Joachim Siegismund von Ziegler und Alipphausen. Festrede, gehalten am s7. Juni 1922 in Zoachimstein von vr. K. Jecht. Joachim Siegismund von Zieglers Geist umschwebe uns heute, wo die Trägerinnen unö Träger seiner Gedanken versammelt sind, um 200 Jahre nach Gründung seines segensreichen Werkes seiner und seiner Stiftung zu gedenken. Der unvergeßliche Mann hat sein Werk durch klar durch dachte Satzungen und durch vorsorgende wirtschaftliche Grundlagen so fest gefügt, daß es allen Stürmen der Zeit widerstanden hat und jetzt lebens kräftiger denn je dasteht. Die Art seiner Stiftung brachte es mit sich, daß sich hier in diesen stimmungsvollen Räumen ein Leben in Ruhe und Frieden, Gottesfurcht, aber auch werktätiger Liebe und Arbeit abspieUe, das seine Wellen nur selten nach außen schlug. Die lH 5tiftsvc> weser und die l l Stiftshofmeisterinnen sowie die etwas mehr als s00 zählenden Stiftsfräulein haben sich alle mit Erfolg gemüht, in diesen Bah nen, die so recht den Absichten des Stifters entsprechen, zu wandeln. Freilich ein Kloster soll und will das freie weltadlige evangelische Fräuleinstift nicht sein, und die Zeiten haben auch genugsam dafür gesorgt, daß das beschau liche Leben in Gutem und Bösem unterbrochen wurde. Die Schlesischen Kriege brachten viel Not, sie führten aber auch den Heros des preußischen und deutschen Volkes, den großen Friedrich, mit seinen kriegsgewaltigen Recken Zielen und Schwerin hierher; im Freiheitskriege hatte das Stift schlimm zu leiden, doch gab ihm der Aufenthalt eines Blücher, Lützow, Körner, eines Friesen und Zahn und Steffens eine rechte weihe. Das Allertraurigste schien dem Stifte bald nach 1815 infolge der gewaltsamen Teilung unserer Gberlausitz bevorzustehen: man wollte auch das Erbe des Stifters teilen und es seinem eigentlichen Zwecke entfremden. Doch wandte das die huldvolle Gnade des edlen Friedrich August des Gerechten ab. Das hohe Haus der Wettiner war überhaupt immer ein Gönner und Förderer von Ioachimstein: 1823 weilte hier der spätere König Friedrich August, 1829 König Anton, 1856 und 1869 König Johann, 187^ und >892 Königin Larola, 1888 Prinz Max, l889 Prinzessin Mathilde, 1897 der spätere König Georg, am 3s. Mai 1905 König Friedrich August.