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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190708045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19070804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19070804
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-04
- Monat1907-08
- Jahr1907
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.08.1907
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Lichtenstein Lallnbergev Tageblatt 2. Beilage zu Ar. 18V.Sonntag, deu 4. August 1907. Bismarck im Liede. Bon Dr. P. Lähn. Zn« 3«. J«li Nachdruck verboten. Jahre find dahingerauscht seit Bttmarckt vchet- den, ab« gleich den gefrierten Helden de« klassischen Altertum» ragt seine genial«, geistgewaltige Persön lichkeit um mehr denn Haupteslänge üb« die meisten Sterblichen aller Zeilen hinweg, und so lange Menschengröße und Heldentum gefeiert werden, so lange wird man in deutschen Landen auch singen und sagen von dem, wa» Otto von BiSmarck in heißem Ringen zu schöner Wirklichkeit gestaltete: ein Deutsche» Reich deutsch« Nation. In der Lat sind die Lieder, die bereit» zu Lebzeiten zum Preis« d«» groß«n Manner erklangen und di« namrntltch, al» er alt hochbetagt« Vt«i» bi« Augen zum ewigen Schlummer schloß, zu einem vollen Hymnu» im höheren Chor« sich «inten, L«gion und wett«if«rn mit d«n g«waüig«n Feurrsäulen in d« D«rh«rr- lichung d«» uno«gl«tchltchen a«manisch«n Reck«n. Wa» Emanuel Seibel, d« Kaiserherold de» neuen Reiche», einst ahnungsvoll «beten: O Schicksal, gib un« einen, einen Mann! Wa« fronunt un« aller Witz der Zeitenkenner, Wa« aller Dichter ungereimt Geplänkel Bom Sand der Nordsee bi« zum wald'gen Brenner, Gin Mann ist not, ein Nibelungen-Enkel, Daß er di« Zett, der toll geworo'- en Renner, Mit eherner Zeit beherrsch' und ehernem Schenkel. — Da» ward UN» in d«m grsch«nkt, dessen Wappen, schild, drei Eichenblätter, mit der Devise: In trinitate robur (In der Dreieinigkeit Stärk«) ein Dicht«« sinnig deutet: Wo solch dreieinig ltierblatt in boller Kraft gedeih', Wächst auch die deutsch« Eiche empor in Herrlichkeit. Nicht sei'« der toelsch« Lorbeer, e« schlinge stolz und kühn Um deutsche Heldenstiraen sich deutsche« Eichengrün. Kraft, Mut und Unerschrockenheit — da» sind dt« drei Haupteigenschastrn, di« BiSmarck» Wesen und Wirken kennzeichnen. Schon dem jug-n Ab geordneten ries in diesem Sinne im Jahre 1849 „eine Preußin" zu: Hui, Bi«marck, wie klingt Deine Rede so gut l Hui, BiSmarck, wie flammst Du in Löwenmut I Da« Schwert Deiner Rede, eS blitzet so frei, Und der Sina Deiner Rede ist ewige Treu'! Der Held, der mit unvergleichlicher Uner schrockenheit und Kaltblütigkeit zwei blutigen An. griffen auf sein Leben standhielt (7. Mat 1866 du ch Blind in Berlin und 13. Juli 1874 durch Kullmann in Kissingen), war für da» große LebenSwerk wie geschaffen. Darum deutet der Dichter G. Hesekiel jene Attentat« und BiSmarck» Verhalten dabei mit Recht sinnbildlich: Wohlauf, mein Preußen, fasse du Nur stark und fest wie Bismarck zu, Erstick« kühn drn glüh'nden Brand Im Eistndruck« deiner Handl Voran, mein König, stolz und fest, Die Dohlen stoßen auf « Adlerneft! Fünf Schüsse sind ein Zeichen sein: Gott will auch fürder mit Preußen sein! Di« Kling« blank u»d dt« Kugtl im Lauf: M«tn «dir» Preuß«n, mtt Hurra draus! Und als das preußische Heer siegreich au» dem 66« Kriege hetmkehrte, da erkannt« jeder, der sich nicht blind gegen die ^.Zeichen d« Zett" »«schloß, daß die Weissagung BiSmarck» und dir Erfüllung der LraumeS d« Edelsten unserer Volkes um ein merkliches ihrer Berwirllichung näh« gerückt feien. Diesen Empfinden lieh Direktor Bonnell, BiSmarck« aller, hochverehrt«, ehemalig« Lehr« am Friedrich Werderschen Gymnasium, in einer «Mischen Ode be redten Ausdruck, wo «S am Schluffe heißt: Jetzt kehrst du siegreich heim au« dem blut'gen Krieg; Gefallen ist di« Wand, dt« d«n W«g grhemmt, MU kühnem Schlag Haft du zerschmettert, Wa« tn den Abgrund dich wollte stürzen. Mtt Staunen sieht erfüllet dein Seherwort Da« deutsch« Volk, da» jüngst «» von dir vernahm: Nicht Worte, Fest», Trinkg«laae l Kampf und Blut wird r« einst vereinen I Und herrlicher, als wir all« geahnt, ging da» S«h«wort in Erfüllung. BiSmarck selbst ward zum Retch»fchmt«d, d«m d« Schweiz« Konrad Ferdinand Meyer dt« finnrrichen Bers« widm«t«: Hell klingt der Ambo«, kurz der Spruch: Drei Schläge tu' ich mit Segen und Fluch. Der erst« schmied,» d«n Teufel fest, Daß er die Welschen nicht siegen läßt. D«n Erbfeind trifft der zweit« Schlag, Daß er sich nimmer rühren mag. Der dritte Schlag ertöne rein: Gr soll für di« deutsche Krone sein > S«lbst die nicht f«hr spärlichen Scgner de» großen Kanzlers mußten sich allmählich zu and«« Ansicht bekehren. Trug doch das gesamte Wirken BiSmarck» sowohl in seinen Motiven al» besonder» tn seinen beispiellosen Erfolgen zu unverkennbar den Stempel provtdentieller Spendung und göttlicher Weib». In ihre« Sinne bekennt Oskar o. Redwitz tn «wem stimmungsvollen Sonette »An die Gegner BiSmarck»": Und furchtlo« will ich « «hrltch kingestehen — Denn nie bringt Schande die erkannte Wahrheit, Doch schimpflich ist'«, auf falschen Trotz zu pochen — In anderem Licht lernt' ich di« Welt besehen: An manche« dunkle Wtrrsal kam mir Klarheit, Manch' hatte« Wort, jetzt bleib' r« ungesprochrn. ES würd« den uns -ugem«ff«nen Raum weit überfchrettrn, wollten wir auch nur annähernd der poetischen Huldigungen gedenken, die dem kraftvollen Wirken d«S »eisernen" Kanzlers während dkS großen Kriege» gerecht zu werden suchten. Statt aller anderen stehe da» gedankenreiche Gedicht Scheren- berge», da» an den Spuch aus der LebenSrettung»- medaille anknüpst, di« sich BiSmarck bekanntlich bet Errettung seine» Burschen vom Tode dkS Ertrinken» «warb und dir ihn einst, al» ein ordengeschmückter Diplomat nicht ohne leis« Ironie ihn üb« die Be- drutung dieser damal» noch einsam auf seiner Brust prangenden seltsamen OrdentauSzeichnung befragte, zu d« brdeutsamen schlagfertigen Antwort brwoz: »Ich habe zuweilen die Gewohnheit, einem Menschen da» Leben zu retten." An die Devise dieser Medaille: »Für Rettung au» Grsahr" knüpft der Dichter an: Trüb' lag'« wir Herbstnacht über'm deutschen Forste; Umstellens eine« Königsadler» S'tz, Au» Ost und West schlich sich der Feind zum Horst« — Da flammt befreiend deine« Schwerte« Blitz. In Fetzen sanken ring« die Netze nieder, Und fonnenwä-1» schwang sich der Saiseraar Im StrgeSflug mit mächtigem Gefieder, Dank rauschend Dir: Für Rettung au« Gefahr! Tief in dr« deutschen Etchenstamme« Rinde Grubst Du, Bewalt'aer, Deinen Namen ein, Daß niemals die'« Runenschrift verschwinde, Dein Volk will heul' und ewig Hüter sein In Flammenzügen wird sie sich verkünden Den fernsten Tagen, wachsend immerdar, Auf deutscher Erde DankeSfeuer zünden Unsterblich Dir: Für Rettung au« Gefahr Freilich schirn e» einrn Augenblick, al» hib Deutschsand seines R tter» vergeffen: da» waren jene trüben Märztag« 1890, da der Kanzler seinen Abschied nehmen mußte und er, der un« erst zu dem gemacht hatte, wa» wir sind, al» ein Bec- srhmt« sich in die Slide de» Sachsenwald 8 zurück zog. Allein da» deutsch« Volk tn seiner über wältigenden Mehrheit ließ sich von der höfischen Stimmung nicht beirren: treu und dankbar hielt e» zu seinem greisen Recken. Allen voran war e» die akademische Jugend, deren seurtger BiSmarck- hymnu» im Tone Körnersch« Schlachtenlycik unter den knorrigen Eichen de» Sachsenwalde» er- braust«: Horch, SturmeSflügel rausch«»! DI« dmtsch«» Eichen lausche»! Blinkend« Schläge Klang mischt sich dem Chorgesaug, Hurra! Du Held vom Stamm der Eichen, Du Ritter ohnegleichen, Dein Haupt, so hochbetagt, ob dem Jahrhundert ragt, Hurra! Besonder» am Silberjubiläum der ReichSgrün- düng im Jahre 1896 erklangen die BiSmarckhul digungen begeisterter und feurig« denn je. Und nun kam die bitterste Stunde. Die Lieder aber, die am Sarkophage de» Einzigen erklangen, gaben wohl der Trauer um den Unersetzlichen ergreifenden Ausdruck, ohne sich in unfruchtbare weichlich« Klagen zu verlieren, wie sie eine» BiSmarck un würdig gewesen wären. Vielmehr traf Frieda Schanz den rechten Ton: Große Tag« tiefer Schauer! Fruchtbar edle Träum rttmeu, Träum wuuderbarrr Trauer, Wm» «tu Großer geht von hiuueu s Solcher Schmerz birgt eiu Bersöhum, Bkrgt ein HkumelSglück im Wttueo — Laßt die Trauerolockm dröhne»! Mr besäße» doch dm Etum l Und dann bargen sie seine sterbliche Hülle, wie «r gewünscht, und wie Th. Fontane e» so ahnungs voll vorgeschaut: Nicht tn Lom oder Felsengruft, Er ruh' in Gotte» freier Lust Draußen auf Berg und Halde, Noch besser: tief, tief im Walde! Widukind läd't ihn zu sich ein: Ein Sachse war er, drum ist er mein, Im Sachsenwald soll er begraben sein! Dies« Ott wird für alle Zeiten «in National, hriligtum bleibrn: To lange Deutsche Hausen im deutschen Land, Wird diese Stätte heilta dem Bo'k« sein Wie jene, wo der alte Kats« Ruht von den Schaffen in großen Lagen. So klingt im Liede BiSmarck» Name bi» in fernste Zetten, und ragende Denkmäler künden deS Unsterblichen unvergänglichen Ruhm. Doch über alle wird ragen BiSmarck» Burg, dal Deutsche Reich. Durch die Jahrhunderte im Sonnenlichte, und so ost «in BiSmarckgedenttag wi«dcrkehrt, huldigt Deutschland tn nie erlöschender Dankbarkeit seinem Gründer und «murrt ihm das Gelübde unver. brüchlicher Treue. Allerlei. -j- Zwei Medaille« für «i«e RettumgSiat. Der Kaiser verlieh vor einiger Zeit dem preußischen DistrtktSkommtffar Kloß zu Birkenau tm Kreise Pleschen tn Anirkennung der Errettung eines russischen Grenzsoldaten vom Tode dr» Ertrink«»» die Rettungsmedaille am Bande. Jetzt hat auch der Kaiser von Rußland dem wackeren Beamten di« Rettungsmedaille und zwar am Band« de» Wladimir- ordtn» verltthen. -j- Et« diebische» Zi-e««erweib verschluckte in Lipingen, Kreis Forbach tn Lots ringen, al» sie ertappt wurde, 92 Mk. Ein Aw«imarckstück, da» wahrscheinlich zu groß war, hatte sie noch im Mund«. Vorläufig sitzt die Diebin im Amtsgericht», gefängnis und wird sorgfältig bewacht. Die90Mk. bestanden au» Zehnmarkstücken. f Al« Folge« eine» Wespemstiche» ge ftorbe« ist nn Virchow-Krankenhaus zu Berlin der Gärtner König au» Grunewald. Er hatte vor einige« Tagen eine Nacht auf seinem Gartengrundstück zugrbracht und «ar von Zeiner Wespe in dr» Fuß gestochen worden. Da» Bei» schwoll bald daraus an, und «S kam Bein- rose dazu, so daß König nach dem Krankenhaus gebracht «erde» mußte, wo er drei Tage darauf an Blutver giftung starb. 's Zu« Prozeß Ha« bildet folgende» Inserat, das sich tn einer süddeutschen Zeitung findet, einen Nachklang: »Baden-Baden. Villa Molttor, in vor nehmer Lage, ca. 17 Räume, Balkon, Veranda, Loggien, Badezimmer, elektrische» Licht, Zentral, hrizuna, Dass r, Gas, Kanalisation, 3200 bezw. 4700 Qradmtmrter Garten und Rasen, hypotheken frei, preiknert zu verkaufen ev zu vumieten." — Durch dies» Inserat gewinnt man einen Einblick, wie die Fanilt« Molitor gewohnt hat. Es ist wohl ein fürstltchr Sitz zu nennen, und nun wollen ihn fein« BksWr verlafftn, da die eigentliche Herrin durch die^uzel eine» Meuchelmörder» fiel und so viel des Kammer» seitdem über diese» Hau» ge kommen wir. Fmf e!«e brave Tat ist der Militärpakten an der Mgtärbaracke am K'tzbschdamn ,u Liegnitz, d r am Mbntag nachmittag eine r sechs Jahre alten Knaben m» drr hochzehenden Katzbach vom Tode de» ErtrtrkenS gerettet batte, in schöner Weise be- lohnt waren Es ist der tm ersten Jahre dientnde Füsilier »vhricht von der 9. Kompanie, der von seinem Ämpante Ches als ein tüchtiger und strammer Soldat beschildert wird. Nachdem der Soldat die braor W vollbracht hatte, nahm er den auf kurze Zeit oeaafsenen Posten wieder auf und patroullierte um die/Baracke, als ob nicht» geschehen wäre, in den bi» an den Hal» turchnäßten Kleidern bis zu seiner Ablösung, die nach fünf Uhr erfolgte. Röhricht begab j st h dann auf sein« Stube um sich umzu. ziehen. Ja der Zwischenzeit erschien aus dem Kasernenhofe auch dec benachrichtigte Kompanie-Chef, Hauptmann v. Boy r. Letzterer ließ die Kompanie sofort hrrauktreten und den Lebensretter in die Mitt« der im Kreise stehenden Kompanie treten. Auf Lie F.age, ob er nicht wüßte, waS darauf folgte, wenn ein Soldat den Posten verläßt, antwortete Röhricht fest und entschlossen: „Jawohl, aber 14 Tag« str«ng«r Arrest würden mir nicht soschwersallen, al» einen Menschen er- trinken sehen." Mit dem Worte „brav" über- reichte Hauptmann v. Bayer ihm ein Gtldgeschenk, außerdem «hielt er einen zehntägigen Urlaub. Röhricht ist übrigen», wie die „Schief. Zig." be richtet, kein Schwimmer. -j- Ei«e goldene Hochzett mit tragische« AuSgauge war einem Jubelpaare in Soffer bei Nordhorn beschteden. Die beiden Men unternahmen zur Feier de» Tages eine Wagenau»sahrt. Unterwegs scheuten die Pserde, und das Gespann xeriet vor einen Zug der Kleinbahn Denekampf- Tronan, wobei der Mann sofort getötet und seine Frau so schwer verletzt wurde, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Briefkasten. A B. 10. Die irredentistische Bewegung, die zu diesen unliebsamen Erscheinungen in Welschtirol geführt hat, strebt die Bereinigung aller Italienisch redenden Gebietsteile außerhalb dr» Königreichs Italien mtt diesem an. Sie bezweckt also die Er werbung von Südtirol, Görz, Istrien, Triest, dem Kanton Tessin, Nizza, Korsika und Malta, ja auch von Dalmatien al» ehemal» italienischer Besitzung, obwohl dort nur ein Teil der städtischen Bevölkerung Italienisch spricht. Größere Bedeutung erhielt die Agitation 1878, al» Oesterreich auf dem Berliner Kongreß durch den Erwerb Bosniens und der Herze gowina sich den Besitz seiner adriatischen Küsten lande siherte, während Italien leer au»ging. An die Spitze der Bewegung trat Garibaldi, dem sich Radikale, Republikaner und Sozialisten anschloffen. Al» die Okkupation von Tunt« Italien zur Annähe, rang an die Kaisermächte veranlaßte, schritt der neu« Ministerpräsident DepretiS mit Erfolg gegen die Irredentisten ein. Daß die Bewegung aber noch fortlebt, lehren von neuem die bedauerlichen Vor- kommniffe d«» letzten Sonntag».
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