaaiSanzeiger die „Schwerter zum Stern mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe beS Ro then Adler-OrdenS zweiter Claffe". In welch großartiger Weise unsere deutschen Eisenbahnen durch die Militär-Tranöporte wäh- rend deS Krieges in Anspruch genommen wur den, geht am deutlichsten auS nachstehender Ueber- sicht für die pfälzischen Bahnen hervor, welchen vermöge ihrer Situation allerdings eine ganz hervorragende Aufgabe in dieser Hinsicht zuge fallen war. Vom Juli 1870 bis Ende Mai 1871 wurden nämlich, einschließlich der Ver wundeten und Gefangenen über die genannten Bahnen befördert: 26,338 Offiziere und 966,907 Mannschaften; ferner 96,464 Pferde, 1,120,000 Centner Proviant, 635 Geschützt, 17,500 mili tärische Fuhrwerke und Eisenbahnwagen mit Ar- meematerial. AuS diesen gewaltigen Transpor ten resultirte für die pfälzische Bahnverwaltung eine Einnahme von 832,000 Thlrn. Zur katholischen Bewegung. Die gelehrten Häupter der katholischen Bewegung in Deutschland, Döllinger und 31 Genossen, haben einen neuen Aufruf an die deutschen Ka tholiken erlassen, der folgende Hauptpunkte ent hält ,,I) Wir beharren in der Verwerfung der vaiicanischen Dogmen, welche trotz aller Ab leugnung seitens der Bischöfe dem Papste per- sönlich« Unfehlbarkeit, absolute Gewalt in der Kirche einräumen. 2) Wir beharren in der festgegründeten Ueberzeugung, daß die vaticani- schen Decrete eine ernste Gefahr für den Staat und die Gesellschaft bilden, also unvereinbar sind mit den Gesetzen und Einrichtungen der gegen wärtigen Staaten und daß wir durch die An- nähme derselben in unlösbaren Zwiespalt mit unseren politischen Pflichten gerathen. 3) Die , deutschen Bischöfe selbst zeigen durch die unglei chen, sich widersprechenden Deutungen der vati- canischen Dogmen, daß sie die Neuheit derselben i ehr gut kennen und sich derselben schämen. : Wir beklagen darum solchen Gebrauch des bi- l chöflichen Lehramtes und beklagen, daß bi« b«ut- . chrn Bischöfe sich nicht gescheut, in dem jüngst < > erlassenen Hirtenbriefe den Gewiffenöschrei ihrer Diöcesanen mit Schmähungen auf die Vernunft > und Wissenschaft zu beantworten. 4) Wir wet- > s«n die Drohungen der Bischöfe als unberech- > ligt, und ihre Gewaltmaßregeln als ungültig l und unverbindlich zurück. 5) Wir leben der > Hoffnung, daß der jetzt au»g«brochene Kampf l unter höherer Leitung ein Mittel sein wird, die längst ersehnte, unabweisbar gewordene Reform kirchlicher Zustände sowohl in der Verfassung, als ihm Leben der Kirche anzubahnen und zu verwirklichen; wir hoffen ferner auf ein« ächt kirchliche Wiedergeburt, wo jedes katholische Culturvolk entsprechend seiner eigenen Art ein freies Glied im Körper der allgemeinen Kirche bildet, und Geistlich« und Laien rinirächtig in der Erstattung deS kirchlichen Lebens zusammen« wirken, wo wissenschaftlich gebildete und würdige Bischöfe und Päpste der Kirche ihr« Stell« an der Spitze der Weltcultur wieder verschaffen und hoffen, durch eine solche Erneuerung uns dem höchsten Ziele der christlichen Entwickelung, näm- lich der Wiedervereinigung der christlichen Con- fessionen annähern zu können." Eingesandt. Für Freunde der Thiere, sowie für jeden gefühlvollen Menschen bieten sich in neuerer Zeit, und zwar auf dem von der Sachsen- burger Straße nach tem Schlosse abzweigenden Wege, Scenen der grausamsten Mißhandlung von Pferden und Ochsen durch die mit dem Fuhrwesen sür'S Kammergut Sachsenburg be trauten Sträflinge dar. ES sind dies Jungens von 12 bis 16 Jahren, daher dürfte wohl eine freundliche Ermahnung an den Herrn Kammer« gutSpachter Uhlig zur bessern Behandlung der Thiere durch verständiger« Leut« hier am rechten Orte sein. Folgendes, was der Verfasser dieses mit eignen Augen gesehen hat, mag barthun, wie die Thiere an erwähnter Stelle gemißhan« delt werden und wie nothwendig eS ist, sich ein« mal darüber auszusprechen, wenn die Passanten deS Sachsenburger WegeS nicht ferner Zeugen solcher Gräuelscenen sein sollen. Am Sonnabend Abend befanden sich zwei mit Steinkohlen ganz schwer beladene Wagen, je mit zwei Ochsen bespannt, am Fuße b«S Berges, deren Führer zwei Sträflinge von ganz jugend lichem Alter waren. Die Thiere deS letzten Wagens wurden zum Bergausfahren an den er sten Wagen vorgespannt. Da aber die Führer dieselben nicht zu gleichem Tempo antrieben, was, wie «S schien, von dem einen Jungen mehr in der Absicht gethan wurde, um den an dern zu ärgern, so ging die Fuhre nicht vor wärts, nichtsdestoweniger ließ man eS aber den armen Thier«n entgelten und schlug jämmerlich auf sie loS, bis sie bluteten und vor Erschö pfung keuchten. ES wurde hierauf ein anderes in Bereitschaft dastehendes Paar solcher Vierfüß ler vorgespannt, mit welchem dasselbe Manöver stattfand und damit endete, daß die mangelhaften Stränge rissen und der Wagen mitsammt der schweren Ladung in Gefahr war, den Berg ht- nabzurollen und di« Vorübergehenden in die größte Gefahr bringen konnte. Die Burschen mögen die Thier« noch lang« gequält und lange Zeil gebraucht haben, ehe die Fuhrwerke den Belg hinaufgekommen sind, der Schreiber diese- konnte wegen Mangel an Zeit den weitern Ver lauf dieser tragischen Scene nicht abwarten und daher auch die Thiere vor weiteren WuthauS« brüchen der jähzornigen Jungen nicht schützen. Eine größere Parthie gut gehaltene nicht auf- geschnittüne Leipziger Zeitungen, Chem nitzer Tageblätter und Chemnitzer Nach richten liegt zum Verkauf. Offerten und Ge bote werden unter Chiffre O. V. SSV an Herren Haasenstein « Vogler Chemnitz «rbeten. i
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