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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 10.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190112109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19011210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19011210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-10
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 10.12.1901
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Leipzig. Als am 6. d. M. der vierte Straft senat des Reichsgerichts in Beratung über die zu verhandelnden Sachen getreten war, überkam dem Reichsgerichtsrat Braunbehrens, welcher diesem Senat angehört, ein plötzliches Unwohlsein, und «in Gehirnschlag endete sein Leben. Leipzig. Die Gesamtzahl der Hörer an der Universität, einschließlich 72 Damen, stellt sich auf 4220. Das ist die größte Frequenzzisfer, die die Universität je erreicht hat. Cheurni- Der Jubeltag des 104. Regiments wurde mit einem Festgottesdienst eröffnet. Am Vormittag fand großer Apell auf dem Kaserneu- hof statt. An demselben nahmen die Prinzen Ge org und Friedrich August, der kommandierende General v. Treitschke, der Divisions- und Brigade- Kommandeur, zahlreiche ehemalige Offiziere des Regiments und mehrere Offiziers- und Mannschafts deputationen anderer Regimenter teil. Prinz Georg schritt, den Marschallstab in der Hand, gefolgt von einer glänzenden Suite die Front des Regiments ab. Dann führte Prinz Friedrich August dasselbe seinem hohen Vater unter den Klängen des Prä sentiermarsches vor. Sodann überreichte Prinz Georg mit seiner Ansprache die dem Regiment vom König verliehenen Fahnenbänder. Prinz Friedrich August dankte für die Auszeichnungen und brachte drei Hurrahs auf den König aus. Nachdem noch Oberbürgermeister Dr. Beck die Glückwünsche der Stadt ausgesprochen und Oberst Lasiert für die dem Regiment erwiesenen Ehrungen gedankt hatte, war das militärische Schauspiel zu Ende. Riesa. Eine infame Ruchlosigkeit ist im Stadtparke ausgeführt worden, indem in der am südlichen Ende gelegenen neuen Anpflanzung mehrere hundert Stück der jungen, kleinen Fichten abge schlagen worden sind. Die nichtswürdige That kann nur aus Rache oder in frevlem, sinnlosem Uebermute geschehen sein. Reichenbach. Den hundertsten Geburtstag feiert heute Montag im beyachbarten Oberreichen bach der Handarbeiter Opitz, der mit Unterstützung der Gemeinde bei der verwitweten Frau Gutsbesitzer Pfeiffer in Brot und Lohn steht. Der hundert jährige Mann ist noch verhältnismäßig sehr rüstig, bewegt sich munter umher und leistet kleine Hand arbeiten, das Auge ist ebenfalls noch recht gut. Geboren wurde Opitz, wie erst nachträglich durch die Kirchenbücher festgestellt wurde, um 9. Dezem ber 1801 in Netzschkau. Meisten Abgelehnt wurde in der Stadt verordnetensitzung die vom Stadtrat beschlossene Er höhung der Hundesteuer auf 15 Mk. Müdisdorf Am Mittwoch abend wurde die Gutsbesitzersehefrau Kaden hier auf der Wiese des Gutsbesitzers Wahl tot aufgefunden. Die Verstor bene ist seit längerer Zeit geistesschwach gewesen. Man nimmt an, daß sie den Tod in dem auf der Wiese befindlichen Teiche habe suchen wollen, sei dann wieder aus dem Wasser gegangen und auf Gin stolzes Herz. Novelle von A. Schmidt. (Nachdruck verboten.) tl Fortsetzung. Auch wares nicht nur das Andenken an die teuren Verstorbenen, durch welches ihr Herz bewegt wurde, eine andere Stimme sprach ost lange, lange in leisem Flüstertöne zu ihrer Erinnerung und drang tief in ihre Seele. Diese Stimme erzählte ein schönes Märchen von Lebensglück und Liebeslust, von einsamen, traurigen Stunden erzählte sie nichts. Auch wenn Helene den Bitten neugewonnener Freunde nachgab und einige Stunden bei ihnen verbrachte, flüsterte ihr die geheimnisvolle Stimme wunderbar Schönes -von einem andern teuren Ge fährten zu. Wie sehr sie sich sträubte, es dem eigenen Herzen einzugestehen, der sehnsüchtige Wunsch, das mächtige Verlangen, Franz wiederzu sehen, seine Liebe als ein köstliches, beseeligendes Gut entgegenzunehmen, beherrschten sie immer stärker und oft, wenn sie Gott für seine Vaterschuld Dank sagte, erflehte sie auch von ihm ein unver dientes großes Glück, das sie nie mit Worten nannte. Zuweilen saß sie an ihrem Fenster und sah die Straße hinab, weil sie unbewußt glaubte, Franz werde kommen; doch wie sehr auch ihre Liebe durch Entfernung und Vereinsamung wuchs, sie konnte sich nicht entschließen, den teuren Flüchtling zurück zurufen. Es war nicht mehr kalter, trotziger Stolz, es war jene hohe Weiblichkeit, die ihr stets eigen nur von äußerer Kälte verhüllt gewesen war, die aber jetzt sie in reinerem Glanze umstrahlte und sie in liebenden Augen schöner erscheinen lassen mußte, als da sie noch in erster Jugendfrische strahlte. So vollendete das Jahr seinen Rundlauf und in den unbeschäftigten Tagen des Weihnachtsfestes wünschte sie die gewohnte Thätigkeit herbei, um Zerstreuung und Heiterkeit zu finden. Durch eine seltsame Verknüpfung der Schicksale waren auch die Kinder jener armen Leute, die damals, als Helenens der Wiese vom Schlag getroffen worden. Die Kleider der Leiche waren bei der Auffindung noch vollständig durchnäßt. Aus Thüringen Ein mysteriöser Fund wurde in der Nähe des Weißenfelser Bahnhofs an der Saale gemacht. Dicht am Flußufer lag ein Ueberzieher, ein Taschen tuch, gezeichnet IV 8., ein Paar Handschuhe, ein Kragen mit der Firma Pabel-Döbeln, sowie ein Revolver, aus welchem zwei Schüsse abgegeben waren. Drei scharfe Patronen befanden sich noch im Laufe. Wie es scheint, gehören die Gegenstände einem aus Sachsen zugereisten Fremden, der in den angeschwollenen Fluten der Saale den Tod gefunden hat, nachdem er sich vorher mehrere Schüsse beige bracht hatte. Die Leiche ist noch nicht gefunden. Ein Geistlicher fragte vergangene Woche in derKon- firmandenstunde nach heidnische« Völker«. Eine Konfirmandin nannte die Engländer. Nach der Begründung gefragt, gab das Mädchen zur Ant wort: Die Engländer beten das Geld an. Allerlei. Kiel. Am 6. d. M. wurde wiederum ein Dienstmädchen durch Messerstiche verwundet. Der Verbrecher entkam. Pest. In Petroseninger Kohlenwerk wur den durch eine Explosion fünf Arbeiter getötet und sieben verwundet. Ei« Verzweifelter. Bei einem Fleischer in Haarlem war ein gewisser Hendrik Kleinen borg 23 Jahre lang Werkführer gewesen. In letzter Zeit vertrugen sich der Meister und der Werkführer nicht mehr und letzterer erhielt seine Entlassung. Es war das ein harter Schlag für den Mann, der zehn Kinder zu ernähren hatte, und er begab sich am nächsten Morgen wieder zu dem Meister, um um seine Wiederbeschästigung zu bitten. Der Meister lehnte das Gesuch ab, und der Entlassene ergriff vor Wut und Verzweiflung ein Hackmesser und hieb sich auf dem Fleischerklotz die linke Hand ab. Es wurde sofort Polizei und ein Arzt gerufen und der Unglückliche nach Anlegen eines Notverbandes in ein Krankenhaus gebracht. Es ist zweifelhaft, ob er wieder genesen wird, jedenfalls aber ist er für sein ganzes Leben verstümmelt. Nom. Bei Frascati rannte eine Lokomo tive auf zwei mit Personen besetzte Waggons auf. Zehn Fahrgäste wurden verwundet, darunter Pro fessor Mädern aus Bayern. Bonlogne Die hiesige Schreibfederfabrik Baignel ist durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. l600 Arbeiter sind brotlos ge worden, der Schaden ist ungeheuer., -ß Petersburg. In Wesenberg in Esthland tötete der Grenzsoldat Wilhelm Praks durch Flinten schuß zwei Kameraden und verwundete zwei andere lebensgefährlich; zwei Strandbauern, die zu Hilfe eilten, wurden ebenfalls erschossen. Der Mörder ist Vater starb, zuerst die Beute der verheerenden Krankheit geworden waren, irr der Kellerwohnung des Hauses wohnen geblieben. Der älteste Sohn und die älteste Tochter hatten in treuer Rechtschaffen heit für die jüngeren Geschwister gesorgt und hatten es nicht zugegeben, daß die armen Kinder getrennt und in die Zucht fremder, liebloser Menschen kommen sollten. Anstatt an sich selbst zu denken, sie waren Beide versprochen nnd wollten Hausstand gründen, hatten die beiden braven Menschen mit äußerster Anstrengung das tägliche Brot verdient und ihre Geschwister nach bestem Wissen und Kräften erzogen. Als die Präsidentin noch lebte, hatte sie der rührigen Christiane, so hieß die Aelteste, mit Rat und That freundlich beigestanden. Noch in ihren letzten Lebensstnnden hatte die edle Frau Helenen gebeten, ihr Werk der Liebe fortzusetzen. Helene hätte es aus eigenem Antriebe gethan, denn Christianens umsichtiges, rühriges Wirken halte ihre volle Sympathie gewonnen und ihr Herz fühlte sich zu den Waisen hingezogen, mit denen sie, so weit sie auch durch Bildung und Verhältnisse von ihnen getrennt war, durch den großen Schmerz, den voll ständige Verwaisung mit sich bringt, verbunden. Christiane war ihr, so seltsam es klingt, fast Freundin geworden, und die beiden, so früh zur Erfüllung ernster Pflicht gezwungenen Mädchen besprachen jede kleine Haushaltungssorge Christianens; Helene hatte die erste Stimme im Nate der Geschwister, wenn über das Wohl der Jüngeren beraten wurde. Und wie wurde sie von den Kleinen geliebt! Nicht nur, weil sie in der geheimnisvollen, schön ge stickten Tasche manchen rotwangigen Apfel oder manche süße Bretzel mitbrachte, sondern weil sie auch Teil nahm an den kleinen Erlebnissen der Kinder, freundlich lobte oder schalt und so ihrem inneren Leben nahe trat. Nichts konnte herrlicher sein als die wundervollen Geschichten, die Helene zuweilen erzählte. Der Kinder größtes Fest war es jedoch, wenn sic Helenen besuchen durften, und nie lachte unsere Heldin fröhlicher, als wenn die kleine Schaar mit frohen Gesichtern um ihre gastliche Tafel saß. Am spurlos verschwunden. DaS Motiv der furchtbaren That soll Rache sein. Loudon. „Daily Expreß" meldet aus Bombay: Gin großes Boot mit Pilgern, die nach Goa zum heiligen Grabe Franz Laver, des Apostels der Inder, wallfahren wollten, sank am 4. Dez. 50 Parbs vom Ufer. 140 Pilger sind ertrunken. Kascha«. Bei Baches-Zsedovka brachen vier Fischer infolge Eisdurchbruchs auf dem Bodrog- fluffe ein und ertranken. KoperHagen. Der dänische Schoner „Axel" ist bei Berwia mit seiner ganzen Besatzung von 6 Mann untergegangen. Gerichts-Zeitung. Zwickau. (Strafkammer III). Schutz mann gegen Bürgermeister. Der ehemalige Schutzmann Otto Julius Albrecht in Callnberg, welcher in der Schwurgerichts verhandlung vom 6. d. M. wegen Unterschlagung im Amte zu 1 ein halb Jahren Gefängnis ver urteilt worden ist, wurde von der wider ihn weiter erhobenen Anklage, am Abende des 1. August in der Wohnung des ehemaligen Polizeiwachtmeisters Hengst daselbst in Bezug auf einen früheren Straf prozeß gegen Hengst den dortigen Bürgermeister verleumderisch beleidigt zu haben, freige- sproche > . Verurteilung einer Heiratsschwindler!«. Frau Ida Frank, geb. Buschmann, eine trotz ihrer Jahre noch ansehnliche Dame, war im Juli d. I. kaum aus dem Zuchthaus, das sie wegen zahlreicher Schwindeleien bezogen, entlasten worden, als sie sich ein neues Feld für ihre Thätigkeit suchte. Durch einen Agenten ließ sie sich einen nicht unver mögenden Landwirt in Grießen in Anhalt als „reiche Partie" anbieten. Sie sei die Gutsbesitzers witwe Ella Sachse, habe in Selben (Anhalt) ein 200 Morgen großes Gut, dazu 50 Mo* en Pacht acker, 8 Pferde, 50000 Mk. auf Hypotheken in Halle und 50000 Mk. teils bar, teils in Wert papieren im Geldschrank. Der Bräutigam war entzückt; er fuhr mit seiner reichen Braut nach Dessau, machte einen Abstecher nach Wörlitz, und man lebte auf seine Kosten herrlich und in Freuden. Als er aber das Gut seiner Braut besichtigen wollte, war diese plötzlich verschwunden. Vor der Straf kammer meinte er: „Das verlorene Geld ist noch das Wenigste, aber der Spott, den ich ertragen — e- war mehr als für 'ne Million." Die Schöne, die in ähnlicher Weise einen Zimmermann in Halle genarrt und um Beköstigung und Garderobe be schwindelt hatte, erhielt in Rücksicht auf ihre Vor strafen und „das unglaublich freche Treiben" sechs Jahre Zuchthaus zudiktiert. Insterburg. Das Kriegsgericht der zweiten Division verurteilte den Musketier Fiebelkorn vom Infanterieregiment Nr. 147 wegen Gehorsams- verwergerung, Achtungsverletzung, Widerstandes und thätlichen Angrkff gegen Vorgesetzte zu vier Jahren zwei Monaten Gefängnis. Weihnachtsabend hatte sie die Geschwister um sich versammelt; so wunderbar schön konnte nach der Meinung der Kinder nie wieder ein Christbaum sein als der, welchen Helenens feine Hände für die Waisen geputzt hatte. Sie erschien den Kindern als das Christkind selbst, von dem sie so rührend er zählt hatte, und lange, lange Jahre nachher, als aus den Knaben Männer und aus den Mädchen Mütter geworden waren, gedachten sie entzückt und dankbar bewegt jenes Weihnachtsabends. Am Sylvester aber sollte Fräulein Helene unten sein; so hatte es sich Christiane ausgebeten. Sie hatte schon lange Zeit mit dem Bruder gespart und heim liche Vorbereitungen getroffen, um der gütigen, wohlwollenden Freundin einmal für unzählige Freuden und Wohlthaten, die sie ihr und den Ge schwistern erwiesen, mit ihrer bescheidenen Gast freundschaft zu danken. Groß war der Stolz und das Glück aller Familienmitglieder, als Helene feierlich die förmliche Einladung, die der älteste Bruder im besten Sonntagsstaate persönlich an brachte, angenommen hatte. Wieder kam der letzte Tag des Jahres, an dem Helene im vorigen Jahre die Mutter begraben hatte. Sie ging trotz des dichtfallenden Schnees hinaus zu den Gräbern der Eltern, und nachdem sie an der Stätte des Friedens sich stille freudige Ruhe geholt hatte, kehrte sie bei einbrechender Dämmerung zurück. In zarter Auf merksamkeit wechselte sie die Kleidung, um bei ihren einfachen Wirten in festlichem Gewände zu erscheinen. Sie wählte ein weißes Kleid, in dem die Eltern sie stets gern gesehen hatten; doch da sie sich ge wöhnt hatte, ihren Anzug schnell zu vollenden, so war sie fertig, als eben die nahe Turmuhr die fünfte Stunde verkündete. Die Lampe verbreitete ein mildes Licht, im Ofen prasselte ein munter plauderndes Feuer, und Helene ging in der Stube auf und nieder, sich mit den Bildern und dec ge wohnten lieben Umgebung in abgebrochenen Aeuße- rungen fast unterhaltend. Mußte da nicht inmitten der wechselnden Bilder die Erinnerung an Franz mit fesselndem Zauber hervortreten? (Fortsetzung folgt.)
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