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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191103284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19110328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19110328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-28
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72 Dienstag, den 28. März 1911 Mankenderger Tageblatt Anzeiger begründet 1842. 7v. Jahrgang. -MU für die Königlich KMWlmWDiist Md», da; MM AmkgerW imd de» Zladlrat z« IrMMg i. §a. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von L G- Roßberg 1» Frankenberg t. Sa. Grschrint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 monatlich SO §. Trägerlohn extra. — Einzelnummern leinenden Monats ö », früherer Monate 10 Bestellungen werde» in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Seste^reichS angenommen. Rach dem Auslände Versand wöchentlich unter Kreuzband. Unkündigungeu sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserat« bis 9 Uhr vormittag-, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligenAusgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. U»-- 51. Telegramme: Tageblatt Krankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Dt« «-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b H, bei Lokal- Anzeigen 12 H; im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteil« 35 H. Für schwierigen und tabellarischen Sah Aufschlag, sür Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b § Extragebühr berechnet. Jnseraten-Auahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. Nach Otten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete des Weltpostverein-, liegen, geschieht der Versand unseres „Tageblattes" mit wöchentlichen Areuzbandsendungen von uns unter Portoansatz von 2 M 80 Pfg. per Vierteljahr. (gewährleistet von der Gemeinde) verzinst alle Einlage« mit LV» °/o und ist geöffntt Dienstag- und Freitags nach«. 2—6 Uhr. Telephon: Amt Oberlichtenau Nr. 18. Zill flott«. Das deutsche Kaiserpaar mit seiner Tochter Prinzessin Viktoria Luise ist nach den sroh und herzlich verlaufenen Tagen in Wien und Venedig auf Korfu eingetroffen. Die Begegnung mit Kaiser Franz Josef trug keinen politischen Charakter, aber sie ist doch ein Beweis für die herzlichen Beziehungen der Dreibundsürsten untereinander. In Korfu unterblieb jeder offizielle Empfang. Trotzdem bei den Be suchen möglichste Rücksicht auf den durch eine Winterrrkältung leicht angegriffenen Gesundheitszustand der Kaiserin genommen wurde, wird sich die hohe Frau der Ruhe in dem stillen Achilleion unter südlichem Himmel doch besonders freuen. Am Mittwoch dieser Woche trifft das Kronprinzrnpaar, von Aegypten kommend, in Korfu ein und es wird ein herzliches Wiedersehen zwischen dem Kaiser und seinem Erben geben. Diese Begegnung gibt übrigens englischen Blättern Anlaß, sich in Mutmaßungen über die Unterhaltungen zu ergehen, die in Korfu gepflogen werden. Einzelne versteigen sich sogar zu der Behauptung, daß der Kronprinz in Indien sich so für englisches Wesen begeistert habe, daß wohl ein Gegensatz zwischen ihm und seinem Vater sich bilden werde. Erstens ist cs Unsinn, dem Kronprinzen derartige Wandlungsmög lichkeiten anzudichten, zweitens ist die Darstellung, als ob der Kaiser rin Gegner Englands sei, ebenso falsch wie abgeschmackt. Seine Kinder trifft das Kronprinzenpaar nicht auf Korfu, die kleinen Prinzen sind in Berlin geblieben. ver fleicdrßsnrler unä Sie Parteien. Die „Kreuzzriluug" schreibt: Wenn der Reichskanzler die letzten Nummern der Fortschrittspresse durchmustert hat, dann wird er über den plötzlichen Stimmungsumschlag, der sich in den meisten jener Blätter kundgibt, seine Freude gehabt haben. Vor ein paar Tagen noch verhöhnt und geschmäht als „Höriger des schwarz-blauen Blocks", als unselbständiger Boll- skccker der von der „konservativ-klerikalen Koalition" ihm erteilten Befehle, verspottet wegen seiner wiederholten Er klärung, daß er über den Parteien stehen wolle, heute gefeiert als Parteipflicht ausgaben, dem Reichskanzler grundsätzlich scharfe Opposition zu machen. Woher dieser überraschende Umschwung? Die fortschrittliche Presse gibt darauf Antwort: Herr v. Bethmann-Hollweg hat am Donnerstag über die elsaß-lothringische Versassungssrage eine liberale Rede gehalten, die daher auch charaktenstischerweise ihren Beifall auf der linken Seite des Hauses gefunden, während sie bei den Kon servativen unverkennbare Mißstimmung erregt hat. ' Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: Herr Dr. v. Beth mann-Hollweg hat den Liberalen in letzter Zeit manche Freude gemacht. Die Herren beginnen wieder Morgenluft zu wittern und schüchtern die Arme auszubreiten, in die der Reichs kanzler liebreich ausgenommen werden soll, vorausgesetzt, daß er so bleibt, wie er sich in letzter Zeil mehrfach gezeigt hat. Zu der offiziellen Auslassung der konservativen Partei leitung, daß sich ein innerlich monarchisches Wesen nicht aus der vom Kanzler den Reichslanden zugrdachten Autonomie herausbilden werde, das um deS militärischen Vorsprunges wegen notwendig sei, bemerkt die freisinnige „Voss. Ztg.", daß darin dieselbe Methode enthalten ist, wie seinerzeit in den Angriffen auf den Fürsten Bülow, und daß sie offenbar auch für dieselbe Stelle berechnet sind. Nun.... Herr v. Beth mann-Hollweg avancierte am 22. d. M., dem Geburtstage des alten Kaisers, zum Generalmajor. Var ZtaMlaitkrnbai«; r« slsnßeMtg. * Wie man lu unserer Stadl auf allen Gebieten mit der Zeit fortschreitet und dem Neuen, daS man als gut erkannt hat, Ein gang verschafft, so hat man auch ein wachsames Auge auf die Fortschritte der ärztlichen Wissenschaft »nd läßt der Gesundheits pflege volle Fürsorge angcdethen. Es sei nur erinnert an die in diesem Jahre hier getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkulose. Als besonders wertvoll aber für die Gesundheits pflege ist die Erweiterung des Stadtkrankenhaules anzufprechen, die nun soweit fertiggestellt ist, daß am gestrigen Sonntag die Uebergabe der neugeschaffenen Räume vor sich gehen konnte. Zu dem.feierlichen Akt der Uebergabe hatten sich die Mitglieder der städtischen Kollegien, die Herren Aerzt«, die Herren, die durch Zu- wendungtn den Bau fördern halfen. Herr Oberpfarrer Lesch als KrankenhaUSgetstlicher, Frau Rosa Schieblrr als Vorsitzende des Albertverems und di- Presse ringeiunden. Herr Bürgermeister ve. Irmer begrüßt« die Versammlung und hielt dann eine längere Ansprache, in der er einen geschichtlichen Ueberbiick über dir Ent wickelung des Kronkendausrs gab. Das Gebäude wurde im Jahre 1886 an stelle deS alten unzureichenden Hauses an der Körner- straße (jetz t Stadtgärtnerei) errichtet. Es genügte damals den An sprüchen vollkommen, Sachverständige, sogar das Landesmedizi«al- kolleaium, sprachen sich lobend über daS für eine Mittelstadt „mustergültige" Krankenhaus aus und Herrn Stodtrat Stephan schuldete man Dank für die Schaffung der Anstalt. Durch die ge waltigen Fortschritte auf dem Gebiet der Krankenpflege und durch die reichlichere Inanspruchnahme des Krankenhauses stellten sich mit der Zeit Mängel heraus, die immer fühlbarer wurden und die nun Abhilfe gefunden haben. Den Anstoß gab ein Gutachten des früher hier amtierenden BezirkSarztes Herr Medizinalrat Dr. Rrchholtz. Von 1906 bis 1909 dauerten die Erörterungen. 7 Projekte wurden ausgearbritet; zunächst war ein völliger Neubau geplant, mit Rücksicht auf die Finanzen der Stadt kam man zu immer kleineren Planungen. Durch das Eintreten der Stifter mit 38000 Mark, wozu noch die Röntgeneinrichtung des Herrn 0r. Költzsch kommt und durch einen freiwerdrnden ErbschaftSrest des Gnauck'schen Ehepaare» in Höhe von 32600 Marl konnte schließlich der Erweiterungsbau mit einer Unschlagsumme von 113800 Mark beschlossen werden, eine Summe, die wahrscheinlich noch etwas überschritten werden wird. Mit der Erweiterung ist etwas Voll kommenes geschaffen worden, unser Krankenhaus d"rf nun al» voll ständig auf der Höhe stehend bezeichnet werden. Bisher waren 12 Krankenzimmer mit 36 Betten vorhanden, jetzt stehen 28 Zimmer mit 63 Betten zur Verfügung. Die Einrichtung ist so getroffen, daß im alten Gebäude sich die Krankenzimmer, Bäder, die TageS- und Liegeräume befinden, während im Anbau die OperationSsäle, die Wirtschaftsräume usw. untergebracht wurde». Neu geschaffen sind u. a. die mit den neuesten Errungenschaften ausgrstatteten Overationssäle, Räume für Unterbringung der Geisteskranken, ein Röntgenzimmer,- em Mikroflopterzimmer, ein Sterilisierzimmer, ein Medikamentenzimmer, Kücheneinrichtung zum Kochen mit Damps, Gas und Kohlenfeuerung, Wannen- und Heilbäder, ein Arztzimmer, ein ärztliche» Laboratorium, ein Sektionsraum, ein Desinsektionsraum, eine neuzeitlich eingerichtete Waschanstalt mit elektrischem Betrieb, Niederdruck-Dampfheizungsanlage, neue Benti- lationsanlage und ein besonderes Gebäude für ansteckende Krank- beiten. Mit ganz besonderer Anerkennung und mit herzlichem Dank gedachte Herr vr. Irmer in warmen Worten deS verdienst vollen Leiters der Anstalt, deS Herrn Sanilätsrat vr. Birkner, der die Umgestaltung de» Krankenhauses auf seine jetzige Höhe geradezu als eine Levensaufgabe verfolgt und sein bestes Wollen und Können dafür eingesetzt habe. Ferner zollte er Anerkennung dem Personal des Krankenhauses, besonders der Oberin Augusta Berger und dem Verwalter Ehlig, dem Herrn Stadtbaumeister Hosmann, der die Pläne entwarf und Stadtbaumeister Weiß, der den Bau zu Ende führte, den an der Ausführung des Baues beteiligten Baugewerken. besonders die Firmen Nestler und Jahn. Herzlichen Dank sagte Redner den Stiftern, Herren Fabrik besitzer Berg, Sanitätsrat vr. Birkner, Frau Kommerzienrat Gärtner (Burgstädt), Herren Fabrikbesitzer Max Hunger und Stadtrai Otto Hunger, Herrn Ur. wsck. Költzsch, Herrn Fabrik besitzer Rau, Herrn Otto Schiebler (Dresden), Herrn Landtags abgeordneten und Stadtrat Oskar Schiedler und Herrn Fabrik besitzer Wacker. Mit dem Wunsche, daß die Anstalt immer segens reich wirten möge und daß alle gesegnet sein mögen, die in dem Haus ein- und ausgehen, übergab Herr Bürgermeister vr. Irmer den Anbau Herrn Sanitätsrat vr. Birkner. Als Vorsitzender des KrankenhauSausschusses nahm nun Herr Stadtrat OSkar Schiedler das Wort, um nochmals herzlich zu danken Herrn Sanitätsrat vr. Birkner sür seine hervorragende Tätigkeit und treue Hingabe als leitender KrankenhauSarzt. Im Auftrage der städtischen Kollegien überreichte er Herrn vr. Birkner eine goldene Glashütte! Uhr, welche die Widmung trägt: „Dem verdienstvollen Leiter deS Krankenhauses — Die Stadt Franken berg". Dem Personal deS Krankenhauses übergab er als An erkennung für treue nnd unverdrossene Pflichterfüllung, auch während des Umbaues, da der Betrieb auch nicht eine Stunde stocken durfte, in diskreter Form Gratifikationen und zwar der Oberin Augusta Berger, dem Hausverwalter Ehlig, dem Krankenwärter Nowack, der Köchin Elise Hering, dem Dienstmädchen Marie Wittig, der Auswärterin Frau verw. Rudolph und dem Hausarbeiter Uhlig. Herr Sanitätsrat vr. wsck. Birkner übernahm nun mit Dank und Freude den Erweiterungsbau; mit Dank gegen die städtischen Kollegien, gegen alle, welche zur Schaffung des Neuen mitgeholfen haben, und gegen den Allmächtigen, der ihn bisher gütig geführt, — mit Freude über die schöne neue Anlage, die den Kranken zum Segen gereichen möge und die dazu beitragen werde, die Furcht vor dem Krankenhause, die zum Teil immer noch besteht, vollends schwinden zu lassen. Unter Führung deS Herrn Sanitätsrat vr. Birkner wurde nun ein Rundgang durch daS Krankenhaus angetreten. Vom Untergeschoß, in dem sich die Zentralheizung, Bäder, und Wirt- schattSräume befinden, ging es durch alle Geschosse bis hinauf zum Oberboden, der als Trockenboden dient, und tn dem man die neue Ventilattonsanlage näher in Augenschein nehmen konnte. Ueberc ll sand mun das Gesagte bestätigt, daß etwas Mustergültige», allen modernen Anforderungen der Hhgicne entsprechendes geschaffen worden ist, daß alles nach dem neuesten Stand der ärztlichen Wissenschaft angebracht und eingerichtet wurde und bis in alle Einzelheiten die Ausführung der Neuanlagen gediegen und zweck entsprechend ist. Neben der praktischen Anlage der Krankenzimmer interessierte besonders die vorzügliche Einrichtung der Operations räume, deS Röntgenzimmers, die vortreffliche Kücheneinrichtung, die Waschanstalt, die DesinsektivnSanlage und all die santtären Euirichtuugen, die bisher das Krankenhaus noch nicht besaß. Die jetzt reichlich vorhandenen Abortanlagen sind mit Wasserwülung versehen, zur Reinigung der Abwässer ist eine biologische Kläran lage eingerichtet. Die Heilbäder sollen auch der Allgemeinheit dienstbar gemacht werden, auch die DesinsektivnSanlage steht für die allgemeine Benusung zur Verfügung Der Kessel ist so groß, daß auch Matratzen desinfiziert werden können. Ebenso zweck entsprechend wie das Hauptgebäude ist auch daS Sondergebäude sür ansteckende Krankheiten eingerichtet, dessen Schaffung auch als wesentlicher Fortschritt zu begrüßen ist. Schließlich sei noch er wähnt die in Angriff genommene Anlegung eine» große« Satten», der «icht völlig bettlägerigen Kranken reichlich Aufenthalt in frischer Luft gewähren wird. Unsere Stadt kann sich glücklich preisen, nun ein durchaus zeitgemäßes Krankenhaus zu besitzen, das auch Arngsil chen die Scheu vor der Anstalt-Pflege «ehmen wird und das, betrieben von anerkannt tüchtigen Aerzte» und zuverlässigem Hilfspersonal, als eine hervorragende Stätte zur Förderuuci deS höchsten menschliche» Gute», der Gesundheit, gelten darf. Möge e8 immer in Segen wirken! Dev zr» beging, wie wir wiederholt in diesen Spalten schon darauf hin gewiesen hatten, am gestrigen Sonntag die Feier seines 25jährigen Bestehens in besonderer Auszeichnung. Nachdem schon im Laufe des TageS von auSwärtS eine An zahl einstiger Mitglieder und Förderer des Verein», vor allen Dingen auch Angehörige benachbarter Jünglingsvereine herbei gekommen waren, fand am Nachmittag die Jubelfeier ihren Mittel punkt in einem Festgottesdienst, der in Wahl der Lieder und Liturgie, wie in der Predigt ausschließlich dem Judelverein, seinen Aufgaben, Zielen und Erfolgen galt. Den Altardienst übte Herr Pastor Meier, der jetzige Vorsitzende de- hiesigen Vereins, anS, die Darbietung der Predigt batte Herr Pastor Rost auS Pot- schappel, während feiner früheren hiesigen Armierung gleichfalls Vorsitzender deS Vereins, bereitwilligst übernommen. Anknüpfend an den SonntagSnamen „Lätare" (freue dich) gedachte er de» TageS, an welchem der Verein und seine früheren und ältxren Mitglieder, die zum Teil in den Reihen gereister Männer und Hausväter drinstehen und sich an den Quellen ewiger Jugend ein fröhlich Herz bewahrt haben, sich deS vor 25 Jahren begrün deten Werkes besonders freuen dürfen. Au» der Predigt Salomo Kap. 9, B. 11 „So freue dich, Jüngling, deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in deiner Jugend" deutete Herr Pastor Rost die Aufgaben der Jünglingsvrretne und gab einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung der Vereine. Er führte aus, daß noch vor hundert Jahren diese Art Vereine un bekannt waren. Roch herrschte in jener Zeit, die schwergenug auf Deutschland lastete, und von selbst zur Erfüllung des Worte» zwang „Not lernt beten!" alte Zucht und Sitte. DaS Meister- Haus war gleichbedeutend mit Vaterhaus. Die Zeit des rapiden Fortschrittes, da» Zeitalter der Maschine«, das vor:twa 50 Jahren etnsetzte, leerte das MristerhauS, füllte aber die Fabriken und unter dem vielfach falsch verstandenen Schlagwort „Freiheit", da» immer lauter von Westen herkommend erdröhnte, lockerte sich unter den vom Vaterhaus losgelösten jungen Leuten Zucht und Ordnung gar bedenklich, und so war eS das Bemühen wahrer Volkssreunde, die Jünglinge zu sammeln und sie zur Betätigung christlichen Wandels und sittlichen Strebens in Vereinen zusammenzuschließen. Auch in Frankenberg war 1862 ein derartiger JünglingSverein entstanden, der sich aber in der Zeit, da der vermeintliche Mil liardensegen über die deutschen Gaue hinwegging, als wohl der Verdienst ein leichter und lohnender, aber auch der christliche Be danke lockerer wurde, nach zehnjährigem Bestehen wieder auttöste. Erneut fanden sich 1886 in unserer Kirchgemeinde auf den Sammel ruf des Herrn Pastor Otto und deS f BaterS Julius Schmidt wieder Männer, welche nicht zagten, zu neuen Mühen, einen Jünglingsverein wieder aufleben zu lassen, zusammen, und mit frischem Mut ging man daran, eine solche Gemeinschaft wieder zu begründen, in welcher religiöser Ernst und christliche Fröhlichkeit jungen Leuten wahre Freuoenstunden der Belehrung und Unter haltung, frohes Spiel und beglückende Wandertage schufen. Und dank der jeweiligen Leiter, Freunde und Förderer des Vereins hat sich der Verein in unserer Stadt fest eingewurzelt. Eltern, Meister und Prinzipale können sich dessen freuen, denn die vom Verein geübte Tätigkeit und die christliche Beeinflussung der jungen Leute tragen ihren Segen auch in Werkstätte und Schreibstube hinein, die tägliche Arbeit der jungen BerufSstützen fördernd. — Gott habe dem Verein seinen Segen gegeben, und zahlreiche Jünglinge traten dem Verein zu allen Zetten bei. Habe vielleicht auch manches junge Mitglied eine gewisse „Freiheit", die es ge sucht, nicht gefunden und sei deshalb abfällig geworden, so seien immer neue herbeigekommen, die die Aufgaben deS Vereins ernst ausgenommen haben . . . An die Gemeinde richtete der Festprediger die Bitte: „Nehmt Euch der Jugend mit immer größerer Liebe an, als bisher, spendet Beistand, Hilfe und Unterstützung dem Jünglingsverein. Seid überzeugt, wir selbst wollen keine Mucker, keine Kopfhänger und Saurrlöpfe aus den jungen Leuten machen, wir trachten vielmehr darnach, daß jeder christliche Jüngling sich des Lebens und der Jugend in der rechten Weise freue! AllcS läßt sich vereinen! Die Jünglingsvcreinsjache ist der Unterstützung jedes Volks- und Vaterlandsfreundes wert; in den Zelten drohenden Umsturzes aller idealen Güter erst recht!" Hierbei erwähnte Herr Pastor Rost, daß der gegenwärtige Ephorus für Frankenberg, Herr Sup. Jentsch in Chemnitz, während seiner Armierung mittendrin im Plauenschen Grunde, wo der Geist der Neuzeit besonders auf kirch liches und christliches Leben zersetzend einwirke, es fertig gebracht habe, daß ein bermsmäßigcr Jugendpflege»: sich der Jünglinge an nahm, um sie den Werbungen jener Partei zu entziehen, die unter dem Deckmantel „Freier Vereine" die Jugend an sich reiße, um die christlichen Ideale in ihnen zu zerstören. Solche „Jugend pfleger" sollten in allen Gemeinden angestrebt werden. Unter Dank zu Gvtt sür daS, waS er bisher durch den JünglingSverein an Segen auSgestreul, sprach der Festprediger Gebet und fromme Wünsche auch für die Zukunft aus! — Weiterer Gemeindegesang, begleitet von den miterschienenen Posaunrnchören, Gebet und Segen schlossen den Gottesdienst, dessen Veranstaltung irdensalls die volle Sympathie der Kirchgemeinde gesunden Hal, denn das Gotteshaus zeigte einen recht ersreulichen zahlreichen Besuch.
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