VII. „Niemals", so hatte Kaiser Wilhelm unter das Entlassungsgesuch seines großen Kanzlers geschrieben. Aber am 8. März 1888 holte dieser zum letzten Mal die Unterschrift seines kaiserlichen Herrn, der keine Zeit hatte, müde zn sein, ein und am 9. März machte er mit thränenerstickter Stimme dem Reichstag die amtliche Mitteilung von dem Abscheiden des unvergeßlichen Kaisers. Nach 100tägigcr Regierung schloß auch der edle Dulder Kaiser Friedrich ani 15. Juni 1888 seine Augen. Als der jugendlich trastvolle Kronprinz als Wilhelm II. den Kaiserthron bestieg, schien die Bürgschaft gegeben zu sein, daß Bismarck bis an sein Lebensende die Leitung der politischen Geschäfte des Reichs behalten werde. Wie es kam, daß dennoch ini März 1890 Bismarck, der 28 Jahre lang dem Staate und Deutschen Reiche mit hingehendster Liebe und beispiellosem Erfolg gedient hatte, seine Entlassung nehmen mußte, das ist bis heute nicht genau bekannt geworden. Der Bruch ist nicht aus einmal gekommen, er hatte sich schon längere Zeit vorbereitet. So schmerzlich Bismarcks Ausscheiden aus seinen hohen Aemtern von allen deutschen Herzen empsunden wurde, er selbst hatte nun nach heißem, mühevollem Tagewerk noch einen stillen, ruhigen Feierabend. Aber auch nach seinem Rückzug ins Altenteil blieb er unseres deutschen Volkes ^ürkt Lisrnarck in Scbönkausen.