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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 18.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191008186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19100818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19100818
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1910
- Monat1910-08
- Tag1910-08-18
- Monat1910-08
- Jahr1910
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 18.08.1910
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« !. I MW > ? . - 'r! » Z? H er, wohl erregt, doch mit weithin schallendem Organ d« lautlos lauschenden Meng« vernehmlich folgendes vor. Mainz, 7. August, 6 Uhr morgens. General Göben meldet weiter über Gefecht westlich Saarbrücken: Mehrere Hundert Gefangene vom Korps Frossard. Nach ihren Aussagen standen uns vier Divisionen gegenüber. — End« des Kampfes erst bei völliger Dunkelheit. Feind deckte seinen Rück zug durch starkes Geschützfeuer von Spichern her. General Steinmetz gegen Abend angekommen und Befehl übernommen. General Franxois gefallen. Verlust, namentlich an Offizieren, groß; vom Feinde zahlreiche Tote.' grz. v. Berdy. Leicht läßt sich denken, welch ein Jubel nach diesen Worten erscholl. Er wuchs aber noch, als Pauli die zweite Depesche verlesen hatte: An die Königin Augusta! Welches Glück dieser neue Sieg durch Fritz! Preise nur Gott für seine Gnade! Gewann einige dreißig Geschütze, zwei Adler, sechs Mitrailleusen und vier tausend Gefangene. Mac Mahon war verstärkt aus der tzauptarmee. Es soll Vittoria geschossen werden I grz. Wilhelm. Ein wahrer Orkan freudigsten Jubels begleitete diese letzten Worte und schien sich nimmer legen zu wollen. „Es soll Vittoria geschossen werden!" ging es von Mund zu Mund, durch alle Straßen der Stadt. Die Menge vor dem Palais beruhigte sich nur, um von neuem die Verlesung der Depeschen zu fordern, und nachdem die- geschehen, mit erneuten Hurras ihrer Freude Ausdruck zu geben. Die Situation war so packend, daß ein hochge wachsener Herr, dessen Haupt mit grauem Zylinder be deckt war, von Begeisterung ergriffen, Pauli zurirf: „Lassen Sie doch unseren alten König als Kaiser hochleben!" Und Pauli schwenkte seinen Hut und rief schallend in dir druntenstehende vieltausendköpfige Menge hinein: „Es lebe Wilhelm I , der Deutsche Kaiser!" Das Echo, das dieses Wort hervorrief, mag man sich ausmalen. Es war ein prophetisches Wort, rin« Kaiser proklamation aus dem Stegreif, die der in Versailles lange vorausging. Verlobung der Baronin Vaughan mit ihrem Schloßverwalter. Die morganatische Gattin des verstorbenen Königs Leo pold von Belgien will, wie schon gemeldet, unter die Haub» kommen. In der Mairie des Dorfes Arronville ist das Auf gebot des Rentners Emanuel Durieur und Blemche Zclia Jo sephine Delacroir angeschlagen. „Vaughan" war bekanntlich nur der angenommene Name der schönen Frau, die noch im mer das Schloß Balincourt bewohnt, das König Leopold für sie käuflich erworben hatte. Über das Datum der Eheschließ ung ist noch nichts bekannt. Ihr zukünftiger Gatte ist der bisherige Schlohverwalter von Balincourt. Er ist bl> Jahre alt, die Braut zählt 27 Lenze. Die Familie der Baronin soll von dem Eheprojekt wenig entzückt sein. Die Heirat der Baronin Vaughan, oder wie sie sich jetzt wieder nennt, Mademoiselle Caroline Delacroir, mit dem Ver walter ihres Schlosses Balincourt bedeutet eine neue Etappe in dem Leben einer noch jungen Frau, deren Karriere in der Weltgeschichte ziemlich vereinzelt dasteht. Die Tochter eines ungarischen Portiers, erst Schankmamsell, dann al« Gattin Monsieur Durieur' Artistin in einem Vaudeville in Paris, wo sie den verstorbenen König Leopold von Belgien kennen lernte. Schließlich wurde sie dann morganatisch« Gattin dieser Monarchen. Zwar ist die Frage, ob der König „die Vaughan", wie sie in Brüssel kurz hieß, jemals geheiratet hat, nie ein wandfrei festgestellt worden, doch wird e« mit ziemlicher Bestimmtheit angenommen. Wie die Baranin den König in solchem Maße zu fesseln verstand, daß er seine eigenen Töchter stark vernachlässigte, und die Kämpfe zwischen legitimen und morganatischen Erben nach dem Tode des König» sind noch in frischer Erinnerung. Der Skandal endete damals damit, daß die Baronin sich fluchtartig auf ihr Schloß Balincourt bei Paris zurückzog, die Villa Heysel bei Schloß Laeken in Brüssel - eben jene Villa, in der sie mit ihren Kindern als morganatische Gattin Leopolds gehaust hatte - mit allem wertvollen Mobiliar im Stich lassend. Auch Balincourt sollte der Baronin dann entzogen werden: die Siegel waren von den Behörden bereits angelegt; doch hat damals die franzö fische Behörde zugunsten der Vaughan entschieden. So blieb ihr aus ihren vielen einstigen Besitzungen wenigstens noch diese» Schloß erhalten. Und der Verwalter dieses Schlosses will die Dame nun ehelichen. Die Ehe wird in manchen Kreisen eine gewisse Befrie digung Hervorrufen, denn damit hat sich die Baronin einer jeden weiteren Prätension begeben, soweit Belgien in Betracht kommt. Und auch einen legitimen Namen hat sie sich nun endlich erworben. Denn ihr Mädchenname war durch die Heirat mit Durieur nicht mehr ihr legitimer; während sie diesen zweiten Namen durch di« Scheidung verlor. Der Titel aber, den König Leopold ihr gab — Baronin Vaughan — war nicht anerkannt worden. Man befand sich also ständig in Verlegenheit, wie dir Dame richtig zu bezeichnen sei. Jetzt hat sie einen neuen Namen — einen legitimen. Bei dem Temperament der Dam« — die Brüsseler wissen sehr viel davon zu erzählen — darf man übrigen» auf die spätere Ent wicklung der Dinge recht gespannt sein. — Recht interessant ist die Tatsache, daß die Baronin wieder Durieur heißen wird; der neue Bräutigam trägt denselben Familiennamen wi« ihr erster, geschiedener Gatte. Und da er ein allerer Herr ist, der erste Durieur aber auch nicht zu den Jüngsten gehört haben soll, so fehlt nur noch die Überraschung, daß beide Manner - identisch sind. fEineganz« Familie an Pilzoergistun- g «storbrn. Der Arbeiter Kowalski in Morutsch bei Gnesen hatte au» dem Wald« Pilz« mitg«bracht, von denen die ganz« Familie gegessen hatte Noch in derselben Nacht starben di« drei Kinder im Alter von fünf, sechs und neun Jahren, und am folgenden Tage erlagen auch di« Eltern der Vergiftung. - Auch im Haag ist nach dem Genuß von verdorbenem Cham pignon eine sechsköpfige Familie schwer erkrankt. Lin IZjähr. Sohn und eine 14jährige Tochter sind bereit« gestorben, die übrigen Mitglieder der Familie liegen schwer darnieder. f Tödlicher Unfall auf dem Schießstand. Gestern nachmittag wurde auf dem Scheibenstand Plappeville bei Metz der Gefreite Schmidtgr von der 10. Kompanie de« Infanterie-Regiments 67 beim Scharfschießen erschossen. Er war Scheibendiensttuender und hatte den Kopf aus der Del- kung gestreckt. 7 Der Streit um da» Große Lo». Da» Große Lo« der letzten Preußischen Klassenlotterie im Barbettage von LOO 000 Mark, das in eine Kollekte nach Gumbinnen fiel, wird noch ein Nachspiel vor Gericht zeitigen. Einen Teil der Summe gewann der Hausbesitzer W in Gumbinnen. Der Besitzer des Anteilloses war der frühere Katasterzeichnrr B. Dieser hatte di« ersten vier Klassen bezahlt, und als es zur Einlösung der letzten (fünften) Klasse kam, wandte er sich an W. mit dem Ersuchen, das Los zu übernehmen, ihm aber die bereits ge zahlten Klassen zu vergüten. W. bezahlte ihm aber nur die fällige Klass« und verweigert« die Erstattung der Beträge für die früheren Klassen. B. hatte nun auf Herauszahlung von vier Fünfteln de« Gewinnes gellagt. Wie au» früheren Ent scheidungen bekannt ist, dürfte sich das Gericht auf die Seit e des Kläger« stellen. -s- Ein neuerPassagier Aeroplan. Beim Gouverneur des Staates New-Jork haben, wie der Preßtelegraph meldet, 2 Ingenieure um die Erlaubnis nachgesucht, Fahrten im Passogier-Aeroplan auSjühren zu dürfen. Ueber die Konstruktion des neuen Appara tes sind noch keine Einzelheiten bekannt. Man weiß nur, daß er bei einer Stundengeschwindigkeit von 120 Kilometer 30 Passagiere außer dem lenkenden Aviatiker aufnehmen soll. -f Zwischen zwei Eisenbahnzügen. Ein schreckliches Erlebnis hatte ein junger bayerischer Bahn beamter, der nach Feierabend zum Heimweg den Bahn damm benutzte. Als er bei Oberstufen einem Güterzuge ausweichen wollte, sah er sich im gleichen Augenblick von einem auf dem anderen Gleise daherkommenden Personenzuge bedroht. Um der Gefahr zu entgehen, warf sich der Arbeiter zwischen beiden Gleisen glatt auf die Erde, aber die Maschine des Güterzuges riß ihm den linken Arm am Schultrrgelenk heraus. Mit dieser schweren Verletzung und bei vollem Bewußtsein bleibend, mußte der Unglückliche beide Züge an sich vorübergehen lassen, und es dauerte dann noch geraume Zeit, bis der nächste Streckenwärter seine fortgesetzten Hilferufe hörte und zu seinem Beistand herbrieilte. Der Verunglückte wurde in das Krankenhaus in Jmmenstadt gebracht, wo er sich trotz seiner schweren Verwundung und der ausgestandenen fürchterlichen Nervenerschütterung ; st außer Lebensgefahr befindet. Neuestes vom Tage s Etn kleines Mißverständnis frischt die „Weserztg." auf. Ms im Jahre 1832 der König von Sachsen beim Antritt seiner Regierung da» Land bereiste, wurden von vielen Bauern Bittschriften überreicht, in denen sie dringend um Aufhebung der „wilden Schweinsjagd" baten, weil das Schwarzwild viel Schaden in ihren Feldern anrichtete. Da eine Menge Bauern mit diesem Anliegen kam, so las sie der König zuletzt nicht mehr, sondern sagte den Bauern. gleich, wenn sie ihr Papier hinhielten, es solle ihr Gesuch genehmigt werden. Eines Tages befand sich unter den Bittstellern auch eine Frau. Der König nahm ihre Schrift entgegen und sagte ihr sehr gnädig: „Seien sie nur ruhig, lieb« Frau, sie sollen alle totgeschlagen werden" Statt getrost zu sein, fing die Frau an schrecklich zu jammern und flehte, um Gotteswillen sie leben zu lassen. Sie hatte nämlich um Unterstützung ge beten für Ihre Tochter, die mit Drillingen gesegnet worden war. s Die engen Kleider. Man wird sich erinnern, daß das erste Auftauchen der großen Hüte in verschiedenen Städten zu Bolksaufläufen und Verkehrsstörungen Anlaß ge geben hat. Dieselbe Wirkung hat jetzt in Wien die Mode der engen Kleider hervorgerufen. Dort war am letzten Mittwoch der Stephansplatz abends gegen 6 Uhr, also zur Zeit des stärksten Verkehrs, der Schauplatz einer Szene, die nicht gerade großstädtisch war. Zwei junge elegante Damen hatten die Aufmerksamkeit einiger Passanten wegen ihrer ausnehmend engen Röcke erregt; die Neugierigen oder — Boshaften folgten den Damen, die Menge wurde immer größer, die Damen aber, die ihre Verfolger wohl bemerkten, vermochten ihnen nicht zu entfliehen, weil eben — die Röcke so eng waren. Die Ver folgten bogen in die Voldschmiedgasse ein, aber auch dorthin begleitete sie der Trotz der Spötter und Neugierigen Schließ lich flüchteten sie in ein Haus, der Portier schloß hinter ihnen das Tor, aber sechs Wachleute, die unterdessen gleichfalls er schienen waren, konnten die Menge nicht »ertteiben, die das Tor besetzt hielt. Ein Herr nahm sich endlich der Damen an, Holle ein Automobil und die Wachtleute bildete« ein schmales Spalier, durch das sich die Damen zum Auto begaben. Dann waren sie gerettet. s Ein kriegsgeschichtliches Kuriosum Der Beginn des Krieges 1870/71 brachte ein eigenartiges krieasge- schichtliches Kuriosum, das gerade jetzt von Interesse sein dürste. Der Name des ersten französischen Geschützes, das von den deutschen Soldaten erobert worden ilt, führte den Namen des ersten im Kriege gefallenen französischen Generals: Douay. Am 4. August 1870 ging die erste Kompanie de- fünften Jägerbataillons am rechten Flügel der den Geisberg stürmen den preußischen Bataillone vor und traf hierbei Halbwegs zwischen Weißenburg und Schafbusch auf ein von französischer Infanterie verteidigtes liegengebliebenes Geschütz. Nach kur zem Kampfe gelang es den Jägern, das Geschütz zu erobern. E» war das erste und trug, wie wir schon oben erwähnten, den Namen „Douay". Gleicherweise, wie das erste französische Geschütz von den fünften Jägern erobert wurde, so wurde auch das erste deutsche Geschütz von den fünften französischen Jägern erobert. Es war an jenem furchtbaren 18. August am „Vois de la Cusse"; an diesem Tage ging das erste deutsche Geschütz verloren und die ersten französischen Soldaten, die es erreichten, waren di« französischen fünften Jäger. s Der Onkel aus Amerika. Vor 88 Jahren wanderte au« Segeberg bei Oldesloe ein SOjähriger Gärtner gehilfe Nikolaus Ohrt nach Amerika au«, und seit dieser Zeit war er für seine Familie verschollen. Die Eltern starben in dem Glauben, daß ihr Sohn wohl längst irgendwo unter der Erde ruh«. Jetzt ist aber der ehemalige Gärtnergehilfe zu Besuch bei einer verheiratetenSchwester inOldrsloe ringetroffen. Au« ihm ist inzwischen ein millionenreicher Minenbesitzer in Maska geworden. In seinen Gold- und Kohlenbergwerken arbeiten über bOO Mann. Er kam in Oldesloe in einem eigenen Automobil mit seiner Gattin an. Er hat in Maska vor Entdeckung der dortigen Goldfelder große Terrain, er worben, die dann im Preise ungeheuer stiegen und ihn mit einem Schlag« -um reichen Mann« machten Das ersteKaiserhoch vor 40 Jahren Ein bekanntes Mitglied des Berliner LessingtheaterS Paul Pauli, der vor kurzem sein 50jähriges Bühnen- jubiläum beging, konnte in diesen Tagen einen 40jähri- grn, sehr eigenartigen Gedenktag feiern. Am 7. August 1870 spielte sich nämlich vor dem Kaiser Wilhelm-Pa- laiS in Berlin «ine hübsche Episode ab, deren Held Pauli ist. Der jung« Mime war gerade von Mainz aus, wo «r am Stadttheater unter L'Arronges Leitung als Re gisseur engagiert war, nach Berlin gekommen, um den patriotischen Jubel hier an der Quelle kennen zu lernen. Er stand mitten in der Volksmenge vor dem Palais König Wilhelms. Da sah er Carlowa, den damaligen Hoffchauspieler und den alten Wieprecht, den namentlich durch seine Dirigententätigkeit im Zoologischen Garten populär gewordenen Militärkapellmeister Arm in Arm auf da- PalaiS zukommen und gesellte sich zu ihnen. Sie standen noch da, der Dinge harrend, die da kommen sollten, als plötzlich eine Bewegung durch die dichtgedrängte Menge ging. Eine Gasse öffnete sich vor dem Seitrnringang« zu dem Palais und ein Kabi- nettskurrier, der der Königin Augusta die neuesten Depeschen vom Kriegsschauplätze überbrachte, verschwand hinter dem Portal. Alles war voll gespannter Erwar tung, bis der Kurier aus dem PalaiS herauskam. End- ' lich geschah's. Und er trug Abschriften der Depeschen in der Hand. Ein brausendes Verlangen aus vielen Tausenden von Kehlen drang näher und näher. Wiep recht erkannte den Wunsch der Massen. Entriß dem Boten dir Papiere, durchflog den Inhalt und: „Ear- lowa, die müssen Sie vorlesen!" war sein nächstes Wort. Der Angrredete wäre wohl bereit gewesen, aber er . trau« seinem Organ und seinen Lungen die Kraft nicht »u, sich der Menge verständlich zu machen, und — lehnte ab. „Ich, ich werde lesen, ich tu's!" rief im Feuereifer d«r junge Pauli. Im nächsten Augenblick stand er, von der Menge fast getragen, mit den Depeschen in der Hand, zwischen den zwei Säulen vor dem Nirderländi- schen PalaiS, und auf dieser improvisierten Kanzel las «ach Jägerglauben dem Waidmann Unglück bringt."! , Mechanisch nur hat sie damals oa» Wort aufge fangen — was ging es sie denn an, sie war ja jung! Aber hasten ist's ihr geblieben und jetzt ringt ihre alte Seele mit dem Wort. Sie kennt den Hörnerruf von einst her, unauslösch lich hat er sich ihr eingeprägt, und ihre noch scharfen Augen haben die Jagdgesellschaft in der. Ferne entdeckt und dm arrism hohen Jagdherrn in ihrer Mitte, der, dm Kuarlstutzen auf der Schulter, so kraftvoll noch und munter den Weg nimmt — Se. Majestät der Kaiser ist's. Der Kaiser. Er darf sie hier nicht finden, sie darf ' nicht die Ursache sein, daß das Jagdglück vo" ihm geht. Wie Flammm durchlodert der Gedanke di«! Alte und gibt dm abgestumpfte« Gefühl« in ihr neue Kraft. Sie empfindet plötzlich gerade so impulsiv, so elementar, wir Ju gend empfindet. LängsterstorbmeS wird in ihr wach, Sehn sucht, heiße Sehnsucht, und der brennend« Wunsch —: . Richt alt und häßlich, wi« fi« jetzt ist, — jung und schön, wie sie einst war, will sie dem Kaffer m der Erinnerung bleiben. Sir darf und will ihm nicht be- gegnen, fir muß fort seiu, bevor er hier ist. Was für sie auf dem Spiele steht: Der Zorn ihre- Brotherrn, den sie über sich heraufbeschwört, der Verlust der 50 Gulden, ja, wohl gar ihrer Botenstell« — sie ermißt es trotz ihrer Aufregung, klar. Doch sie zauoert nicht; unbedenklich wendet sie de« Fuß und nimmt zurück den Weg, den sie gekommen. Als der Kaiser und seine vornehmen Gäste die „Stände" erreicht haben, als die Jagd beginnt, die erst« Schüsse fallen, steht im Bureau ihres Dienstherrn die aste Dina vor diesem und berichtet. Sie ist rein außer sich, die Alte. Die Worte fliegen ihr nm so von dm Lippen und über die welk« Wangen rinnen Trä um. Gar eigen klingt die Erzählung in dem nüchter- um Kontorraum, sie klingt so märchenhaft, so altmodisch ideal für unsere realistische Zeit. Ist die Erzählung eigen, so die Wirkung auf den Zuhörer nicht minder. Er fühlt sich entwaffnet; der zomige Erguß, dm er für die Atte bereit hatte, unter bleibt. Er beordert einen Eilboten, den unterlassenen Auftrag auszuführen. Dann klopft er der alt« Boten frau beschwichtigend die Schulter und — handelte. * * Ischl feiert dm Geburtstag seines Kaisers Wie alljährlich in der Nacht zum 18. August flammen um die Mittemachtsstundr auf allen Höhen zugleich die Fmer auf und das bengalische Licht unterstützt dm wahrhaft zauberischen Anblick. Auf der Terrasse seiner Billa steht der greise Kaiser mit sein« Kindern und Enkeln, sieht den Höhenfeuern m, bi» das letzte Licht erloschen ist, und nimmt die Hoch- Md Glückwunschrufe entgegen, die da» begeisterte Volk, daS vor der Villa Aufstellung genommen, ihm zu- jubett. Juchzer erklingen durch die Nacht; jeder gute Oesterreich« hat heute für feinen Kaiser ein Gebet in der Seele. Das wärmste, tiefempfundenste jedenfalls aber die alte Botenfrau. Und wie sollte sie nicht, ist ihr doch Wundersames widerfahren: Gestern sind ihr im Namm Sr. Majestät des Kaisers 50 Gulden zuge- gangm, nebst dem Bildnis des Monarchen. -
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