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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.05.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191905282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19190528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19190528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-05
- Tag1919-05-28
- Monat1919-05
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Lolllvnv MoUaM» «i. sribvpnoi- n^sv» un6 Si-ÜKSA« l u '! ALZL- 88 Lksnlattvnüui»g 3 baut msn nsck cker KGI8I- 8su«vise. llolistotfs übens» enneiebbsn. OsLb-ILibgel buneb bis ^M8IHsvks*ein-N!ssvkino für bianckbotried Prag» steht, ob wir Deutschen dk uns von unseren Mnd«n ouferlegten äußerst harten Fried«»sbedi»gungen unterzeichnen sollen oder nicht, geht am besten aus dem Schlußsatz eines Brieses hervor, den eine Grünhainichener Spielwaren-Erport- firma (» diesen Togen von einem ihrer Geschäftsfreunde in Schweden empfing. Hier heißt es: „Ich hoff«, daß Sie dre Friedeilsbedingungen nicht unterschreiben und wünsche guten Mut und bessere Zeiten!" Also, wenn Mr bedingungslos unterzeichnen, würden wir auch sicher noch das geringe An sehen, das wir Deutschen im neutralen Ausland« haben, verlieren. - Baukostenzuschüsse aus Reichs- und Staatsmitteln werden nach den von dem Bundesrat festgesetzten Bestim mungen für Wohnungen der minderbemittelten Bevölkerung und des Mittelstandes, insbesondere für kinderreiche Familien, bewilligt. Die Festsetzung der Zuschüsse erfolgt nach ein gehender Prüfung und gegen Auferlegung gewisser Bedingun gen, die sich auf die Höhe der Mieten und auf die Zweck bestimmung der Wohnungen beziehen. Bei der Verteilung sollen namentlich kinderreiche Familien, Familien von Kriegs teilnehmern und Kriegsbeschädigten sowie der im Kriege Ge fallenen berücksichtigt werden. Bon der Gesamtsumme der Ueberteuerung trägt das Reich die Hälfte, während Staat und Gemeinde je ein Viertel aufzubringen haben. Durch Gewährung dieser Zuschüsse ist es bereits möglich gewesen, den Wohnungsbau in einer größeren Anzahl von Städten wenigstens etwas wieder in Gang zu bringen und auch die Mieten auf einer Höhe zu halten, daß sie für die minder bemittelte Bevölkerung noch erschwinglich sind. Charalterverleihungen an Offiziere pd lieber Charakterverleihunaen hat der Krieasminist« grundlegende Bestimmungen getroffen. Unter den nötigen Vor aussetzungen können sie beim Ausscheiden au» dem Heeresdienst beantrag» werden. Es gilt die» sür Offiziere mit Einschluß der Zeug-, Feuerwerks- und Festungsosfiziere, Sanität»- und Vete- rmärossijiere, sowie für Beamte der Heeresverwaltung. Die Verleihungen können auch an Offiziere erfolgen, die seit dem 9. November 1918 ausaeschieden sind. Zur Verleihung des Charakters de» nächst höheren Dienstgrade» können auch inaktive Offiziere usw. vorgeschlagen werden, die während de» Kriege» Weiterverwendung gefunden hatten und die Bedingungen er füllen. Die Vorschläge für die inaktiven Generale und Offiziere in Regimentskommandeurftellen find durch die Generalkomman dos, die der anderen inaktiven Offiziere durch die Beztrkskom- mando» aufzustellen. Frankenberg, den 27. Mai 1919. 7' Vortrag Dr. Kaiser. Wie bekannt, veranstaltet die Ortsgruppe Frankenberg der Deutschen Volks parket morgen Mittwoch abend 8 Uhr im Saale des „Roß" einen öffentlichen Vortragsabend. Volkskammerabgeordneter Dr. Kaiser spricht über di« augenblickliche politische Lag«. Dr. Kaiser ist als gewandter Sprecher und erfahrener Politiker bekannt. Seinem Vortrag darf mit Interesse entgegengesehen werden. , ff Die Zahlung der Ruhegehalt« Md Renten für Monat Juni 1919 bei der Stationsverwaltung Frankenberg (Sa.) erfolgt am 31. Mai 1919. fop Pgstjcheckoertehr. Der Postscheckoerkehr dient zur Für- derung des bargeldlosen Zahlungsausgleichs. Für die kommen- , dm Zeiten ist es unbedingt erforderlich, daß der Umlauf der barm Zahlungsmittel nach feder Richtung hin eingeschränkt wird. Durch Beitritt zum Postscheckoerkehr kann jedermann hierbei Mitwirken und dadurch der allgemeinen Vl »Wirtschaft nützen. Zahlungen jeder Art können am billigsten im Postscheckoerkehr beglichen werden. Alle Ueberweisungm sind gebührenfrei, alle Brtese zwischen den Postscheckkunden und den Postscheckämtern portofrei. Die Kassenjührung der Postscheckkunden wlrd verein facht und verbilligt. Da» Postscheckamt rechnet nach jeder Ein- und Auszahlung oder lleberwetsung täglich ab. Die Stamm einlage beträgt nur noch 25 Mark. An Gebührm werden er hoben a) für Einzahlungen mit Zahlkarle bi» 25 Mark 5 Pf„ darüber hmau» 19 Pf., b) für Auszahlungen durch Scheck 5 Pf. Grundgebühr und außerdem 1 Pf. sür je 199 Mark de» auszuzahlmom Betrags. Die Zahlkartmgebühr (zu ») ist vom Absender der Zählkarte zu entrichten. Jeder Postlchecklunde er hält von seinem Postscheckamt eine aussührliche Anleitung für die Benutzung de» Postscheckoerkehr». Anmeldungen zum Bei tritt nehmm die Postanftaltm und Postscheckämter kostenlos ent gegen. f v« Vermbgensverrrlchni«, da» bi« zum 81. Mat aus- arsüllt sein soll, wird bekanntlich erst nach «folgt« besonder« Aufforderung an die betreffenden Steuerbehörden eingereicht. E» ist ab« darauf aufmerksam zu machen, daß e» nicht ratsam ist, die Ausfüllung de« Verzeichnisse« üb« dm 31. Mai hinau« zu vertagen, dmn e« ist nicht ausgeschlossen, daß da« Verzeichnt« nachher so schnell eina,fordert werden wird, daß keine Zeit zur Ausfüllung übrig bl«bt. Die unt« Berufung auf eine Aeuße- runa de» Reich»finanzminift«iums in dm Zeitungen ««breitete Meldung, daß bet Vermögen bi» zu 19999 Mark auf die Aus füllung de» Bermögensverzeichnisse« verzichtet w«dm kann, darf nicht etwa dahin verstanden werden, daß alle/ die wmig« al» 19999 Mark Vermögen befitzm, ein Verzeichnis de« Vermögen» nicht aufzuftellm hatten. Lie Meldung soll lediglich besagen, daß die Benutzung de» Formular« entbehrlich «scheint und »«- miedm wudm möchte, wmn e« sich um die Ausstellung von Vermögen bis zum Betrage von 19999 Mark handelt. Da« Reichsfinanzminifterium bittet nochmal«, zur Kenntnis zu nehmen, daß eine untere Greme nicht gezogen ist, und daß die Steuer pflichtigen ohne Rücksicht auf die Höhe de» Vermögens zur Auf stellung de« Vermögensverzeichnifse» verpfiichtet find. D« Wahr- beit die Ehre zu gebm, wird dringend empfohlen, dmn die Strafen find streng. , f Der erste Rei«dampf« in Hamburg elngetroffen. Im Laufe de« Sonnabend!» und Sonntag« ist eine große Anzahl Lebensmittellchlffe im Hamburger Hafen eingetroffm, da runter amerikanische Dampf« mit Getreide, d« erste deutsche Dampf« von Rottudam mit Reis, 3 Dampf« und 8 Seeleicht« mit Kartoffeln. 5 Dampf« und 1 Seeleichtu find ausgefahrm, um Kartoffeln von Holland und Dänemark zu Holm. Außer dem find 4 Dampf« nach Schweden abgegangm, um Papter- masse für Hamburg einzunehmm. fZ Reiche Fischzufuhren zu erwaeten. Vom Wirlschafis- Ministerium wird uns folgendes mitgeteilt: In du nächsten Zett find nach ein« Drahtung de« Reichskommissar« für Fischver sorgung an da» Landeslebensmittelamt so reichliche Fischzufuhren zu «wartm, daß d« Bedarf allerorts gedeckt wudm kann. Damit du Absatz keine Schwierigkeiten «leidet, find die Kom- munalverbände angewiesen wordm, alle der Absatz von Frilch- iischen und Räucherwaren beschränkenden Bestimmungen, in«be- sondere da» Anmelde- und Markensystem, bis aus weiter» auf zubeben. Damit d« Bedarf du Bevölkerung an Frischfischen und Räuchuwaren sofort gedeckt wird, müssen die bei den Kom- munalverbäuden eingerichteten Fischabnahmestellen sofort «rt- lprechmde Bestellungen bei dm zuständigen Fischhandelsgesell schaften aufgeben. Die reichsrechtlichen Vorschriften üb« die Verkehrsregelung, die dm Handelsweg von Fischwarm betreffen, bleiben trotz du reichlichen Zufuhr jedoch weit« in Kraft, sodaß Liefuung nur von dm zuständigen Fischkandelsgesellschastm an die kommunalen Fischabnahmestellen «folgen darf. Du Absatz von haltbaren Fischwarm insbesondere von Salzheringen, darf selbstverständlich auch in Zukunft nur auf Marken stattfinden. fZ Kein» >«-«»»« von GefteNuna«pflichtige«. Da« Ministerium für Militärwesen teilt un« folgendes mit: In Leip- zia ist dar Gerücht »«breitet, die Aushebung von Gestellungr- pflichtiam wttde von R«gtaung»seite vorbereitet. L« seien sogar die Gestellungsbefehle schön auraeaeben und ausgetragm. Von Seiten der Ministerium« für Militärwesm wird «klärt, daß natürlich kein wabres Wort an diesem Gerücht ist, da» anscheinend von unberufen« Seite ausgeht, um au« durchfichtigen Gründen gegen da» notwmdig gewordme Borgehm d« Regierung Stimmung zu machen. fök UeL«, Errichtung ländlicher Bolk«hochschulen* wird Oekonomierat Lemke (Berlin) in d« von d« Oekonomischm Gesellschaft für Freitag, 39. Mai, nachmittag» 4 Uhr in dem Hotel zu den »Drei Raben" in Dresden, Marimstr. 29, ob«« Saal, angeletzten Hauptversammlung einen Vortrag halten, zu welchem Nichtmitglted« freim Zutritt habm und auch Frauen willkommen find. fü Geldsendungen an Gefangene in englischer Hand. Auf die deutschen Beschwerden üb« die langsame Geldzuvellung an deutsche Gefangme hat General Haking, wie un» der Landes- Ausschuß d« Vereine vom Rotm Kreuz in Sachsen schreibt, geantwortet, die Verzögerung liege, soweit die deutsSm Ge- > sangen«, in dm Dominion» und m dm Kolonien in Betracht kämm, an d« geringen Zahl und d« schlechten Beschaffenheit - d« Kabel. Die in englischer Hand befindlichen Deutschen in , Frankreich «hielten oft deutsche» Papiergeld, da« fast nie ein- i zuwechseln sei. D« Landerauslchuß d« Vereine vom Rotm Kreuz in Sachsen ratet deshalb dringend, Geld nur aus Post anweisung od« durch Vermittlung d« Deutschen Bank, bezw. ein« Filiale d«selbm zu schicken. Nähere« hierüber ist bei dm Auskunft»-, Orts- und Hilfsstellen vom Rotm Kreuz zu «fahren. frk In England zurückgebliebenes Gepäck. Der nieder ländische Studentendimft hat sich in dankenswerter Weise darum bemüht, das in England zurückgebliebene Gepäck d« zurück- kehrmdm Zivilgefanaenen dm Eigentümern zuzustellen. D« Landesausschub o« Vereine vom Rotm Kreuz m Sachsen macht darauf aufmerksam, daß von englisch« Seite darauf hingewiesen wordm ist, eine Herausgabe de» Gepäck« könne «8 dann er folgen, wmn die britische Regierung mit d« deutschen in ent sprechende Verbindung getreten fei und alle Sicherheiten dafür habe, daß da« Gepäck dm rechtmäßigen Eigentümern zuaestellt wttde. Vorläufig sei die Möglich!«» de» Verlustes und damit der Ersatzansprüche noch zu groß. Außerdem könnte auch die Rücksendung de« Gepäcks wegm Mangel» an Schiffsraum sür die nächste Zeit nicht in Frage kommm. E« warm bereits An- fang März über 59999 Kisten in Verwahrung de« Prisoner« of war Information« Bureau, die im britischen Museum unter- gebracht find. sZ Verordnung Über Verlängerung de» Schulbesuche«. Schülu, die da« Ziel da Schulen mit d« seitherigen Mindest zahl d« wöchentlichen Unterrichtsstunden in den verbindlichen Unterrichtsfächern, besonder« in Deutschen Sprache, Schreiben, Lesm und Rechnen, nach 8jährigem Schulbesuch nicht erreichen, ab« die zur Erreichung dieses Zieles ersordttltche Begabung besitzen» habm die Schule ein Jahr lang weit« zu besuchen. Minderbegabte Schüler find trotz mangelnd« Reife nach acht jährigem Schulbesuch zu entlassen, wenn ein 9. Schuljahr nach dem Urteil de» Klassenlehrer,» und de« leitmden Lehr«» keinen wesentlichen Erfolg vttspricht. Wmn Schill« voraussichtlich die Schule ein S. Jahr zu besuchen haben, find die Erziehungs- Pflichtigen hiervon rechtzeitig, und »war spätestens mit Abschluß de« 7. Schuljahre» durch die Schulleitung davon in Kmntni» zu setzen. Auf dm Einspruch d« Erztehungspflichtigen gegen die Anordnung verlängerten Schulbesuches entscheidet zunächst der Bezirksschulinlpektor. Die Maßnahmen zur Förderung du schwachbegabtm Schüler müssen rechtzeitig einsetzen. Wo keine Hilfsschul- odu Förderklassen bestehen, haben die Schulleiter in dm jährlichen Berichten an den Bezirksschulinfpektor die Schüler, die wegm schwach» Begabung nicht mit Erfolg am Unterricht der allgemeinen Volksschule teilnehmen können, namhaft zu machen und dabei anzugebm, wa» zu dum Förderung geschehen ist od« geschehen soll. Für Schüler, die au« d« allgemein«, Volksschule entlassen wordm find, ohne das Ziel dies« Schule auch nur annähernd «reicht zu haben, find nach Mögltchkett in du Fortbildungsschule besondere Unterrichtsvuanftaltungm zu treffen. s Untersuchung Kriegsgefangener vor der Entlassung. Um zu »«hindern, daß durch die zurückkehrmden Kriegsar- sangmm Krankheiten und Seuchen »«breitet wudm, müssen die Kriegsgefangmm vor ihr« Entlassung in die Heimatrorte einem Durchgangslag« zugesührt w«dm, in dem sie ärztlich untersucht und ein« aus die kürzeste Zett — tunlichst nur wenige Tage — beschränkten Seuchensperre unt«worfm werden. Al» Durchgangslag« für die sächfiichen Krtegsgesangmen ist zunächst das Lag« Groß Poritsch bet Zittau bestimmt. Die Angehörigen der Kriegsgefangmm, die von dm Ihren oft jahrelang getrmnt Am BuchenAMud Original-Roman von H. Courths-Mahler. 32) Loxxrlkdt ISIS dx SrstveiL 6vwp„ Nvrlln V. 80 Frau von Hohenegg hatte den Wagen, der die Schwestern abholen sollte, zur Bahn geschickt. Dann hatte sie Johann rufen lassen. Nun stand er in ehrerbietiger Haltung vor seiner Gebieterin. Frau Laura steckte in ihrem unschönen, praktischen Rcit- anzug. Sie saß in einem der hohen Lederstühle in der Halle. Hut und Reitpeitsche lagen neben ihr. Sie stützte die Arme auf dre Seitenlehnen des Sessels und hatte die Hände verschlungen. Diese Hände paßten so gar nicht zu dem sonstigen Aeußeren der alten Dame. Sie waren noch merkwürdig glatt und von schöner, schlanker Form. Zwar waren sie nicht mit der wichtigen Sorgfalt „manikürt", wle es eine Modedame für nötig hält, aber sie waren doch gut gepflegt und kontrastierten in ihrer Feinheit seltsam mit der derben, untersetzten Gestalt dieser seltsamen Frau. Dies« Hände waren die einzige Schönheit Frau Lauras, aber sie war sich dessen nicht bewußt und hatte niemals Mert darauf gelegt. Manche Menscken beurteilen den Charakter einer Persönlichkeit nach den Händen derselben. Davon wußte Frau Laura nichts. Aber sicher hätte die Form dieser Frauen hand auf einen edle» Charakter schließen lassen, wenn sich jemand die Mühe gegeben hätte, ein Urteil darüber abzugeben. Frau Laura sah Johann scharf an. „Also, Johann, wie ich Ihnen schon sagte, erwarte ich Besuch. Der Wagen ist bereits zum Bahnhof. Die .beiden Damen, meine Nichten, heißen Fräulein Jutta Falkner und Frau von Haller. Die letztere bringt ihr Kind mit. Für dir Dauer des Aufenthalts der Damen soll Stina als Kindermädchen und zur persönlichen Bedienung den Damen sich zur Verfügung steilen. Ich muß jetzt aufs Fffd hinaus. Sie empfangen dis Damen und führen sie in die für sie bestimmten Zimmer im Westflügel." „Sehr wohl, gnädige Frau." „Ich wünsche, daß die Damen aufmerksam bedient wer- werden und daß auf alle ihre Wünsche eingegangen wird, soweit sie in den Nahmen des Hauses passen. Verstehen Sie, Johann?" „Sehr wohl, gnädige Frau." „Gut. Lie Rtahlzeiten werden in dem Zimmer, das neben dep Räumen liegt, dre ich den Damen zum Wohnen und Schlafen bestimmt habe, serviert. Sic brauchen dann nicht mit dem Kind durch das Haus zu laufen, sie haben alles bequem beieinander. Und ich werde nicht gestört — ich mag kein Kindngeschrej hören, Johann." „Es soll alles genau befolgt werden, gnädige Frau—" „Schön, ich verlasse mich auf Sie. Und noch eins — schließen Sie die Tür im Westturm auf. Dise Tür liegt den Damen bequem, wenn sic in den Park und den Garten gehen wollen. Sagen Sie den Damen, daß diese Tür von abends zehn Uhr bis früh sieben Uhr verschlossen bleibt und die ganze übrige Zeit für sie offen ist. Ich wAl meinem Besuch nicht zu jeder Tageszeit begegnen, deshalb soll er nicht den Haupteingang durch die Halle benutzen. Sie merken doch genau auf alles, was ich Ihnen sage, Johann?" „Gewiß, gnädige Frau." „Die Damen sollen viel frische Milch und Sahne, Eier und stärkend« Weine bekommen, da sie erholungsbedürftig sind. Auch soll auf den Küchenzettel in diesem Sinne Auf merksamkeit verwendet werden. Mit der Köchin hab« ich bereits Rücksprache genommen. Ich hoffe, daß wir in den stillen Jahren in Hohenegg nicht ganz verlernt haben, was Gastfreundschaft heißt. Sagen Sie den Damen, ich hätte geschäftlich draußen zu tun und käme meist sehr müde nach Hause. Ich würde Ihnen sagen lassen, wenn ich sie sprechen will." ! ! . ; „Ich werde alles bestellen, gnädig« Frau." Dre alt« Dame zögerte «ine Weile, dann fuhr sie fort: „Sie kennen mich ja nun «in« Reihe von Jahren, Johann. Ich glaube, Sie kennen mich viel besser, als andere Menschen; Sie werden sich schon manchmal über mich gewundert haben" „Verzeihung, wenn ich es wage, gnädige Frau zu unter brechen. Nicht gewundert habe ich mich über meine gütige Herrin — rch habe sie nur bewundert, seit ich dis Ehre habe, bas Vertrauen meiner Herrin zu genießen. Das wollte ich mir sageir," «rwiderte der alte Mann mit vor Bewegung zitternder Stimme. Frau Laura sah ihm eiine Weil« mit stillem Blick in die Augen. „Guter, alter Johann, ich weiß, Sie sind nur treu ergeben, und alle meine Schrullen stören Sie nicht. Aber lassen wir das. Sie sollten mich nur auch in dieser Angelegen heit versteh«». Also der Besuch soll mich in keiner Weise in meinen Gewohnheiten stören. Ich bin etwas menschen scheu geworden. Aber die jungen Damen sollen nicht denken, baß sie mir lästig fallen. Sorgen Sie dafür, daß sic sich trotz meiner Unliebenswürdigkeit behaglich fühlen. Sn sind ein Mensch, der sich auch in den schwierigsten Situationen zur«chtsindet. Ich verlasse mich auf Sie, Johann." „Gnädige Frau können das unbesorgt tun. Ich werde das Vertrauen, das gnädige Frau in mich setzen, rechtfertigen. Jetzt weiß ich mit allem Bescheid." ' ' Während Laura dann im gemächlichen Tempo durch den Wald ritt, weilten ihre Gedanken bei ihren beiden NNichten. Was Dr. Görger von ihnen geschrieben, hatte sie sehr interessiert. Hauptsächlich was er von Jutta geschrieben hatte, war ihr nahe gegangen. Sre hätte gern die Ankunft der Damen abgewartet; ihr Ritt auf di« Felder hätte sich auch verschiebenlassen. Aber es war «ine Art Mensstenfurcht in ihr. Sie hatte in ihrem Leben so viel bittere Erfahrungen gemacht, daß sie glaubte, ihre Erscheinung müsse aus alle Menschen abschreckend wirken. Sie war fest überzeugt, daß die Schwestern froh sein konnten, wenn sie ihnen ihren Anblick möglichst lang« vorenthrelt. Aber sie hätte die Schwestern doch gern gesehen, ohne von ihiren bemerkt zu werden. Und als sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, ver nahm Laura plötzlich auf der Fahrstraße das Rollen eines leichten Wagens. Ein scharfer Blick durch di« Zweige be lehrte sie, daß es der Landauer war, den sie zur Bahn ge schickt hatte. Sre tri«b ihr Pferd langsam von dem Neit- meg in das Gebüsch hinein. Dicht neben dem Fahrweg hielt sie ganz ruhig hinter einem hohen Gebüsch. Von hier aus konnte sie den Weg übersehen, ohne selbst gesehen zu werden. Der Wagen kam heran. Er fuhr hier der starken Steigung wegen fast im Schritt. Sie konnte von ihrem Versteck aus . die Insassen des Wagens genau betrachten, und sre tat es mit schaffen Blicken. Da sah sie zuerst in «in paar große, strahlende Mädchen- aug«n hinein: warme, seelenvolle, graue Augen mit lange», dunkle» Wimpern und f«ingezeichnet«n Brauen. Es waren Jutta Falkners Augen, die nn Anblick des herrlichen, früh-, Imgsfrischen Waldes schwelgten. Etwas Warm«s, Wohliges regte sich tm Herzen der einsamen Frau beim Anblick des lieblichen Mädchengesichtes. Das mußte Jutta sein. Und die blasse, junge Dame ihr gegenüber war sicher Lena. Zwischen beiden aber turnte und zappelte etwas Weißes, Goldiges, Blauäugiges» das in Heller Daseinsfreude plappert« und jauchzte — Klein- Wally. „Oh, Lena, sieh doch nur diesen herrlichen Wald!" rief dre junge Dame mit den wunderbaren, strahlenden Augen. Der Klang dieser warmen, klaren Mädchcnstrmme schmeichelte sich der einsamen Lauscherin ins Herz — dann war der Wagen auch schon vorbei. > Regungslos sah Frau Laura ihm mch. Ein tiefer Seuf zer hob die Brust. Mortfttzung f»Itzt.) L EU« 'm
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