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Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191901249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19190124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19190124
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1919
- Monat1919-01
- Tag1919-01-24
- Monat1919-01
- Jahr1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1919
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«Arb, soweit nicht etwa der Inhalt von Steuergesetzen noch von den Friedensbedingungen abhängig gemacht werden sollte. Weiter verlautet aus gut unterrichteten Kreisen, daß der Beschluß, die Nationalversammlung nach Weimar zu verlegen, schon vor einiger Zeit gefaßt war und nur aus den verschiedensten Gründen so lange geheimgehalten worden sei. In Weimar selbst hatte man schon seit mehreren Tagen mit der Tagung gerechnet und mit den Vorbereitungen begonnen. Die Arbeitsdauer der National versammlung in Weimar wird, wie wir hören, auf etwa zwei Monate angenommen. Die preußische National versammlung wird voraussichtlich erst dann zusammen treten, wenn die Nationalversammlung in Weimar ihre Arbeiten abgeschlossen haben wird. Das Wahlergebnis. 4IS von 421 Mandaten zur Nationalversammlung feststehend. Berlin, 22. Januar. Nach den vorliegenden Meldungen bis 1 Uhr nach mittags gelten 41!» Abgeordnete aus 36 Kreisen von insgesamt 421 Abgeordnete aus 37 Kreisen lohne Eisatz-Lothringen) als gewählt. Es seh t nur noch das Ergebnis aus dem 27. Kreis Rheinpfalz. Es entfallen Abgeordnete auf die Sozialdemokratische Partei. . . 162 Christliche Bolkspartei .... 86 Deutsch-demokratische Partei . . 76 Deutsch-nationale Bolkspartei. . 34 Unabhängige ........ 24 Deutsche Volkspartei ..... 22 Ferner sind 11 fraktionslose Abgeordnete gewählt worden, darunter 4 Welfen. Oie Aufhebung -er Btocka-e. Lieferung von Weizen, Fett und Milch. - London, 22. Januar. Reuter meldet amtlich, daß die deutschen Handelsschiff« »u zwei biS drei Woche» unter Kontrolle der Alliierten wieder auf See fahren werden, um Lebensmittel heran zubringen. Es sei sowohl im Interesse der Menschlichkeit als auch der Ordnung, daß bestimmten befreiten Gebieten und den feindlichen Ländern Hilfe gebracht werde. Wie Reuter weiter berichtet, sind die Verhandlungen übex die Angelegenheit in Trier geführt worden und kommen zunächst zur Einfuhr: Weizen, Fett und konden sierte Milch. Auffallend ist gegenüber dieser amtlichen Londoner Meldung, daß das deutsche halbamtliche Wolff- Lureau noch am Mittwoch früh die Aufhebung der -Blockade tu Abrede stellt. Wenn die „Elettnziiäter" streiken. 4k. Berlin, 22. Januar. Die Reichshauptstadt kommt aus den Überraschungen nicht mehr heraus. Spartakuskrieg, Straßenbahnerstreik, Hochbabnstreik, Eisenbahnerstreik und jetzt Streik in den Berliner Elektrizitätswerken. Damit haben wir so ziemlich den Gipfel erklommen; denn während die Streiks bisher doch eigentlich mehr interner Natur waren, wenngleich die Verkehrsstreiks auch das Wirtschaftsleben gewaltig in Mitleidenschaft zogen, so handelt es sich diesmvl um eine Stillegung, deren Folgen sich im ganzen Stadtbild be merkbar machen . . . Ganz plötzlich schwirrt das Gerücht auf .Streik bei den B. E. W." Seit Montag schwebten Einigungs verhandlungen, die von den Arbeitern am Dienstag nach mittag ohne Grund brüsk abgebrochen wurden, indem sie bedingungslose Bewilligung ihrer Forderung — 60 Lohnerhöhung — verlangten. Es handelt sich um etwa 1400 Diann, die bisher durchschnittlich 2 Mart Stunden lohn erhielten. Wollten die Werke die neue Forderung er füllen, jo müßte der Preis für elektrische Energie von 40 auf 80 Pfennig pro Kilowattstunde heraufgesetzt werden, eine Belastung, die das Verkehrs- und Geschäftsleben Berlins kaum noch tragen kann. Eine sterbende Stadt — diesen Eindruck mußte der Uneingeweihte haben, der gestern in den Abendstunden Berlin sah. Nach und nach verschwanden die Straßen bahnen aus dem Verkehr, das Licht in den großen Ge schäftshäusern verlöschte, die Kaffees und Restaurants mußten schließen, die lockende Lichtflut der Kinotheater blieb unsichtbar, die Musentempel öffneten sich nicht. Und durch die Straßen wogte der Menschenstrom, der von der Aas Gkhnmis der alten Mamsell. 24j Roman von E. MarUtt. .Tun die Leute nicht, als ob morgen eine Trauung im Hause wäre," sagte Heinrich halblaut und geärgert, „und derweil kommt einer, der nicht rechts noch links sieht und den ganzen Tag ein Gesicht macht, als ob er Essig verschluckt hätte." ... Er hob das eine Ende der Girlande auf. „Gucke da, Blümelein Vergißmeinnicht ist auch drin ... na, die das Dings da gebunden hat, die wird schon wissen warum . . . Aber Feechen," unterbrach er sich ärgerlich, als er sah, daß das Kind seine Wange an Felicitas' Gesicht legte, „tue mir doch den einzigen Gefallen und nimmt das kleine Scheu sülchen nicht immer auf den Arm — es hat ja keinen gesunden Tropfen Blut im Leibe, und vielleicht steckt's doch an." Felicitas legte rasch die Linke um die kleine Gestalt und drückte sie voll tiefen Erbarmens an ihre Brust. Das Kind fürchtete sich vor Heinrichs feindseligem Blicke und versteckte sein häßliches Gesichtchen, man sah nur den kleinen Locken kopf, und so war das junge Mädchen mit dem Kinde auf dem Arme in diesem Augenblick das schönste Madonnenbild. Sie war eben im Begriff, unwillig zu antworten, als die bekränzte Tür aufging: sie mochte nur angelehnt gewesen sein, denn langsam und allmählich fiel sie zurück und ließ die Draußenstehenden ins Zimmer sehen. Es war in der Tat, als solle eine junge Braut ihren Einzug halten; auf dem Sims des einzigen Fensters da drin standen Vasen voll Blu men und die Regierungsrätin hatte eben eine lange Gir lande in zierlichen Festons über den Schreibtisch gehangen. Sie trat zurück, um das Werk ihrer Hände von fern zu be- krachten, dabei wandte sie den Kopf und erblickte die draußen stehende Gruppe. Vielleicht mißfiel ihr die Madonnenähnlich keit, sie runzelte mißmutig die feinen Brauen, rief ihr Dienst mädchen herbei, das mit dem Staubtuche über die Möbel fuhr, und zeigte nach der Tür. „Wirst du denn gleich 'runtergehen, Aennchen," schallt Rosa herauseilend, „du sollst dich ja von niemand auf den Arm nehmen lasten, hat die Mama gesagt ... Die gnädige Arvettsttätte sonst von den Straßenbahnen heimgetragen wird. Schon in den Abendstunden stellten einige Fern sprechämter den Betrieb ein, soweit es sich um Privat- gespiäche bandelte. Am heutigen Morgen ruhte der Fern sprechverkehr für Prioatgespräche auf allen Ämtern, nur militärische Gespräche wurden weitergegeben . . . Berlin schläft ein. Wohin steuern wir? In der abgelaufenen Woche wurden in Berlin rund 190 000 Arbeitslose gezählt. 190 000 gesunde Menschenkräfte, die in einer Zeit brach liegen, in der uns von jeder Straßenecke ein Plakat zu ruft: Sozialismus ist Arbeit. Aber nicht nur, daß, diese Männer nicht arbeiten, sie erhalten auch noch eine reich liche Unterstützung, die Stadt- und Staatssäckel ungeheuer lich belasten. Und das in einer Zeit, wo feindliche Forde rungen täglich an unserem Wirtschaftsleben zerren, wo jede Stunde der Untätigkeit die Gefahr des völligen Zu sammenbruchs, der vollständigen Verelendung näherrückt. Es scheint fast, als ob die Revolution tn gewissen Kreisen eine Auslegung gefunden hätte, deren gesamter staatsrecht licher Inhalt sich in dem Begriff Streik erschöpft. Alle Tage Massenstreik, Proteststreik, Sympathiestreik, Lohn streik. Und immer neue Organisationen treten in die Streikbewegung ein. Es ist nicht auszudenken, in welches Elend die verhängnisvolle Streikneigung führen soll. Mitten im Winter wird die Elektrizitätsversorgung still gelegt, der Betrieb von wichtigen Geschäften, Ämtern und Unternehmungen auf wenige Tageslichtstunden beschränkt, wenn nicht ganz unterbunden, und führt zu einer Kata strophe von unübersehbarem Umfang. Mit Recht weist der Vorwärts, der sich schon häufig gegen die „Umwandlung der RevolutiorMzu einer Lohn bewegung" gewandt bat, darauf hin, daß zu den bedenk lichsten Folgen dieses Streiks die ungeheuere Erschwerung der ärztlichen Versorgung infolge der Stillegung des Verkehrs, der Beleuchtung und des Stromes für allerhand Apparate führt. Das Blatt fügt hinzu, daß in den Kreisen der angestellten niedrig besoldeten Arzte sich die Stimmung ausdehne, angesichts der sich häufenden wilden Streiks diesem Beispiel einmal zu folgen. „Wenn eine für die Gesamtheit so lebenswichtige Arbeit wie die Elektrizitäts werke einfach ausscheidet, so ist es schließlich auch nicht mehr undenkbar, daß die Arzte streiken. Wenn wir schon zugrunde gehen müssen, ist es ja auch bester, es geschieht möglichst schnell!" * Das sind bittere Worte, in denen ein schwerer Vor wurf gegen jene Kreise liegt, die die Arbeiterschaft nicht zur Ruhe kommen lassen. Sie sollte auf sie gleich einem Meue-tekel wirken. Fürwabr, es ist die zwölfte Stunde. Einkgungsverhandlungen vor dem Gewerbegericht. Berlin, 22. Januar. Im Laufe des Vormittags wurden die durch den plötzlichen Beginn des Streiks unterbrochenen Verhand lungen mit den Arbeitern wieder ausgenommen. Nachdem Ler Berliner Magistrat sich bereit erklärt hatte, das Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts anzurufen und sofern dort ein Vergleich mit den Arbeitern nicht möglich werden sollte, einen Schiedsspruch des Gerichts entgegen zunehmen, haben die Arbeiter auf Vorschlag ihrer Organi sation einen gleichen Beschluß gefaßt. Die Arbeiter- Vertreter trugen bei den Verhandlungen folgende Forde rungen vor: Für Heizer und Maschinisten pro Stunde 2,60 Mark, nach einem Jahre 2,75 Mark, für Fachhandwerker und Revisoren 2,85 bis 3 Mark, für Schmierer und Hilfs arbeiter 2,50 bis 2,65 Mark, jugendliche Arbeiter und Frauen 1,85 bis 2 Mark. Außerdem sollen die jetzigen Zuschläge für Nachtarbeit und Svnntagsarbeit von 25 bzw. 50 V» bestehen hleiben. Alle Arbeiter sollen nach einem Jahre sieben Werktage, nach zweijähriger Tätigkeit 14 Tage Urlaub erhalten. politische Rundschau. Deutsches Reich. * Keine Aufteilung Preutzcns? Das Wolff-Dureau teilt mit, daß die vielfachen Meldungen von einer Zer schlagung Preußens völlig aus der Luft gegriffen seien. Insbesondere wird die Nachricht von einer „Republik Berlin" und der Konstru erung eines Bundesstaates „Deutsch-Österreich" ckls Erfindung bezeichnet. * Haftbefehl gegen Eichhorn. Der Untersuchungs- richter bei dem Berliner Landgericht I hat einen Hall befehl gegen den früheren Berliner Polizeipräsidenten Eichhorn, „jetzt unbekannten Aufenthalts", weil er dringend verdächtig ist, Verbrechen und Vergehen wider die öffent liche Ordnung usw. begangen zu haben. 4- Sine sozialdemokratische Tchutztruppe. Auf An suchen der.4, Infanteriedivision tn Bromberg würde eine Frau sieht es gar nicht gern," sagte sie schnippisch zu Feli citas, während sie die Kleine nahm und auf den Boden stellte, ' „wenn Aennchen zu allen Leuten geht und sich lüsten und hätscheln läßt — es sei nicht gesund, meint sie." Sie führte das bitterlich weinende Kind ins Zimmer und schloß die Tür. „Et, du heiliges Kreuz, ist das ein Volk!" knirschte Hein- rlch, indem er die Treppe Hinabstieg. „Siehst du, das hast du nun von deinem guten Willen, Feechen! — Solche Leute denken, ihre Krankheiten seien eben so vornehm, wie sie selber, und man müsse Gott danken, wenn man mit seinen gesunden Händen ihre elenden Leiber anrühreu darf," Felicitas schritt schweigend neben ihm. Als sie den Haus flur betraten, rollte draußen ein Wagen über den Marktplatz und hielt vor dem Hause. Ehe Heinrich die Tür erreichen konnte, wurde sie mit einem kräftigen Rucke geöffnet. Es dämmerte bereits stark in dem Flur; man konnte nur an den Umristen erkennen, daß es eine gedrungene Männergestalt war, welche auf die Schwelle trat. Mit wenigen raschen Schritten stand der Herr vor der Tür des Wohnzimmers, die von innen aufgemacht wurde. Den Ausruf der Ucberraschung von Frau Hellwichs Lippen und die trockenen Worte: „Ei, du bist unpünktlich geworden, Johannes, wir erwarteten dich erst morgen!" schollen heraus, dann wurde die Tür geschlossen, und nur der draußen harrende Wagen und das zurückgeblie bene Aroma einer feinen Zigarre bewiesen, daß die Erschei nung wirklich gewesen war. „Das war er!" flüsterte Felicitas und legte die Hand auf ihr erschrockenes Herz. „Nun kann's losgehn!" brummte Heinrich zu gleicher Zeit, aber er schwieg alsbald wieder und horchte lächelnd »ach dem Treppenhause. Da droben kam es herabgebraust wie die wilde Jagd. Die Regierungsrätin flog förmlich über die Stufen, die blon den Locken flatterten, und das weiße Kleid umwogte die schwe- Lende Gestalt wie eine Wolke. Sie ließ Rosa und das lang sam herabpolternde Kind weit hinter sich und stand nach we nigen Augenblicken im Wohnzimmer. gutausgeruNete Maschtnengewehrkomvagnie nebst Infanterie- Mannschaften von der Republikanischen Schutztruppe t« Reichstage nach Bromberg gesandt. Das Werbeburea» Ler Schutztruppe im Reichstage hat den Auftrag, «eitere Mannschaften aller Waffengattungen für den gleichen Zweck anzuwerben. * Präsidentschaftskandidaten! Wie ein Berliner Blatt wissen will, soll in Kreisen Ler Mehrheitssozialisten Neigung vorhanden sein, den General Groener als Kandidaten für den deutschen Präsidentenposten aufzu stellen. Man nenne ihn in den Kreisen den „Reoolutions- general". Von der deutsch-demokratischen Partei wird be hauptet, sie wolle den ^ehemaligen Staatssekretär Dernburg präsentieren. 4- Der Spartakus-Prozeh i« Berlin. Im Ganzen sind bei den Straßenkämpfen in Berlin rund 1200 Personen verhaftet worden, von denen die Hälfte etwa wieder ent lassen wurde. Nach dem Vorwärts scheint die bisherige Untersuchung zu ergeben, daß unter den Führern Hes Spartakusbundes weniger Schuldige zu finden sind, als man annahm. Die Leitung des Bundes soll de« Putsch mißbilligt und dessen unglücklichen Ausgang vor ausgesagt haben. Es herrschte eine scharfe St mmung gegen Liebknecht, der im Verein mit linksstehenden Un abhängigen das wahnsinnige Unternehmen begann, ja es soll die Absicht bestanden haben, ihn wegen Unbedachts baldmöglichst aus der Leitung des Bundes zu entfernen. Schweiz. X Reise des Bundespräsidenten nach Paris. Die Reise des Präsidenten Ador nach Paris hängt mit der Absicht der Alliierten zusammen, Deutschland jede Geld ausfuhr zu untersagen. Wenn dieser Plan durchgAührt würde, so hätte das sür die Schweiz verhängnisvolle Folgen. Eine Summe von mindestens 600 Millionen Frank, die Deutschland der Schweizer Industrie schuldet, würde ihr dann nicht zufließen, was eine wahre finanzielle Katastrophe und den vollständigen Betriebsstiüstand für eine ganze Reihe von Fabriken bedeuten würde. Der Bundesrat hatte sich mit dieser Möglichkeit beschäftigt und beschlossen, durch den Bundespräsidenten die Entente auf den Ernst der Lage, die für die Schweiz dadurch ge schaffen würde, aufmerksam zu machen. Ungarn. x Mackensen nach Belgrad gebracht. Italienischen Zeitungsmeldungen zufolge hatte Generalfeldmarschall Mackensen alle Vorbereitungen getroffen, um aus dem ihm von der ungarischen Regierung angewiesenen Schloß zu entfliehen. Der französische General Henrys habe dies er fahren und vier Schwadronen der Marokköspahis beauf tragt, die Überführung Mackensens nach Belgrad zu bewerk stelligen. Dies geschah an demselben Tage um 11 Uhr vormittags, als nach Mackensens Plan die Flucht hätte erfolgen sollen. Frankreich. x Internationales Gericht über Wilhelm II. In einer Veröffentlichung der französischen Regierung wird behauptet, daß die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Kaisers feststehe. Es wäre unmöglich, gegen eine Nation eine Strafe zu erkennen, -Senso wenig wie man gegen eine Handelsgesellschaft strafrechtlich vorgehen könne. Wohl aber könne man den Geschäftsführer oder dessen Vertreter verantwortlich machen. Weiter erklärt die Broschüre, daß ein besonderes internationales Gericht zu schaffen sei, dem Ler Kaiser überwiesen werden müsse. Amerika und Italien sind gegen eine „Bestrafung" des Kaisers. I Aus Zn- und Ausland. Homm. Auf einer Belegschaft der Zeche Radbod wurde beschlossen, die Sozialisierung der Zeche vorzunehmen. Als Protest gegen den Tod Liebknechts uud Rosa Luxemburgs ist in Remscheid der Generalstreik verkündet worden. Alle Be triebe ruhen, der Verkehr ist eingestellt. Qvvcln. Trotz des Beschlusses in den Beratungen der Dcrgarbeiterführer, die Arbeit sofort allgemein wieder aufzu- mbmen, streiken wieder 44 Gruben. Die Arbeiterführer haben keine Macht mehr über die Arbeitermassen. Halle. Der Streik der Eisenbahner in Halle ist vorüber, nachdem 'n Verhandlungen der Eisenbahndirektion mit den Vertretern der Arbeiterschaft die von der letztere» verlangte Entlassung zweier Beamten, die sich angeblich Un gerechtigkeiten bei der Lebensmittelverteilung hatten zu schulden kommen lassen, zugestanden ist. Solingen. Das Parteiorgan der Unabhängigen Sozial demokraten, die Bergische Arbeiterstimme in Solingen, ist von den Engländern besetzt worden. Die beiden Redakteure wurden verhaftet. Düsseldorf. Die Knebelung der bürgerlichen Presse' geht weiter. Die Düsseldorfer Nachrichten wurden abermals durch den Vollzugsausschuß des Arbeiterrates verboten. In Düsseldorf erscheint überhaupt keine bürgerliche Zeitung mehr. „Gelt, Feechen, nun wissen wir doch auch, warum Blüme lein Vergißmeinnicht in der Girlande steckt?" lachte Heinrich und ging hinaus, um die Effekten des Ankömmlings in Emp fang zu nehmen. 12. Am anderen Morgen — es war noch ziemlich früh — benutzte Felicitas einen freien Augenblick und schlüpfte hin auf zur Tante Cordula, um ihr mitzuteilen, daß Heinrichs Expedition bei der armen Tischlerfamilie geglückt sei. Auf dem Borplatze des zweiten Stockes kam ihr Heinrich entgegen, er schmunzelte seelenvergnügt und deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück nach der Tür, die er gestern bekränzt hatte. Der Blumenschmuck war verschwunden; ein förmlicher Knäuel von Girlanden lag am Boden, und an der Wand hin reihten sich verschiedene Blumenvasen. „Hui, das flog 'runter!" flüsterte Heinrich. „Eins, zwei, drei, da lag das Blümelein Vergißmeinnicht auf der Erde — ich kam gerade dazu, wie er auf der Leiter stand." „Wer?" „Nun, der Professor ... Er machte ein schreckliches Ge sicht, ich hatte aber auch das Dings für alle Ewigkeit fest genagelt — er hat fürchterlich reißen und zerren müssen . - - Aber denke dir nur, Feechen, er gab mir die Hand, wie ich ihm guten Morgen wünschte — das hat mich doch gewundert." Felicitas' Lippen kräuselten sich — sie war im Begriffe, etwas Herbes zu sagen, aber plötzlich huschte sie um die Ecke in den dunklen Korridor; drin im Zimmer hatten sich rasche Schritte der Tür genähert. Als sie später aus der Mansarde zurückkehrte und die Treppe hinabgehen wollte, da klang die Stimme der Re gierungsrätin aus dem ersten Stock herauf; sie sprach in sanft klagenden Tönen — es gab wohl nicht leicht etwas Melodi scheres, als das Organ dieser Frau. „Die armen Blumen!" klagte sm- -
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