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Wilsdruffer Tageblatt : 30.01.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192001303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19200130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19200130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1920
- Monat1920-01
- Tag1920-01-30
- Monat1920-01
- Jahr1920
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.01.1920
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— Was soll die »Grenz-Spende"? Deutsches Land und deutsche Menschen soll sie deutsch erhalten. Deutsches Land, von dessen unermeßlichen Werten in unserem Volk« auch nicht annähernd die rechte Vorstellung besteht. Ls handelt sich um Land, das über die Hälfte aller deutschen Äohle in seinem Schoße birgt, Land, das sich selbst ernährt und dazu für das inner« Reich jährlich an Mehl zwölf, Aartcffeln sechzig, an Zucker drei und an Hülsenfrucht ebensoviel M-llionen Zentner übrig hat. Wer daher durch «inen Beitrag zur „Grenz-Spende" die Deutscherhaltung jener deutschen Länder fördert, der schafft sich selbst wirtschaftliche Einlastungen für di« Zukunft. Einzahlungen können bei der Geschäftsstelle des „Wilsdruffer Tageblattes", den Banken oder auf Postscheckkonto Berlin 73 676 erfolgen. sprechendes R'eichsgesetz in Aussicht. Die A«f»ab« des Ge setze« soll es nicht sein, die Ursachen der Auswanderung zu beseitigen, sondern eine Regelung der Auswanderung selbst herbeizuführen und die Fürsorge für die Auswanderer zu organisieren. Die Freiheit der Auswanderer ist in der Ver fassung gewährleistet. Dir Auswanderung kann nur be schränkt werden durch ein Reichsgesetz. Das Gesetz will die Auswanderung leiten und nach den Ländern lenken, wo den Auswanderern ein gedeihliches Fortkommen gesichert ist. Nur die Schiffslinien sollen konzessioniert werden, die die Auswanderer in klimatisch günstige Gebiete befördern. Das Gesetz will auch die Vorgänge mit ergreifen, die den Ent schluß zur Auswanderung mit Hervorrufen. So wendet es sich u. a. den Auskunfteien und den Siedlungsunternehmen zu. Das Gesetz wird die Grundlage für die Arbeit des Reichswanderungsamtes schaffen. Das ReichSwanderungs- amt hat im ganzen Reiche etwa 20 Zweigstellen errichtet, die den Auswanderungslustigen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der gewerbsmäßige private Auskunftsbetrieb wird künftig untersagt sein. Solche Konzessionen werden nur noch nach eingehender Prüfung erteilt. Das Gesetz regelt die Auslandsstellenvermittlung und ver bietet die gewerbsmäßige Vermittlung von Auslands stellen, bis auf einige Zweige, wo sie nicht entbehrt werden kann. Der Schutz der Auswanderer am Wanderungs ziele wird den ausländischen Vertretungen des Reiches ob liegen, denen für diesen Zweck besondere Kommissare bet gegeben werden können. Mehrere derartige Kommissare sind bereits ins Ausland gesandt worden. Auch die lands- männischen Vereine im Ausland« müssen in der Fürsorge einsetzen. Die Tätigkeit der Auswanderungskommissare wird es mit sein, die Arbeiten dieser Vereine zu regeln. Das Gesetz steht Strafbestimmungen vor gegen eine Propaganda, Lie den Zweck hat, Lie AuSwand«ungSueigung künstlich zu steigern. WMsche Rundschau. Deutsches Reich. » Wild« BetriebSrLtr t« Sechzig. Die Kommunisten hatten in Leipzig Flugblätter verteile» laff«r, in Lenen sie die Arbeiter auffyrderten, wilde Betriebsräte »» wählen, um das BetriebSrätegesetz z« sabotieren. Daraufhin erließen die Arbeitgeber durch den Verband eine Erklärung, in der sie die Arbeiter warnten, diese wilden Betriebsräte zu wählen, Hrnn sie würden von Ihne« »icht anerkannt, d« das Gesetz noch nicht publiziert ist. ES kam trotzdem m einzelnen Be trieben zu Teilstreikt, die aber schnell beendigt wurden, da die Arbeiter in der Mehrzahl sich gegen dir wilden Betriebs rätewahlen aussprachen. 4- Zur Abfixbux- Wilhelm- H durch Preußen will der Vorwärts erfahren habe», daß dem ehemaligen Kaiser zur Ablösung der Rente au» den Kronstdeikommißgütern eine einmalige Abfindung von 100 Millionen Mark gegeben werden soll. Außerdem soll dem Kaiser sein Privat vermögen, ein Tell der Schlösser und sein landwirtschaft- licher Grundbesitz verbleiben. 4- Die Vischofskonserenj in Fuld« beschäftigt sich hauptsächlich mit der Schulfrage. Kardinal Bertram teilte die vom Papst gegebenen Richtlinien für daS Verhalten des Episkopats in politischen Fragen mit. Die Bischöfe be schlossen die genaue Befolgung dieser Richtlinien, was nach Rom gemeldet wurde. Ferner faßte man den Beschluß, unverbrüchlich an allen kirchlichen Rechten an der Schule, besonders am Religionsunterricht, festzuhalten und diese Rechte bis auf das äußerste -m verteidiaen. 4- Das erste Lebenszeichen des Völkerbundes. Wie man aus London meldet, beginnt der Völkerbund sein- praktische Arbeit. Zum erstenmal werden deutsche Delegierte an den Beratungen teilnehmen. Der Verwaltungsra- des Internationalen Arbeitsamtes, der im Rahmen des Völker bundes geschaffen worden ist, wird zusammentreten. um me formalen Arbeiten, die sich aus der ersten Konferenz m Washington ergeben, zu behandeln und zu erwägen, wie üen Beschlüssen, die bezüglich deS Achtstundentages, der Nacht arbeit von Frauen und Kindern in Fabriken, de* Arbeits losigkeit, des Wöchnerinnenschutzes und der Arbeit von Kindern unter 14 Jahren gefaßt worden sind, praktische Gestalt gegeben werden soll. Der Verwaltungsrat..steht Vas kulenhaus. 50) Roman von E. Mar litt. „Schlauheit, nevste Plasten." „Ah! Sie verkehren ja schon wie intime Familien; der Herzog nennt ihn verschiedentlich „Vetter"." „Kann er auch — doppelte Verwandschaft!" Und sie lachte über ihren Witz. — „Ahnt die Herzogin wirklich nichts?" fragte einer der Herren in der Kegelbahn zur „Forelle", wo man eine kleine Partie zum Frühschoppen machte, „oder übersieht sie es ge flissentlich?" „Möglich, sie ist eine gescheite Frau," meinte Baronin Elbenstein und wog eine Kugel in der Hand. „Warum nicht gar!" widersprach der dicke Major Baum berg; „die arme Frau sieht, was ihren Gemahl anlangt, in «inen goldenen Becker — sie bat keine Ahnung — sie ver göttert ja den Herzog." „Eben deshalb — sie gönnt ihm sein Glück!" „Verteufelt hübsches Weib, die Gerold!" „Und schlau, schlau! Welch ein ferner Schachzug — läuft aus der tzofdamenstelluna in diese Wildnis gerade in dem Augenblick, wo das väterliche Gut versteigert wird. Famos, nicht?" „Und er biß an!" sagte ein melancholischer Herr von der Gesandtschaft. Die alte Exzellenz mit dem ehrwürdigen weißen Haupt zog mißbilligend die struppigen Augenbrauen in die Höhe. „Ihre Hoheit ist eine feinfühlende Dame," sagte er mit ferner vor ständiger Heiserkeit kaum vernehmbaren Stimme. „Meine Herren, ich muß bitten!" Er wurde nicht gehört. „Alles schon dagewesen!" rief einer, der eben „Acht um den König" geworfen. Noch einmal trat Seine Exzellnz für die so hart Ver urteilte. ein und suchte zu beweisen, daß es eine ganz nichts würdige Klatscherei sei; aber mitten darin schnappte ihm die krähende Stimme über; er pustete noch ein paarmal, trocknete sein dunkelrotes, feuchtes Antlitz ab, trank zornig sein Bier aus und verließ die Lästermäuler. „Unglaublich! Unglaublich!" murmelte er vor sich hin. Und als er einem Päur junger Damen begegnete, die leise plaudernd an ihm vorbeischritten, schaute er den hübschen Gestalten ingrimmig nach. „Wette, die flüstern auch von dem Skandal; grüne Dinger, die noch gar kein Urteil haben. Ei, so wollte ich doch, daß —" Aber die gute Ex zellenz vermochte dem Namen und Wispern auch mit den kräftigsten Verwünschungen keinen Einhalt zu tun. Leise, leise flüsterte es weiter. So wie der Sommerwind rauschte in den Waldbäumen von Wivfel zu Wipfel, gina es von Ohr zu Ohr; sogar die Dienerschaft steckte die Köpfe zu sammen, und immer weiter abwärts war es bereits ge drungen; die Schwalben zwitscherten es in den Nestern der Dorfhütten, und eine Nachbarin erzählte es der anderen. Und in einer der ärmlichsten kleinen .Hütten saß eine alte Bäuerin und schrieb mit kindlicher Begeisterung an das gnädige Fräulein von Gerold und bal dieselbe, sie möge bem Herrn Herzog sagen, er solle ihren Sohn vom Militär freimachen, wenn sie das täte, würde es gewiß helfen. Im Schlosse war es heute schon früh lebendig. Das zierliche Stubenmädchen, das auf einen Druck der elektri schen Klingel in Klaudines Zimmer trat, brachte einige Briefe mit. „Weiß man schon, wie Ihre Hoheit sich befinden?" fragte Klaudine. ,jOH, außerordentlich gut! Hoheit sollen ja schön ge schlafen haben und wollen um elf Uhr dem Erbprinzen im roten Saal bescheeren." „Gott sei Dank!" Klaudine sandte das Mädchen an die Kammerfrau und ließ durch sie um weitere Befehle bitten. Als sie fertig an gekleidet war, erbrach sie die Briefe: einer war von Beate, die ihr versprach, sich um die kleine Elisabeth zu bekümmern und das Kind heute zu dem Feste abzuholen. „Ich komme mit zwei Nichten zum Hofball," schrieb sie, „wie klingt das ehrwürdig — und wie drollig ist es in Wirk lichkeit. Die Würmer! Gott gebe, daß Hoheit Wohler, wenn Du diese Zeilen erhältst. Lothar ist bereits mit den Durchlauchtigsten zur Tafel befohlen. Ich wollte, Klaudine, wenn er denn einma^durchaus eine Prinzessin freien will, er machte die Sache klar. Dies lange Schmachten ist mir fremd an ihm, er ist doch sonst ein so entschlossener Mensch. Vielleicht jetzt, wo die alte Durchlaucht abreisen will? Ach, Klaudine, ich hatte mir meine Schwägerin einmal anders oorgestsllt. Auf Wiedersehen!" Trüben Auges legte Klaudine den Brief beiseite und öffnete mechanisch den zweiten. Welch eine grobe, ungelenke Hand, und welche Idee! Klaudine lächelte; sie sollte vom Herzog erbitten, daß er einer armen Mutter den Sohn vom Militär freigebe? — Und auf einmal wurde sie leichen blaß. Mein Gott, was für ein Zeichen! Wie kam die alte Bäuerin auf s i e? Das war einer der Briefe, wie sie sonst an die Herzogin gelangten. Sie warf stolz den schönen Kopf zurück. Lächerlich! Im Gehirn solcher Leute steiaen mitunter wunderliche Blasen auf. Sie beschloß, den Brief der Herzogin zu zeigen; sie würde sich amüsieren. Es laa dock wie ein schwerer Druck auf ibrer Brust: der dumme Brief war ihr wie ein feiner haarfcharfer Nadelstich ins Herz gefahren. Weshalb rief man sie denn nicht zu Ihrer Hoheit? Dann klopfte es und das gutmütige Gesicht der Frau von Katzenstein schaute herein. „Darf ich?" fragte sie, und gleich darauf stand sie vor Klaudine. „Hoheit wachten so fröhlich auf, erzählte sie. Sie wollten selbst den Geburtstagtisch aufbauen. Sie nahmen das Frühstück im Bette ein und verboten noch besonders, Sie, liebste Klaudine, zu wecken, damit Sie aus schlafen könnten. Die Kammerfrau mußte für die Mittagtafel ein rotseidenes Kleid mit Cremespitzen zurechtlegen, und. nun —" „Ist Hoheit kränker?" fragte atemlos Klaudine und tat einen Schritt nach der Tür. „Bleiben Sie, liebstes Kind, ich mutz Ihnen noch weiter erzählen; die Herzogin bekam Briefe heute früh, und plötz lich — ich hatte die Umschläge ausgeschnitten — höre ich vom Nebenzimmer aus einen sonderbaren Ton, wie einen schweren Seufzer, und als ich zurückkomme, liegt die Herzogin wieder in den Kissen mit geschlossenen Augen. — Ich bemühte mich um sie, und da sagte Hoheit auf einmal mit eigentümliche schwerer Zunge: ,Gehen Sie hinaus, liebe Katzensteiin, ich will allein sein.' — Ich ging wider strebend, und als ich vorhin in meiner Angst hinein wollte, hatte die Herzogin sich eingeschlossen — etwas, was noch nie dageweftn ist. — Seine Hoheit hatten schon znmwal geschickt, um sich anzumelden, der Erbprinz vergeht vor Ungeduld; im Garten steht die Kapelle und wartet auf den Befehl zum Beginnen des Ständchens, und noch rührt sich nichts in dem Zimmer der Herzogin." „Mein Gott, sie bekam doch keine schlimmen Nachrichten von ihrer Schwester?" Die alte Hofdame zuckte die Schultern. „Wer kann es wissen?" „Kommen Sie, liebste Frau von Katzenstein! Hoheit war gestern schon so sonderbar, so aufgeregt!" Das schöne Mädchen mit dem sorgenvollen Gesicht stand an der kleinen Tapetentür, die in das Schlafzimmer der Herzogin führte, und lauschte. Kein Ton zu hören. „Elisa beth!" rief sie leise und angstvoll. Dort innen wurde der Ruf gehört. Bor ihrem Bette kniete die Herzogin und hob den Kopf; ihre starren Augen wandten sich nach jener Richtung, aber ihre Lippen preßten sich nur. noch fester aufeinander. In der Hand hielt sie ein kleines, vielfach gebrochenes Briefchen. — Das Zweifeln, das Bangen war vorüber; mit der Gewißheit war Ruhe über sie gekommen, eine schreckliche starre Ruhe, und mit ihr der Stolz, der Stolz der königlichen Prinzessin, allgewaltig und stark. Niemand durfte es ahnen, wie arm sie geworden!
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