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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190302143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19030214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19030214
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-14
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.02.1903
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in ruhiger Rede kaum zu schildern ist. Wie groß auch die tragische Schuld deS Königs Milan und der Königin Natalie sein mag; die Strafe, die f i e a m e i g n e n S o h n e r l e b t e n , war zu grausam und unverdient. Milan war der Glücklichere; er starb bald im Exil; der>Haß wird es bestreiten, doch sage ich's: als wahrer König Lear. Die unglückliche Mutter aber lebt und muß das Kreuz freudlos weiter tragen. Selbst wir, die als Patrioten und treue Staatsdiener, in Erfüllung der Pflicht, wie wir sie verstehen, gezwungen waren, gegen die Macht der Königin Natalie zu kämpfen, müssen heute vor ihrem Unglück das Knie beugen. Sie und die Frau, die ihr auf dem Throne folgte, sind nicht zu vergleichen. Die unglückliche Natalie — selbst ihr Feind muß es zugeben — war, ob auch schuldig, alsWeib redlich undrein... Der Titel dieser Skizze sollte mich zwingen, nun über die Frau zu sprechen, die heute Königin von Serbien heißt. Ich kann und will es nicht; denn ich erzähle hier vom Unglück, nicht aus der Sittengeschichte Serbiens. Das ist ein schroffes hartes Urteil des Mannes, der aus dem höchsten Staatsamte weichen mußte, weil er es seinerzeit gewagt hatte, gegen die Heirat Alexanders und der Draga zu protestieren. Aber fein Urteil ist gerecht und wird von der ganzen zi vilisierten Welt geteilt. Marokko. * Tanger. Die vom Kriegsminister befehligten Truppen des Sultans machen gute Fortschritte. Die Kabylen des Riatta-Stammes griffen die Kabylen von Seraga an, die dem Prätendenten ergeben sind. Sie verbrannten viele Zelte und machten zahlreiche Gefangene, die sie nach Fez brachten. Die Nachricht von einem zweiten Sieg des Sultans hat hier große Freude hervorgerufen. Amerika. * N e w - U o r k. Die aufrührerische Bewegung unter denFilipinos von Laguna, Batangas und Cavite, die sich nördlich von Manila zum Kampfe gegen die Amerikaner sammeln, ist die gefährlichste Empörung seit Beginn des Unabhängigkeitskampfes. Die Filipinos halten ein großes Gebiet unter einer wahren Schreckensherrschaft, selbst die Eisenbahn nördlich von Manila kann von den Amerikanern nicht genügend geschützt werden. Die amerikanischen Behörden verstärken mit größter Beschleunigung die zerstreut liegenden Polizeiposten auf der Insel Lason. Atts Stadt und Land Lichtenstein, 13. Februar. * — Der Februar pflegt in unseren Breiten der eigentliche Wintermonat zu fein und ein starkes Maß von Eis und Schnee auf Lager zu haben. Heuer ist es anders. Erinnerte uns nicht der Kalender an die Tatsache, daß wir erst uns in der Mitte der Hornung befinden, wir könnten uns in den Frühlingsanfang ver setzt glauben. Freilich wäre es nicht unmöglich, daß wir aus dieser angenehmen Selbsttäuschung eines schönen Morgens durch den unerwarteten Anblick von Eisblumen am Fenster recht unsanft herausgcrissen würden. Immer- hin wäre es nur ein Akt ausglcicheuder Gerechtigkeit, wenn der Frühling diesmal ausnahmsweise zeitig ms Land zöge. Der vorangegangene Sommer war Herbst, der Herbst war Winter, folglich muß, wenn anders Recht Recht bleiben soll, der Winter Frühling sein. Nraft des Schicksals. Roman von A. von Gersdorff. (Nachdruck verbeten.) (4. Fortsetzung.) Schon von weitem winkte ihm seine Fran in ihrer lebhaften Art fröhlich mit dem Sonnenschirm. Sie ging neben dem Baron und dessen Schwester mit Renaten. In demselben Moment sah er auch den jungen Friesen von der Stadtseite kommen und mit der kleinen Gesellschaft am Fuße der Doppeltreppe. die rechts und links vom Restaurant in das Hotel hinaufführte, Zusammentreffen. Es war vollkommen erkenntlich für Herrn von Anschar, daß der junge Kaufmann stark die Farbe wechselte und über irgend etwas eine solche Ueber- raschung verriet, daß er wie erstarrt stehen blieb und Renaten mit großen Augen beihnahe drohend anblickte. Jetzt fiel auch dem Vater ihre Totenblässe auf, weil er gewohnt mar, sie von solch einem Ausfluge immer mit glänzend frischen Farben zurückkehren zu sehen. Herrn von Anschar wurde plötzlich recht ernst und bang zu Mute. Ihm war, als müsse heut auf diesem Ausfluge etwas passiert sein und nichts Er freuliches. „Was ist geschehen?" fragte er gedämpft, als seine Gattin jetzt zu ihm auf die Terrasse trat, während er Renatens Helles Kleid im Eingang zum Hotel verschwinden sah. „Was wir erwartet hatten, lieber Mann, war die stolz frohe Antw ort, „der Baron hat sich erklärt gegen mich und Renate." „Ah . . . und sie? ... sieht bleich aus !" „Das ist bei ihr ganz natürlich. Du weißt das * — Lang zieht sich der Aeumeval in diesem Jahre hin, erst in der übernächsten Woche, kurz vor dem Abschluß de- Februar, haben wir Fastnacht und Aschermittwoch. Pflegen diese Tage im allgemeinen nur für bestimmte Bezirke der Ausgang des Mummen scherzes zu bilden, und Pflegt besonders in den Groß städten die Lebensfreude auch nachher hohe Wellen zu schlagen, in diesem Winter kann man wohl mit dem Gehabten zufrieden sein und braucht nicht noch mehr zu verlangen. Die Sonne ist beim Hereinbrechen der Fastenwochen schon hoch gestiegen, die Frühüngsnähe macht sich immer mehr geltend, und damit erlischt die Neigung, die Nacht zum Tage zu machen. Hoch geht es nun in diesen letzten Wochen vor Prinz Karnevals Amtsniederlegung her. Der deutsche Westen und Süden haben unverändert das Privileg behalten, obenan unter den allertreuesten Provinzen des Schalks zu stehen, von München an der Isar mit seinen brausenden und branden den Redouten bis zum alten Köln am Rhein mit seinem berühmten Festzug am Rosen-Montag ist die Faschingsfreude ein unbewußtes Gebot. Im übrigen Deutschland herrscht auch Amüsement genug, die schlechten Zeiten, die so vieles tot gemacht haben sollen, haben hieran nicht ernstlich rütteln können, aber eine solche Volkssache, wie im Westen und Süden, ist der bunte Trubel im sonstigen Deutsch land bei weitem nicht. Da unten steckt die natür liche Begabung und die rechte Stimmung, die nichts übel nimmt, in der alles ein großes Korps von „Brüderlein und Schwesterlein" wird, die ausge- lassendste Lust tobt, bis der graue Charakter des Aschermittwochs ihr Ende bringt. Dem Norddeutschen fehlt zum selben Treiben wohl nicht immer der Wille, oft aber das Können, seine Gewohnheiten, seine An schauungen sind andere, er kann aus seiner Haut nicht heraus. Fürst Bismarck meinte schon: „Der Norden ist Deutschlands Kopf, der Süden sein Herz!" Und das ist richtig. Einmal wirklich töricht zu sein mit den Toren, das leidet der norddeutsche Verstand nicht so leicht; im Süden und Westen wird darüber gelacht. Hoch geht es außerhalb unserer Reichsgrenzen auch in Wien her, das Wiener Karnevalspflaster ist das teuerste, Paris ist nicht mehr recht humorvoll genug dafür, und in der Blumenstadt Nizza werden die Winlergäste mit den gespickten Portemonnaies entsprechend unterhalten. Aber der nicht so viel gerühmte italienische Karneval kann sich nicht aus seinem seit etwa einem Dutzend Jahren eingetretenen Niedergang aufraffen. Erst fehlte das Geld, heute die rechte Laune. Es will nicht mehr. * — Angemessenere Bezeichnung. Die bei der sächsischen Staatsbahnverwaltung veschäftigten Lokomotivführerlehrlinge führen von jetzt ab den Titel „Lokomotivführer-Anwärter". * — Feuerversicherung. Die Gothaer Feuer versicherungsbank auf Gegenseitigkeit, welche im Jahre 1821 errichtet ist, hat mit dem Jahre 1902 zweiundachtzig Jahre ihrer gemeinnützigen Tätigkeit vollendet. Jrn Jahre 1902 waren für 5 864 925 400 Mark (gegen 1901 mehr 109 783 800 Mark) Ver sicherungen in Kraft. Die Prämieneinnahme, ab züglich Rückoersicherungsprämie, betrug im Jahre 1902 : 18 543 966 Mark 40 Pfg. (gegen 1901 mehr 582 588 Mark 10 Pfg ). Von der Prämieneinnahme wird in jedem Jahre derjenige Betrag, welcher nicht zur Bezahlung der Schäden und Verwaltungskosten, sowie für die Prämienreserve erforderlich ist, den Versicherten zurückgewährt. Nach dem jetzt ver öffentlichten Rechnungsabschlusse für das Jahr 1902 betrug dieser den Versicherten wieder zusließende ja doch: Wenn sie irgendwie überrascht und erregt ist, so erbleicht sie, wenn andere Mädchen erröten. Die direkte Werbung des Baron Lamprecht kam ihr doch wohl etwas überraschend. Was sie ihm übrigens geantwortet hat, konnte ich nicht hören. Ich sah eigentlich nur, was zwischen ihnen vorging. Jeden falls sah sie sehr freundlich rind lieb aus und reichte ihm die Hand, und er sah höchst befriedigt aus. „Und Du hast sie nicht gefragt?" „Doch," war die etwas zögernde Antwort. „Sie hat sich, nach Mädchenart, Äendenkzeit bis morgen ausgebeten und wollte durchaus erst allein mit Dir sprechen. Und nun, lieber guter Anschar, bedenke den Ernst der Lage ... für sie und auch für uns. Diese Heirat ist ein großes und seltenes Glück für sie, das ihr wohl kaum je im Leben wieder so voll kommen geboten wird. Sie legt den höchsten Wert auf Deine Ansicht, Deine Zufriedenheit ... ich habe mich damit längst abgefunden. Sie selbst weiß kaum, was eigentlich die Ehe, das Leden so im eigenen Hause bedeutet, und wir als Eltern müssen es als unsere heilige Pflicht betrachten, ihr mit unserer Er fahrung und Einsicht beratend, ja zuredend zur Seite zu stehen und nicht etwa gewissen phantastisch romantischen Träumereien, die aus verhängnisvoller Selbsttäuschung entspringen können, weichherzig nach zugeben. Ich hoffe, Du verstehst mich, lieber Anschar ?" fügte sie nach leichtem Zögern fragend hinzu; denn er hatte den Blick von ihrem Auge abgewendet und blickte still in den rasch dunkelnden Abend hinein. „Ich verstehe Dich ganz gut, Minna," sagte er nun ernst, „wo ist das Kind?" „In ihrem Zimmer jedenfalls. Sie mußte sich wirklich ein wenig sammeln, und dann wird sie jeden falls bald zu Dir kommen." Ueberschuß 14093 893 Mark 30 Pfg., gleich 75°^ der eingezahlten Prämie. Im Durchschnitt der 30 Jahre von 1873 bis 1902 sind jährlich 74,610/» her eingezahlten Prämien an Ueberschuß den Versicherten zuruckerstattet. * — Die Erhebung der Gtuat-eiut»«meu- steuer erfolgt in diesem Jahre dergestalt, daß der Steuerzuschlag auf zwei Termine verteilt und der Termin am 15. Juli ausfällt. Am 30. April werden 15 Proz. und 10 Proz. mit der Hälfte der Staatseinkommensteuer gleichzeitig erhoben. Um die Klasseneinteilung über sichtlich zu gestalten, wird für die Einschätzung und für den Zuschlag getrennte Aufführung stattfinden. Dresden. Oberbürgermeister Dr. Beutler lehnte die ihm zugedachte Reichstagskandidatur definitiv ab. Leipzig. Am Mittwoch nachmittag kurz vor '^5 Uhr traf ein Sonderzug von Letschen über Dresden-Riesa auf hiesigem Dresdner Bahnhofe ein, welcher über 200 böhmische Auswanderer beförderte. Sie fuhren mit den anschließenden Personenzügen nach Hamburg und Bremen weiter, um sich von dort aus nach Amerika einzuschiffen. Leipzig. Ein 27jähriger Drechsler aus Meiningen und ein 31jähriger Arbeiter von hier haben gemein schaftlich eine hiesige Firma durch betrügerische An gaben um Waren im Werte von ungefähr 3000 Mark geschädigt, die sie sich nach Halle haben senden lassen. Einen Teil haben sie dort sofort auf dem Leihhaus verpfändet, den andern Teil aber nach Leipzig zurückgebracht und hier durch einen Auktionator versteigern lassen. Der Arbeiter hatte nebenbei hier in einem Restaurant einen Diebstahl verübt und überdies einen Reisekorb mit Herrenkleidern und Wäsche im Werte von 600 Mark gestohlen. In einem der gestohlenen Anzüge war der Drechsler hier herumstolziert und hatte seine Betrügereien verübt. Chemnitz. Der hiesige Arzt Dr. Weisbrod ist vom Ehrenrat des ärztlichen Bezirksvereins wegen Annoncen, die ihrer Zahl und Form nach für voll kommen standesunwürdig erachtet wurden, zu 1000 Mark Geldstrafe und Verlust des Wahlrechts bei den Vereinswahlen auf fünf Jahre verurteilt worden. Um auch einmal Theater spielen zu können, sind in Chemnitz mehrere halbwüchsige Burschen in das Thalia-Theater gewaltsam eingedrungen. Zu diesem Zwecke zertrümmerten die Burschen ein auf der Walkgraben-Seite gelegenes Fenster des Theaters, stiegen in dasselbe ein und spielten dann, nachdem sie mehrere Gasflammen angezündet hatten, Theater. Dabei ließen es aber die frechen Eindringlinge nicht bewenden, sie zerschnitten auch noch die Polster mehrerer Sessel. Durch einen hinzukommenden An gestellten des Tivoli-Restaurants wurden die Burschen, die für ihren Dummenjungenstreich eine empfind liche Strafe verdienen, verscheucht. Zwittau. Durch den Kohlenabbau haben sich schon feit Jahren nicht unbeträchtliche Boden- s enkungen gezeigt, besonders in der Gegend von Schedewitz und Cainsdorf. Da auch neuerdings die gefährdeten Stellen wieder erneute Spuren von Senkungen ausweisen, ist die Verlegung dec Straße nach Lengenfeld—Auerbach in weitere Nähe gerückt. Gefährdet erscheint auch die Bahnlinie Werdau— Annaberg, wenigstens an einzelnen Stellen zwischen den Stationen Schedewitz und Wiesenburg. Meerane. Erhängt hat sich der hier Bergstraße wohnhafte Faorikweber V. Derselbe hat als Kassierer von 2 hiesigen Vereinen vereinnahmte Gelder unter schlagen, worauf wohl der Schritt zurückzuführen ist. Crimmitschau. Jedenfalls in einem Anfälle von geistiger Umnachtung hat am Dienstag mittag „So schicke sie mir auf die Terrasse. Dec Abend ist ja so warm, und allein sind wir ja hier auch." Damit wendete er sich ab und dem herrlichen, von Abendbeleuchtung übergossenen Landschaftsbilde wieder zu. Aber nur wenige Minuten vermochte er es. in ernste« Nachdenken versunken, zu genießen, als er feste Männerschritte die Steintreppe herauf kommen hörte und dann das blondbärtige Haupt, die breiten Schultern des Baron Lamprecht über der Brüstung erscheinen sah. An dem Gesichtsausdruck desselben erkannte er sofort, daß ihn Wichtiges heraufführte. Sehr angenehm war ihm das nicht, er hätte lieber seine Tochter zuerst gesprochen. Ernste Worte auf der Lippe, trat er nun dem Baron entgegen, hatte aber noch keines gesprochen, als er seine Frau ebenfalls, aber vom Garteneingang des Hotels her, auf die Terrasse zukommcn sah. „Ist Renate schon bei Dir ?" Aber nein, wo ist sie denn? in ihrem Zimmer war sie nicht ?" Jetzt erst bemerkte sie den Baron und verstummte, die Situation begreifend. Um so besser, wenn sie dabei war, und so gab sie der Sache einen leichten Anstoß. „Ich glaube, Her» von Lamprecht möchte mit Dir etwas besprechen, lieber Anschar, uud da ich wohl an- nehmen darf, nicht zu viel zu sein bei dieser Besprechung als Mutter . . . so . . ." „Durchaus nicht", beeilte sich der Baron zu sagen» dem man anmerkte, wie schwer befangen, ja unsicher er sich fühlte. „Ich wollte zwar erst morgen die Erörterung yerbeisühren, Ihren Herrn Gemahl . . . nicht noch am Abend aufzuregen; aber da mir das Glück heute . - - gewissermaßen ... ja gewissermaßen . .. mir . - - heute..." Er stammelte, stockte, und während der letzten Wor^ hatte er seine Blicke von der Angercdeteten abgewendet
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