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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190601240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19060124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19060124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-24
- Monat1906-01
- Jahr1906
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.01.1906
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Regierung auSübea, um schärfer« Maßnahmen -ege« Duell und Soldatemmßhandluugen zu veraulaff«. * Der Draht gerissen? Et ist ausgefallen, daß Traf Hompesch, der Sprecher det Zentrums, am Freitag im Reicht tage erkUlrte, erwerbe zu den Penswnsgesetzen keine Ausführungen machen, di Regierung werde schon wissen, weshalb, daß endlic Graf Ballestrem vor versammeltem Kriegsvolke bedauerte, daß ihm noch keine amtliche Mitteilung vom Ableben des Freiherrn von Richthofen zuge gangen sei. ES deutet das auf eine recht lebhafte Verstimmung zwischen Regierung und Zentrum hin, die in der Tat auch vorhanden ist. Die Herren vom Zentrum sinü wegen der scharfen Erklärung des Reichskanzler- zur Duellfrage schon sehr übler Laune gewesen; auf eine Anfrage unter der Hand, wie eS denn mit den Diäten bestellt sei, soll eine recht unwirsche Entgegnung erfolgt sein. Die Wahr» heit dieses Gerüchts läßt sich nicht kontrollieren und können wir nicht verbürgen; so viel aber ist Tat sache, daß die Beziehungen zwischen dem Zentrum und den maßgebenden Kreisen gegenwärtig ar; getrübt sind. Das rührt wohl daher, daß zurzei «in scharfer Wind gegen die demokratische Richtun; jeder Art weht, mag sie mit dem roten HalStuck oder im schwarzen Rock einhergehen. * In allernächster Zeit soll ein Erlaß, durch den daS Studium der Medizin den Abi- turientenderOberrealschulenimganzen deutschen Reiche freigegeben wird, beoor- stehen und zwar ungeachtet des Widerstandes, der diesem Schritte von Sachsen uud Bayern im Bundesrate entgengesetzt worden ist. * Wenn eS mit dem 1. März zwischen Deutsch, land und den Vereinigten Staaten von Nordamerika zum Zollkrieg kommt, well man jenseits des Ozeans sico nicht zu einem oer» nünstigen Entgegenkommen entscbließen kann, so werden wir wahrscheinlich nicht allein diese Aus» einandersetzung zu führen haben. Auch Frankreich hat in Washington Forderungen gestellt. * Maßnahmen gegen Mißstände in der Weinherstellun gwerden verlangt. Der Prozeß Sartorius hat den Weinbau und Weinhandel in Ler Pfalz schwer geschädigt. Borkommiffe wie in Mußbach dürfen sich nicht wiederholen, darüber ist man sich in der Pfalz einig. OertlicheS. Ltchteustetr», 23. Januar. *— König Friedrich August hat an die Hinterbliebenen des Staatssekretärs Freiherrn v. Richthofen folgendes Beileidstelegramm ge sandt: „Empfangen Sie den Ausdruck meines herz lichsten Beileids zum Ableben Ihres von mir hoch verehrten Vaters, den ich aus Kairo her gut kannte und als ausgezeichneten Staatsmann schätzte. Friedrich August." *— Feuerstguale kündeten gestern abend gegen '/i11 Uhr den Ausbruch eines Schadenfeuers in hiesiger Stadt an- Es brannte das „Alte Schießhaus' an der Glauchauerstraße vollständig nieder. Wie das Feuer entstanden ist, ist noch nicht aufgeklärt, doch nimmt man an, daß dasselbe vielleicht durch einen Essendefekt entstanden sein könnte. Zur Hilfeleistung waren die Wehren von Lichtenstein und Callnberg erschienen; letztere trat nicht in Tätigkeit. Wie wir hören, hat der Kalamitose teilweise versichert. *— Treue Mieter. Morgen Mittwoch sind 25 Jahre verstrichen, seitdem die Familie Marschner im Hause der Frau verwitw. Pöschmann, > Chemuitzerberg hier wohnhaft ist. Gewiß ei« Zeiche« von gutem Einvernehmen zwischen Vermieterin und Meter. *- Du» P-Sfidtu« de» «öuiMtch säch sische« MilitärvereimSbuude« hat in Vertretung der Sachsen-Stiftung mit den landwirtschaftlichen Kreisvereinen ein Abkommen wsgen Nachweises von landwirtschaftlichen Arbeitern, die eben vom Militär entlassen worden sind, getroffen. *— ZrrkunftSsorgeu bringen die gegenwär» tigen Wochen für alle diejenigen Familien mit sich, deren Söhne zu Ostern die Schule verlassen und die sich nun vor die Lösung der Frage der Berufs wahl gestellt sehen. Der oberste Wunsch aller für sorglichen Eltern wird der sein, ihre Kinder dermal» einst als nützliche, brauchbare Glieder der mensch lichen Gesellschaft und in einer möglichst sorgenfreien Existenz zu sehen. Dieser Wunsch wird sich erfüllen, wenn das Elternhaus den Keim zum Guten in die jugendlichen Herzen gelegt und wenn man sich bei der Wahl des Berufes nicht von falschen Meinungen und hochtrabenden ZukunstSplänen, sondern einzig und allein von dem Grundsätze leiten läßt, daß ein Mensch Glück und innere Befriedigung nur in einem Berufe finden wird, den er aus eigener Neigung und mit Freudigkeit treibt, sei dieser Beru ein bescheidener bürgerlicher oder ein sogen, „höherer" Lust und Liebe zur Sache und eine völlige Berück sichtigung der Gaben und Eigenart des Kindes, das sind die HauptgesichtSpunkte, unter denen man einen Beruf erwählen soll. Um gotteswillen kein Zwang, der nur eine Vermehrung der verfehlten Berufe, die zugleich ein verfehltes Leben mit Not und Kummer, Glend und Klagen bedeuten, herbei führen würde. *— Eiseubahuliche». Bon verschiedenen Seiten wird darüber geklagt, daß die Ber sch leppungenvonFracht st ückgütern neuer dings zugenommen haben. Zur Zeit stehen die deutschen Bahnen mitten in der Einführung verein fachter Leitungsvorschriften und Ladevorschriften, welche einmal die kürzesten Beförderungszeiten ver bürgen und weiter die Umladungen der Güter auf das geringste Maß beschränken sollen. Er ist klar, daß die Einführung der hieraus sich ergebenden für die Verbesserung der Güterbeförderung außerordent lich wichtigen Maßnahmen nicht ganz ohne Ver sehen seitens des Abfertigung«- und Ladtpersonals abgehen kann. Aber ebenso klar ist, daß dieses Personal sich bald in die neuen Belkehrsbestim- mungen einleben und dann die Anzahl der Der- schleppungSfälle wieder nicht mehr betragen wird als früher. Freilich darf man dann aber auch hier bei sich nicht beruhigen, er ist vielmehr Aufgabe der Eisenbahnverwaltungen, ihre größte Aufmerksamkeit aus immer weiter gehende Verminderung der Ber- chleppungsfälle zu richten. Hierbei muß sie aber zanz besonders auf die Beihilfe des aufliefernüen Publikums rechnen, denn auch dieses trifft an Ver- chleppungen ein wesentlicher Teil der Schuld inso« ern, als in zahlreichen Fällen die Güter mangel - >afte Bezeichnung (Signierungen)tragen und die Bestimmungsstationen ungenau abgegeben werden. Die Zeichen auf den Gütern stimmen oft mit den- enigen in den Frachtbriefen nicht überein, oder ind unleserlich oder schwer erkenntlich oder sie sind auf Zetteln angebracht, die mit schlechtem Klebstoff aufgeklebt sind und dann verloren gehen. Bei Gütern, bei denen die Bezeichnung nicht aufgeklebt werden kann, werden sogen. Signierfahnen aus wenig faltbarem Stoffe verwendet, obgleich die Eisenbahn solch« aus haftbarem Stoffe zum Selbstkostenpreise ab» gibt. Die Bestimmungsstation ist ost gar nicht oder b«k gleichlautenden Stationen ungenau (Waldenburg i. S. kann Waldenburg in Sachsen oder In Schlesien .bedeuten) angegegeben. Vielfach findet sich sogar auf dem Gute eine andere Bestimmungsstation als im Frachtbrief. Dazu kommt, daß von früheren Sendungen herrührend« Bezeichnungen od«r Angaben von Bestimmungsstationen auf den Frachtstücken, namentlich auf -urückgehenden Emballagen nicht beseitigt werden und daher leicht zu Verwirrungen führen. Nun hat ja nach den Vorschriften oaS Annahmepersonal auf die Beseitigung solcher Mängel hinzuwirken; aber in der Praxis stößt die Durchführung dieser Vorschrift immer wieder auf Schwierigkeiten, insbesondere auch deshalb, weil der größte Teil der Güterauflieferung auf die letzten Abendstunden sich zusammendrängt, dann nur durch eiliges Arbeiten bewältigt werden kann und dies naturgemäß auf Kosten einer gründlichen Prüfung der einzelnen Frachtstücke geschehen muß. Das Hauptinteresse an der richtigen und schleunigen Ankunft des Gutes am Bestimmungsort hat ja daS aufliesernde Publikum selbst. Wenn es dieses Interesse durch Vermeiden von Fehlern der bezeich neten Art noch mehr betätigen wollte, würde eS mit der Eisenbahnoerwaltung, der Verschleppungen höchst unwillkommen sind, noch bester Hand in Hand gehen. *— Um i« Herbst, in den blumenärmsten Monaten, sich der herrlichsten Chrysanthemen zu er- freuen, muß der Gattenfreund rechtzeitig Steckling« machen. Diese Stecklinge wachsen bei guter Behand lung leicht an und werden sommersüber im Gatten ausgepflanzt. Im Juni werden die Triebe auf 1V bis 15 em zurückgeschnitten, dann erhalten die Pflanzen öfters einen Dungguß. Ausführliche Kultur anweisung undAufzählung wertvollerChrysanthemum- sotten enthält die neueste Nummer des praktischen Ratgebers. A«S Sachse». Bautze«. Die iu der sächsischen und außer» sächsischen Presse verbreitete Meldung, daß der Stein- bruchspächier Emil Thomschke aus Oberstem« unter dem Verdachte des siebenfachen Mordes an sein en Familienangehörigen wiederum verhaftet worden sei, ist vollständig aus der Luft gegriffen. Die Nachricht beruht auf einem in Bautzen allgemein verbreiteten Gerücht, das jedoch jeder Grundlage entbehrt. Die Chemnitzer „Volksstimme" schreibt zu der gegenwärtigen Lohnbewegung der Bergarbeiter im Zugau-OelSnitzer und im Zwickauer Revier, raß keineswegs an eine Aufhebung derselben zu denken sei. Die gestellten Forderungen seien nicht aufgehoben, sondern nur aufzeschoben. Es wird zum Anschluß an die Organisation ausgefordert und auf n allernächster Zeit stattfindende öffentliche Ver« ämmlungen aufmerksam gemacht, in denen die Lohnfrage weiter behandelt werden soll. Chemnitz Am Donnerstag und Freitag wurden auf hiesigem Schlachthofe je in einem ausländischen Schwein Trichinen in großer Zahl nach gewiesen. Die Schweine waren so stark mit diesen gefährliche« Parasiten durchsetzt, daß in haferkorngroßen Präparaten brr 20 Stück gezählt würben. Der erste weibliche Konzertmeister tritt in SreSde« auf. Es ist ein Fräulein Steiner, daS ft das dortige Gewerbehaus Orchester verpflichtet worden ist. Heimchen am fremden Herd. Von Hans Wachenhusen. 17. Fortsetzung. Nachdruck verbot«. Die Hände im Schoß, aber mit innerer Unruhe saß sie da, während der Oberst las, bis dieser end lich, unangenehm überrascht, sie fragend anschaute und dann den Brief feiner Gattin reichte. Auch diese zeigte große Erregung, als sie den Schluß gelesen. „Du sollst zu Deiner Mutter! Wohl hat der Vormund recht, wenn er sich von dem Wiedersehen ihres Kindes Erfolg verspricht", sagte sie, traurig vor sich hinblickend. „Schade, daß dieser so heitere Abend für uns mit der so traurigen Aussicht endet, Dich verlieren zu wüsten." Priska erhob sich und kniete vor ihr nieder. „Sprich das nicht aus!" bat sie, ihre Hände streichelnd. „Ihr werdet mich niemals für undank bar halten! Oh, Ihr wißt nicht, wie lieb ich sie hatte. Als sie uns entrissen ward durch daS ent ¬ setzliche Schicksal, da war alles öde und tot um uns her, den Vater und mich! Glücklich war sie nicht mehr, seit wir uns so einschränken mußten; jahrelang, so hörte ich aus des Vaters Munde, be» mühten sich einflußreiche Personen für die Erhaltung drS Vermögens, aber des Kaisers Befehl blieb auf recht und erst, als alles verloren schien, begann sie geistig zusammenzubrechen, eine so schöne Frau, wie sie noch war! Oh, das tat weh! Aber doppelt ist jetzt meine Freude, wenn es wirklich gelingt!" Dem Obersten waren die Augen feucht ge worden. Er sah sie noch, wie sie damals war. Ja, eine schöne Frauengestalt, nur allzu leicht er- rrgbar. Er glaubt« bester zu wissen, waS den Grund zu ihrem Seelenleiden gelegt und wie er jetzt Priska sah, deren Gesichtszüge in der letzten Zeit immer erkennbarer die der Mutter geworden, da ward's ihm weh um daS Herz. Seine Gattin hatte ihn wieder vergessend machen können, auch nie eine Ahnung davon gehabt, daß ihn, den ele ganten Dragonerleutnant, das schönste und geist» vollste Mädchen geliebt. Sein Vetter Helmut war wohl auch ein ganz vortrefflicher Mensch gewesen, aber daß sie mit diesem habe glücklich werden können, das erschien ihm undenkbar. Aus PriskaS Mitteilungen hatte er längst herausgefühlt, daß ihrer Mutter Dasein ein freudloses gewesen, und wenn sie jetzt wirklich zu einem besseren zurück erwachte . . . „Tu', waS Dir Dein Herz diktiett, aber vergiß uns nicht!" sagte er gerührt, sie aufhebend. „Und wirst Du dieselbe bleiben! " Sein Blick fiel dabei aus Bernhard, der, als er gehört, daß die Eltern noch nicht die Ruhe gesucht, schon während Priska sprach, in der Tür erschienen und sich schweigend in den Rahmen derselben ge lehnt hatte. „So ist die Sache also ernster, als ich geahnt hatte!" sprach er h-reintretend, mit bewegter Stimme. „Der Schmerz ist natürlich immer nur für die Zurückbleibenden!" Priska hatte sich aufgerichtet. Sie blickte fast erschreckend in sein bleiches Gesicht. So tief inner lich bewegt war er ihr noch nicht erschienen. Selbst der Mutter Blick ruhte ängstlich erstaunt auf ihm und suchte dann heimlich den des Gatten, der dar Benehmen offen mißbilligte. Bernhard schaute ver bissen vor sich hin. „Hab' ich Euch gesagt, daß ich Euch verlassen wolle? Macht mir daS Herz beute nicht schwer, das eben erst so yHsnungSooll ausatmete!" Wie strafend, und doch wohltuend berührt durch seine Aufwallung, schaute sie ihn an. „Dein Wort darauf, Priska!" rief er emphatisch, ihre Hand ergreifend. „Du weißt, daß ich mit tausend Banden des Dankes an Euch gefesselt bin!" ries sie hoch erregt und mit glühenden Wangen. „Vielleicht ist eS doch nur der Schimmer einer Hoffnung, an den ich mich klammere. Laßt ihn mir! Ich flehe zu Gott, daß er diese Hoffnung wahr mache, und erhört er mich, schließt dann die Liebe eines Kindes die Liebe zu Euch aus? Sei überzeugt, Bernhard, Du sollst Dein redlich Teil daran erhalten! Wenn wir unS auch ost nicht verstanden, ich sehe heute, daß Du mich lieb hast!" Ueberglücklich preßte Bernhard ihre Hand, die noch in der seinigen ruhte, an die Lippen, und sie lächelte dazu kopfschüttelnd, während die Eltern erstaunt zuschauten, wie er seiner Empfindung den Zügel schießen ließ. Niemand von ihnen bemerkte, daß hinter der halbgeschloffenen Portiere der Tür zum Salon auch Jobst erschienen war, der mit seinem bleichen GesiM der letzten Szene zuschaute, sich abwandte und wieder verschwand. „Laßt alles bis morgen!" rief der Oberst sich erhebend. „Auch Du wirst heute der Ruhe bedürfen, PriSka l ... Ich sehe Dich morgen, da Du keinen Dienst hast!" richtete er sich an Bernhard und gab dann durch die Schelle dem Diener dar Zeichen, die Gasflamme zu löschen. (Fortsetzung folgt.)
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