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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 25.11.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187211258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18721125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18721125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-11
- Tag1872-11-25
- Monat1872-11
- Jahr1872
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HM. Monta«, de» 25. November. 1872. Frankenberger Uachrichtsklatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. >. . ! !!-> ! ... SS-———-W-W-S« Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. YW- Die nächste Nummer Bl erscheint Mittwoch Abend. "MV Vermischtes. So. Maj. der König hat aus Anlaß seines goldenen VermählungSjubiläumS der Gesammt- anüalt der obererzgebirgischen und voigtländischrn Frauenvercine ein außerordentliches Geschenk von IWO Thlr. gewährt. Mil dem KönigSpaare feierten noch vier Ehe paare in Dresden ihr goldenes HochzeikSfest. Eie waren vor 50 Jahren an demselben Tage und in derselben Stunde in Dresden gelram worden. Nicht bloS in Pirna, auch in Löbau soll ein neue« Seminar errichtet werden, da trotz der neuen Seminar« in Oschatz und Schneeberg dem Lehrermangel nicht genügend abgeholscn wirb. Wenn aber die Seminargebäuve erbaut und Vann erst die Zöglinge herbcigezogcn werden sollten, so würden erst nach acht Jahren von Pirna und Löbau ausgebildete SchulamtScandidatcn entlas sen werden können. Daher beabsichtigt daS CultuSministecium, in Löbau und Pirna Lehrer anzustellen und in gemiechelen Räumen den Un terricht für die unirren Classen vorzunehmen. Erst 1874 soll mit Erbauung eigener Seminar- gebäude begonnen werben. DaS 2. Bataillon beS ostpreußischcn Grena- nadierregimentS Kronprinz hat die neuen Mau- ser-Gewehre überliefert erhalten. Dieselben schießen bis aus 2000 Schritte, daS Haubayon art vertritt die Stelle deS Säbels. Der Soldat kann mit diesem Gewehr in einer Minute II Schuß machen, während er mit dem Zündnabcl- Gewehr in der Zett nur 5 Schüsse bei geringerer Entfernung (800 Schritte) abgebcn konnte. Die Mauser-Gewehre sind auch bedeutend leichter als die Zündnadel-Gewehre. Für die durch die Eturmfluth verunglückten preußischen Ostseeküften-Bcwohnrr wird StaatS» Unterstützung erwartet, andernfalls wird daS Ad- geordnetenhauS solche beantragen. Sehr traurig lauten die aus Rügen eingehrn den Nachrichten, namentlich aus Mönchgut und von der Halbinsel Willow. Die furchtbaren Zerstörungen, welche hier daS wüthende Element anrichtete, spotten aller Beschreibung. Die In- sel Rüden hat so viel gelitten, daß bei der Wie- derkehr eines einigermaßen starken NordoststurmcS Namentlich mit Eisgang ihr Untergang mit Si cherheit zu erwarten steht. Am ärgsten ist daS Königreich Dänemark von der Ueberschwemmung heimgesucht worden. Der Schaden aus Falster wird auf eine Million ge schätzt. DaS Schlimmste ist, daß viele Menschen in den Fluchen umgekommen sind. DaS tobende Wasser hat Dämme durchbrochen, Häuser ein- geworfen und überall entsetzlichen Schaden ange- richtet. AuS GreisSwalde wirb berichtet, daß der Post- wagen deS verunglückten EiscnbahnzugS durch die Gewalt deS stark angeschwollcnen RykfluffeS auSeinandergrriffen wurde, und baß der mit ten Paketen befrachtete Theil spurlos verschwunden ist. Die andere Hälstt, mit den Wcrthsendungcn im Betragt von mehr als 30,000 Thlr., ist da gegen glücklich geborgen, und ihr Inhalt unter Leitung des OberpostdirektorS Gruben auS Stet tin mit Kähnen in Sicherheit gebracht. Ein Stralsunder Kaufmann ist dadurch vor einem Verlust von 16,500 Thlrn. bewahrt worven, ba er, um Porto zu ersparen, den Werth eines 17,000 Tblr. enthaltenden Briefes nur bis zur Höhe von 500 Thlr. beclarirt hatte. Die mehr rder weniger zertrümmerten Personenwagen ste cken noch immer in den sumpfigen Wiesen, welche tief unter Wasser stehen, und von der Locomotive ist nur noch der Schornstein sichtbar. Die Er rettung der 30 Passagiere und des Zugpersonals auS den Fluthen deS RykfluffeS gränzt anS Wunderbare und ist nur ver Umsicht der Bahn- bediensteten zu verdanken, von Venen einige lei- der schwer beschädigt find. Bei mehreren stadtbekannten Angehörigen der Spitzcderklique in München sind Haussuchungen mit zum Theil höchst interessanten Resultaten vorgenommen worden. So wurde in der Woh nung der „Gesellschaftsdame", welche die Spitz- ebrr in die ursprünglich verfügte CivilficherheitS- hasl begleitete, ein Reichlhum von Schmuck vor- gefunden, baß man sich in einen Juwelierladen versetzt glauben mochte, dazu eine Garderobe in den kostbarsten Stoffen von einer Reichhaltigkeit, baß kaum eine Fürstin solche besitzt. Wie Alles und Jedes bei rc. Spitzeder auf Betrug und Schwindel berechnet war, zeigt u. A. die Thai- fache, daß in jedem der Schränke ein goldenes Kreuz so hingelegt war, baß eS bei Oeffnung ver Schublade den Anwesenden in die Augen fallen mußte; bekanntlich zeigte sich dieselbe auch nie öffentlich ohne ein berartigeS am Halse her- abhängendeS Kreuz; in ihrem Hause waren zahlreiche Tafeln aufgehängt mit Inschriften, wie: „An GotteS Segen ist Alles gelegen", ,,Ucb' immer Treu' unv Redlichkeit", rc., dazu Kruzifixe, Marienbilder u. s. w. Wie mit dem Gelbe gewirthschaftet wurde, entzieht sich aller Beschreibung; eS lag überall umher, auf Feri- sterbrettern, Kommoden, SophaS, eS schien förm lich werthloS, die Wechsel lagen auf dem Fuß boden verstreut, im Ofen steckte ein Sack mit Geld, eine Obligation fand ein wachhabender Soldat an einer Stelle, wo man sie sicher nicht vermuihet hätte. Der Keller umschloß ein reich- »altigeS Lager der besten Weine, nur daS Feinste und Ausgesuchteste von Taselgeräihen rc. wurde benutzt, sehr theuere Spieluhren und Orgelwerke ergötzten häufig die „fromme Fee", die prächtig- ien Equipagen standen bereit, sie mit ihrer Ge- sellschaflSdame und sonstigen Anhängseln durch Stadt und Land zu tragen, man konnte sich iur Svitzeder'schen Hotel in Wahrheit, wie geschehen, rühmen, daß man zur Reise nach Salzburg ei gene Relais legen könne. So die „Neueste« Nachr." auS München. Noch lange wird Mün chen an diesen Schandflecken denken. Unbegreif lich aber bleibt eS, wie so Viele ohne den ge ringsten Verdacht der Schwindlerin ihre Spar pfennige lassen konnten. Reiche Bauern nah men Hypotheken auf ihre Güter und brachte« daS erhaltene Geld der Spitzeder, aber auch Leute, denen der Sparpfenntg sauer geworden. Einen intereffanten Beitrag zu der große« Schwindelei der Dachauer Banken bringt die „Süddeutsche Reichspoft" in einer Korrespondenz, auS Kirchensitlenbach (in der Oberpfalz), welche den, wie eS scheine, wenig bekannten, aber allev- dingS allgemeine Kennlniß verdienenden Umstand? berichtet, daß das berüchtigte Spitzeder'sche Bank geschäft bisher auch mit dem Papst in Verbin dung oder Fühlung gestanden habe, insofern nämlich, als jenes Geschäft gewisse Procente — dec Correspondcnt glaubt 10 — als TantiSm» an den heil. Vater abgeliesert habe. (Unwahr scheinlich klingt die Sache keineswegs, denn der Papst item die Kirche hat bekanntlich einen gro ßen Magen.) Die Krists in Versailles nimmt einen bedenk lichen Charakter an. Die National-Versamm lung, von je her die Brutstätte unvorhergesehener Ereignisse, hat kaum eine so tolle Sitzung ge habt, als die vom 18. November. Die Blüh« Ver großen Nation hat so kopfloS manövrirl, daß man sich nicht wundern darf, wenn Nie mand mit dem AuSgange deS Gefechtes zufriede« ist. Nur Gambetta hat gezeigt, daß er «in schlauer Kopf ist, der auch manchmal zu rechne« und sich zu beherrschen weiß, wie sehr eS i» ihm kochen mochte, als der alle UnglückSvogrk Changarnier ihn mit Grobheiten bombardirtt. ThierS ist „angegriffen", er will abdanken, wen« er kein Vertrauensvotum erhält, mit dem sich etwas machen läßt. Daß schon von einem Triumvirate Gerüchte gehen, will nicht viel sa gen: schon vor Monaten war davon die Rede. Jndeß triffi man Vorsichtsmaßregeln, und wen« eS zum Aergsten kommt, wird Der Recht be halten, der Vie Stimmung der Armee am rich tigsten abzuschäyen und am raschesten zu benutze« weiß. In solchen Momenten pflegt in Frank reich jeder GewiffenSscrupel zu schweigen, de» Erfolg bringt die Absolution mit sich ober die Vervammniß. Darin sind vic Atheisten unv die Bigotten einander ganz gleich. In Paris herrschte in Folge des Gerüchtes, daß ThierS seine Ent lassung geben wolle, eine starke Aufregung. ThierS empfing am 19. Abends die Deputir- ten der Linken der Nationalversammlung, wobei.
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