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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 29.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191908292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19190829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19190829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-08
- Tag1919-08-29
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ich»» «lkmE f«»4« dt» etNWkkndfq»ft»t« Wider, Gfm« diesen du rechtliche Stellung ehelicher Kinder zukommt. 2. Die unehelichen Kinder der Mutter und die vom Water anerkannten unehelichen Kinder. > Steuersatz 4—35 Pro^ent^ Die Abkömmlinge der in ^er I. Klass« bezeichneten Kinder. > > Steuersatz 5—40 Prozent. ^III. Klasse. I. Die Eltern, 2. die voll -und halbbürtigen Geschwister. Steuersatz 6—45 Prozent. IV. Klasse. 1. Die Großeltern und die entfernteren Boreltern, 2. die Abkömmlinge ersten Grades von Geschwistern, 3. die Schwieger, und Stiefeltern, 4. die an Kindesstatt angenommenen Personen und die- jenigen jhrer Abkömmlinge. Steuersatz 8—50 Prozent. V. Klass«. 1. Die Abkömmlinge zweiten Grades von Geschwistern, 3. die Geschwister der Eltern, 3. die Verschwägerten zweiten Grade» der Seitenlinie. Steuersatz 10—60 Prozent. VI. Klasse. . i Alle übrigen Erwerber. Steuersatz 15—70 Prozent. kill vamig. 4-M Migrberg Wer aufmerksam die polnische Presse verfolgt, der wird immer und immer wieder finden, wie die Polen mit aller Rube und Unerschütterlichkeit behaupten, „Danzig wird pol- nisch!" Als natürlichste Angelegenheit der Welt wird das aufgefaßt. Westpreußen und Posen, das Hinterland von Danzig, sind an Polen gefallen. Schon heute regt sich die polnische Rücksichtslosigkeit, und es besteht kein Zweifel, daß die Polonisierung mit aller erdenklichen Schärfe durchgesührt werden wird. Danzig wird hierbei keineswegs vergessen. Groß zügige Organisationen sind bereits geschaffen. Nach Meinung der gesamten polnischen Bevölkerung ist Danzig polnischen Ursprungs,- germanisiert wurde es nur durch die räuberischen Kreuzritter, und eine Ehrensache ist es für jeden Polen, daß Danzig wieder polnisch wird. Die Gefahr, die Danzig droht, darf keineswegs unterschätzt werden. Heute bereits verlangt die polnische Presse, daß wichtige Einrich tungen, wie Staatsarchiv, Technische Hochschule, Versicherungs anstalt, Hebammenlehranstalt usw. in das Eigentum des pol nischen Staates übergehen. Der Danziger Hafen ist als Stütz punkt der jungen polnischen Flotte ausersehen. Und die Deutschen? Kennen sie diese Gefahr? Beachten sie sie genügend? Der „Dresdn. Anz." schreibt hierzu: Nichts, aber auch nichts deutet darauf hin. Die Polen der Vereinigten Staaten haben bereits eine Million Dollar zum Zwecke der Polonisierung Danzigs aufgebracht; den Deutschen aber war es bisher nicht möglich, nennenswerte Beträge zu erlangen, die ihre Organisationen, die deutschen Volksräte, in die Lage versetzen, den polnischen Bestrebungen erfolgreichen Wider stand entgegenzustellen. Im Gegenteil, fast täglich erfährt man den Uebergang großer Geschäfte, Güter, Speicher usw. in polnische Hände, erhält Kunde von polnischen Neugrün- . düngen aller Art. Ist aber Danzig erst einmal polnisch geworden, dann ist es nur eine Frage der Zeit, daß die Polen dann auch ihre Angriffe auf Ostpreußen und seist« Hauptstadt Königsberg richten werden. Auch dies hat die polnische Presse schon unverblümt ausgesprochen, daß ein „Anschluß Ostpreußens an Polen für Ostpreußen das Gegebene sei". Die von der polnischen Flut umspülte Insel wird Stück um Stück losgerissen werden, und nicht eher wird Polen sich zufrieden geben, bis auch das letzte Stückchen deutscher Erde verschlungen ist. Man behaupte nicht, daß das zu schwarz gesehen sei. Auf polnischer Seite sehen wir Entschlossenheit und Zähigkeit, Durch fchwE Not... m. MisWWr»»« M» DrAfWI«. <g Nachdruck Verbote». Greuzach notierte sich die Adresse. „Bist du aber auch sicher, daß sie wirklich dort ist?" „Ganz sicher. Denn sie bat mich ja um Versetzung in ein Feldspital so bald als möglich. Da muß ich doch wissen, wohin ich sie verständigen soll. Uebrigens, wie seid ihr deikn ausgekommen miteinander aus Graditsch? Sie war nämlich ganz außer sich, als ich sie für Graditsch bestimmte, und wollte durchaus nicht hin. Sie hätte schlimme Ahnungen, behauptete sie. Ich mußte schließlich Gewalt anwenden, um Gehorsam zu erzwingen." Zn Greuzachs Gesicht zuckte es seltsam. Dann sagte er entschlossen: „Ich will dich nicht belügen, Hacker, und du sollst auch der erste sein, dem ich offen eingHtche, daß ich — hm ja, daß ich mich abscheulich gegen sie benommen habe. Aber ich will's nun wieder gut machen. Darum bin ich hier." „Ach, geh — so schlimm wird's wohl nicht sein! Ein so guter Kerl, wie du stets gegen alle Welt bist!" ,/voch. Ihr gegenüber war ich nicht gut. Schwester Elisabeth ist nämlich Winfrieds Frau, was ich erst später er fuhr. Er heiratete sie, ehe er das zweitemal ins Feld ging. -Das und — — daß sie, wie ich glaubte, absichtlich unter falscher Flagg« nach Graditsch kam, ließ ich sie hart entgelten. Aber das ist eine längere Geschichte. Hast du den Abend frei, so will ich sie dir gern erzählen — vorläufig natürlich noch im Vertrauen. Bis ich alles wieder in Ordnung gebracht habe." Natürlich nahm der General die Einladung gern an, und beide Herren beschlossen, den Abend gemeinsam in Greu zachs Wohnung zu verbringen, wohin Frau Kiendl aus dem „Deutschen Haus" ein Abendessen holte. 26. Kapitel. ' „Frau Schindler?" „Za. Womit kann ich dienen?" „Mein Name ist Greuzach. Ich möchte Ihr« Tochter sprechen." Die alte Frau starrte den Besucher verwirrt an. Anne liese hatte ihr alles erzählt, was auf Graditsch vorgefallen war. Ihr aber war cs dabei eine stille Genugtuung gewesen, daß sie „diese Leute doch von allem Anfang an richtig tariert hatte." „So sind sie! Alle! Alle!" hatte sie bitter genickt und Annelieses Pläne sofort gutgeheißen. „Du kannst dich auf mich verlassen. Dein Herr Gemahl — wenn er überhaupt noch nach dir frägt. was ich bezweifle, denn seine Familie opfert «r dir gewiß nicht — soll dich nicht zu sehen bekommen." . „ Hld nun stand statt de» Zungen der Alt« vor ihr! Mar s-lttt sk tun? i - s , i de» Urtteckt» Wet »«Gr alten MnWtden M «««HW, ÜSl »NA dagegen machen sich Zerfahrenheit, Energielosigkeit, Stumpf, heit. Gleichgültigkeit und parteipolitische Eigenbrödelei unv Selbstsucht breit. Die deutschen Volksräte, die deutsche Presse werden nicht ruhen dürfen; sie müssen alle Deutschen — auch die im Reime — wieder und wieder aufrütteln, damit sie die drohend« Gefahr erkennen und richtig einschätzen lernen. Handelt es sich doch nicht letzten Endes nur um Danzig oder Königsberg. Die maßlosen Forderungen der Polen werden immer weiter steigen, und sie werden beweisen, daß auch Pommern und große Ge biete Brandenburgs und Schlesiens polnischen Ursprungs sind und daher an Polen wieder fallen müssen. Ob dies den geschichtlichen Tatsachen entspricht, ist ja nebensächlich. Mit ungläubigem Lächeln und Kopfschütteln kann es nicht abgetan werden. Die Gefahr ist groß; sie muß erkannt werden. Und Danzig wird polnisch, wenn der Deutsche es nicht endlich lernen will, drohende Gefahren richtig einzuschätzen. Ein Dokument -er Verrohung Die Braut de« bei dm Chemnitzer Straßenkämpfen ge fallenen Reichswehrsoldatm Sans Weiß erhielt folgenden Brief: -Hochverehrtes Fräulein! Wir fragen, hiermit an, ob Sie den freiwilligen Grenzjäger Hans Weiß kennen. Er war nämlich mit bei dm Nosketruppen in Chemnitz und hat auf dem Haupt- bahnhof gegen die Arbeiterschaft gekämpft. Liebes Fräulein! Sie brauchen keine Hoffnung auf ihn zu setzen, da wir ihm mit dem Gewehrkolben den Schädel gespalten haben. Sein letzter Ruf war »meine lieben Ellern und meine liebe Helme!" Sie brauchen sich aber nicht zu wundern, wo wir Ihre Adresse Her- Haben. Wir habm nämlich in der rechten Senentasche seine Brieftasche gefunden. Die Karten legen wir Ihnen hiermit bet. Uns ist folgendes in die Hände gefallen: 180 Mk. bares Geld, 20 Stück Zigaretten, 8 Stück Zigarren, eine Uhr mll Kette, ein Revolver, ein Dolch und zuletzt haben wir dem Schuft die Stiefel ausgezogen. Da« war der Dank für seine treuen Dienste im Vaterland. Hochachtungsvoll P. R. M. F, Chemnitz, Ver- brecherstraße 17, Wohnung im Keller." Arbeitsmiiüster Schlicke fiir Akkordarbeit Der Reich«arbeil,Minister Schlicke äußerte sich in einer Unter redung einem Vertreter der „Nattonalzeitung" gegenüber über die Arbeitslosmsrage, wobei er betonte, daß er «nm Arbeit«- zwang für die Arbeitslosen ablehne, dagegen für die Wteder- einsührrng der Mordarbeit etntrete. Ohne Akkordarbeit sei nach seiner Meinung keine Kalkulation möglich. Was die Ver wendung der Arbeitslosen bet d-m Wiederaufbau tn Frankreich betrifft, so könnm die Arbeltslosm nur davor gewarnt werden, sich übertriebene Hoffnungen auf Arbeit-Möglichkeit tn dies« Hmsicht zu machen, dmn vorläufig sprechen sich die französtschm Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegen eine Beteiligung deutscher Arbeitskräfte an dm Wiederaufbau Frankreich« au». „Zuteruattouale" Bergarbeiterkouferenz Der Brüsseler „Peuple" schreibt: Der Vertreter des Internationalen Bergarbeiterverbandes Thomas Ashton ladet zu einer internationalen Bergarbeiterkonferenz ein. Die Deut schen sind bereit, sich auf der Konferenz vertreten zu lassen, haben aber Schwierigkeiten mit ihren Pässen und wünschen, daß die Konferenz entweder in Deutschland oder in Holland stattfindet. Die Belgier weigern sich, mit den Deutschen zusammenzutreffen und richteten an Ashton das Ersuchen, eine Konferenz der interalliierten Länder einzuberufen. Die preußische« Staatseiseuvahutzn oh«e Einkommen Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat den beteilig ten Gemeinden mitgeteilt, daß für das Steuerjahr 1919 ein nach den Ergebnissen des Rechnungsjahres 1918 zu ver steuerndes kommunalabgabenpslichtiges Reineinkommen dar preußischen Staatseisenbahnen nicht vorhanden ist. Durch diese amtliche Fcststellunng erleiden zahlreiche Gemeinden einen er heblichen Steueraussall. i „Meine Tochter ist nicht hier," sagte sie endlich zögernd. „Sie ist — verreist." „Wohin?" , > ; „Das weiß ich selbst nicht. Sie nahm eine Stelle in einem Feldspital an." , Da wußte Greuzach, was er schon aus dem zögernden Wesen der Frau vermutet hatte, daß sie die Tochter einfach vor ihm verleugnen wollte. ' „Wir wollen keine Komödie spielen, Frau Schindler. Ihre Tochter ist hier, das weiß ich genau» und ich muß sie unter allen Umständen sprechen." ' i „Aber -" „Bitte: unter allen Umständen, habe ich gesagt. Sie haben auch kein Recht, mir den Zutritt zu verweigern, denn wenn Anneliese Ihre Tochter ist, so ist sie doch auch meine Schwiegertochter. Seien Sie also so freundlich, ihr meinen Besuch sofort zu melden. Ich bin entschlossen, nicht von hier zu gehen, bis ich sie gesprochen habe." > Frau Schindler fühlte sich zwar nicht im mindesten ein- geschüchtert durch den etwas herrischen Ton „dieses Aristo kraten", aber ihr war plötzlich eine Erklärung seines Besuches eingefallen. Kam der alte Greuzach etwa, um Anneliese im Namen seines Sohnes eine Abfindung zu bieten? Das wäre eine ganz nette Lehre für Annelieses Stolz, überlegte sie. Dann hätte die schwärmerische Liebe doch hoffentlich ein rasches Ende / Schweigend öffnete sie eine Tür und lud Greuzach durch eine Handbewegung ein, einzütreten. „Bitte, nehmen Sie Platz," sagte sie dann kühl. „Ich werde meine Tochter verständigen." Eine Minute später erschien Anneliese. Ihr bleiches Ge sicht wurde noch einen Schatten blässer, als sie Winfrieds Vater erkannte. Offenbar hatte Frau Schindler nicht für nötig befunden, ihr den Namen des Besuchers zu melden. „Sie — Herr Graf?" stammelte Anneliese, verwirrt stehen bleibend. Denn sie begriff absolut nicht, was Greuzach nach der Beschimpfung, die er ihr angetan, nun zu ihr führen könne. Greuzach aber hatte sich vorgenommen, „den Stier gleich bei den Hörnern zu packen." Mit weitläufigen Erklärungen und Entschuldigungen konnte er als alter Mann sich doch nicht abgcben. Also, was gesagt und getan werden mußte, nur möglichst kurz. — So ging er einfach mit ausgebreiteten Armen auf Anne liese zu und sagte herzlich: „Ja. Ich, mein liebes Kind. Dein Schwiegervater, der kommt, um dich für angetanes Unrecht um Vergebung zu bitten und heimzuholen nach Gra ditsch, wohin du gehörst." Anneliese wat so erschüttert^'daß sie kein Wort heraus brachte und Greuzach nur ungläubig anstarrte. Da zog er sie ohne viel Federlesens in die Arme und küßte sie herzhaft. Und als übe diese schöne, jung«, bebende Frau, die nun in sassungrlysm Schluchzen an seiner Kruft lehnte, einemagisch« Arauzöstsche'rlMvMg ohne deutsche Erlaubnis In einem Telegramm aus Apenrade meldet da« Kopen hagener Blatt „Politiken" zum Besuch de» französischen Kreu zer« „Marseille" daselbst, daß der Kreuzer in den dortigen Gemässem ohne Erlaubnis der deutschen Behörden einge- trofsen ist. Der Kreuzer hatte die Erlaubnis zum Besuch der nordschleswigschen Häfen so spät nachgesucht, daß die deutsche Regierung die Antwort erst nach der Ankunft des Kreuzers in Apenrade geben konnte. Daher sandte die Ad miralität in Berlin dem Kreuzer direkt folgendes drahtlose Telegramm: „Der Besuch des Kreuzers „Marseille" in Flens burg, Apenrade und Hadersleben kann nicht zugelassen wer den, da er durch Waffenstillstandsbedingungen nicht begründet ist." Trotz dieser Antwort ist der französische Kreuzer vop Apenrade nach Flensburg weitergefahren, wo er von einer Abordnung Dänen aus Flensburg willkommen geheißen wurde. Die Regierung «uv die UuavhSugigeu In Berlin haben die unabhängigen und kommunistischen Funktionäre einen überraschenden Beschluß gefaßt. Nachdem sie zunächst erklärt hatten, daß sie sich den Zeitpunkt für den Kampf gegen 'die Regierung Ebert-Noske-Schlicke selbst aus suchen würden, schickten sie die unabhängigen Abgeordneten vor,- diese sollten aus den Parlamenten austreten. Wenn igan annahm, daß die unabhängigen Abgeordneten dieser Aufforderung freudig folgen würden, so hat man sich anschei nend getäuscht. Die Antwort aus den Beschluß der Partei- > funktionäre ist verlegenes Schweige^ und der „Vorwärts", das Organ der Mehrheitssozialdemökratie, spottet nicht ohne Grund: „Die Haase und Adolf Hoffmann, die Weyl und Eichhorn werden also jetzt ihre Mandate niederlegen und ihre Nachfolger auf den Listen werden die weggeworfenen Mandate nicht aufheben. Die Parlamente und Stadtverordnetenver sammlungen werden reingefegt von den Unabhängigen. Nun- mehrmmd der Klassenkamps gedeihen und die Weltrevolution mit Rätesystem wird eilends nahen." — Es ist zu erwarten, daß die unabhängigen Parteiführer es vorziehen werden, den Wink mit dem Zaunpsahl aus den eigenen Reihen zu übersehen. ; . ! Marschall Joffreals Sü«-e«vock Oberstleutnant von Tylander teilt in der „München- Augsburger Abendztg." in einem eine ganze Seite umfassen den Leitaufsatz unter der lleberschrist „Französische Sünden böcke" mit, daß, nachdem der Siegesrausch in Frankreich vorbei sei, eine wahre Epidemie auftauche, um nach den Cündenböcken zu suchen, die an den vielen Niederlagen der Franzosen im Weltkriege schuld sind. So ist in Lille ein eigenes Kriegsgericht errichtet, bei dem bis jetzt nicht weniger als 2000 Spionagefälle anhängig gemacht sind. Politischen Verrates werden weiter bezichtigt die Minister Painlevö, Malvi) und das Ministerium Ribot. Die schwersten Beschul digungen werden in der Presse aller Parteirichtungen gegen Generalissimus Joffre erhoben. Femer tagt seit vielen Mo naten eine eigene Kommission von 44 Parlamentariern zur Untersuchung darüber, welche Ursachen und Folgen der gleich bei Beginn des Krieges eingetretene Verlust des Erzbeckens von Briey für die französische Kriegführung gehabt hat. Ge neral Fournier, der Gouverneur von Maubeuge, mußte sich bereits in einem geheimen Verfahren vor 5 Generalen über den Fall von Maubeuge verantworten. Diese Verhandlungen öaben flammende Anklagen gegen den 1. Feldmarschall von Frankreich, Joffre, nach sich gezogen. ' Eine moralische Quälerei -er -etttsche« Kriegsgefangenen Eine verwerfliche Handlungsweise der Entente, di« uns schon aus Briefen von deutschen Kriegsgefangenen bekannt geworden ist, wird durch folgende Meldung erneut bestätigt: Gewalt aus so versank im Augenblick alles trennende Fremde zwischen ihnen und Greuzach empfand wirklich ehrliche Zu neigung für seines Sohnes Anneliese. „Das war entschieden der klügste Streich meines Leben»," dachte er-befriedigt. Dann sah er auf die Uhr. s „Zehn Uhr. So haben wir noch eine volle Stunde Zeit, ehe wir zu Willfried ins Spital können —" „Willftied ist hier? O — das sagst du mir jetzt erst, . ' Papa?" Annelieses Augen leuchteten plötzlich so überwäl- tigend selig und strahlend, daß Greuzach nicht anders konnte — er schloß sie noch einmal in die Arme und küßte sie auf den roten Mund. * „Nur ruhig, Herzchen! Wir sind ja noch gar nicht zum Plaudern gekommen. Und der Junge läuft dir nicht davon. Bor elf, sagte Freund Hacker, könnten wir aber im Spital nicht antreten, da bis dahin ärztliche Visite ist. Also wollen wir die Zeit benützen, um uns inzwischen auszuplaudem und unsern Schlachtenplan zu entwerfen. Nur —" er blickte sich unbehaglich in dem außergewöhnlich nüchtern und frostig ge haltenen Raum um, der, nordseitig gelegen, nichts als eine Rohrgarnitur, ein paar künstliche, verstaubte Palmen, zwei hellgelb polierte Schränke und drei oder vier, wie Greuzach im stillen feststellte, schauderhafte Oelfarbendrucke enthielt. „Hast du nicht einen andern bißchen gemütlicheren Raum dazu, Kind? Hier sieht's so leer und steif au», wie im Warte zimmer eines Landzahnarztes/' > > „Doch, Papa. Wir wollen in mein Mädchenstübchen geben. Das hat Morgensonne, und ich habe immer darauf " gesehen, daß es behaglich ist, obwohl Mutter es unnötigen Firlefanz nannte." „Stören wir deine Mütter dort nicht?" ! „Nein. Die Wohnung besteht aus Zimmer, Kabinett und Küche. Das Zimmer — dieses hier — ist Mutters Empfangszimmer. Das Kabinett gehört mir, und die Küche hat sich Mutter, da wir ja kein Mädchen haben und es dort am hellsten ist, als Arbeit»- und Schlafraum eingerichtet. M«in kleines Reich hat nur Verbindung mit diesem Raum hier. Wir stören also. Mutter gar nicht." - Anneliese öffnete eine Tür und ließ ihren Schwieger vater eintreten. Aufatmend blickte er sich um in dem Hellen, freundlichen Raum, in den die Sonne über ein Fensterbrett voll blühender Chrysanthemen hereinschien. Ein rosengemuster ter Teppich, zwei hübsche, gleichfalls, rosengemusterte Polster- stühle in der Ecke, um das Bett ein goldgestickter japanischer Schirm. Ein zierlicher Damenschreibtisch mit Willfrieds Bild darauf — das einzige, was Anneliese aus der Währinger Villa mitgenommen hatte — ein paar geschmackvolle Nippes und an den hellgrauen, Ton in Ton gemalten Wänden ein Bücher brett und mehrere Photographien — Stimmungslandschaften — in dunklen Rahmen. Das war Anneliese« Mädchenzimmer. ! I , : I l '.»I - s : '-j-., UUU uÄl I .-I I l I ..I I -Z-I
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