Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 03.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191812039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19181203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19181203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1918
- Monat1918-12
- Tag1918-12-03
- Monat1918-12
- Jahr1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.12.1918
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Neigung in: Liercye, rym lrgenoweime Bemgmye a!!ge- meiner Natur zuzugestehen. Wie der Westen, der Süden des Reiches sich ihm gegenüber verhalten, ist hinlänglich bekannt. Jetzt hören wir aber sogar schon aus Schlesien, daß, wenn in Berlin nicht bald Ordnung geschaffen würde, der zentrale ASR der Provinz sich vollständig gegen das übrige Deutschland absperren würde. Das sind keine leeren Drohungen, ebenso wenig wie die Erklärungen von Vertretern der Ostfront, sie würden auf eigene Faust handeln, wenn ihre Heere von der Heimat und be sonders von Berlin im Stich gelassen würden. So stehen wir — wieder einmal — vor einer kritischen Zuspitzung unserer Verhältnisse. Wird die bessere Einsicht noch siegen können, wo die allgemeine Verhetzung im revolutionären Lager täglich erschreckende Fortschritte macht? Oie Wahl zur NaüonalVsrfammlung. Wahltermin 16. Februar — Wahlrecht mit 20 Jahren Auch Frauen wählen und sind wählbar« Berlin, 30. November. / Nach den langen und heftigen, mitunter nahe an den Ausbruch eines inneren Konflikts streifenden Auseinander setzungen über die Nationalversammlung, wirkte die Fest setzung des Wahltermins durch den Rat der Volks beauftragten wie ein befreiender Akt. Die Bekannt machung der Volksbeauftragten setzt den 16. Februar als Zeitpunkt der Wahl fest. Das Reich wird in dem Gebiets umfang vom 1. August 1914, ohne daß damit der Ent scheidung der Friedensverträge vorgegriffen wird, in 38 Verhältniswahlkreise eingeteilt, in denen nach der Ein wohnerzahl je 6 bis 16 Abgeordnete zu wählen sein werden. Der am 16. Dezember in Berlin zusammen tretenden Versammlung der Arbeiter- und Soldaten räte Deutschlands ist die Zustimmung zu dem Beschluß der Volksbeaustragten vorbehalten. Diese Zustimmung dürfte nach der Stimmung, wie sie sich überall im Reiche Ausdruck verschafft, zweifellos sein. Wahlrecht und Wahlordnung. Die wichtigsten Bestimmungen der ebenfalls festgesetzten und bekanntgegebenen neuen Wahlordnung find folgende: Wahlberechtigt sind alle deutschen Männer und Frauen einschließlich der Soldaten, die am Wahl tage das 20. Lebensjahr beendet haben. Aus geschlossen vom Wahlrecht ist: L. Wer entmündigt ist oder unter vorläufiger Vormundschaft steht. 2. Wer infolge eines rechtskräftigen Urteils der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt worden ist. Wählbar find alle Wahlberechtigten, die am Wahl tage seit mindestens einem Jahre Deutsche sind. Die Wahlvorschläge müssen von mindestens hundert im Wahl kreise zur Ausübung der wahlberechtigten Personen unterzeichnet sem. Sie dürfen nicht mehr Namen ent halten, als Abgeordnete im Wahlkreise zu wählen sind. Mehrere Wahivorschläge können miteinander verbunden werden. Die Verbindung mutz von den Unterzeichnern der betreffenden Wahlvorschläge oder ihrem Bevoll mächtigten übereinstimmend bis zu einem noch zu be stimmenden Termin beim Wahlkommissar schriftlich er klärt werden. Verbundene Wahlvorschläge können nur gemeinschaftlich zurückgenommen werden. Verbunden« Wahlvorschläge gelten den anderen Wahloorschlägen gegenüber als ein Wahloorschlag. Diese Wahlordnung gibt auch Klarheit über Lie bisher noch etwa unklar gebliebene Stellung der Frau. Sie er hielt nicht nur das aktive, sondern auch das passive Wahlrecht, d. h. sie darf nicht nur wählen, sondern kann auch als Volksvertreter in die Nationalversammlung ge wählt werden. Zur Frredensverhandlung. In absehbarer Zeit wird ja nun in Paris die Friedenskonferenz zusammentreten. Für Deutschland wird es darauf ankommen, möglichst gewandte Vertreter dort zu haben, die retten, was noch zu retten ist, denn bei dem Siegestaumel der Entente wachsen deren Forderungen von Tag zu Tag und nehmen für Deutschland direkt ruinöse Gestalt an. Gewalt können wir solchem Ansinnen nicht gegenüberstellen, bleibt also nur diplomatisches Geschick. Ungeheure Kriegsentschädtgung. Besonders in England wächst daS Bestreben, dem Deutschen Reiche Lasten aufzubürden, die es für alle ^Zeiten aus der Reihe seiner Handelsrivalen streichen. London, 80. Nov. Die Sachverständigen glauben, daß Deutschland SttOO Millionen jährlich auf die Entschädigung mindestens zahleu könne, und wenn cs notwendig sei, müsse es Hypotheken auf feine Erzgruben und anderes nehmen, bis die Schuld getilgt sei. Lloyd George vertritt in einer Rede den gleichen Standpunkt und sagt, die Deutschen, hätten 1870 ein großes gerechtes Prinzip aufgestellt, nämlich daß die ver lierende Partei zahlen müsse, über die Schadenvergütung sagte er noch, Laß alle Alliierten im Augenblick diese Frage beraten. Es sei eine Kommission zusammengestellt, die jede Meinungsschattierung repräsentiere, um die deutsche Raubsucht zu untersuchen. An der Gerechtigkeit der Be dingungen sei nicht zu zweifeln. Frankreich erwäge eine Schadenvergütung, die dem außerordentlich^hohen Schaden, Len die französischen Städte und Dörfer erlitten haben, gerecht werden solle, und außerdem über die Kriegskosten. Deutsche sozialpolitische Forderungen. Auf Anregung der mit der Friedensvorbereitung be trauten Stelle hat die Reichsleitung das Arbeitsamt und das Auswärtige Amt veranlaßt, sozialpolitische Friedens forderungen aufzustellen. Die amtlichen Beratungen haben, unter Leitung von Unterstaatssekretär Dr. Caspar unter Zuziehung von Sachverständigen (Professor Dr. Francke von der Gesellschaft für soziale Reform, Redakteur Jansson von der Generalkommission der Gewerkschaften, Professor Dr. Manes vom Deutschen Komitee für internationale Sozialversicherung) bereits stattgefunden. Der Kuiser-Wilhelm-Kanal. Dieser Kanal ist natürlich besonders den Engländern ein Dorn im Auge und es sollen auf der Friedens» konferenz auch Vorschläge gemacht werden, das „Gleich» gewicht zur See auch in der Ostsee" wieder aufzurichten. Der Nord-Ostsee-Kanal habe die Stärke der deutschen Flotte verdoppelt. Man sehe keine andere Möglichkeit, die Ostsee gegen Absperrungen zu sichern, als durch „politische Veränderungen" auf dem schleswigschön Ufer des Kanals. Von anderer Seite wird der Vorschlag eines skandinavisch- litauischen Völkerbundes gemacht, dem man den Kanal übergeben will. Ein Kronzeuge gegen die Greuelmärchen. Dem wieder in Berlin eingetroffenen amerikanischen Journalisten Dosch-Fleurot war in der deutschen Presse der Vorwurf gemacht worden, er habe ebenfalls die amerikanische Presse mit erdichteten Berichten über deutsche Greuel in Belgien überschwemmt. Dosch wendet sich ent schieden gegen diesen Vorwurf und erklärt: „Es ist wahr, ich war zu Beginn des Krieges in Belgien und ich tat, was ein Berichterstatter tun soll, ich beschrieb, was ich sah. Aber ich sah niemals Greuel und habe niemals über Greuel geschrieben. Ich hatte tatsächlich auch niemals Gelegenheit, das Wort „Greuel" zu gebrauchen, und ich habe mir niemals Berichte dieser oder ähnlicher Art „aus den Fingern gesogen". Dosch versichert endlich, daß er weit davon entfernt sei, unfreundliche Gefühle gegen Deutschland zu hegen. Nie Friedenskonferenz in Paris. Bemühungen des Papstes Paris, 29. November. Die Friedenskonferenz soll nun doch, wie die sran-ö- fische Presse bestätigt, in Paris im Ministerin» des Austern und nicht in Versailles tagen. Wilson und Llovt George treffen gleichzeitig dazu ein. Bei Zusammentritt der vorbereitenden Sitzung werden die Delegierten einen Ausschuß ernennen, der die ver schiedenen Fragen im einzelnen zu studieren und der Kon ferenz Berichte vorzulegen hat, deren Beschlüsse endgültigen Charakter haben werden. Die Kardinale Gibbons und Mercier haben Wilson gebeten, einen Vertreter des Papstes zuzulassen, da die Konferenz aufgefordert werden fülle, auch die römische Frage zu regeln. Aus Zn- und Ausland. Berlin, 30. Nov. Die Entente verlangt nachdrücklich dll fristgemäße Abgabe der im Waffenstillstandsoertrag ausbedungenen Transportmittel. Die Räumung des links rheinischen Gebiets geht weiter planmäßig vonstarten. Nah und Kern. o Diebstähle im Berliner Schloß. Die gesamt« Wäsche des Kaisers und der Kaiserin sowie die Garderobe ist aus Lem Königlichen Schloß verschwunden. Die Spitz buben haben nur die Staatsgarderobe der Kaiserin in zerrissenem Zustande zurückgelassen. Auch Kostbarkeiten und historische Gegenstände sind nicht aufzufinden. Das Silberzeug und der Weinvorrat konnten in Sicherheit ge bracht werden. 8 Die Neuordnung für Bäckereien und Konditoreien, die durch Verfügung der Volksbeauftragten am 15. De zember d. Js. in Kraft tritt, beseitigt die Nachtarbeit zunächst völlig. In Zukunft darf in den Bäckereien und Konditoreien in der Zeit von 10 Uhr abends bis 6 Uhr morgens nicht gearbeitet werden. Um den besonderen- örtlichen Verhältnissen Rechnung tragen zu können, ist vorgesehen, daß die Landesregierungen eine Verschiebung der Lage der Ruhezeit um eine Stunde zulassen können, d. h. daß die Arbeit schon um 5 Uhr morgens beg nnen kann, wenn sie abends zuvor um 9 Uhr abgeschlossen ist. Auch die Sonntagsarbeit wird gänzlich beseitigt, nach dem der Vorschlag, für die reinen Konditoreien eine drei stündige Sonntagsarbeit zuznlassen, an dem Widerspruch der Bäcker gescheitert ist. Nur das Austragen von leicht verderblichen Waren darf noch während drei Stunden am Sonntag stattfinden. Von weitgehender Bedeutung ist die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit in den Bäckereien, Konditoreien und ihnen gleichgestellten Be trieben. Zurzeit dürfte diese Neuerung keine Schwierig keiten machen, da in den Bäckereien im allgemeinen wegen der knappen Mehlvorräte mit stark verkürzter Arbeitszeit gearbeitet wird. Dadurch wird der Übergang erleichtert, und es ist anzunehmen, daß die später auftauchenden Schwierigkeiten verhältnismäßig leicht überwunden werden, besonders da die Verordnung auch die Gewerke lufsichts- beamten ermächtigt, in geeigneten Fällen Ausnahmen zuzulassen. Jedenfalls werden die Bäckermeister gut tun schon bald sich auf die neue Ordnung einzurichten. Di<s Bestimmungen gelten auch für die Bäckereien und Kon ditoreien von Konsum- und anderen Vereinen, sowie fü^ die Bäckereien der Gastwirtschaften, Speiseanstalten allex Art (Pensionen, Heilanstalten, Fabrikkantinen), Waren häuser, Mühlen, Bahnhofswirtschaften usw. Das Verbog der Nachtarbeit und der Sonntagsarbeit findet auch au? die Anlagen zur Herstellung von Zwieback, Keks, Biskuits Honigkuchen usw. Anwendung, um diese im Wettbewerbs mit den Bäckereien und Konditoreien nicht zu begünstigen Neueste Meldungen. Düsseldorf, 30. Nov. Nach Mitteilungen der einzelnen Oberkommandos beträgt die Zahl der Truppen, die zurzeit auf dem Heimmarsch durch die Rheinlande begriffen sind, rund drei Millionen Mann, die eine Million Pferde mit unschätz baren Werten an Kriegsmaterial und Bagage mit sich führen. Paris, 29. Nov. In der französischen Kammer gab Unterstaatssekretär Ignace bekannt, daß die Gesamtzahl der in Deutschland bEndlichen alliierten Kriegsgefangenen 844000 beträgt. Berlin* 1. Dezember. Tie Berliner Soldaten-Rät« faßten in ihrer gestrigen Versammlung folgenden Beschluß: Tie Soldaten-Räte von Groß-Berlin sprechen sich dahin aus, daß die National-Vrrsammlung einbcrusen wird so schnell als technisch nur möglich und begrüßen den Beschluß der Rcichsregierung vom 29. November. Es ist dringendste» Gebot der Stunde, bis zur Einberufung der National-Ver. sammlung mit aller Kraft für die Durchdringung des Vol kes mit dem Geiste der sozialen Revolution zu wirken. Berlin, 1. Dezember. Die Wahlkreiseinteilung zm National-Versammlung wird derartig sein, Latz auf durch schnittlich 150 000 Einwohner nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 ein Abgeordneter entfällt. Ein Über schuß von mindestens 75 000 Einwohnern wird volle* 150 000 gleichgerechnet. Bei den Wählerlisten folgt daE Gesetz im allgemeinen dem Reichstagswahlrecht. Beson dere Bestimmungen für Verschiebungen und Erleichterun gen für die Feldzugteilnehmer sind vorgesehen. Bei bei Regelung der Verhältniswahl wird das Reichsgesetz vorv 24. August 1918 zugrunde gelegt, jedoch sollen die Wahl vorschläge mindestens von 100 wahlberechtigten Vertone» unterzeichnet sein. Tie Wählerzahl beträgt am 31. Dezember 1918 zwischen 39 und 40 Millionen, darunter 18 Millionen Männer und 21 Millionen Frauen. Liselottes Heirat. Roman von H. Courths-Mahler. 26 Sie lehnte ihre Wange an Lte seine und streichelte ihm bittend die Hand. Er war überglücklich, und sie hätte sonst etwas verlangen können von ihm, er hätte es getan. „Da muß ich wohl bis Montag bleiben, du holde süße Törin. Ich komme auch so schnell wie möglich zurück. Und nicht wahr, du tust es mir zuliebe und hältst Senden etwas kurz!" „Ja, du eifersüchtiger Mann, ich will es dir zuliebe tun, obwohl es gar nicht nötig ist." Er überschüttete sie mit Zärtlichkeiten, und. einen Moment kam ihr der Gedanke, wie schlecht sie ihm seine Liebe und Güte lohnte. Aber dies Gefühl hielt nicht lange an. Er war ja glücklich durch die Illusion, was brauchte es da noch einer Wirklichkeit. Warum sollte sie sich darüber Kopfschmerzen machen, sie, die selbst nicht glücklich war und vor Sehnsucht fast umkam! Oh, dieser Wolf Gernrode, wenn er doch endlich, end lich zu ihr zurückkehren wollte! Wie sie ihn liebte, wie sie sich nach ihm sehnte! — Sie sprang plötzlich im Übermaß des Empfindens auf und flüchtete sich vor ihres Mannes Liebkosungen an das Fenster. „Es ist so Heib hier im Zimmer, ich will das Fenster öffnen", sagte sie ablenkend und zog den roten Vorhang zurück. Am übernächsten Tage fuhr Sibylle mit ihrem Gatten »ach Langenau. Die Besitzer dieses Gutes waren ein rmverrenyes Ehepaar. Mer erwaayene Lvwrer uns em halberwachsener Sohn gehörten zu Langenau, und diesem Jungvolk zuliebe wurde zu den Langenauer Abenden immer ein Tänzchen inszeniert. Die Bewirtung war meist sehr einfach, aber man kam doch gern; es herrschte ein fröhlicher Ton bei den schlichten, herzlichen Leuten, und die vier jungen Mädchen lachten mit ihren runden Gesichtern so frisch und vergnügt in die Welt, daß man sich immer gut amüsierte. Liselotte stand mit den jungen Damen auf freund schaftlichem Fuße, deshalb hatte sie deren herzlichen Bitten nachgegeben und die Einladung angenommen. Außerdem verlangte sie danach, wieder einmal mit Menschen zu sammenzukommen, die selbstgewählte Einsamkeit bedrückte sie und lenkte sie von ihrem Kummer nicht ab. Wolf hatte sofort zugestimmt, als sie den Wunsch aus sprach, nach Langenau zu fahren, und sein Vater begleitete das junge Paar. Liselotte wußte, daß Sibylle zugegen sein würde. Es war ihr ein peinlicher Gedanke, mit ihr Zusammentreffen zu müssen, aber sie sah ein, daß dies auf die Dauer doch nicht zu vermeiden sein würde. Sie nahm sich vor, Sibylle ruhig und kühl gegenüberzutreten und sich nichts anmerken zu lassen. Dazu war sie viel zu stolz. Ihre Rivalin sollte nicht wissen, wie tief sie gedemütigt war, wie unsag bar sie litt. Auch Wölf dachte daran, daß er Sibylle begegnen mußte. Ein heißer Ingrimm packte ihn, wenn er sich sagte, daß er vielleicht gezwungen sein müßte, mit ihr zu reden, ohne ihr sagen zu dürfen, wie verächtlich sie ihm war. Römers waren schon anwesend, als sie eintrafen. Bei der allgemeinen Begrüßung siel es nickt auf. daß Liselotte Frau von Römer nur mit einem stolzen Neigen Les Hauptes begrüßte und auch Wolf sich nur stumm vor ihr verneigte. Nur Senden, der neben Sibylle stand, bemerkte es und machte sich seinen Vers darauf. Sibylles Augen wichen denen der jungen Frau doch ein wenig scheu aus, aber um so kühner flammten sie in die Wolfs. Er errötete, weil er sich und Sibylle von Liselotte beobachtet wußte. Ärgerlich über sich selbst, fühlte er, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß, und Liselotte fühlte bei dieser Wahrnehmung einen brennenden Schmerz. Wie mußte er, der Ruhige, Beherrschte, diese Frau lieben, daß ihr Anblick allein genügte, um ihn zu erregen. Sie wandte sich ab und ging mit der ältesten Tochter LangenauS davon. Besser, sie sah gar nicht mehr hin nach den beiden. Sibylle suchte in Wolfs Nähe zu bleiben und hoffte, einen Augenblick allein mit ihm sprechen zu können, ade< Senden wich nicht von ihrer Seite. Sie war sehr ärger lich auf ihren getreuen Anbeter und trat zu ihrem Manne. „Liebster Kurt — ich möchte ja um alles gern deinq Bitte erfüllen und den guten Senden ein bißchen kurz> halten. Er versteht es absolut nicht und läuft immeL neben mir her. Kannst du ihn nicht ein wenig fest» halten?" Römer, der schon wieder einen leichten Eifersuchts anfall hatte, war durch ihre Worte sehr erfreut. Er stürzte sich auf sein Opfer und verwickelte deu armen Senden in eine langatmige Unterhaltung über Rübenbau und ähnliche amüsante Sacke«. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder